Es sind die Unternehmen aus der zweiten Reihe, die sich in der aktuell unsicheren Lage an der deutschen Börse als sicherer Hafen erweisen. So erwartet zum Beispiel das Bankhaus HSBC Trinkaus und Burkhardt in einer jüngst vorgelegten Studie, dass der MDAX den DAX im kommenden Jahr sogar outperformen wird. Stock-World sprach mit Trinkaus-Fondsmanager Karsten Tripp über die aktuelle Marktlage bei den deutschen MidCaps. Karsten Tripp managt den Aktienfonds Trinkaus Spezial Deutschland INKA.
Stock-World: Der MDAX-Performance-Index brach im September deutlich ein, rutschte zwischenzeitlich sogar unter die 4.000-Punkte-Marke. Seit einigen Tagen ist ein leichter Aufwärtstendenz festzustellen. Wie beurteilen Sie die aktuelle Marktsituation bei den deutschen MidCaps.
Karsten Tripp: Zum einen sind deutsche MidCaps nicht von den internationalen Tendenzen zu isolieren. Vor dem Terroranschlag am 11. September gab es bereits einen Abschwung an den weltweit größten Märkten, der sich auch auf den MDAX voll durchgeschlagen hat. Damals hatten die MidCaps innerhalb relativ kurzer Zeit über zehn Prozent verloren. Auf der anderen Seite hat der MDAX alle Abwärtsbewegungen, im Vergleich zu anderen Märkten, nur abgeschwächt mitgemacht. Technisch ist dieses Verhalten so zu erklären, dass wohl kein Investor versucht, aus diesem Segment bevorzugt Liquidität zu gewinnen, weil jeder weiß, dass die Liquidität in diesem Segment einfach nicht so groß ist. Logisch ist dann, dass Anleger erst DAX-Werte oder Werte aus anderen großen Märkten verkaufen und erst am Ende dieser Kette den MDAX-Bereich. Deshalb ist dieses Segment erst einen Tag später abgerutscht als der DAX. Der zweite Punkt liegt fundamental begründet, da der MDAX wesentlich stärker auf den Inlandsbereich ausgerichtet ist. Der Anschlag wirkt sich sicherlich stark auf internationale Großunternehmen aus, doch je weiter ich von diesem Epizentrum entfernt bin, um so geringere Auswirkungen habe ich zu erwarten. Wenn man also davon ausgeht, dass sich deutsche Werte in Reaktion auf solche Anschläge generell besser behaupten, dann bin ich im MDAX natürlich gut investiert. Insgesamt hat sich der MDAX fast wieder an das Niveau vom 10. September angepasst.
Stock-World: Nach den Terrorakten in den USA rechnen einige MDAX-Konzerne mit deutlichen Gewinneinbußen in diesem Jahr, andere können die Auswirkungen auf ihr Geschäft noch nicht abschätzen. Welche Unternehmen müssen aus Ihrer Sicht mit Gewinneinbußen als Folge des Anschlags rechnen?
Karsten Tripp: Zunächst einmal bin ich fest davon überzeugt, dass durch den Anschlag gesamtwirtschaftlich nichts passiert ist oder passieren wird, was nicht auch ohne diese Anschläge passiert wäre. Es besteht also insgesamt ein gravierendes konjunkturelles Problem, welches ausgeht von einem Überinvestitions-Problem in den USA. Diese konjunkturelle Problemlage hätte den Aktienmärkten auch ohne den Anschlag geblüht. Wir erleben jetzt eher eine leichte Verschärfung durch den Terrorakt. Tatsächlich vom Terrorakt betroffen sind in erster Linie exportorientierte oder zyklische Werte, wie Autozulieferer, Chemiewerte und Maschinenbauer. Bei Automobilwerten sind also eine Continental, Phoenix oder Porsche betroffen. Im Chemiebereich in erster Linie eine Celanese. Medienwerte , wie beispielsweise eine ProSiebenSat1, werden sicherlich leiden, da sie ausgesprochen zyklisch sind. Für Bautitel, die grundsätzlich als zyklisch gelten, erwarte ich keine negativen Auswirkungen, da das ganze Inlandsgeschäft schon so sehr niederliegt, dass man als Anleger keine Auswirkungen mehr befürchten muss.
Stock-World: Nach welcher Strategie handeln Sie als Fondsmanager in einer solch prekären Marktsituation?
Karsten Tripp: Da ich davon überzeugt bin, dass wir uns insgesamt auf eine schwierige konjunkturelle Situation einstellen müssen, bin ich mit meinem Fonds seit geraumer Zeit defensiv und zu 100 Prozent auf den MDAX-Bereich ausgerichtet. Für die einzelnen Branchen bedeutet dies eine Konzentration auf Pharma-, Konsum und Finanzwerte. Aus der Erfahrung heraus ist es aber auch sinnvoll, gegen den Strom zu schwimmen. Sollte der Markt zu unrecht langfristig aussichtsreiche Werte nach unten prügeln, dann würde ich auch anfangen, erste defensive Titel zu verkaufen und wieder in zyklische Aktien zu investieren.
Stock-World: Welche Branchen halten Sie in der aktuellen Situation für aussichtsreich?
Karsten Tripp: Wie eben schon angedeutet sind das im MDAX-Bereich die Pharma- , Konsum- und Finanztitel. Bei den Finanztiteln muss man die HannoverRück ausnehmen, da sie durch die wirtschaftlichen Folgen der Anschläge hart getroffen wurde, die anderen dagegen nur marginal. Generell gilt für alle Versicherungswerte: Sie sind stark angebunden an langlaufende Anleihen und zwar stärker an den amerikanischen Anleihe-Markt als an Europa. Da die Zinsen in den USA stark gesunken sind, wäre meine Erwartung, dass Versicherungen in den nächsten Wochen gut 10 bis 15 Prozent zulegen. Also eine Übergewichtung bei den "unbelasteten" Versicherungen bietet sich an.
Stock-World: In welche Titel würden Sie innerhalb dieser Branchen investieren?
Karsten Tripp: Bei den Versicherungen eine AMB, sowohl aus fundamentaler Sicht, als auch wegen der Unternehmensstrategie. Ich glaube, dass Deutschland ein ausgesprochen attraktiver Markt für die Produkte von AMB ist. Die von der italienischen Mutter Generali auferlegte Beschränkung auf den deutschen Markt sollte kein Hindernis für eine gute Performance darstellen. AMB ist als Nummer Zwei am deutschen Markt hervorragend positioniert. Ich rechne mit mittelfristigen Kurschancen von zwanzig bis dreißig Prozent. Im Konsumbereich sind sicherlich die Konsumgüterhersteller, allen voran Beiersdorf mit ihrer weltweit starken Markenpositionierung, hochinteressant.
Stock-World: Welches sind aktuell ihre größten Einzeltitel im Fonds und warum?
Karsten Tripp: Beiersdorf ist vom Volumen auch der größte Titel in unserem Fonds, meistens um die zehn Prozent vom Gesamtvolumen. Wie schon gesagt, liegt die Stärke bei Beiersdorf mit einem KGV von etwa 45 weniger in der aktuellen Bewertung, sondern vielmehr in der Markenstärke. Des weiteren gehört Südzucker zu meinen Favoriten, da sie auf dem gesamten europäischen Zucker-Markt hervorragend positioniert ist. Generell ist das Zuckergeschäft äußerst rentabel.
Stock-World: Wie beurteilen Sie insgesamt die Zukunftsaussichten bei den MDAX-Werten?
Karsten Tripp: Nach dem Kursverfall sind viele Werte aus dem Segment extrem günstig geworden. Für die kommenden fünf Jahre sind zehn bis zwölf Prozent Rendite pro Jahr durchaus vorstellbar. Relativ gesehen hat der MDAX sicherlich Chancen zum großen Bruder DAX aufzuholen. Wir hatten ja bereits am 21. September vorübergehend das Phänomen, dass der MDAX über dem DAX gestanden hat. Bis die amerikanische Konjunktur dreht, wohl erst gegen Mitte des kommenden Jahres, wird der MDAX gute Chancen haben, sich besser zu entwickeln als der DAX.
Das Interview ist ein Auszug aus dem aktuellen Stock-World Fondsreport, den Sie hier abonnieren können.
© 10.10.2001 www.stock-world.de
Stock-World: Der MDAX-Performance-Index brach im September deutlich ein, rutschte zwischenzeitlich sogar unter die 4.000-Punkte-Marke. Seit einigen Tagen ist ein leichter Aufwärtstendenz festzustellen. Wie beurteilen Sie die aktuelle Marktsituation bei den deutschen MidCaps.
Karsten Tripp: Zum einen sind deutsche MidCaps nicht von den internationalen Tendenzen zu isolieren. Vor dem Terroranschlag am 11. September gab es bereits einen Abschwung an den weltweit größten Märkten, der sich auch auf den MDAX voll durchgeschlagen hat. Damals hatten die MidCaps innerhalb relativ kurzer Zeit über zehn Prozent verloren. Auf der anderen Seite hat der MDAX alle Abwärtsbewegungen, im Vergleich zu anderen Märkten, nur abgeschwächt mitgemacht. Technisch ist dieses Verhalten so zu erklären, dass wohl kein Investor versucht, aus diesem Segment bevorzugt Liquidität zu gewinnen, weil jeder weiß, dass die Liquidität in diesem Segment einfach nicht so groß ist. Logisch ist dann, dass Anleger erst DAX-Werte oder Werte aus anderen großen Märkten verkaufen und erst am Ende dieser Kette den MDAX-Bereich. Deshalb ist dieses Segment erst einen Tag später abgerutscht als der DAX. Der zweite Punkt liegt fundamental begründet, da der MDAX wesentlich stärker auf den Inlandsbereich ausgerichtet ist. Der Anschlag wirkt sich sicherlich stark auf internationale Großunternehmen aus, doch je weiter ich von diesem Epizentrum entfernt bin, um so geringere Auswirkungen habe ich zu erwarten. Wenn man also davon ausgeht, dass sich deutsche Werte in Reaktion auf solche Anschläge generell besser behaupten, dann bin ich im MDAX natürlich gut investiert. Insgesamt hat sich der MDAX fast wieder an das Niveau vom 10. September angepasst.
Stock-World: Nach den Terrorakten in den USA rechnen einige MDAX-Konzerne mit deutlichen Gewinneinbußen in diesem Jahr, andere können die Auswirkungen auf ihr Geschäft noch nicht abschätzen. Welche Unternehmen müssen aus Ihrer Sicht mit Gewinneinbußen als Folge des Anschlags rechnen?
Karsten Tripp: Zunächst einmal bin ich fest davon überzeugt, dass durch den Anschlag gesamtwirtschaftlich nichts passiert ist oder passieren wird, was nicht auch ohne diese Anschläge passiert wäre. Es besteht also insgesamt ein gravierendes konjunkturelles Problem, welches ausgeht von einem Überinvestitions-Problem in den USA. Diese konjunkturelle Problemlage hätte den Aktienmärkten auch ohne den Anschlag geblüht. Wir erleben jetzt eher eine leichte Verschärfung durch den Terrorakt. Tatsächlich vom Terrorakt betroffen sind in erster Linie exportorientierte oder zyklische Werte, wie Autozulieferer, Chemiewerte und Maschinenbauer. Bei Automobilwerten sind also eine Continental, Phoenix oder Porsche betroffen. Im Chemiebereich in erster Linie eine Celanese. Medienwerte , wie beispielsweise eine ProSiebenSat1, werden sicherlich leiden, da sie ausgesprochen zyklisch sind. Für Bautitel, die grundsätzlich als zyklisch gelten, erwarte ich keine negativen Auswirkungen, da das ganze Inlandsgeschäft schon so sehr niederliegt, dass man als Anleger keine Auswirkungen mehr befürchten muss.
Stock-World: Nach welcher Strategie handeln Sie als Fondsmanager in einer solch prekären Marktsituation?
Karsten Tripp: Da ich davon überzeugt bin, dass wir uns insgesamt auf eine schwierige konjunkturelle Situation einstellen müssen, bin ich mit meinem Fonds seit geraumer Zeit defensiv und zu 100 Prozent auf den MDAX-Bereich ausgerichtet. Für die einzelnen Branchen bedeutet dies eine Konzentration auf Pharma-, Konsum und Finanzwerte. Aus der Erfahrung heraus ist es aber auch sinnvoll, gegen den Strom zu schwimmen. Sollte der Markt zu unrecht langfristig aussichtsreiche Werte nach unten prügeln, dann würde ich auch anfangen, erste defensive Titel zu verkaufen und wieder in zyklische Aktien zu investieren.
Stock-World: Welche Branchen halten Sie in der aktuellen Situation für aussichtsreich?
Karsten Tripp: Wie eben schon angedeutet sind das im MDAX-Bereich die Pharma- , Konsum- und Finanztitel. Bei den Finanztiteln muss man die HannoverRück ausnehmen, da sie durch die wirtschaftlichen Folgen der Anschläge hart getroffen wurde, die anderen dagegen nur marginal. Generell gilt für alle Versicherungswerte: Sie sind stark angebunden an langlaufende Anleihen und zwar stärker an den amerikanischen Anleihe-Markt als an Europa. Da die Zinsen in den USA stark gesunken sind, wäre meine Erwartung, dass Versicherungen in den nächsten Wochen gut 10 bis 15 Prozent zulegen. Also eine Übergewichtung bei den "unbelasteten" Versicherungen bietet sich an.
Stock-World: In welche Titel würden Sie innerhalb dieser Branchen investieren?
Karsten Tripp: Bei den Versicherungen eine AMB, sowohl aus fundamentaler Sicht, als auch wegen der Unternehmensstrategie. Ich glaube, dass Deutschland ein ausgesprochen attraktiver Markt für die Produkte von AMB ist. Die von der italienischen Mutter Generali auferlegte Beschränkung auf den deutschen Markt sollte kein Hindernis für eine gute Performance darstellen. AMB ist als Nummer Zwei am deutschen Markt hervorragend positioniert. Ich rechne mit mittelfristigen Kurschancen von zwanzig bis dreißig Prozent. Im Konsumbereich sind sicherlich die Konsumgüterhersteller, allen voran Beiersdorf mit ihrer weltweit starken Markenpositionierung, hochinteressant.
Stock-World: Welches sind aktuell ihre größten Einzeltitel im Fonds und warum?
Karsten Tripp: Beiersdorf ist vom Volumen auch der größte Titel in unserem Fonds, meistens um die zehn Prozent vom Gesamtvolumen. Wie schon gesagt, liegt die Stärke bei Beiersdorf mit einem KGV von etwa 45 weniger in der aktuellen Bewertung, sondern vielmehr in der Markenstärke. Des weiteren gehört Südzucker zu meinen Favoriten, da sie auf dem gesamten europäischen Zucker-Markt hervorragend positioniert ist. Generell ist das Zuckergeschäft äußerst rentabel.
Stock-World: Wie beurteilen Sie insgesamt die Zukunftsaussichten bei den MDAX-Werten?
Karsten Tripp: Nach dem Kursverfall sind viele Werte aus dem Segment extrem günstig geworden. Für die kommenden fünf Jahre sind zehn bis zwölf Prozent Rendite pro Jahr durchaus vorstellbar. Relativ gesehen hat der MDAX sicherlich Chancen zum großen Bruder DAX aufzuholen. Wir hatten ja bereits am 21. September vorübergehend das Phänomen, dass der MDAX über dem DAX gestanden hat. Bis die amerikanische Konjunktur dreht, wohl erst gegen Mitte des kommenden Jahres, wird der MDAX gute Chancen haben, sich besser zu entwickeln als der DAX.
Das Interview ist ein Auszug aus dem aktuellen Stock-World Fondsreport, den Sie hier abonnieren können.
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