Am 20. März verabschiedet sich der Winter aus dem Kalender, um dem Frühling Platz zu machen. Ob sich damit auch das "Schmuddelwetter" an den Börsen verzieht, hängt zwar grundsätzlich von einer Vielzahl von Faktoren ab, kurzfristig ist es aber die Zinsentscheidung der US-Notenbank (Fed), die die Weichen für die weitere Kursentwicklung an den internationalen Finanzmärkten stellt.
Die US-Wirtschaft zeigt seit einigen Wochen deutliche Anzeichen einer Erholung. Die zuletzt veröffentlichten Statistiken, vor allem die Entspannung am Arbeitsmarkt im Februar, könnte die Notenbanker daher veranlassen, ihre laxe Geldpolitik ("easing bias") aufzugeben und eine neutrale Haltung einzunehmen. Notenbankpräsident Alan Greenspan hat die Rezession jüngst für beendet erklärt, sozusagen ein Wink mit dem Zaunpfahl, dass sich die Währungshüter nun wieder ihrer Hauptaufgabe zu widmen gedenken: der Einschränkung der Inflation.
Nach den Anschlägen vom 11. September hatten die Top-Banker zur Stabilisierung der ohnehin angeschlagenen Binnenkonjunktur sämtliche Bedenken hinsichtlich der Teuerungsraten über Bord geworfen und mit Volldampf die Leitzinsen abgesenkt. Im gesamten Jahr 2001 verbilligten sie die Kreditzinsen in elf Schritten auf 1,75 Prozent und damit auf das niedrigste Niveau seit 40 Jahren. Während ihres ersten Treffens in 2002 zogen sie sich aber bereits auf einen Beobachtungsposten zurück.
Erste Zinserhöhung im Mai
Die geldpolitischen Entscheidungen wirken sich mit einer Verzögerung von bis zu 24 Monaten auf die Inflationsrate aus", gibt Sung Won Sohn von Wells Fargo zu bedenken, "also müssen sie sich langsam Sorgen machen". Kritiker hatten Alan Greenspan bereits Ende Dezember vorgeworfen, mit seinen Aktionen übertrieben zu haben. Die Wirtschaft hätte bereits früher Erholungstendenzen erkennen lassen, somit seien die letzten Zinssenkungen überflüssig und im Hinblick auf eine anstehende Serie von möglichen Erhöhungen sogar kontraproduktiv gewesen.
Eine erste Zinserhöhung beim Treffen am 7. Mai ist nach Einschätzung der Anleger bereits beschlossene Sache: Die Entwicklung bei den Terminkontrakten auf die Fed Funds (Tagesgeld) signalisiert, dass sich die Notenbank nach Meinung des Marktes zwar am Dienstag mit geldpolitischen Maßnahmen zurückhalten wird, die Leitzinsen im Mai aber mit einer annähernd 100prozetigen Wahrscheinlichkeit um 25 Basispunkte (0,25 Prozent) anhebt. Einige Volkswirte vertreten allerdings die Meinung, dass der Handel den Wunsch der Fed, an der Zinsschraube zu drehen, überschätzt. Sie glauben, dass die konjunkturelle Entwicklung die Preise noch für etliche Monate im Zaum halten und die Notenbank daher keinen Anlass haben wird das Zinsniveau zu verändern.
Wie bereits erwähnt, hält die Mehrzahl der Marktteilnehmer eine Zinsveränderung in dieser Woche für beinahe ausgeschlossen, die Reaktion auf einen Non-Event wäre daher wohl begrenzt. Von Interesse werden hingegen die Kommentare von Fed-Chef Greenspan sein: Äußert er sich erneut positiv zur Binnenkonjunktur, wird das dem Markt zusätzliche Stabilität verleihen – selbst auf die Gefahr einer Zinsanhebung im Mai hin.
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Gruß Kostolmoney
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