Versatel erzielt gute Nachfrage
von Mark Böschen (Frankfurt)
Die Nachfrage nach Aktien des Telekommunikationsanbieters Versatel übersteigt kurz vor der Erstnotiz das Angebot. "Das Orderbuch ist komfortabel überzeichnet", sagte eine mit dem Vorgang vertraute Person der FTD.
Der TecDax-Kandidat strebt ein Emissionsvolumen zwischen 828 Mio. und 1,03 Mrd. Euro für bis zu 65 Prozent der Aktien an. Mehr als die Hälfte des Erlöses geht an den Finanzinvestor Apax, falls die Mehrzuteilung voll untergebracht wird. Anleger können bis Donnerstagmittag für 29 bis 36 Euro pro Aktie Angebote abgeben. Die Erstnotiz erfolgt am Freitag.
Ein erfolgreicher Start von Versatel wäre das erste starke Signal bei deutschen Börsengängen im laufenden Jahr. Als bislang einziger großer Neuling hatte der Immobilienwert Alstria am 3. April die Aktie am unteren Ende der Preisspanne ausgegeben und seither mit einem stagnierenden Kurs enttäuscht. Versatel galt wegen des Nettoverlusts von 51,6 Mio. Euro im Vorjahr bei 666 Mio. Euro Umsatz als eher schwacher Debütkandidat.
Margen unter Druck
"Bis zur Mitte der Preisspanne ist die Versatel-Aktie attraktiv", sagte David Moss, Fondsmanager bei F&C in London, einem der größten britischen Fondsanbieter mit mehr als 190 Mrd. Euro an verwaltetem Kapital. "Wir sehen dort einen Preisabschlag zu Vergleichswerten und das Geschäftsmodell gefällt uns", sagte Moss.
Andere bleiben skeptisch. "Wir werden Versatel nicht zeichnen", sagte Omar Abu Rashed, Fondsmanager bei Frankfurt Trust, "das Unternehmen kommt auf einem Höhepunkt seiner Margenentwicklung und der Abschlag zu Vergleichswerten ist nicht hoch genug." Der Vergleich mit dem französischen Breitband-Internetanbieter Neuf Cegetel sei nicht angemessen. "In Frankreich ist der Preiskampf fast vorüber, während er in Deutschland zunehmen dürfte, was die Margen unter Druck bringt", sagte Abu Rashed; außerdem habe Neuf eine bessere Position im Markt. Zudem liege Versatels Umsatz pro Kunde bei den aktuellen Tarifen deutlich niedriger als bei den alten Verträgen, warnte Rashed: "Viele Altkunden dürften künftig auf bessere Konditionen drängen und damit Versatels Marge belasten."
Viele Investoren halten Telekom- und Breitbandanbieter generell für wenig attraktiv, selbst wenn sie einen Preisabschlag bieten. "Bei Telekomanbietern ist die Ergebnisentwicklung schwerer abzuschätzen als in anderen Branchen", sagte Gianluca Giardina, der den German-Growth-Fonds des britischen Anbieters Barings verwaltet. "Da zahle ich lieber für andere Titel mehr."
FTD.de, 25.04.2007
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