Der große Blockbuster der Weltbörsen sind in diesem Jahr die Schwellenländer. Buenos Aires, Budapest, Bombay und all die anderen exotischen Börsen stehlen den etablierten Märkten in Westeuropa und Nordamerika die Show.
Sie stellen sogar den Dax und den Nikkei, die Stars der Industrieländer, in den Schatten. Der MSCI-Aktienindex für 29 Schwellenmärkte gewann in zwölf Monaten 40 Prozent, die Börsen in den Industrieländern legten 14 Prozent zu.
Der rote Teppich wird ausgerollt
Mehr und mehr Investoren erliegen dem Glamour der rasanten Gewinne. Die jüngsten Daten von Emerging Portfolio Fund Research zeigen, daß zwischen Januar und Ende September netto 14,5 Milliarden Dollar in Emerging-Market- Fonds flossen, fünfmal soviel wie 2004 und deutlich mehr als im Rekordjahr 2003.
Daß viele Aktienkurse beinahe senkrecht hochschießen, zeigt, wie begierig Aktien ferner Länder gekauft werden. Vor allem Lateinamerika, Rußland und Osteuropa haben für Anleger den roten Teppich ausgerollt.
Comeback der Schwellenmärkte
„Die Investoren realisieren mehr und mehr, daß viele Schwellenländer und die Unternehmen dort die Gewinner der Globalisierung sind”, glaubt Thomas Gerhardt, der das Portfoliomanagement der Schwellenländerfonds bei der DWS leitet. Das Comeback der Schwellenmärkte ist perfekt inszeniert: Brasilien ist Rohstofflager der Welt, China die Werkhalle, Indien die Denkfabrik und Rußland die Zapfsäule.
Aufgrund des Lohnkostenvorteils und einer großen Zahl gut ausgebildeter Arbeitskräfte bieten sich China und seine Nachbarn, aber auch Osteuropa als Produktionsstätten für allerlei Waren vom Computer bis zum Turnschuh an. Sie werden genutzt. Allein die amerikanische Einzelhandelskette Wal-Mart importiert jährlich Waren im Wert von 18 Milliarden Dollar aus China - mehr als Großbritannien.
Nachfrage nach Rohstoffen wächst
Dank des enormen wirtschaftlichen Erfolgs einiger Schwellenländer, allen voran Chinas, wächst die Nachfrage nach Rohstoffen ungestüm. Davon profitieren Regionen, die reiche Rohstoffschätze oder große Erdöl- und Gasvorräte besitzen, wie Lateinamerika, Südafrika und Rußland.
Durch das starke Wachstum der aufstrebenden Volkswirtschaften wird Wohlstand geschaffen. Die Löhne klettern mancherorts um zehn bis 20 Prozent jährlich. Es wächst eine neue, kaufkräftige Mittelschicht heran. So steigt der Konsum in China um 15 Prozent im Jahr - in Indien nicht minder. Neben dem boomenden Exportgeschäft entsteht allmählich ein zweiter Wachstumsmotor.
Türkische Börse haussiert
Hinzu kommt in Osteuropa die Hoffnung auf einen Prozeß der ökonomischen Konvergenz mit Blick auf die Europäische Union. Jüngstes Beispiel ist die Türkei. Seit das Land Kurs auf Europa genommen hat, haussieren die Aktienkurse; in zwölf Monaten haben sie 60 Prozent gewonnen.
Vor allem aber gelten Emerging Markets als Option auf ein starkes Wachstum der Weltwirtschaft und ihre zunehmende Integration. Das Risiko, das mit einer solchen Option verbunden ist, und die Hoffnung auf spektakuläre Renditen haben einige Anleger bereits vor 15 Jahren berauscht. Zwischen 1989 und 1993 hatten viele Schwellenbörsen einen ungewöhnlich guten Lauf.
Mit einem blauen Auge davongekommen
Diese Glanzzeit wurde überraschend von einer Serie entsetzlicher Krisen abgelöst - in Mexiko, Thailand und Rußland. Die Aktienkurse stürzten in die Tiefe.
„Über Emerging Markets zu sprechen wurde so schwierig wie der Handel mit Giftmüll”, erinnert sich Rajiv Jain, der für Vontobel globale Aktienfonds managt. Viele Anleger haben sich in den neunziger Jahren ein blaues Auge in den Emerging Markets geholt und sind noch immer skeptisch. Sie verbinden die Schwellenmärkte mit Finanz- und Währungskrisen sowie instabilen politischen Systemen und zögern mit dem Einstieg. Zu Recht?
Volkswirtschaften sind deutlich gefestigt
„Schwellenländer sind heute nicht mehr so riskant wie vor zehn Jahren”, sagt Hugh Hunter, Anlagechef für Emerging Markets bei der WestAM. „Die Krise hat das Denken der Manager und Regierungschefs verändert. In den vergangenen Jahren haben sie Schulden zurückbezahlt. Jetzt sind die Bilanzen sauberer, die Volkswirtschaften deutlich gefestigter.”
Optimisten sind überzeugt, daß die Weltwirtschaft krisenfester wird, je enger sie zusammenwächst. Zu stark ist die Abhängigkeit der westlichen Welt von den billigen Werkbänken und Rohstofflieferanten geworden, als daß man größeren Verwerfungen tatenlos zusähe. Egal, ob es chinesische T-Shirts für Wal-Mart sind, russisches Öl für amerikanische Autofahrer oder indische Software für deutsche Banken - ohne Schwellenländer läuft immer weniger.
Wachstum im Euro-Raum hinkt hinterher
Und so könnte die Hausse noch einige Zeit anhalten. Gründe gibt es genug: Erstens ist das Wirtschaftswachstum viel höher als in den entwickelten Ländern.
So wächst Chinas Bruttoinlandsprodukt mit neun Prozent, Indien glänzt mit 7,5 Prozent plus und Brasilien mit 5,5 Prozent. Zur Erinnerung: Für den Euro-Raum werden in diesem Jahr 1,2 Prozent Wachstum erwartet. Zweitens ist die Gewinndynamik der Unternehmen stärker.
Aktien um 25 Prozent günstiger
In den aufstrebenden Märkten wird 2006 mit einem Zuwachs von 13 Prozent gerechnet, verglichen mit 10,5 Prozent in den etablierten Märkten. Drittens spricht die Bewertung für die Schwellenbörsen. Trotz der Rally sind die Aktien um 25 Prozent günstiger als in den Industrieländern.
Das gilt aber nicht für alle Regionen. „In Osteuropa sind die Aktien teuer geworden”, sagt Wen Zhang-Gold, die für Carmignac einen Emerging-Market-Fonds managt. „Wir haben einen Großteil unserer Gewinne mitgenommen und investieren lieber in günstigen Märkten wie Korea und Brasilien.”
Kursgewinne von 40 Prozent „unrealistisch”
Favorit vieler Fondsmanager ist derzeit Asien. Wirtschaft und Unternehmensgewinne wachsen dort schneller als im Rest der Welt. Damit die Kurse dort durchstarten, müßte allerdings der Ölpreis sinken oder Alan Greenspan die Finger von der Zinsschraube lassen.
Kursgewinne in den Emerging Markets von 40 Prozent wie in der Vergangenheit hält DWS-Manager Gerhardt in jedem Fall für „unrealistisch”. „Wer einen Anlagehorizont von fünf Jahren hat, kann dennoch ganz entspannt investieren, denn die Aktienkurse der Schwellenländer werden dann deutlich höher stehen als heute.”
Während Asien, Lateinamerika und Osteuropa heute 20 Prozent des weltweiten Bruttoinlandsprodukts schaffen, bringt es der Börsenwert ihrer Unternehmen nur auf einen Anteil von 6,5 Prozent. Es sollte mehr sein.
Quelle: www.faz.net/s/...8889D93B526510FDFF~ATpl~Ecommon~Scontent.html target="_new" rel="nofollow">faznet.de
Sie stellen sogar den Dax und den Nikkei, die Stars der Industrieländer, in den Schatten. Der MSCI-Aktienindex für 29 Schwellenmärkte gewann in zwölf Monaten 40 Prozent, die Börsen in den Industrieländern legten 14 Prozent zu.
Der rote Teppich wird ausgerollt
Mehr und mehr Investoren erliegen dem Glamour der rasanten Gewinne. Die jüngsten Daten von Emerging Portfolio Fund Research zeigen, daß zwischen Januar und Ende September netto 14,5 Milliarden Dollar in Emerging-Market- Fonds flossen, fünfmal soviel wie 2004 und deutlich mehr als im Rekordjahr 2003.
Daß viele Aktienkurse beinahe senkrecht hochschießen, zeigt, wie begierig Aktien ferner Länder gekauft werden. Vor allem Lateinamerika, Rußland und Osteuropa haben für Anleger den roten Teppich ausgerollt.
Comeback der Schwellenmärkte
„Die Investoren realisieren mehr und mehr, daß viele Schwellenländer und die Unternehmen dort die Gewinner der Globalisierung sind”, glaubt Thomas Gerhardt, der das Portfoliomanagement der Schwellenländerfonds bei der DWS leitet. Das Comeback der Schwellenmärkte ist perfekt inszeniert: Brasilien ist Rohstofflager der Welt, China die Werkhalle, Indien die Denkfabrik und Rußland die Zapfsäule.
Aufgrund des Lohnkostenvorteils und einer großen Zahl gut ausgebildeter Arbeitskräfte bieten sich China und seine Nachbarn, aber auch Osteuropa als Produktionsstätten für allerlei Waren vom Computer bis zum Turnschuh an. Sie werden genutzt. Allein die amerikanische Einzelhandelskette Wal-Mart importiert jährlich Waren im Wert von 18 Milliarden Dollar aus China - mehr als Großbritannien.
Nachfrage nach Rohstoffen wächst
Dank des enormen wirtschaftlichen Erfolgs einiger Schwellenländer, allen voran Chinas, wächst die Nachfrage nach Rohstoffen ungestüm. Davon profitieren Regionen, die reiche Rohstoffschätze oder große Erdöl- und Gasvorräte besitzen, wie Lateinamerika, Südafrika und Rußland.
Durch das starke Wachstum der aufstrebenden Volkswirtschaften wird Wohlstand geschaffen. Die Löhne klettern mancherorts um zehn bis 20 Prozent jährlich. Es wächst eine neue, kaufkräftige Mittelschicht heran. So steigt der Konsum in China um 15 Prozent im Jahr - in Indien nicht minder. Neben dem boomenden Exportgeschäft entsteht allmählich ein zweiter Wachstumsmotor.
Türkische Börse haussiert
Hinzu kommt in Osteuropa die Hoffnung auf einen Prozeß der ökonomischen Konvergenz mit Blick auf die Europäische Union. Jüngstes Beispiel ist die Türkei. Seit das Land Kurs auf Europa genommen hat, haussieren die Aktienkurse; in zwölf Monaten haben sie 60 Prozent gewonnen.
Vor allem aber gelten Emerging Markets als Option auf ein starkes Wachstum der Weltwirtschaft und ihre zunehmende Integration. Das Risiko, das mit einer solchen Option verbunden ist, und die Hoffnung auf spektakuläre Renditen haben einige Anleger bereits vor 15 Jahren berauscht. Zwischen 1989 und 1993 hatten viele Schwellenbörsen einen ungewöhnlich guten Lauf.
Mit einem blauen Auge davongekommen
Diese Glanzzeit wurde überraschend von einer Serie entsetzlicher Krisen abgelöst - in Mexiko, Thailand und Rußland. Die Aktienkurse stürzten in die Tiefe.
„Über Emerging Markets zu sprechen wurde so schwierig wie der Handel mit Giftmüll”, erinnert sich Rajiv Jain, der für Vontobel globale Aktienfonds managt. Viele Anleger haben sich in den neunziger Jahren ein blaues Auge in den Emerging Markets geholt und sind noch immer skeptisch. Sie verbinden die Schwellenmärkte mit Finanz- und Währungskrisen sowie instabilen politischen Systemen und zögern mit dem Einstieg. Zu Recht?
Volkswirtschaften sind deutlich gefestigt
„Schwellenländer sind heute nicht mehr so riskant wie vor zehn Jahren”, sagt Hugh Hunter, Anlagechef für Emerging Markets bei der WestAM. „Die Krise hat das Denken der Manager und Regierungschefs verändert. In den vergangenen Jahren haben sie Schulden zurückbezahlt. Jetzt sind die Bilanzen sauberer, die Volkswirtschaften deutlich gefestigter.”
Optimisten sind überzeugt, daß die Weltwirtschaft krisenfester wird, je enger sie zusammenwächst. Zu stark ist die Abhängigkeit der westlichen Welt von den billigen Werkbänken und Rohstofflieferanten geworden, als daß man größeren Verwerfungen tatenlos zusähe. Egal, ob es chinesische T-Shirts für Wal-Mart sind, russisches Öl für amerikanische Autofahrer oder indische Software für deutsche Banken - ohne Schwellenländer läuft immer weniger.
Wachstum im Euro-Raum hinkt hinterher
Und so könnte die Hausse noch einige Zeit anhalten. Gründe gibt es genug: Erstens ist das Wirtschaftswachstum viel höher als in den entwickelten Ländern.
So wächst Chinas Bruttoinlandsprodukt mit neun Prozent, Indien glänzt mit 7,5 Prozent plus und Brasilien mit 5,5 Prozent. Zur Erinnerung: Für den Euro-Raum werden in diesem Jahr 1,2 Prozent Wachstum erwartet. Zweitens ist die Gewinndynamik der Unternehmen stärker.
Aktien um 25 Prozent günstiger
In den aufstrebenden Märkten wird 2006 mit einem Zuwachs von 13 Prozent gerechnet, verglichen mit 10,5 Prozent in den etablierten Märkten. Drittens spricht die Bewertung für die Schwellenbörsen. Trotz der Rally sind die Aktien um 25 Prozent günstiger als in den Industrieländern.
Das gilt aber nicht für alle Regionen. „In Osteuropa sind die Aktien teuer geworden”, sagt Wen Zhang-Gold, die für Carmignac einen Emerging-Market-Fonds managt. „Wir haben einen Großteil unserer Gewinne mitgenommen und investieren lieber in günstigen Märkten wie Korea und Brasilien.”
Kursgewinne von 40 Prozent „unrealistisch”
Favorit vieler Fondsmanager ist derzeit Asien. Wirtschaft und Unternehmensgewinne wachsen dort schneller als im Rest der Welt. Damit die Kurse dort durchstarten, müßte allerdings der Ölpreis sinken oder Alan Greenspan die Finger von der Zinsschraube lassen.
Kursgewinne in den Emerging Markets von 40 Prozent wie in der Vergangenheit hält DWS-Manager Gerhardt in jedem Fall für „unrealistisch”. „Wer einen Anlagehorizont von fünf Jahren hat, kann dennoch ganz entspannt investieren, denn die Aktienkurse der Schwellenländer werden dann deutlich höher stehen als heute.”
Während Asien, Lateinamerika und Osteuropa heute 20 Prozent des weltweiten Bruttoinlandsprodukts schaffen, bringt es der Börsenwert ihrer Unternehmen nur auf einen Anteil von 6,5 Prozent. Es sollte mehr sein.
Quelle: www.faz.net/s/...8889D93B526510FDFF~ATpl~Ecommon~Scontent.html target="_new" rel="nofollow">faznet.de