Geisterstunde zum Hexensabbat
Die Wettbücher werden aufgeräumt
Besonders turbulent wird es an der Börse an den großen und kleinen Verfalltagen. Auffällig viel Geld wird am Markt hin und her geschoben, und die Kurse einzelner Aktien aber auch der Indizes schwanken stark. Was passiert Mysteriöses auf dem Parkett, dass die Kurse im Vorfeld schon verrückt spielen? Kommen Makler auf ihren Besen in den Saal geritten und feiern die Walpurgisnacht?
Am Hexensabbat ist Großreinemachen angesagt: In den Wettbüchern der Investoren wird aufgeräumt und abgerechnet. Denn für Spekulanten läuft an diesem Tag die Frist ab, an dem sie ihre Termingeschäfte verwirklichen können. Wer beispielsweise mittels einer Option darauf gesetzt hat, dass der Deutsche Aktienindex ein neues Allzeithoch erreichen wird, kann sein daraus resultierendes Recht ausüben. Oder der Anleger muss seine Option verfallen lassen - damit wäre das eingesetzte Kapital aber vollständig verloren.
Insbesondere große Marktteilnehmer wie Fonds- und Vermögensverwalter versuchen unmittelbar vor dem Verfalltag die aktuellen Kurse auf jene Preise zu treiben, bei denen sie an der Terminbörse engagiert sind. Haben sie nun auf steigende deutsche Aktienkurse gesetzt, werden sie entsprechend am Markt eingreifen und die Kurse nach oben treiben. Die Bären unter den Spekulanten, die auf fallende Kurse gesetzt haben, ziehen natürlich am anderen Strang und versuchen, die Preise zu drücken. Das hin und her zwischen Bullen und Bären gehört natürlich zum täglichen Geschäft an der Börse. Vor Verfalltagen ist das Gerangel nur größer. Und richtig turbulent mit großen Kursbewegungen wird es dann kurz vor dem sogenannten dreifachen Hexensabbat.
Kleinanleger sollten sich raushalten
Mit dreifachem Hexensabbat meinen Börsianer den großen Verfallstag. Am jenem Freitag laufen neben den Optionen auf einzelne Aktien und Indizes gleichzeitig auch Termingeschäfte auf Zinsen und Devisen aus. Und wenn jeder Marktteilnehmer entsprechend seines Börsenszenarios verstärkt tätig ist, kann man sich leicht ausmalen, wie viel Geld im Umlauf ist und zu welch heftigen Kursschwankungen es kommen kann. Die Termingeschäfte werden alle zur selben Stunde an der Eurex abgerechnet, der gemeinsamen Terminbörse von Deutscher Börse und Schweizer Börse. Meist ist auch noch in der letzten Stunde vor der Abrechnung ungewiss, wohin die Reise geht. Börsianer sprechen auch von der Geisterstunde.
Kleinanleger können dem Hexentreiben auf dem Frankfurter Parkett nur zusehen und selbst kaum kursbewegend eingreifen. Aber sie können sich das Verhalten der Großinvestoren zunutze machen. Denn wird der Markt vor Ablauf des dreifachen Verfallstermins künstlich hochgehalten, dürften die Kurse danach erst einmal wieder abbröckeln.
Und die Moral von der Geschicht: Vor dem großen Verfallstag kaufe oder verkaufe Deine Aktien nicht.