Institut IFP hält Ölpreis von 300 Dollar für möglich
Handel von Opec-Konferenz unbeeindruckt
Börsen-Zeitung, 24.6.2008 ars Frankfurt - Ungeachtet der Ankündigung der Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec), die Fördermenge zu erhöhen, hat der Ölpreis zu Wochenanfang seinen Aufwärtstrend fortgesetzt. Die Notierung für das Rohöl der Sorte West Texas Intermediate stieg um 1,1 % auf 136,90 Euro. Damit ist der Kontrakt für den laufenden Monat nur noch drei Dollar von seinem Höchstkurs entfernt. Die Ankündigung der Golf-Staaten auf dem Ölgipfel in der saudi-arabischen Hafenstadt Jeddah vom Wochenende, mehr Öl zu fördern, ließ den Markt unbeeindruckt. Nach Einschätzung des Chefs des französischen Instituts IFP (L'Institut Français du Pétrole), Olivier Appert, wird die angespannte Lage am Ölmarkt anhalten. In einem aktuellen Interview hatte Appert prognostiziert, dass der Preistrend sich langfristig fortsetzen werde. Bis 2015 könnte das Barrel mehr als doppelt so teuer sein wie heute. Preise von 200 Dollar halte er für möglich. Ein Anstieg bis 300 Dollar pro Barrel im Jahr 2015 sei nicht ausgeschlossen. Eine Fortsetzung des Aufwärtstrends beim Ölpreis erwartet auch die iranische Regierung. Unter Berufung von Hodschatollah Ghanimifard, einem hochrangigen Regierungsvertreter, heißt es, dass wegen des Sommerbeginns in den kommenden Tagen mit einem weiteren Anstieg der Ölpreise zu rechnen sei.
Saudi Arabien hatte auf dem Öl-Gipfel die frühere Ankündigung einer Produktionsausweitung um 200 000 Barrel auf 9,7 Mill. Barrel täglich nochmals wiederholt - das höchste Produktionsniveau seit 1981. Außerdem hatte der saudische Ölminister Ali Naimi angekündigt, dass man zu den bereits existierenden Plänen zum Kapazitätsausbau weitere 2,5 Mill. Barrel täglich in den kommenden Jahren hinzufügen könnte.
Nach Ansicht von Eugen Weinberg, Rohstoff-Spezialist der Commerzbank, sollte die Erhöhung der Produktion zwar die Gefahren eines Ölfördermaximums (Oil Peaks) reduzieren, da die Reserven mehr als ausreichend sind, um den weltweiten Ölbedarf zu decken. Jedoch dürften seiner Meinung nach kurzfristig andere Faktoren bei der Ölpreisbildung eine wichtigere Rolle spielen. So drückten die Angriffe der Rebellen die Produktion in Nigeria zuletzt um 1 Mill. Barrel auf rund 1,5 Mill. Barrel und damit auf das niedrigste Niveau seit einem Vierteljahrhundert. Darüber hinaus scheint der Hunger der Chinesen trotz der Anhebung der staatlich festgelegten Benzin-, Diesel- und Kerosinpreise ungebrochen. So sollen die Ölimporte Chinas im Mai um 25 % gestiegen sein.
Börsen-Zeitung, 24.06.2008, Autor ars Frankfurt , Ausgabe Nr. 119 , Seite 17, 352 Worte
"Es gibt nichts, was so verheerend ist, wie ein rationales Anlageverhalten in einer irrationalen Welt.