Virusgefahr erreicht die Börse

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EinsamerSam.:

Virusgefahr erreicht die Börse

 
23.08.05 07:12
Vogelgrippe rückt Pharmawerte in den Fokus

Virusgefahr erreicht die Börse

Der Angreifer hat einen Namen: „A H5N1“. So heißt der Erreger der Vogelgrippe, der mittlerweile auch in Europa Ängste auslöst. Gesundheitsexperten sind besorgt über hohe Reisegeschwindigkeit des Virus auf dem Weg von Asien nach Europa. Und auch Börsianer machen sich allmählich Gedanken über die Flugrouten von Vögeln.

HB FRANKFURT. Die Ängste kommen nicht von ungefähr. Mediziner halten es für denkbar, dass „A H5N1“ durch eine Mutation sehr einfach zwischen Menschen übertragbar werden kann – wie bei einer „normalen“ Grippe. Die Folge wäre eine Verbreitung über weite Teile des Globus.

Was dieser – erst einmal nur theoretisch denkbare – Fall für die Finanzmärkte bedeuten könnte, hat jetzt das amerikanische Finanzhauses Nesbitt Burns in einer Studie beschrieben. Auf 40 Seiten nehmen die Experten des Instituts Anlegern für den Fall einer Großepidemie alle Hoffnung. Sie erwarten einen wirtschaftlichen Einbruch mit fallenden Preisen für alle Vermögensklassen. Edelmetalle dürften dank der erwarteten Panikkäufe zwar anfangs gewinnen. Doch schnell würden auch deren Preise in den Keller gehen, glauben die Fachleute.

Wo es Risiken gibt, existieren allerdings auch Chancen. Getreu dieser Leitlinie sondieren schon jetzt einige Anleger die Listen der Pharmawerte auf potenzielle Grippegewinner. Erster Kandidat ist die schweizerische Roche. Sie stellt das Medikament Tamiflu her, das eine Ausbreitung der Grippe verhindern könnte.

Von niedriger Basis aus steigt der Tamiflu-Umsatzanteil rasant. Das zeigen die kürzlich vorgelegten Konzernzahlen. Sie machten einen so guten Eindruck, dass die Bank Vontobel begeisterte Kommentare abgab. Doch solche Nachrichten haben ihren Preis: Der Aktienkurs schoss in diesem Jahr um 50 Prozent nach oben.

Vor Käufen sollten die Anleger über die Tamiflu-Zukunft nachdenken. Roche besitzt nämlich nur die Herstellungsrechte. Das Patent liegt bei der US-Firma Gilead Sciences. Und Gilead kündigte vor zwei Monaten eine Aufhebung des Lizenzvertrages mit Roche an. Derzeit wird verhandelt. Aber warum rätseln über mögliche zukünftige Lizenznehmer, wenn man mit Gilead ohnehin auf der sicheren Seite ist, meinen einige Analysten. Die Aktie spielt übrigens in einer anderen Liga als Roche: Der Kurs hat sich in den vergangenen fünf Jahren verzehnfacht.

Eine alternative Möglichkeit bietet der britische Konzern Glaxo-Smithkline dank des konkurrierenden Medikamentes Relenza, das sich allerdings geringerer Nachfrage erfreut. Im Vergleich zu den erwähnten Titeln war der Kursanstieg der Glaxo-Aktie bisher bescheiden.

Medikamente könnten ein Vordringen des Virus lediglich aufhalten. Eine endgültige Lösung im Kampf gegen einen außer Kontrolle geratenen Erreger bietet nur eine Schutzimpfung. Zu den großen Impfstoffproduzenten zählen Glaxo-Smithkline und die deutsch-französische Sanofi-Aventis. Peter Düllmann von Sal. Oppenheim macht Hoffnung: „Da sollte man mal eine Lösung hinbekommen, das ist in den Kursen noch nicht enthalten.“

Wie immer nun die Anleger mit dem Thema Vogelgrippe umgehen wollen, vor Untergangsstimmung sei gewarnt. Selbst Nesbitt Burns will seine Studienergebnisse ausdrücklich nicht als Prognose verstanden wissen. „Die Erfahrung sagt uns, dass extreme Entwicklungen nur selten eintreten“, warnt Mike Miller. Es sei jedoch fahrlässig, sich nicht mit möglichen Risiken für die Börsen auseinander zu setzen. Wahrscheinlich geht ja alles gut aus.

Quelle: HANDELSBLATT, Dienstag, 23. August 2005, 07:00 Uhr

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Der Einsame Samariter

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