WestLB: Wenn eine Provinzbank "Hedgefond" spielt

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Anti Lemming:

WestLB: Wenn eine Provinzbank "Hedgefond" spielt

6
10.04.07 08:05

WestLB: Schlechte Wette schürt Unruhe

von Nina Luttmer, Ute Göggelmann und Tim Bartz (Frankfurt)

Mit einer riskanten Wette auf VW-Aktien hat die WestLB rund 100 Mio. Euro verloren. Bei den Mitarbeitern macht sich Unruhe breit: Wie konnte es zu einer solchen Fehlspekulation kommen? Erinnerungen an die schlechten alten Zeiten werden wach.

WestLB: Wenn eine Provinzbank Hedgefond spielt 3207946  Thomas Fischer, Vorstandschef der WestLB

Thomas Fischer kann reden. Rhetorisch kann dem WestLB-Chef kaum ein Unternehmensführer in Deutschland das Wasser reichen. Das weiß Fischer. Und deshalb redet er gerne. Normalerweise jedenfalls.

Auf der Bilanzpressekonferenz vor knapp zwei Wochen hielt Fischer seine rhetorischen Fähigkeiten allerdings im Zaum. Bei der Prognose für das Geschäftsjahr 2007 gab er sich ungewohnt wortkarg. "Das laufende Jahr wird deutlich anspruchsvoller als 2006", sagte der Banker lediglich. Die Stimmung an den Kapitalmärkten sei nervöser geworden, es bestünden erhebliche konjunkturelle Risiken.

Vorsichtige Prognose

Zwar hatte sich Fischer auch vor einem Jahr mit einem Ausblick für das Geschäftsjahr 2006 zurückgehalten. Doch diesmal könnte sich die Vorsicht als äußerst weitsichtig erweisen: Seine Bank hat im März binnen wenigen Tagen rund 100 Mio. Euro durch Fehlspekulationen im Aktienhandel verloren - und die Verluste könnten sich noch deutlich ausweiten. "Jetzt wird langsam klar, warum Fischer nur so eine dürftige Prognose geben wollte", sagt ein WestLB-Manager. Fischer, so seine Vermutung, müsse zum Zeitpunkt der Pressekonferenz bereits informiert gewesen sein.

 

 

 

Bedrohlich ist der Fehlschlag für die Bank nicht. Die Ratingagentur Fitch hat erklärt, die Bank könne einen Verlust von 100 Mio. Euro verkraften. Das Minus schmerzt allerdings gewaltig. Und es kommt zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Die WestLB bietet gerade mit für die Landesbank Berlin (LBB).

Große Pläne

Damit will das Institut sein Profil stärken, will zeigen, dass es auf dem deutschen Bankenmarkt eine tonangebende Rolle spielt. Noch rätseln Beobachter, woher die WestLB das Kapital für den Kauf nehmen will. Der Preis für die LBB soll zwischen 4 und 6 Mrd. Euro liegen. Außerdem will Fischer in diesem Jahr bei der Sachsen LB, der schwächsten deutschen Landesbank, einsteigen. Große Pläne also. Stattdessen nun: ein Fiasko im eigenen Haus.

Ein Team um den langjährigen WestLB-Mitarbeiter Markus Bolder, Executive Director im Aktienhandel, war eine riskante Wette eingegangen: Es hatte darauf gesetzt, dass die Kursdifferenz - der sogenannte Spread - zwischen Stamm- und Vorzugsaktien des Automobilkonzerns VW 30 Euro oder weniger betragen würde. Stammaktien sind im Gegensatz zu Vorzugsaktien mit Stimmrechten ausgestattete Papiere. Die WestLB-Händler rechneten damit, dass der Kurs der Stammaktien sinken würde. Sie kauften daher Vorzugsaktien und verkauften Stammaktien leer - das heißt, sie liehen sich die Stammaktien, beispielsweise von Fonds und anderen Banken. Das Institut profitierte dadurch von einem fallenden Kurs der Stämme, da es sich anschließend wieder günstiger mit den Papieren am Markt eindecken konnte, um sie dem "Verleiher" zurückzugeben.

WestLB: Wenn eine Provinzbank Hedgefond spielt 3207946  Preisdifferenz zwischen VW-Stamm- vs. Vorzugsaktien

Das Spiel ging lange auf, doch am 24. März kündigte Porsche an, seinen Anteil an VW-Stammaktien von 27,2 auf 31 Prozent aufzustocken. Der Kurs der Vorzugsaktien rutschte daraufhin stärker ab als der der Stammaktien. Die Kursdifferenz erhöhte sich am 26. März auf 37 Euro. Die WestLB verlor dadurch - zumindest auf dem Papier - einen dreistelligen Millionenbetrag. Realisiert ist dieser Verlust offenbar noch nicht. Dem Vernehmen nach besitzt die Bank nach wie vor VW-Vorzugsaktien, deren Kursentwicklung abzuwarten bleibt.

Ungewöhnlich hoher Einsatz

Wetten auf die Differenz zwischen zwei Aktiengattungen sind nicht ungewöhnlich. Auch andere Banken mögen diese Strategie, die sogar Kleinanlegern angeboten wird: So hat die LBB erst Anfang März ein Zertifikat herausgebracht, das ebenfalls auf eine sinkende Differenz zwischen VW-Stämmen und Vorzügen abzielt.

Ungewöhnlich war bei der WestLB indes die Höhe des Einsatzes: In Händlerkreisen heißt es, die Bank habe jeweils mehrere Millionen Vorzugs- und Stammaktien gehalten. "Es ist schon länger bekannt, dass da eine Bank eine Riesenwette eingeht", sagt ein Händler. "Seit Mitte November beobachten wir, dass die Umsätze in Stamm- und Vorzugsaktien von VW abends in der Schlussauktion teilweise doppelt so hoch sind wie über den Tag." Es seien dabei ungewöhnlich große Stückzahlen gehandelt worden.

Montag vergangener Woche zieht die WestLB schließlich hektisch Konsequenzen. Sowohl Bolder als auch sein Chef, der Co-Head Global Markets Friedhelm Breuers, müssen ihren Platz räumen. Der Vorstand ruft Führungskräfte aus dem Osterurlaub zurück, um Verantwortlichkeiten neu zu verteilen. Dem Rest der Belegschaft wird der Abgang der beiden Führungskräfte via Intranet mitgeteilt. Floskeln wie "einvernehmlich" oder "mit Bedauern", die bei unerwarteten Abgängen sonst üblich sind, fehlen. Bei der mündlichen Verkündung im Handelssaal der Bank wird Breuers noch kurz für seine Arbeit gedankt, Bolder nicht.

Offiziell heißt es aus der WestLB, dass die beiden schon einmal wegen einer Überschreitung ihrer Handelslimits abgemahnt worden seien. Die Kündigung sei die Konsequenz einer zweiten Überschreitung gewesen - vermutlich der VW-Geschäfte.

Unruhe unter den Mitarbeitern

Die Unruhe im Haus ist nun groß. Die Mitarbeiter suchen nach Erklärungen: Sind Breuers und Bolder Opfer ihrer Gier oder Bauernopfer? Wusste die Chefetage von den riskanten Geschäften und hat sie toleriert? Oder ist der Verlust Folge des starken Drucks, der auf den Eigenhändlern lastet?

Es ist bekannt, dass Händler aller Banken unter Zugzwang stehen. Die Märkte laufen gut, die Vorstände erwarten exzellente Geschäfte. Zudem winken bei Erfolg hohe Bonuszahlungen. Jemand wie Bolder könnte so bis zu 1 Mio. Euro verdient haben, schätzen Finanzkreise - auch Gier scheidet somit als Motiv für riskante Geschäfte nicht aus. Interessantes Detail: Sowohl Bolder als auch Breuers haben trotz ihrer möglichen Verstöße gegen interne Handelslimits Ende März noch ihre Boni kassiert.

WestLB: Wenn eine Provinzbank Hedgefond spielt 3207946  Der Eingang der WestLB-Zentrale in Düsseldorf

Die WestLB ist noch stärker als andere Institute auf ein gutes Handelergebnis angewiesen. Im vergangenen Jahr trug es 429 Mio. Euro zum Konzernergebnis von 1,006 Mrd. Euro bei - und war damit ein größerer Posten als der Provisionsüberschuss von 325 Mio. Euro. Aus der Bilanz ist zwar nicht ableitbar, wie groß der Anteil des Eigenhandels am Handelsergebnis ist. Kenner gehen aber von einer zentralen Bedeutung aus.

Seit dem Wegfall der Gewährträgerhaftung 2005 - bis dahin sprang der Staat bei Schieflagen ein - versuchen sich die Landesbanken so zu positionieren, dass sie bei der anstehenden Konsolidierung nicht unter die Räder kommen. Besonderes Augenmerk fällt dabei auf die einst so mächtige WestLB. Obwohl das Institut nach den Jahren 2002 und 2003 keine Verluste mehr geschrieben hat, zweifeln einige Ratingexperten nach wie vor an der Nachhaltigkeit der Erträge. In den vergangenen Jahren haben immer wieder Sondereffekte das Ergebnis positiv beeinflusst, operativ dagegen verdient das Institut vor allem auf dem Heimatmarkt Deutschland eher mittelmäßig. Noch ist vielen in der Branche nicht klar, welche Rolle Fischer seinem Haus für die Zukunft zugedacht hat.

Hoher Erfolgsdruck

Mitarbeiter geben an, dass der Erfolgsdruck deutlich zugenommen habe. Breuers habe in den vergangenen zwei Jahren die Botschaft "Geld verdienen oder gehen" vermittelt, berichten sie. Bolders Team, zu dem sechs bis acht Händler gehörten, hatte scheinbar grünes Licht für besonders risikoreiche Geschäfte bekommen. "Bolder und seine Leute durften alles machen, womit Geld zu verdienen war", erzählt ein Kenner der Gruppe. Sie hätten auch Strategien fahren dürfen, die normalerweise nur risikofreudige Hedge-Fonds nutzen. Lange Zeit war die Truppe damit sehr erfolgreich: Insider schätzen, dass Bolders Team der Bank im Jahr 60 bis 70 Mio. Euro einbrachte.

Im Fall VW ist es danebengegangen. Warum der Vorstand die drohenden Verluste nicht früher bemerkt hat - und ob das überhaupt möglich war - ist noch ungeklärt. Fischer, dem für das Risikocontrolling zuständigen Vorstand Matthijs van den Adel und Werner Taiber, der den Eigenhandel verantwortet, werden täglich Listen mit den "Values at Risk" - den offenen Risikopositionen - zur Abzeichnung vorgelegt. "Sobald der Missstand erkennbar war, wurden die Konsequenzen durch die Kündigung der beiden Mitarbeiter gezogen", heißt es nun aus der WestLB. Auch die Ratinagentur Fitch hat nach Bekanntwerden des Wettdebakels erklärt, dass die Bank ihr Risikomanagement in den vergangenen drei Jahren verbessert habe. Sie formuliert jedoch auffällig zurückhaltend: Der Verlust zeige "nicht notwendigerweise Schwächen im Risikomanagement".

Manch außenstehender Banker fühlt sich bereits an die schlechten alten Zeiten der WestLB erinnert. "Das hatten wir alles schon einmal", sagt ein Landesbanker, "mir schwant nichts Gutes." Die WestLB, die unter ihrem Ex-Chef Friedel Neuber im Ruf stand, als politisches Instrument missbraucht zu werden, war 2002 und 2003 in eine erhebliche Schieflage geraten. Sowohl Neuber als auch sein Nachfolger Jürgen Sengera wollten die Bank zu einer weltweit agierenden Groß- und Investmentbank ausbauen - und scheiterten.

Welche Krise nun nach den Millionenverlusten durch die VW-Spekulation der WestLB droht, ist offen. Fraglich ist allerdings, ob Thomas Fischer noch zu der Botschaft steht, die er auf der Bilanzpressekonferenz verkündet hat. "Die WestLB", so der Bankchef vor zwei Wochen, "macht wieder Spaß." Da war die Rhetorik dann doch kurz übermächtiger als die Vorsicht.

Aus der FTD vom 10.04.2007

Quelle:

http://www.ftd.de/unternehmen/finanzdienstleister/....html?mode=print

all time high:

Nur soviel

 
10.04.07 08:20


In Österreich, hatte die BAWAG nach ihren "karibikverlusten" auch durch eine Übernahme, Damals die POST, riesen verluste, zu verschleiern versucht......

das ende ist bekannt, pleite und rettung nur durch staatshaftung.
Auch Elsner, war als guter "redner" bekannt.

mfg
ath
Kicky:

warum hier nicht auch strafrechtlich vorgegangen

2
10.04.07 08:34
wird, kann einen Durchschnittsbürger wie mich schon erbosen.""Bolder und seine Leute durften alles machen, womit Geld zu verdienen war","Bedrohlich ist der Fehlschlag für die Bank nicht. Die Ratingagentur Fitch hat erklärt, die Bank könne einen Verlust von 100 Mio. Euro verkraften."jaja Peanuts!
gibt es da gar keine Aufsichtsinstanz die derartiges Zocken mit Geldern verhindert?  
permanent:

seit der letzten Woche bekannt

 
10.04.07 08:52
Anti Lemming:

Spekulation und Strafrecht

 
10.04.07 09:01
Wenn ein "Executive Director" im Aktienhandel wie Bolder von seiner Bank eine Blanko-Vollmacht erhält, mit spekulativen Geschäften das Ergebnis zu verbessern, so geschieht dies im Auftrag und mit Billigung der Geschäftsleitung (Fischer), selbst wenn diese sich nicht in jedem Einzelfall um den Gegenstand der Deals kümmert. Strafrechtliche Verfehlungen liegen also nicht vor.

Solche ein Blanko-Auftrag bleibt in der Regel bestehen, solange die Abteilung - wie erwartet - fette Gewinne im Eigenhandel einstreicht. Aber da nicht einmal Finanzgrößen wie Soros und Buffett vor Fehlspekulationen gefeit sind, kann auch ein kleines Licht wie Bolder mal böse daneben liegen. Er konnte nicht ahnen, dass Porsche ihm mit dem weit unter Wert liegenden Pflichtgebot in die Parade fährt.

Nun hätte im Grunde Fischer, der Vorstandsvorsitzende der WestLB, den Hut nehmen müssen. Bei Geschäften dieser Größenordnung kann man wohl ausschließen, dass er sie (und ihre Risiken) nicht gekannt hatte. Die WestLB hat ja sogar Zertis auf den gleichen Deal ausgegeben (siehe FTD-Artikel oben).

Fischer reagiert hingegen wie die meisten Nieten in Nadelstreifen: Ein Mann aus der zweiten Reihe wird verantwortlich gemacht und als Bauernopfer schau-geschlachtet. Er selber bleibt in Amt und Würden.

Wäre der Deal gelungen, hätte er sich womöglich als dessen Urheber feiern lassen.
Anti Lemming:

Permanent

 
10.04.07 10:14
Posting 4: Sorry, hatte ich nicht gesehen. Der FTD-Artikel liefert noch einige zusätzliche Hintergrund-Infos.
Anti Lemming:

Doch Strafanzeige - meine These in # 3 war falsch

 
10.04.07 16:11
Exklusiv: WestLB zeigt Ex-Händler an
von Tim Bartz (Frankfurt), FTD

Die WestLB will endlich wissen, was genau zu dem 100-Millionen-Debakel in ihrem Aktienhandel geführt hat. Sie hat Strafanzeige gegen die vor kurzem entlasssenen Mitarbeiter Markus Bolder und Friedhelm Breuers gestellt. Die Vorwürfe: Verstoß gegen das Wertpapierhandelsgesetz und das Strafgesetzbuch.

Mit der Anzeige bei der Staatsanwaltschaft Düsseldorf sollen mögliche Regelverstöße im Eigenhandel aufgeklärt werden. "Wir wollen jetzt wissen, was passiert ist", sagte ein Sprecher der WestLB der Financial Times Deutschland. Die WestLB hatte Bolder und Breuers vor wenigen Tagen entlassen. Sie hatten durch Fehlspekulationen mit VW-Aktien binnen weniger Tage einen Verlust von 100 Mio. Euro angehäuft. Bolder war Executive Director im Aktienhandel, Bolder als Co-Head Global Markets sein Chef.

Task Force ins Leben gerufen

Zudem seien die Aufsichtsbehörden, insbesondere die BaFin und die Bundesbank, über dieses Vorgehen informiert worden, sagte der Sprecher weiter. Bereits vor Ostern sei auf Veranlassung des Vorstandes eine Task Force gebildet worden. Ihr gehören neben internen Experten auch Anwälte der Kanzlei Hengeler Mueller sowie Vertreter der Investmentbank JP Morgan und des Wirtschaftsprüfer Ernst & Young an.

Nach den bisherigen Untersuchungsergebnissen der Task Force sei deutlich geworden, dass neben den zwei bereits ausgeschiedenen Mitarbeitern möglicherweise auch Dritte in die fraglichen Vorgänge involviert waren. Deren Tätigkeit falle allerdings nicht unter die Aufklärungshoheit der WestLB, da es sich dabei nicht um Beschäftigte der Landesbank handele.
Kicky:

interessant o. T.

 
10.04.07 19:15
Stöffen:

Wohl nicht nur VW - Aktien betroffen

 
10.04.07 22:30

HAMBURG (dpa-AFX) – Aktienhändler der WestLB stehen nach Informationen der
'Financial Times Deutschland' unter Verdacht, jahrelang die Schlusskurse der
Vorzugsaktien von Metro, BMW und VW manipuliert zu haben.
Damit hätten die
Händler zumindest auf dem Papier hohe Gewinne im Eigenhandel der Bank erzielt
und ihre Bonuszahlungen gesichert, sagten mit den Vorfällen vertraute Banker der 'FTD' (Mittwochausgabe). Der in der vergangenen Woche gemeldete Tagesverlust von 100 Millionen Euro aus dem Handel mit VW-Aktien sei ein 'Betriebsunfall' in der Manipulationskette gewesen .....

..... 'Der Rückstellungsbedarf beläuft sich auf geschätzte 300 Millionen Euro', sagte ein Experte innerhalb der WestLB. Die Führung der Bank bestreitet das. 'Es gibt heute keinen Rückstellungsbedarf', sagte Chefjurist Michael Berghaus der 'FTD'.
Zu möglichen wirtschaftlichen Auswirkungen der Affäre könne man nichts sagen.

Quelle: dpa-AFX

Anti Lemming:

Der Vorstand kannte die Risiken

 
12.04.07 08:53
...was meine These bestärkt, dass die Kündigungen der beiden Abteilungsleiter/Trader aus der zweiten Reihe ein "Bauernopfer" waren. Eigentlich hätte der Vorstandschef Fischer selber den Hut nehmen müssen.

Wenn schon so eine kleine Provinzbank wie die WestLB "jahrelang die Schlusskurse der Vorzugsaktien von Metro, BMW und Volkswagen manipuliert" hat (Artikel unten), möchte ich nicht wissen, was die Big Boyz von Goldman Sachs und Merrill Lynch in USA alles anstellen...



WestLB-Vorstand kannte Risikopositionen

von Nina Luttmer, Tim Bartz, Ute Göggelmann (Frankfurt) und Herbert Fromme (Köln)

Der WestLB-Vorstand hat bereits frühzeitig von den riskanten Geschäften einiger seiner Eigenhändler gewusst. Der Head of Risk Management, Frank Seyfert, hatte dem Vorstand am 16. Januar einen sogenannten Fortschrittsbericht vorgelegt, in dem die Risikopositionen aufgeschlüsselt waren.

"Daraufhin gab es Vorgaben des Vorstandes an den Co-Head Global Markets Friedhelm Breuers, Positionen zu reduzieren", sagte Seyfert der FTD. Zunächst hätten sich die Mitarbeiter auch daran gehalten, später aber wieder Positionen aufgebaut und Handelslimits überschritten.

Die WestLB hatte vergangene Woche zwei Mitarbeiter - den Executive Director im Aktienhandel, Markus Bolder, sowie seinen Chef Breuers - daraufhin entlassen. Vorgestern erstattete die WestLB dann Strafanzeige gegen die beiden Ex-Angestellten sowie gegen unbekannt, unter anderem wegen möglicher Verstöße gegen das Wertpapierhandelsgesetz.

Nach FTD-Informationen stehen die Händler im Verdacht, jahrelang die Schlusskurse der Vorzugsaktien von Metro, BMW und Volkswagen manipuliert zu haben. Damit hätten sie zumindest auf dem Papier hohe Gewinne im Eigenhandel der Bank erzielt sowie ihre Bonuszahlungen gesichert, sagen mit den Vorgängen vertraute Banker. In Finanzkreisen wird jedoch darüber gerätselt, ob - und wenn ja, warum - dies dem Risikomanagement der Bank so lange entgehen konnte.

BaFin ermittelt

Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) erklärte am Mittwoch, dass sie die fraglichen Aktiengeschäfte untersuche. Sie gehe Hinweisen auf mögliche Kursmanipulationen nach, sagte eine Sprecherin: "Es ist nicht ganz einfach, die Marktmanipulation nachzuweisen." Laut der Aufsicht muss die Orderlage der betroffenen Aktien genau untersucht werden. Anhand der Kursentwicklung der Aktien allein könne keine Manipulation nachgewiesen werden. Die Orderlage - die Daten darüber, welche Marktteilnehmer wann wie viele Papiere ge- oder verkauft haben - liegt den Handelsüberwachungsstellen der Börsen vor.

Auch die Düsseldorfer Staatsanwaltschaft ermittelt wegen eines möglichen Verstoßes gegen das Wertpapierhandelsgesetz sowie wegen des Verdachts auf Untreue gegen die ehemaligen WestLB-Mitarbeiter sowie gegen Dritte.

Die WestLB kündigte gegenüber der FTD an, dass es noch in diesem Jahr eine Struktur- und Strategieüberprüfung im Eigenhandelsbereich der Bank geben werde. Allerdings stünde diese nicht in Zusammenhang mit den Vorwürfen gegen die beiden Ex-Mitarbeiter, sondern sei ohnehin geplant gewesen.

Der Eigenhandel gehört zum Unternehmensbereich Corporates & Capital Markets, dessen Gesamtertrag 2007 nach Schätzungen der WestLB bei etwa 2,6 Mrd. Euro liegen soll. Der Eigenhandel mache davon fünf Prozent aus, absolut also etwa 130 Mio. Euro, wie ein WestLB-Sprecher sagte. Zu den Gewinnzielen wollte er sich nicht äußern.

Ende Februar hatte Vorstandsmitglied Werner Taiber den Eigenhandel von Robert Stein übernommen. Der WestLB-Sprecher sagte, die Umverteilung stehe nicht in Verbindung zu den bekannt gewordenen Problemen. Die Geschäftsbereiche Capital Markets und Corporate Banking seien Anfang 2007 zusammengelegt worden. Im Zuge dieser Veränderung seien die Zuständigkeiten zwischen Taiber und Stein neu verteilt worden.

Gefahren werden punktgenau erfasst

Läuft alles glatt, kann der Risikokontrolleur einer Bank handelstäglich auf Knopfdruck ablesen, ob und wo das Institut Gewinne oder Verluste gemacht hat. Sowohl hohe Verluste als auch hohe Gewinne lösen normalerweise Nachfragen aus, da Regelverstöße vorliegen können – wie eine Risikobereitschaft über das Limit hinaus. Ein wichtiges Kontrollinstrument ist der sogenannte Value at Risk, der für jeden Handelstag den Verlust angibt, der mit einer fast hundertprozentigen Wahrscheinlichkeit nicht überschritten wird. Bewegen sich die an einem Tag eingetretenen Verluste innerhalb der durch den Value at Risk gesteckten Grenze, kann das Risikomanagement für sich reklamieren, das Ausfallrisiko korrekt kalkuliert zu haben. Der WestLB hat die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht mehrfach attestiert, dass ihre Kontrollsysteme bezüglich des Marktpreisrisikos die Anforderungen erfüllen.

Aus der FTD vom 12.04.2007
Slater:

muß jetzt auch ein Vorstand gehen? o. T.

 
12.04.07 08:58
Kicky:

West LB hält 13% an DaimlerChrysler

 
13.04.07 09:48
Düsseldorf (ddp.djn). Die WestLB hält vorübergehend rund 14 Prozent am Autokonzern DaimlerChrysler. «Mehrere institutionelle Anleger haben uns die Aktien von DaimlerChrysler angedient», sagte ein WestLB-Sprecher am Donnerstag in Düsseldorf. Er betonte, es handele sich um eine Position im Handelsbestand, die nur vorübergehend gehalten und in absehbarer Zeit wieder verringert werde. Absehbar solle sie auf unter drei Prozent reduziert werden. Noch in diesem Monat werde mit dem Abbau begonnen.

muss ich mir jetzt Sorgen machen?
Kicky:

Fortsetzung

 
13.04.07 09:51
Mit den Unregelmäßigkeiten im Eigenhandel, der dem Düsseldorfer Institut nach Presseberichten hohe Verluste beschert haben soll, hat die Beteiligung aber offenbar nichts zu tun. Es sei ein «normales Kundengeschäft», das nichts mit dem Eigenhandel der Bank zu tun habe, sagte der Sprecher.

Unterdessen berichtet die in Essen erscheinende «Westdeutsche Allgemeine Zeitung» (Freitagausgabe) vorab unter Berufung auf Kreise der nordrhein-westfälischen Landesregierung, dass die Affäre um die Fehlspekulationen bereits Ende 2006 im Aufsichtsrat der Bank und im Prüfungsausschuss diskutiert worden sei. Die Verluste daraus sollen sich allerdings nur auf 50 Millionen bis 70 Millionen Euro belaufen, statt der bisher in den Medien genannten 100 Millionen Euro.

Wie das Blatt weiter schreibt, soll WestLB-Chef Thomas Fischer NRW-Finanzminister Helmut Linssen (CDU) in der kommenden Woche neue Zahlen präsentieren. Zudem werde sich Linssen am Donnerstag nächster Woche vor dem Haushalts- und Finanzausschuss des Landtags zu dem Fall äußern.

Die WestLB hatte wegen möglicher Regelverstöße im so genannten Eigenhandel Strafanzeige gegen zwei ehemalige Mitarbeiter gestellt. Hintergrund war der Verdacht des Verstoßes gegen das Wertpapierhandelsgesetz. In der vergangenen Woche hatte die WestLB Unregelmäßigkeiten im Aktienhandel bestätigt. Die Bonner Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) untersucht die umstrittenen Aktiengeschäfte bei der WestLB.www.business-wissen.de/de/aktuell/kat16/akt36728.html
Hobbypirat:

Ich halte es es heute für "normal"

 
13.04.07 10:12
wenn schnell mal 100-500 Millionen mit Optionen verschossen werden.
Mir selbst (Antilemming kennt den Fall...) ist ein Beispiel
bekannt Ich durfte sogar berichten (war quasi indirekt involviert),
passiert ist nichts. Der Vorstand macht heute noch nen dicken Max...
Die Vorstände mißbrauchen für diese Geschäfte den prinzipiell irreführenden
Namen "Overlay". Die Derivate sollen vorgeblich  Assets sichern (und hedgen).
Wenn man solche "Deals" im großen Stil betreibt, muss man Realtime "dranbleiben"
und schnell aussteigen können (müssen).
Deshalb bin ich auch der Auffassung, daß bei unkontrollierter Handhabung
von Futures- und Optionsgeschäften  sich die Gewinne der Banken
rasend schnell in Verluste wandeln können...  
 
J.B.:

WestLB-Affäre weitet sich aus

 
15.04.07 22:15

WestLB-Affäre weitet sich aus

Die von der Finanzaufsicht angeordnete Sonderprüfung bei der WestLB wegen vermuteter Aktienspekulationen in großem Stil soll auch Aufschluss darüber geben, ob weitere Händler und Banken in den Fall verwickelt sind.



HB FRANKFURT. "Die Prüfung wird Einzelheiten über die Vorgänge und die Beteiligten zeigen", sagte eine Sprecherin der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) am Sonntag. Es werde aber sicherlich einige Wochen dauern, bis aussagekräftige Ergebnisse vorlägen.

In Finanzkreisen hieß es am Wochenende, es verdichteten sich die Hinweise, dass bei den milliardenschweren Transaktionen der beiden - mittlerweile entlassenen - Mitarbeitern der WestLB mehrere Marktteilnehmer zusammengewirkt hätten. Als Kontrahent für die Geschäfte finde sich häufig das US-Brokerhaus Bear Stearns, bei dem der frühere WestLB-Vorstand Manfred Puffer inzwischen arbeitet, auch ein deutsches Maklerhaus sei Handelspartner gewesen.

Nach einem Bericht des "Spiegel" haben Ermittlungen der Überwachungsstelle der Frankfurter Börse ergeben, dass Bear Stearns in der Schlussauktion der Volkswagen-Aktien auffallend oft Handelspartner der WestLB gewesen sei. Genau unter die Lupe genommen wird ein Handelstag von Anfang März, bei dem der WestLB durch Kursstellungen für Stamm- und Vorzugsaktien ein Verlust von 3,8 Mill. Euro entstanden ist.

Mittlerweile ist die WestLB dabei, die überhöhten Bestände an VW-Aktien marktschonend abzubauen, wobei es offenbar Unterstützung von anderen Großbanken gibt. "Im Markt wird uns nichts geschenkt, aber wir spüren Hilfsbereitschaft bei anderen Kreditinstituten", sagte ein WestLB-Manager.


Ein Finanzaufseher sagte, man dränge auf Aufklärung. Es gehe um die Risikosysteme der Banken generell und die Frage, ob die interne Aufsicht angesichts des Beispiels WestLB auf dem besten, neuesten Stand ist oder ob hier grundsätzliche Änderungen erforderlich sind.

Neben der Finanzaufsicht untersucht auch die Staatsanwaltschaft die Aktiengeschäfte. Intern analysiert eine "Task Force" der WestLB den Fall, die innerhalb von zwei Wochen erste Ergebnisse vorlegen will. WestLB-Vorstandschef Thomas Fischer will die "Strategien und Strukturen" im Eigenhandel prüfen, der Bereich mit rund zehn Mitarbeitern soll aber nicht geschlossen werden.

Transaktionen wie das jüngst bei der WestLB geparkte Aktienpaket von 14 Prozent an Daimler-Chrysler soll es in dieser Größenordnung nicht mehr geben. Die Geschäfte müssten - auch wenn sie rechtlich einwandfrei seien - zum Selbstverständnis als Kundenbank passen, sagte Fischer.

Quelle: Handelsblatt.com

 

Servus, J.B.

"Second thoughts are ever wiser." (Euripides)

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