Wer hat die höchste Trefferquote?
Oft ärgern sich Privatanleger über die Analystengilde. Zu weit daneben lägen die Banker in ihren Studien, zu spät reagierten sie auf neue Entwicklungen in den Unternehmen. Der englische Finanzinformationsdienst AQ Publications untersucht wissenschaftlich, inwieweit die Mutmaßungen der Anleger stimmen. Quartalsweise veröffentlicht AQ Publications Studien über die Genauigkeit der Gewinnschätzungen von Bankhäusern.
"Analysing the Analysts" ist das Firmenmotto von AQ Publications. Dabei fokussiert sich der Informationsdienst auf die Ergebnisprognosen zu den Mitgliedern des FTSE Eurotop 300 Index. In dem Index sind große europäische Werte gelistet, darunter auch zahlreiche deutsche.
In der aktuellen Quartalsauswertung liegt zum wiederholten Male die belgische Fortis auf Platz 1 der Analystenhäuser für europäische Aktien. Die Belgier haben den Vorteil, sich bei ihren Prognosen auf Titel aus dem Benelux-Raum zu konzentrieren. In diesen Ländern liegen den Experten vorab vergleichsweise detaillierte Informationen der untersuchten Unternehmen vor, die Prognosen sind deshalb generell treffsicherer als in anderen Ländern.
Deutschland unberechenbar
Für Deutschland gilt das genaue Gegenteil. "Deutschland bleibt das schwierigste Land für die Untersuchungen", heißt es in der AQ-Studie. Die Abweichungen zwischen tatsächlichen Zahlen und Schätzungen fallen hoch aus, da Investmenthäuser verschiedene Konsolidierungskreise betrachten und die von Unternehmen angewandten Bilanzierungsregeln teils schwer prognostizierbare Ergebnisse lieferten, so das Institut.
Die Deutsche Telekom [ kurs/Chart ] sei ein Paradefall für einen Konzern, der schwer zu bewerten sei. Hohe außerordentliche Posten und zahlreiche Übernahmen machten die Telekom unberechenbar.
Neue Steuergesetze, große Veränderungen in der Unternehmenslandschaft und die bevorstehende Steuerbefreiung von Anteilsverkäufen tragen dazu bei, dass auch in der Zukunft der Durchblick schwer fallen wird, glauben die Briten. Immerhin würden einige Unternehmen und ihre IR-Abteilungen an Verbesserungen arbeiten. AQ hebt als Beispiel die Deutsche Bank [ Kurs/Chart ] hervor, die Ergebnisziele veröffentliche.
Große Namen Fehlanzeige
Im zweiten Quartal hat sich die HypoVereinsbank noch am Besten durch den ganzen Zahlendschungel gekämpft und die beste Trefferquote bei deutschen Unternehmen erzielt. Ähnlich wie Fortis beschränkt sich die HypoVereinsbank auf bekanntes Terrain. In diesem Fall waren die Analysen zu den Autobauern BMW und DaimlerChrysler und zu den Versicherern Allianz und Münchener Rück besonders treffsicher. Europaweit kommt die HypoVereinsbank auf den dritten Platz und ist damit bester deutscher Schätzer.
ABN Amro lag nach dem ersten Quartal noch auf Platz 1 für deutsche Titel, ist jetzt aber abgerutscht auf Rang 7. Große Abweichungen bei den Schätzungen für Metro, DaimlerChrysler und BMW hätten die Gesamtbilanz verhagelt.
Von den ganz großen Häusern tauchen kaum welche auf den Bestenlisten auf. Auf Platz 2 für die genauesten europäischen Prognosen rangiert laut AQ Schroder Salomon Smith Barney.