Wieviele Comroads gibt es noch am Neuen Markt?
Ein neuer Horrorstreifen läuft an. Titel: Todesliste, Teil II. Hauptrolle: KPMG. Die Wirtschaftsprüfer wollen sämtliche bereits testierte Abschlüsse von Unternehmen rückwirkend überprüfen. Dies sagte der KPMG-Vorstandssprecher in Deutschland, Harald Wiedmann, dem "Handelsblatt" (Mittwochausgabe). Damit würde etwa jedes siebte Unternehmen am krisengeschüttelten Wachstumssegment nochmals genauer unter die Lupe genommen. Nach den peinlichen Pannen bei Comroad droht damit noch manche Bombe in den Bilanzen zu platzen.
Gruß Jan v.Nelle
Nach dem Muster von Enron hat manches Unternehmen nach US-Gaap bilanziert. Diese Rechnungslegungs-Methode erlaubt unter gewissen Umständen die Auslagerung von Verlust bringenden Partnerschaften aus der Bilanz. Noch ist nicht gesagt, dass es tatsächlich neue Skandale geben wird. Doch ist die Gefahr nicht von der Hand zu weisen.
Eine Recherche auf der Website der Deutschen Börse ergibt ein erstes Bild: KPMG hat bei vier Unternehmen aus dem Nemax 50 im vorigen Jahr den Jahresabschluss testiert. Dazu zählen United Internet, die gerade in den Index aufgenommene Gericom, Dialog Semiconductor und Evotec. Sollten bei diesen Firmen Verdachtsmonente auftauchen, werden sie unter Druck geraten. Allerdings ist das Suchergebnis eventuell nicht vollständig, weil sich manch Jahresabschluss nicht korrekt laden lässt.
Problemfall KPMG
Wenn KPMG erst jetzt den einen oder anderen Problemfall unter die Lupe nehmen will, muss sich das Unternehmen fragen lassen, ob es dies nicht schon früher hätte tun können. Auch bei der Pressearbeit muss das Unternehmen noch lernen: Die Website ist ein Totalausfall. Die Pressestelle in Berlin reagierte bislang nicht auf die Anfrage von sharper.de. Vorstandssprecher Harald Wiedmann sei nicht im Hause, hieß es lapidar. Offensichtlich ist KPMG von der Wirkung des Berichtes überrascht worden. Jedenfalls ist in mancher Niederlassung das Thema durchaus bekannt.
Mit den neuerlichen negativen Schlagzeilen verlängert KPMG die Liste des eigenen Versagens. Neben Comroad war der Wirtschaftsprüfer bei Flowtex dabei und bei Philipp Holzmann. Dazu kam jüngst der Fall Phenomedia
, für den KPMG kein Testat ausstellte. In den USA hatte KPMG dem Kopierer-Hersteller Xerox bei Bilanztricks geholfen. KPMG wird dem abgestürzten Konkurrenten Arthur Andersen immer ähnlicher, der bei Enron Luftbuchungen vertuscht hatte. Und siehe da: Im Fernen Osten nähern sich beide Firmen an. Andersen und KPMG planen eine Fusion in Thailand.
KPMG bringt sich und den Neuen Markt in Bedrängnis. Noch ist nicht klar, ob es neue Skandale a la Comroad geben wird. Sollten allerdings Firmen mit neuen Luftbuchungen auftauchen, wird das der Wachstumsbörse einen heftigen Schlag versetzen. Und auch KPMG selbst.
© 2002 sharper.de
Ein neuer Horrorstreifen läuft an. Titel: Todesliste, Teil II. Hauptrolle: KPMG. Die Wirtschaftsprüfer wollen sämtliche bereits testierte Abschlüsse von Unternehmen rückwirkend überprüfen. Dies sagte der KPMG-Vorstandssprecher in Deutschland, Harald Wiedmann, dem "Handelsblatt" (Mittwochausgabe). Damit würde etwa jedes siebte Unternehmen am krisengeschüttelten Wachstumssegment nochmals genauer unter die Lupe genommen. Nach den peinlichen Pannen bei Comroad droht damit noch manche Bombe in den Bilanzen zu platzen.
Gruß Jan v.Nelle
Nach dem Muster von Enron hat manches Unternehmen nach US-Gaap bilanziert. Diese Rechnungslegungs-Methode erlaubt unter gewissen Umständen die Auslagerung von Verlust bringenden Partnerschaften aus der Bilanz. Noch ist nicht gesagt, dass es tatsächlich neue Skandale geben wird. Doch ist die Gefahr nicht von der Hand zu weisen.
Eine Recherche auf der Website der Deutschen Börse ergibt ein erstes Bild: KPMG hat bei vier Unternehmen aus dem Nemax 50 im vorigen Jahr den Jahresabschluss testiert. Dazu zählen United Internet, die gerade in den Index aufgenommene Gericom, Dialog Semiconductor und Evotec. Sollten bei diesen Firmen Verdachtsmonente auftauchen, werden sie unter Druck geraten. Allerdings ist das Suchergebnis eventuell nicht vollständig, weil sich manch Jahresabschluss nicht korrekt laden lässt.
Problemfall KPMG
Wenn KPMG erst jetzt den einen oder anderen Problemfall unter die Lupe nehmen will, muss sich das Unternehmen fragen lassen, ob es dies nicht schon früher hätte tun können. Auch bei der Pressearbeit muss das Unternehmen noch lernen: Die Website ist ein Totalausfall. Die Pressestelle in Berlin reagierte bislang nicht auf die Anfrage von sharper.de. Vorstandssprecher Harald Wiedmann sei nicht im Hause, hieß es lapidar. Offensichtlich ist KPMG von der Wirkung des Berichtes überrascht worden. Jedenfalls ist in mancher Niederlassung das Thema durchaus bekannt.
Mit den neuerlichen negativen Schlagzeilen verlängert KPMG die Liste des eigenen Versagens. Neben Comroad war der Wirtschaftsprüfer bei Flowtex dabei und bei Philipp Holzmann. Dazu kam jüngst der Fall Phenomedia
, für den KPMG kein Testat ausstellte. In den USA hatte KPMG dem Kopierer-Hersteller Xerox bei Bilanztricks geholfen. KPMG wird dem abgestürzten Konkurrenten Arthur Andersen immer ähnlicher, der bei Enron Luftbuchungen vertuscht hatte. Und siehe da: Im Fernen Osten nähern sich beide Firmen an. Andersen und KPMG planen eine Fusion in Thailand.
KPMG bringt sich und den Neuen Markt in Bedrängnis. Noch ist nicht klar, ob es neue Skandale a la Comroad geben wird. Sollten allerdings Firmen mit neuen Luftbuchungen auftauchen, wird das der Wachstumsbörse einen heftigen Schlag versetzen. Und auch KPMG selbst.
© 2002 sharper.de