Marketing-Irrgarten
Wie man richtig in Rohstoffe investiert
Die Idee klingt so einfach wie genial: Die Weltbevölkerung wächst, der Rohstoffhunger der Schwellenländer ist ungebremst – langfristig führt kaum ein Weg an der Verknappung von Rohstoffen vorbei. Viele Investoren wollen daher über Zertifikate vom langfristigen Boom der Anlageklasse Rohstoffe profitieren. Mit Zertifikate verbriefen Emittenten den Zugang zu beinahe jeden Rohstoff von A wie Aluminium bis Z wie Zink. Der einfachste Weg in ein Rohstoffengagement führt – wie auch am Aktienmarkt – über Zertifikate auf Rohstoffindizes.
Doch noch stärker als im Aktienmarkt kommt der Wahl des richtigen Rohstoffzertifikats eine entscheidende Bedeutung für den Anlageerfolg zu. Während sich die Erträge bei einem Aktienindex nur aus dem Komponenten Kursgewinne und Dividenden zusammen setzen, sind es bei Zertifikaten auf Rohstoffe und Rohstoffindizes gleich drei Ertragsquellen: Die Kursgewinne des Rohstoffs, die Zinseinnahmen und die Rollerträge. Der Hintergrund: Über Zertifikate und Rohstoffindizes investieren Anleger nicht direkt in den physischen Rohstoff – für den dann auch Lager- und Transportkosten anfallen – sondern über den Umweg eines Fonds oder Zertifikats regelmäßig in den jeweils nächsten fälligen Terminkontrakt, der zu einer künftigen Lieferung berechtigt.
Für dieses Engagement am Terminmarkt benötigt der Emittent, aber auch der Indexanbieter allerdings nur einen Teil des ihm zur Verfügung gestellten Geldes, in der Regel maximal 20 Prozent. Das übrige Geld wird als Sicherheit hinterlegt. Für den Anleger entscheidend ist, ob ihm dieses Geld verzinst wird oder nicht. Erhält er keinerlei Zinsen, sprechen Indexanbieter und Emittenten auch von einem „Excess Return Index“.
Verzinsen ihm Indexanbieter und der Emittent diese hinterlegte Sicherheit, ist hingegen die Rede von einem „Total Return Index“ – eine Unterscheidung, die langfristig einen fulminanten Renditeunter-schied für Anleger ausmacht: Während die „Excess-Return“-Variante des wohl bekanntesten Rohstoffindex, dem Goldman Sachs Commoditiy Index (GSCI), rückberechnet seit dem 1.1. 1970 um durchschnittlich 5,7 Prozent pro Jahr zulegte, stieg der GSCI-Total-Return-Index um im Schnitt 12,5 Prozent pro Jahr. Aus einer Einmalanlage von 5000 US-Dollar im Jahr 1970 wären so hypothetisch in der Excess-Return-Variante bis heute rund 36 000 Euro, in der Total-Return-Variante mit einem Endbetrag von rund 334 000 Euro dank Zins und Zinseszins beinahe das zehnfache des Ertrags zu erzielen gewesen!
Problematisch aus Anlegersicht: In den jüngst besonders stark gestiegenen Rohstoffbereichen Öl und Gas machen die Zugewinne aus Zinseinnahmen historisch rund zwei Drittel, bei Industriemetallen gar drei Viertel des Gesamtertrags aus der Rohstoffanlage aus. Bei den wichtigen Energierohstoffen wiederum spielten Rollerträge eine wichtige Rolle – etwa beim Öl: Seit Aufnahme der Notierung von Öl der Sorte WTI an der New Yorker Terminbörse Nymex im Jahre 1983 konnten Anleger bis zum Sommer diesen Jahres 17,6 Prozent pro Jahr verdienen, wie die Rohstoffexperten der BW-Bank errechnet haben. Davon entfielen allein 10,5 Prozentpunkte auf Rollerträge und 5,6 Prozentpunkte pro Jahr auf Zinserträge. Hintergrund: Die Preise zur späteren Lieferung notieren im Energiemarkt meist deutlich unter den Preisen zur sofortigen Lieferung. Rollerträge – und natürlich auch Verluste - entstehen aus der Differenz zwischen den Preisen zur physischen und sofortigen Lieferung (Kassa/Spot-Markt) und der künftigen Lieferung (Terminmarkt). Magere 1,5 Prozent steuerte der tatsächliche Preisanstieg des Ölpreises pro Jahr zum Gesamtgewinn in den letzten 22 Jahren bei. Bezieht sich ein Produkt lediglich auf den physischen Markt, so ist die Rede von einem „Spot Return Index“ – dies heißt, dass Rollkosten oder –erträge und Zinseinnahmen keine Rolle spielen. Maßgeblich ist lediglich der physische (Spot-) Markt.
Trotz der Vorzüge der Total-Return-Indizes bezieht sich nur eine verschwindend geringe Auswahl an Zertifikaten ohne Laufzeitbegrenzung auf dem deutschen Markt tatsächlich auf Total-Return-Rohstoffindizes – unabhängig davon, ob es sich um Zertifikate auf die GSCI-Indizes, den CRB-Rohstoffindex oder Eigenkreationen wie den Deutsche Bank Liquid Commodity Index (DBLCI) handelt. In den meisten Fällen beziehen sich die Produkte auf „Excess Return-Indizes“ – das heißt nichts anderes, als dass Anleger – ähnlich einem Kursindex - auf die Zinserträge vollständig verzichtet. Immerhin finanzieren viele Emittenten aus den Zinserträgen Bonus- und Pufferkonstruktionen oder Währungssicherungen, die das Risiko der Rohstoffanlage zusätzlich mildern.
Eine Ausnahme im Reich der Zertifikate ist ABN Amro mit den Zertifikaten auf den von Jim Rogers erfundenden und verwalteten Rogers International Commodity Index, kurz RICIs genannt. Zwar müssen Anleger für diese Zertifikate Managementgebühren von bis zu 1,75 Prozent pro Jahr entrichten, doch profitieren dabei vollständig von den Zinseinnahmen ihres Engagements. Anleger tun daher gut daran, die Indexinvestitionen auch bei ähnlichen Zertifikaten nicht nach Schema F anhand einer Management-gebühr zu beurteilen, sondern auf die Ausgestaltung des Index zu achten.
Eine Managementgebühr ist bei einer fairen Konstruktion als Total-Return-Index meist die bessere Alternative zu einem Excess-Return-Produkt oder einer undurchsichtigen Konstruktion, die die wahren Gebühren der Anlage verschleiert.
Eine schnörkellose Alternative in diesem Anlagesegment kommt im übrigen ausgerechnet aus der Fondsbranche: Der börsengehandelte Indexfonds »EasyETF GSCI von Axa Investment Managers. Der Fonds ist nicht nur als Sondervermögen geschützt, sondern bezieht sich auch fair auf den – zugegeben recht öllastigen - GSCI Total Return. Dafür entrichten Anleger lediglich eine Managementgebühr von 0,45 Prozent pro Jahr.
Quelle: HANDELSBLATT, Dienstag, 30. August 2005, 07:08 Uhr
...be invested
Der Einsame Samariter
Wie man richtig in Rohstoffe investiert
Die Idee klingt so einfach wie genial: Die Weltbevölkerung wächst, der Rohstoffhunger der Schwellenländer ist ungebremst – langfristig führt kaum ein Weg an der Verknappung von Rohstoffen vorbei. Viele Investoren wollen daher über Zertifikate vom langfristigen Boom der Anlageklasse Rohstoffe profitieren. Mit Zertifikate verbriefen Emittenten den Zugang zu beinahe jeden Rohstoff von A wie Aluminium bis Z wie Zink. Der einfachste Weg in ein Rohstoffengagement führt – wie auch am Aktienmarkt – über Zertifikate auf Rohstoffindizes.
Doch noch stärker als im Aktienmarkt kommt der Wahl des richtigen Rohstoffzertifikats eine entscheidende Bedeutung für den Anlageerfolg zu. Während sich die Erträge bei einem Aktienindex nur aus dem Komponenten Kursgewinne und Dividenden zusammen setzen, sind es bei Zertifikaten auf Rohstoffe und Rohstoffindizes gleich drei Ertragsquellen: Die Kursgewinne des Rohstoffs, die Zinseinnahmen und die Rollerträge. Der Hintergrund: Über Zertifikate und Rohstoffindizes investieren Anleger nicht direkt in den physischen Rohstoff – für den dann auch Lager- und Transportkosten anfallen – sondern über den Umweg eines Fonds oder Zertifikats regelmäßig in den jeweils nächsten fälligen Terminkontrakt, der zu einer künftigen Lieferung berechtigt.
Für dieses Engagement am Terminmarkt benötigt der Emittent, aber auch der Indexanbieter allerdings nur einen Teil des ihm zur Verfügung gestellten Geldes, in der Regel maximal 20 Prozent. Das übrige Geld wird als Sicherheit hinterlegt. Für den Anleger entscheidend ist, ob ihm dieses Geld verzinst wird oder nicht. Erhält er keinerlei Zinsen, sprechen Indexanbieter und Emittenten auch von einem „Excess Return Index“.
Verzinsen ihm Indexanbieter und der Emittent diese hinterlegte Sicherheit, ist hingegen die Rede von einem „Total Return Index“ – eine Unterscheidung, die langfristig einen fulminanten Renditeunter-schied für Anleger ausmacht: Während die „Excess-Return“-Variante des wohl bekanntesten Rohstoffindex, dem Goldman Sachs Commoditiy Index (GSCI), rückberechnet seit dem 1.1. 1970 um durchschnittlich 5,7 Prozent pro Jahr zulegte, stieg der GSCI-Total-Return-Index um im Schnitt 12,5 Prozent pro Jahr. Aus einer Einmalanlage von 5000 US-Dollar im Jahr 1970 wären so hypothetisch in der Excess-Return-Variante bis heute rund 36 000 Euro, in der Total-Return-Variante mit einem Endbetrag von rund 334 000 Euro dank Zins und Zinseszins beinahe das zehnfache des Ertrags zu erzielen gewesen!
Problematisch aus Anlegersicht: In den jüngst besonders stark gestiegenen Rohstoffbereichen Öl und Gas machen die Zugewinne aus Zinseinnahmen historisch rund zwei Drittel, bei Industriemetallen gar drei Viertel des Gesamtertrags aus der Rohstoffanlage aus. Bei den wichtigen Energierohstoffen wiederum spielten Rollerträge eine wichtige Rolle – etwa beim Öl: Seit Aufnahme der Notierung von Öl der Sorte WTI an der New Yorker Terminbörse Nymex im Jahre 1983 konnten Anleger bis zum Sommer diesen Jahres 17,6 Prozent pro Jahr verdienen, wie die Rohstoffexperten der BW-Bank errechnet haben. Davon entfielen allein 10,5 Prozentpunkte auf Rollerträge und 5,6 Prozentpunkte pro Jahr auf Zinserträge. Hintergrund: Die Preise zur späteren Lieferung notieren im Energiemarkt meist deutlich unter den Preisen zur sofortigen Lieferung. Rollerträge – und natürlich auch Verluste - entstehen aus der Differenz zwischen den Preisen zur physischen und sofortigen Lieferung (Kassa/Spot-Markt) und der künftigen Lieferung (Terminmarkt). Magere 1,5 Prozent steuerte der tatsächliche Preisanstieg des Ölpreises pro Jahr zum Gesamtgewinn in den letzten 22 Jahren bei. Bezieht sich ein Produkt lediglich auf den physischen Markt, so ist die Rede von einem „Spot Return Index“ – dies heißt, dass Rollkosten oder –erträge und Zinseinnahmen keine Rolle spielen. Maßgeblich ist lediglich der physische (Spot-) Markt.
Trotz der Vorzüge der Total-Return-Indizes bezieht sich nur eine verschwindend geringe Auswahl an Zertifikaten ohne Laufzeitbegrenzung auf dem deutschen Markt tatsächlich auf Total-Return-Rohstoffindizes – unabhängig davon, ob es sich um Zertifikate auf die GSCI-Indizes, den CRB-Rohstoffindex oder Eigenkreationen wie den Deutsche Bank Liquid Commodity Index (DBLCI) handelt. In den meisten Fällen beziehen sich die Produkte auf „Excess Return-Indizes“ – das heißt nichts anderes, als dass Anleger – ähnlich einem Kursindex - auf die Zinserträge vollständig verzichtet. Immerhin finanzieren viele Emittenten aus den Zinserträgen Bonus- und Pufferkonstruktionen oder Währungssicherungen, die das Risiko der Rohstoffanlage zusätzlich mildern.
Eine Ausnahme im Reich der Zertifikate ist ABN Amro mit den Zertifikaten auf den von Jim Rogers erfundenden und verwalteten Rogers International Commodity Index, kurz RICIs genannt. Zwar müssen Anleger für diese Zertifikate Managementgebühren von bis zu 1,75 Prozent pro Jahr entrichten, doch profitieren dabei vollständig von den Zinseinnahmen ihres Engagements. Anleger tun daher gut daran, die Indexinvestitionen auch bei ähnlichen Zertifikaten nicht nach Schema F anhand einer Management-gebühr zu beurteilen, sondern auf die Ausgestaltung des Index zu achten.
Eine Managementgebühr ist bei einer fairen Konstruktion als Total-Return-Index meist die bessere Alternative zu einem Excess-Return-Produkt oder einer undurchsichtigen Konstruktion, die die wahren Gebühren der Anlage verschleiert.
Eine schnörkellose Alternative in diesem Anlagesegment kommt im übrigen ausgerechnet aus der Fondsbranche: Der börsengehandelte Indexfonds »EasyETF GSCI von Axa Investment Managers. Der Fonds ist nicht nur als Sondervermögen geschützt, sondern bezieht sich auch fair auf den – zugegeben recht öllastigen - GSCI Total Return. Dafür entrichten Anleger lediglich eine Managementgebühr von 0,45 Prozent pro Jahr.
Quelle: HANDELSBLATT, Dienstag, 30. August 2005, 07:08 Uhr
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Der Einsame Samariter