Warum es heute nach oben geht...

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EinsamerSam.:

Warum es heute nach oben geht...

 
25.01.06 14:37
Ifo-Index

Konjunkturhoffnung treibt auch die Aktien

Der positive Konjunkturausblick für Deutschland hat an den Kapitalmärkten die Stimmung deutlich aufgehellt. Analysten hatten zwar mit einer Verbesserung des Ifo-Konjunkturindexes gerechnet, sind aber überrascht von der deutlichen Steigerung auf über 100 Punkte. Erste Experten heben ihre Prognose für das Wirtschaftswachstum an.

Der Ifo-Geschäftsklimaindex ist im Januar überraschend deutlich auf 102,0 von 99,7 Punkten gestiegen und signalisierte damit den größten Optimismus seit gut fünf Jahren. Analysten hatten im Schnitt mit einer minimalen Verbesserung des Index auf 99,8 Zähler gerechnet, unter anderem wegen der wachsenden Energiekosten. Deutsche Unternehmen könnten die höheren Ölpreise verkraften, ohne dass die Gewinnmargen übermäßig darunter leiden, schreibt Peter Dixon, Volkswirt bei der Commerzbank, in einem Kommentar. Die Firmen schätzten ihre gegenwärtige Lage und ihre Aussichten günstiger ein als noch am Jahresende.

Nachdem der Deutsche Aktienindex Dax mehrere Tage geschwächelt hatte, startete er am Morgen im Plus und gewann nach der Veröffentlichung des ifo-Indexes deutlich an Fahrt. Zwar verstärkt die wachsende Zuversicht der Unternehmen die Signale für ein deutlich stärkeres Wirtschaftswachstum in Deutschland, die Börse hatte den Konjunkturaufschwung aber schon vorher signalisiert. Im vergangenen Jahr legte der Dax gut 27 Prozent zu. „Der Aktienmarkt ist ein Frühindikator für die Konjuktur,“ sagte Hendrik Garz, Chefstratege deutsche Aktien bei der WestLB. Er rechnet damit, dass deutsche Aktien durch die verbesserte Stimmung im Land weiter gefragt bleiben.

Ein Stimmungsaufschwung in Deutschland könnte mittelfristig auch dazu beitragen, dass sich die Bewertung deutscher Aktien, gemessen am Kurs-Gewinn-Verhältnis, weiter dem Niveau ausländischer Aktien anpassen. „Die deutsche Konjunktur war in den vergangenen Jahren ein Belastungsfaktor, daher wurden deutsche Aktien mit einem Abschlag gehandelt“, sagt Garz Noch immer werden Dax-Werte mit dem 13-fachen des Unternehmensgewinns gehandelt. In den USA sind die Standardwerte deutlich teurer.

Wesentlicher Antrieb für die großen deutschen Aktien sind allerdings die hohen Gewinne und die guten Geschäfte der Konzerne auf dem Weltmarkt. Läuft das Exportgeschäft weiter rund, dann werden auch die Gewinne den Hoffnungen der Aktionäre Schritt halten.

David Brown: Bear Stearns International: „Da liegt definitiv der Duft von wirtschaftlichem Frühling in der Luft. Die Stimmung der Unternehmen boomt: Der Ifo-Index fliegt auf sein höchstes Niveau seit fast fünf Jahren und die Aussichten erreichen den stärksten Wert seit mehr als einem Jahrzehnt. Das sollte dem Vertrauen in den Aufschwung Rückenwind geben und es dürfte auch die Einstellung der EZB festigen, dass die Zinsen steigen müssen. Auf Basis dieser Zahlen könnte das deutsche Wirtschaftswachstum sogar über zwei Prozent gehen in diesem Jahr.“

Jens Oliver Niklaschg, Landesbank Baden-Württemberg: „Wir hatten damit gerechnet, dass die 100-Marke gerissen wird, aber dass das so deutlich nach oben geht, hatten wir auch nicht erwartet. Der Index sagt uns, dass wir im ersten Quartal 2006 guter Dinge sein können, vielleicht auch für das zweite. Die Erwartungen sind nun aber sehr stark vorausgelaufen und die Lage ist nicht ohne Risiken, wenn man sich beispielsweise den Ölpreis anschaut. Wir könnten im nächsten Monat also durchaus einen Rückgang beim Ifo sehen, müssten dann aber auch nicht verzweifeln. Wir haben so eine deutliche Verbesserung einhergehend mit starken Konjunkturzahlen, dass man sagen kann: Die Erholung ist robust und beginnt ganz allmählich in einen Aufschwung überzugehen. Wir hatten unsere Wachstumsprognose auf 1,8 Prozent angehoben. Für eine weitere Anhebung besteht im Moment noch kein Anlass. Die EZB hat keine Veranlassung, überstürzt zu reagieren. Wir gehen von einer Erhöhung im März aus. Zugenommen hat allenfalls die Wahrscheinlichkeit, dass einmal ein Zinsschritt um 50 Basispunkte kommt. Das kann im März sein, muss aber nicht. Gegen eine Erhöhung im Februar spricht die sehr oft wiederholte Aussage von EZB-Vertretern, dass es keine Vorfestlegung über Zinsschritte gab.“

Dirk Schumacher, Goldman Sachs:  „Das ist eine Sache, die sehr optimistisch stimmt, zumal alle wesentlichen Sektoren sich verbessert haben. Das zeigt, dass die Konjunkturerholung sich verbreitert. Wir sind langsam in Höhenregionen, wo keine Verbesserung mehr möglich ist, zumindest wenn man die Historie des Ifo-Index als Maßstab nimmt. Da kann man nicht mäkeln. Interessant ist der Vergleich mit Frankreich und Belgien, die nicht ganz so robust sind, während Deutschland einfach weitermacht. Auch der Ölpreis scheint kein Problem zu sein. Der gute Außenhandel ist sicher weiter ein wesentlicher Faktor, aber auch andere Bereiche scheinen sich zu beleben. Das ist auch notwendig, damit der Aufschwung dauerhaft anhält.“

Bernd Weidensteiner DZ Bank: „Besonders bemerkenswert ist die nochmalige Verbesserung der Stimmung im Verarbeitenden Gewerbe - sie war sowieso schon ausgesprochen gut. Das spricht dafür, dass sich die Exporteure hervorragend an den weltwirtschaftlichen Aufschwung angehängt haben. Die deutsche Exportstruktur passt sehr gut zur globalen Nachfrage, ganz im Gegensatz etwa zu Frankreich. Die Binnenkonjunktur ist aber leider noch nicht in Hochform - auch wenn hier der Muskelschwund endlich aufgehört hat.

Auch die Stimmung bei den Dienstleistern hat sich kräftig verbessert. Bei der Stimmung in Deutschland hat es seit dem Herbst eine Zeitenwende gegeben. Vielleicht lag es doch an der Bundestagswahl. Wie schon Ludwig Erhard wusste, hat die Psychologie einen sehr großen Einfluss auf die Wirtschaft. Das scheint sich jetzt in Deutschland mal wieder zu bewahrheiten.“

Ulrike Kastens: Sal. Oppenheim: „Das sind sehr, sehr gute Zahlen, die vom Ifo-Institut kommen, das ist ein sehr guter Start ins Jahr 2006. Positiv ist besonders, dass die Geschäftsbedingungen sich nochmal gut verbessert haben. Dass die Erwartungen nochmal so stark angestiegen sind, überrascht mich schon, weil sie bereits auf einem hohem Niveau waren. In den Komponenten zeigt sich eine grundlegende Verbesserung, besonders in der Industrie, die vom sehr guten Auslandsgeschäft und von der Binnennachfrage profitieren wird. Schön auch, dass sich beim Einzelhandel das Geschäftsklima merklich verbessert hat, allerdings ist noch fraglich, ob sich das bald schon in höheren Einzelhandelsumsätzen niederschlägt. Insgesamt bestätigen die Zahlen den Optimismus für 2006.“

Quelle: HANDELSBLATT, Mittwoch, 25. Januar 2006, 13:58 Uhr

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