12.11.02 11:12
Mobilcom: Nur noch Stunden bis zur Insolvenz?
Die Nerven liegen blank, der Aktienkurs hat binnen 48 Stunden fast 30 Prozent an Wert verloren und schaut in ein tiefes Loch. Mobilcom steht so dicht wie nie vor der Pleite.
Es wäre doch alles so einfach – eine Unterschrift und alle wären glücklich. Offensichtlich nicht alle, denn Mobilcom-Großaktionär Gerhard Schmid weigert sich weiterhin beharrlich, die zur Rettung der Büdelsdorfer notwendige Unterschrift unter einen Treuhändervertrag zu setzen. Zwar haben alle Beteiligten die Verhandlungen wieder aufgenommen, aber es soll dabei sehr zäh zugehen.
Und alles, was Mobilcom derzeit nicht hat, ist Zeit. Dem Unternehmen geht das Geld aus, eher in Stunden als in Tagen. Zu einem eventuell heute anstehenden Insolvenzantrag gibt es von Seiten Mobilcoms keinen Kommentar – nicht einmal mehr das Dementi der vergangenen Tage, man verfüge noch über Reserven, die zumindest für den Tag reichen. Präziser
Zwar steht das Rettungskonzept, allerdings drängt auch hier die Zeit. Nach Angaben aus Betriebsratskreisen müssen die geplanten Kündigungen innerhalb der nächsten sieben Tage ausgesprochen werden, um zum Jahresende wirksam werden zu können. Und da die Bestimmungen zu Massenentlassungen greifen, muss der Betriebsrat zu jeder Kündigung seine Meinung vortragen dürfen. Nachtschichten dürfen da eingeplant werden, um das Sanierungspaket nicht auch noch am Faktor Zeit scheitern zu lassen.
Falls es überhaupt noch soweit kommt. Am Freitag werden Kredite in Höhe von 4,7 Mrd. Euro fällig, die zurzeit gestundet sind. Die Banken sind zu einer erneuten Verlängerung der Stundungsfrist nur bereit, wenn Mobilcom nicht insolvent geht und sich zwischen der Bundesregierung und Schmid im Streit um den Treuhändervertrag eine Lösung anbahnt. Die ist nach Informationen von 4investors derzeit alles andere als in greifbarer Nähe, wie es von Verhandlungskreisen nahe stehenden Personen heißt.
Probleme bereitet dabei nicht nur der Treuhänder, wo Schmid weiterhin auf dem von ihm vorgeschlagenen Kandidaten beharrt – ebenso wie die Bundesregierung auf ihrem Kandidaten, um eine eventuelle Fusion von Mobilcom mit der Swisscom-Tochter Debitel zu verhindern, was Debitel im Falle einer Fusion mit Mobilcom mit staatlicher Unterstützung quasi zum Nulltarif zu einer UMTS-Lizenz verhelfen würde.
Kernpunkt ist weiterhin die Schadenersatzklage gegen Schmid von Seiten Mobilcoms, die auf Rückzahlung von 70 Mio. Euro aus dem umstrittenen Optionsgeschäft mit Schmids Ehefrau klagen. Schmid soll hoch verschuldet sein und könnte – auch bei einer deutlichen Wertsteigerung seines Aktienpaketes – die 70 Mio. Euro nur mit Schwierigkeiten an Mobilcom zurück zahlen. Aus diesem Grund pokert Schmid hoch und besteht weiter darauf, dass die Klagen fallen gelassen werden. Mobilcom will dies aber nur tun, wenn Schmid die Rückzahlung in Aussicht stellt „Das muss ja nicht übermorgen sein“, sagte Mobilcom-Sprecher Matthias Quaritsch auf Nachfrage von 4investors. An der Haltung aller Parteien hat sich bis dato nichts geändert. Es droht die endgültige Sackgasse – mit Millionen-Verlusten für die Aktionäre und einem drastischen Einschnitt bei den Beschäftigten im Rahmen einer Insolvenz.
Dieser Bericht wird Ihnen von 4investors präsentiert.