Beunruhigende Signale von Fannie Mae
Von Claus Vogt
Zwei der zentralen Institutionen für die notwendige Kreditbereitstellung zum Wachstum der US-Immobilienblase sind die beiden börsennotierten US-Hypothekenbankgiganten Fannie Mae (Federal National Mortgage Association, NYSE: FNM) und Freddie Mac (Federal Home Loan Mortgage Corporation, NYSE: FRE). Wir verfolgen die Aktienkursentwicklung der beiden Unternehmen mit zunehmendem Interesse, um daraus möglichst frühzeitige Rückschlüsse auf den Hypothekenmarkt und damit zusammenhängend die Immobilienblase ziehen zu können. Beide Aktien befanden sich seit Anfang 2001 in einer Seitwärtsbewegung, die wir charttechnisch als potentielle Distributionsphase interpretiert haben. Beide Papiere sind in den vergangenen Wochen mit überzeugender Dynamik nach unten ausgebrochen. Damit sprechen die Charts eine klare Sprache. Eine obere Umkehrformation, die auf einen langfristigen Aufwärtstrend folgte, wurde beendet, der Abwärtstrend hat begonnen. Darin sehen wir einen Frühindikator für bevorstehende Probleme an den Hypothekenmärkten, dem Geschäftsfeld der beiden Finanzinstitutionen. US-amerikanischen Analysten zufolge vereinigen diese zwei Banken 45 Prozent der Risiken des auf 6,2 Billionen US-Dollar geschätzten Marktes für private Immobilienkredite auf sich.
Auf ein bevorstehendes Ende des Immobilienbooms deutet auch die extrem hohe Zahl neuausgegebener Immobilienmaklerlizenzen hin, ein typisches Anzeichen eines überhitzten Marktes. Außerdem sehen wir weiterhin nicht unerhebliche Analogien zwischen der aktuellen Situation in den USA und Japan nach dem Platzen der dortigen Blase. Gerechnet von dem Höchststand des japanischen Aktienmarktes vergingen mehr als zwei Jahre, in denen die Immobilienpreise noch Steigerungen zu verzeichnen hatten, und die Wirtschaftsentwicklung zwar erste Schwächen zeigte, aber keine echte Rezession.
Weitere Warnsignale
Es sind aber nicht Fannie Mae und Freddie Mac allein, deren Charts Warnsignale aussenden. Ähnliche Muster finden sich in zahlreichen Sektoren, die sich bisher noch in einem Aufwärtstrend befanden. Im Juni wiesen wir bereits auf die sich abzeichnende Schwäche der Indizes hin, die Aktien der zweiten und dritten Reihe umfassen. Sowohl der S&P 600 Small Cap-Index als auch der S&P 400 Mid Cap-Index sind seither tatsächlich deutlich gefallen und unterstreichen damit die insgesamt schwache Verfassung des Aktienmarktes. Hinzu kommen jetzt zahlreiche Subindizes wie Bauwerte und Immobilienaktien, aber auch Konsumwerte. Diese Entwicklungen bestätigen die von Fannie Mae und Freddie Mac ausgehenden Warnungen hinsichtlich des baldigen Endes des Immobilienbooms. Gleichzeitig deuten sie damit zusammenhängend auf eine sich abschwächende Wirtschaft hin. Wenn der Immobilienmarkt als die letzte Bastion der US-amerikanischen Konsumenten fällt, dann werden diese ihr bisher „auf Pump“ aufrechtgehaltenes Ausgabenverhalten doch noch einschränken müssen. Der von uns weiterhin erwartete zweite Teil der Rezession, ausgelöst durch einen Konsumeinbruch, kann dann beginnen.
Claus Vogt ist Leiter Research der Berliner Effektenbank.
[ Donnerstag, 08.08.2002, 13:58
Von Claus Vogt
Zwei der zentralen Institutionen für die notwendige Kreditbereitstellung zum Wachstum der US-Immobilienblase sind die beiden börsennotierten US-Hypothekenbankgiganten Fannie Mae (Federal National Mortgage Association, NYSE: FNM) und Freddie Mac (Federal Home Loan Mortgage Corporation, NYSE: FRE). Wir verfolgen die Aktienkursentwicklung der beiden Unternehmen mit zunehmendem Interesse, um daraus möglichst frühzeitige Rückschlüsse auf den Hypothekenmarkt und damit zusammenhängend die Immobilienblase ziehen zu können. Beide Aktien befanden sich seit Anfang 2001 in einer Seitwärtsbewegung, die wir charttechnisch als potentielle Distributionsphase interpretiert haben. Beide Papiere sind in den vergangenen Wochen mit überzeugender Dynamik nach unten ausgebrochen. Damit sprechen die Charts eine klare Sprache. Eine obere Umkehrformation, die auf einen langfristigen Aufwärtstrend folgte, wurde beendet, der Abwärtstrend hat begonnen. Darin sehen wir einen Frühindikator für bevorstehende Probleme an den Hypothekenmärkten, dem Geschäftsfeld der beiden Finanzinstitutionen. US-amerikanischen Analysten zufolge vereinigen diese zwei Banken 45 Prozent der Risiken des auf 6,2 Billionen US-Dollar geschätzten Marktes für private Immobilienkredite auf sich.
Auf ein bevorstehendes Ende des Immobilienbooms deutet auch die extrem hohe Zahl neuausgegebener Immobilienmaklerlizenzen hin, ein typisches Anzeichen eines überhitzten Marktes. Außerdem sehen wir weiterhin nicht unerhebliche Analogien zwischen der aktuellen Situation in den USA und Japan nach dem Platzen der dortigen Blase. Gerechnet von dem Höchststand des japanischen Aktienmarktes vergingen mehr als zwei Jahre, in denen die Immobilienpreise noch Steigerungen zu verzeichnen hatten, und die Wirtschaftsentwicklung zwar erste Schwächen zeigte, aber keine echte Rezession.
Weitere Warnsignale
Es sind aber nicht Fannie Mae und Freddie Mac allein, deren Charts Warnsignale aussenden. Ähnliche Muster finden sich in zahlreichen Sektoren, die sich bisher noch in einem Aufwärtstrend befanden. Im Juni wiesen wir bereits auf die sich abzeichnende Schwäche der Indizes hin, die Aktien der zweiten und dritten Reihe umfassen. Sowohl der S&P 600 Small Cap-Index als auch der S&P 400 Mid Cap-Index sind seither tatsächlich deutlich gefallen und unterstreichen damit die insgesamt schwache Verfassung des Aktienmarktes. Hinzu kommen jetzt zahlreiche Subindizes wie Bauwerte und Immobilienaktien, aber auch Konsumwerte. Diese Entwicklungen bestätigen die von Fannie Mae und Freddie Mac ausgehenden Warnungen hinsichtlich des baldigen Endes des Immobilienbooms. Gleichzeitig deuten sie damit zusammenhängend auf eine sich abschwächende Wirtschaft hin. Wenn der Immobilienmarkt als die letzte Bastion der US-amerikanischen Konsumenten fällt, dann werden diese ihr bisher „auf Pump“ aufrechtgehaltenes Ausgabenverhalten doch noch einschränken müssen. Der von uns weiterhin erwartete zweite Teil der Rezession, ausgelöst durch einen Konsumeinbruch, kann dann beginnen.
Claus Vogt ist Leiter Research der Berliner Effektenbank.
[ Donnerstag, 08.08.2002, 13:58