habe ich jetzt selbst im Internet gefunden.
Stoibers Reder bei der Waffen-SS (Wohlgemerkt, ich bin eigentlich CDU-Wähler)
22/1997
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Proteste gegen Treffen der Ritterkreuzträger zeigten Erfolg
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Vom 17. bis 19.10.97 fand in Hammelburg das Treffen der Ordensgemeinschaft der Ritterkreuzträger des Eisernen Kreuzes e.V. (OdR) statt (wir berichteten im Vorfeld). Geplant war eine Beteiligung der Bundeswehr an der Ehrenwache und Totenehrung, eine Besichtung der Infanterieschule in Hammelburg und ein gemeinsamer »Kameradschaftsabend«. Aufgrund der Proteste sah sich die Bundeswehr genötigt, ihre offizielle Teilnahme abzusagen.
Ministerpräsident Stoiber grüßt ...
Das 43. Bundestreffen der OdR stand unter der Schirmherrschaft des Bayerischen Ministerpräsidenten Dr. Edmund Stoiber, der in seinem Grußwort seiner Freude Ausdruck verlieh, daß »nach vielen Jahren« das Treffen wieder in Bayern stattfindet. Stoiber betonte in seinem Grußwort weiterhin, »das Bundestreffen in Hammelburg erfährt die Unterstützung der Bundeswehr. Dies zeigt, daß es eine Kontinuität des Erinnern und des Mahnens an dunkle Zeiten unserer Geschichte gibt. Gerade auch für die Jugend ist es wichtig, daß Leid, Gefangenschaft und Tod der Soldaten und der Zivilisten im Krieg unvergessen bleiben«. Die OdR stehe auf dem Boden der freiheitlich-demokratischen Grundordnung und er wünsche »den Ritterkreuzträgern gewinnbringende Gespräche«.
Bürgermeister Zeller lobt ...
Das Grußwort des ersten Bürgermeisters der Stadt Hammelburg, Arnold Zeller, stellt eine Lobhuldigung der Ritterkreuzträger dar:
»Ihre hervorragende Tapferkeit im 2. Weltkrieg bezeugt die hohe Auszeichnung, die Ihnen verliehen wurde. Die Tragik Ihrer Generation war es, daß Ihnen damals die Einsicht, Ihr Leben für ein verbrecherisches System zu wagen, noch verwehrt war. Dies heute einzusehen, schmälert Ihre persönliche Leistung nicht ... Eine totale Propaganda hat die Täuschung einer an Staat und Nation glaubenden Generation möglich gemacht. Dank Ihrer Einsatzbereitschaft im Krieg können Sie der Bundeswehr die Tradition der Pflichterfüllung weitergeben. Ich bin der Überzeugung, daß Tapferkeit kein Selbstzweck ist, sondern ihre Auszeichnung von den Zielen her bezieht, für die die Opferbereitschaft aufgebracht wird ... Genießen Sie die Gastfreundschaft dieser Stadt, die im öffentlichen und privaten Leben seit Jahrzehnten beweist, daß für sie die Anerkennung der Bundeswehr kein leeres Wort ist.«
Auch der »General der Infanterie« und Kommandeur der Infanterieschule Hammelburg, Brigadegeneral Wulf Wedde, ließ es sich nicht nehmen, ein Grußwort für die OdR zu schreiben:
Kommandeur Wedde preist »höchsten Einsatzwillen«
»Es ist Anliegen der Verantwortlichen, gute soldatische Tradition, gemessen am Grund- und Soldatengesetz, sowohl in Ausbildung und Erziehung der jungen Lehrgangsteilnehmer als auch bei der Durchführung der ,Neuen Aufgaben' zu vermitteln. Die Pflege von Tradition soll der Möglichkeit entgegenwirken, sich wertneutral auf das militärische Handwerk zu beschränken. Eine besondere Bedeutung hat dabei das Eiserne Kreuz als nationales Erkennungszeichen und als Sinnbild für Tapferkeit, Freiheitsliebe und Ritterlichkeit. Das Ritterkreuz und seine Träger symbolisieren Verdienste, die unter Einsatz des eigenen Lebens erworben wurden. Höchster Einsatzwille, Kameradschaft und Treue sind zeitlose militärische Werte, die ihre volle sittliche Qualität erst in Verbindung mit humanitärem Verantwortungsbewußtsein und den Werten unseres christlichen Abendlandes finden ... Ich begrüße sie ganz herzlich an der Infanterieschule der deutschen Bundeswehr in Hammelburg.«
Nur Freundlichkeit und Lob also für die OdR, die eindeutig rechten Kreisen zuzuordnen ist.
Flugblatt der BürgerInnenaktion »Solidarität statt Rassismus« :
»Die Ordensgemeinschaft der Ritterkreuzträger e.V. steht auf dem Boden der freiheitlich-demokratischen Grundordnung«. (Vereinsstatut der OdR)
- Das Ritterkreuz wurde 1939 als »neue Klasse« des Eisernen Kreuzes eingeführt. Über die Verleihung entschied Adolf Hitler als oberster Befehlshaber der Wehrmacht persönlich. Insgesamt wurden 7318 Soldaten mit dem Ritterkreuz ausgezeichnet, darunter auch 438 Angehörige der Waffen-SS (wie SS-General Oskar Dirlewanger, der bei der Niederschlagung des Aufstandes im Warschauer Ghetto mit Tausenden von Toten das Kommando führte).
- 1954 wurde die Ordensgemeinschaft der Ritterkreuzträger zur »Pflege und Förderung der Tradition echten Soldatentums« gegründet. Die Leitsätze der Ordensgemeinschaft enthalten ein Bekenntnis zu den »unwandelbaren soldatischen Tugenden«. Insbesondere soll der »ethische, soldatische Inhalt und Wert«, sowie die »ideellen Werte der höchsten Auszeichnung des Zweiten Weltkrieges« gepflegt und und erhalten werden (in diesem Sinne ehrte sie in ihrem aktuellen Verbandsorgan »Das Ritterkreuz« einen »Kameraden«, dessen hohe Auszeichnung beweisen würde, daß er ein »mutiger Draufgänger« war).
- In der Vereinszeitung der alten Herren wird die »Umerziehung« des deutschen Volkes beklagt und dazu aufgerufen, »nicht ewig zu büßen«. Neben kriegverherrlichenden Berichten von allen Fronten des Zweiten Weltkrieges findet sich dort auch solches revisionistisches Gedankengut: »Es muß uns mit Schmerz erfüllen, daß Ostpreußen, Ostpommern, Brandenburg und Schlesien polnisch besetztes Gebiet bleiben werden. Aber in unseren Herzen wird immer ein Licht der Hoffnung brennen, daß dieses deutsche Land nicht immer von uns geteilt sein wird«.
- Im Blatt der OdR wird regelmäßig für rechtsextreme Verlage geworben, so für den »FZ-Verlag« Gerhard Freys (DVU-Vorsitzender) oder der »Verlagsgemeinschaft Berg mbH«. Ebenso regelmäßig werden Angehörige der Waffen-SS gewürdigt.
- Zusammen mit der »Hilfsgemeinschaft auf Gegenseitigkeit der Soldaten der ehemaligen Waffen-SS« (HIAG) nahmen Ritterkreuzträger an den SS-Gedenkfeiern auf dem Ulrichsberg bei Klagenfurt teil.
- Verbindungen pflegen einzelne Ritterkreuzträger bis in den neofaschistischen Bereich hinein. So trat der als Geschichtsrevisionist geltende Max Klüver als Referent bei den von rechtssxtremen und neofaschistischen Gruppen veranstalteten Hetendorfer Tagungswochen auf.
Steht die ODR wirklich auf dem Boden der freiheitlichen Grundordnung???
Bürger schreiben Offenen Brief
Grund genug für die BürgerInnenaktion, sich mit einem Offenen Brief an Bundesverteidigungsminister Rühe und an den Bürgermeister der Stadt Hammelburg, Zeller zu wenden:
»... Wir finden es sehr bedenklich, daß einer Organisation mit diesem ideologischen Hintergrund, öffentliche Auftrittsmöglichkeiten geboten werden. Als besonders erschreckend empfinden wir es jedoch, daß die Bundeswehr in Hammelburg als Einrichtung, die deutsche Soldaten für internationale Friedensmissionen ausbildet, dieses Treffen unterstützt und sich daran beteiligt. Aufgrund Ihrer Äußerungen zu den jüngsten Vorfällen in Hammelburg, in denen Sie rechtsextremes Gedankengut in der Bundeswehr zurückwiesen, fordern wir Sie auf, das Zusammentreffen der OdR mit der Bundeswehr zu verhindern, damit die OdR ihr, unserer Meinung nach, rechtsextremes Gedankengut nicht weiter verbreiten kann.« Dieses Schreiben wurde von MdBs von Bündnis90/Die Grünen, von Grünen aus Hammelburg, Hassfurt, Bad Kissingen, Schweinfurt, von MdB-PDS Ulla Jelpke, Alfred Jachmann (Träger des Bundesverdienstkreuzes und Auschwitzüberlebender) und vielen lokalen Gruppen unterstützt. MdL-SPD Renate Schmidt wandte sich in einem eigenen Schreiben an den Verteidigungsminister.
Veranstaltung umgeplant
Daraufhin wurde die Veranstaltung umgeplant: Die offizielle Feierstunde am Ehrendenkmal der Stadt wurde abgesagt, es wurde ein Gottesdienst im kleinen Kreis anberaumt, der von Pfarrer Kestler, dem früheren Militärpfarrer von Hammelburg, gehalten wurde und die Kranzniederlegung fand ohne offizielle Beteiligung der Bundeswehr statt. Allerdings besuchten die Teilnehmer des OdR-Treffens die Bundeswehrkaserne, um sich über die SFOR-Einsätze zu informieren.
Am Samstag befanden sich ca. 50 AntifaschistInnen in Hammelburg, um das Treffen zu beobachten. Sie wurden von Mitgliedern der OdR bedroht und als »Zecken« beschimpft.
anb