Die BZ zum Börsengang der Börse:
Die Eigentümer der Deutschen Börse AG haben es ihrem Vorstandsvorsitzenden, Werner Seifert, noch einmal leicht gemacht. Wie es die Tradition am Finanzplatz Deutschland vorschreibt, ließen sie Rück- und Ausblick sowie die Begründung für den Börsengang auf der außerordentlichen Hauptversammlung über sich ergehen. Keine Fragen, keine Diskussion. Dabei war es die letzte Zusammenkunft, in der die Aktionäre ausschließlich auch Nutzer der Börse waren. Seifert hatte Recht, wenn er von einer "entscheidenden Zäsur" sprach. Denn mit dem Primat des Marktes sind börsenpolitische Kompromisse nicht mehr möglich.
Der Börsenchef machte gestern klar, dass er geneigt ist, mit seiner auf allen Ebenen des Kapitalmarktes aufgestellten Organisation eine Alles-oder-nichts-Strategie zu verfolgen. Für die Nutzer der Börse bedeutet das im schlimmsten Fall, dass ihr Einfluss auf die europäische Börse auf null reduziert wird, wenn die Deutsche Börse das Rennen verliert. Das günstigste Szenario der Alles-oder-nichts-Strategie macht die Systeme Xetra und Eurex zu Weltsystemen, die die London Stock Exchange, die Nasdaq und den CBoT betreiben. Damit hätten die Aktionäre enormen Einfluss auf die Organisation des Weltkapitalmarktes. Zwischen diesen beiden Extremen dürfte sich die Börse in einigen Jahren wiederfinden.
Zunächst ist jedoch klar, dass auf der Abwicklungsseite eine europäische Lösung durch den Börsengang in weite Ferne rückt. Das muss all jene, die an einem effizienten Kapitalmarkt interessiert sind, stören, da es zu unnötig hohen Kosten führt. Doch eine börsennotierte Börse kann eben bei der Übertragung von Infrastruktur keine Kompromisse eingehen - der Shareholder Value lässt grüßen.
Aber nicht nur diese Komplexe hätten sich als Gegenstand von Fragen auf der HV gut gemacht. Noch spannender ist, was Seifert mit dem Geld aus dem Börsengang, das immerhin rund 1 Mrd. Euro betragen wird, anstellen möchte. Um die Konsolidierung in Europa voranzutreiben, kommt eigentlich nur OM Gruppen als potenzielles Opfer Seifertscher Merger & Acquisition-Strategie in Frage. Interessante, weil ungebundene Kandidaten wie die Mailänder oder Madrider Börse sind nicht börsennotiert und mit Geld nicht zu kaufen. Ob es sinnvoll ist, sich Clearstream ganz einzuverleiben oder einen feindlichen Ritt auf London zu wagen, sei mal dahingestellt. Doch auch das schien die Altaktionäre nicht zu interessieren. Die Volksaufklärung via Sesamstraße - "Wer, wie, was, wieso, weshalb, warum, wer nicht fragt, bleibt dumm" - hat zumindest bei den Vertretern des Finanzplatzes Deutschland nicht gefruchtet.
Die Eigentümer der Deutschen Börse AG haben es ihrem Vorstandsvorsitzenden, Werner Seifert, noch einmal leicht gemacht. Wie es die Tradition am Finanzplatz Deutschland vorschreibt, ließen sie Rück- und Ausblick sowie die Begründung für den Börsengang auf der außerordentlichen Hauptversammlung über sich ergehen. Keine Fragen, keine Diskussion. Dabei war es die letzte Zusammenkunft, in der die Aktionäre ausschließlich auch Nutzer der Börse waren. Seifert hatte Recht, wenn er von einer "entscheidenden Zäsur" sprach. Denn mit dem Primat des Marktes sind börsenpolitische Kompromisse nicht mehr möglich.
Der Börsenchef machte gestern klar, dass er geneigt ist, mit seiner auf allen Ebenen des Kapitalmarktes aufgestellten Organisation eine Alles-oder-nichts-Strategie zu verfolgen. Für die Nutzer der Börse bedeutet das im schlimmsten Fall, dass ihr Einfluss auf die europäische Börse auf null reduziert wird, wenn die Deutsche Börse das Rennen verliert. Das günstigste Szenario der Alles-oder-nichts-Strategie macht die Systeme Xetra und Eurex zu Weltsystemen, die die London Stock Exchange, die Nasdaq und den CBoT betreiben. Damit hätten die Aktionäre enormen Einfluss auf die Organisation des Weltkapitalmarktes. Zwischen diesen beiden Extremen dürfte sich die Börse in einigen Jahren wiederfinden.
Zunächst ist jedoch klar, dass auf der Abwicklungsseite eine europäische Lösung durch den Börsengang in weite Ferne rückt. Das muss all jene, die an einem effizienten Kapitalmarkt interessiert sind, stören, da es zu unnötig hohen Kosten führt. Doch eine börsennotierte Börse kann eben bei der Übertragung von Infrastruktur keine Kompromisse eingehen - der Shareholder Value lässt grüßen.
Aber nicht nur diese Komplexe hätten sich als Gegenstand von Fragen auf der HV gut gemacht. Noch spannender ist, was Seifert mit dem Geld aus dem Börsengang, das immerhin rund 1 Mrd. Euro betragen wird, anstellen möchte. Um die Konsolidierung in Europa voranzutreiben, kommt eigentlich nur OM Gruppen als potenzielles Opfer Seifertscher Merger & Acquisition-Strategie in Frage. Interessante, weil ungebundene Kandidaten wie die Mailänder oder Madrider Börse sind nicht börsennotiert und mit Geld nicht zu kaufen. Ob es sinnvoll ist, sich Clearstream ganz einzuverleiben oder einen feindlichen Ritt auf London zu wagen, sei mal dahingestellt. Doch auch das schien die Altaktionäre nicht zu interessieren. Die Volksaufklärung via Sesamstraße - "Wer, wie, was, wieso, weshalb, warum, wer nicht fragt, bleibt dumm" - hat zumindest bei den Vertretern des Finanzplatzes Deutschland nicht gefruchtet.