W A T C H . F R E E
- US-BOERSENBRIEF -
4. Jahrgang - Ausgabe 15
______________________________________________
DEUTSCHE BIBLIOTHEK : ISSN 1616-1521
Erscheinungsweise: woechentlich Freitag/Samstag
I N H A L T
01. IWATCH ABSTRACT
02. RUECKBLICK: NOKIA UND IRAKKONFLIKT DRUECKEN AUF AKTIENKURSE
03. AUSBLICK: NEUE STRATEGIE FUER DIE NAECHSTEN MONATE
04. ERSTER SHORTKANDIDAT FUER STEIGENDE ZINSEN
05. DURCHHALTEN: TECHNISCH INDUZIERTER KURSAUSBRUCH ERWARTET
06. LESERFRAGEN
FRAGE 1: MICROSOFT
FRAGE 2: MarchFIRST
FRAGE 3: J2 Global Comm.
FRAGE 4: TYCO
07. TRADINGIDEEN UND BILANZ
08. TERMINE DER NAECHSTEN WOCHE
09. CHARTTECHNIK DOW JONES, NASDAQ & GOLD
10. BROKER- UND HANDELSPLATTFORMEMPFEHLUNGEN
11. DISCLAIMER / HAFTUNGSAUSSCHLUSS UND RISIKOHINWEISE
12. AN-/ABMELDUNG
**************************************************
01. IWATCH ABSTRACT
**************************************************
Liebe Boersenfreunde,
am morgigen Karfreitag bleiben die US-Boersen geschlossen. Am
Montag hingegen wird in den USA wieder gehandelt. Den iWatch er-
halten Sie bereits heute, damit Sie gegebenenfalls noch vor dem
verlaengerten Wochenende entsprechende Dispositionen vornehmen
koennen.
Heute hat Ihr Autor fuer Sie die Hintergruende zu der Umsatzwar-
nung von Nokia ausgearbeitet und leitet seine Prognose fuer die
naechsten Monate davon ab. Ausserdem koennen Sie sich ueber das
typische Kursverhalten von Yahoo!-Aktien nach dem Quartalsbe-
richt informieren.
Weiterhin wird heute die Handelsstrategie der vergangenen 12 Mo-
nate, kaufen und halten, verabschiedet. In den naechsten Monaten
muessen Sie wieder etwas aktiver am Ball bleiben, um bessere Er-
gebnisse zu erzielen als die Boersenindizes.
Daher gibt es auch wieder einmal eine Shortempfehlung in der
heutigen Ausgabe. Naeheres dazu im Kapitel 04. Eine Durchhalte-
parole gibt es fuer einen Longkandidaten, der aktuell mit 8 % im
Plus steht: Weitere Kursgewinne in Sicht.
Die Leserfragen beschaeftigen sich heute mit der langweiligen
Microsoft-Aktie, dem insolventen MarchFIRST, der aussichtsrei-
chen J2 Global Comm.-Aktie und dem wie Phoenix aus der Asche
auferstandenen Tyco, dem jedoch andere Aktien vorzuziehen sind.
Wie immer dann die wichtigsten Termine der naechsten Woche in
einer Uebersicht und anschliessend die charttechnischen Unter-
und Obergrenzen im Kapitel 09.
Viel Anregendes bei der Lektuere wuenscht
Stephan Heibel
**************************************************
02. RUECKBLICK: NOKIA UND IRAKKONFLIKT DRUECKEN AUF AKTIENKURSE
**************************************************
Index Aenderung z. Aenderung z. 07.04. Aenderung
52/W-Tief 52/W-Hoch Schlusskurs zum 01.04.
Internet 86% -3% 156,48 2,44%
S&P 500 32% -2% 1,140,53 0,74%
Nasdaq 52% -5% 2,050,24 1,75%
Nasdaq-QQQ 46% -5% 36,94 2,16%
Dow Jones 29% -3% 10,480,15 1,03%
Gold 30% -2% 419,00 -1,93%
Oel 46% -8% 32,66 3,52%
30-Jahr Anl 21% -9% 5,01 0,19
Volatilitaet 14% -45% 15,76 -0,89
Euro-Dollar 13% -6% 1,21 -0,02
Yiiihaaa oder sollte ich besser rufen: Yahooooo! Gestern Abend
hat das Internetportal wieder einmal die optimistischsten Er-
wartungen der Analysten fuer das 1. Quartal 2004 uebertroffen.
Yahoo! (YHOO, $48,35) bestaetigt damit wieder einmal seine Posi-
tion als eines der fuehrenden Internetunternehmen. Warum wurde
nicht Yahoo!, sondern ein Versicherer und ein Pharmawert in den
Dow Jones Index aufgenommen, wo solche Werte doch in einem Zins-
anhebungszyklus meist schlechter laufen als beispielsweise Cash-
Flow starke Technologieunternehmen?
Yahoo! hat somit nun 10 Quartale in Folge einen Gewinn ausgewor-
fen. Ich sehe keinen Grund, warum sich dies in absehbarer Zu-
kunft aendern sollte. Leider hat die Aktie unseren Wunschpreis
von $40 vor zwei Wochen knapp verfehlt. Nachboerslich sprang der
Kurs gestern ueber $53! Wer langfristig in diese Aktie investie-
ren moechte, der sollte nun auf den inzwischen schon traditio-
nellen Ausverkauf nach dem Quartalsergebnis warten, der den Ya-
hoo!-Kurs nochmals unter $48, vielleicht sogar unter $45 drue-
cken koennte.
Aber die letzte Woche begann nicht gestern Abend, sondern be-
reits vergangenen Freitag mit den Arbeitsmarktdaten. Monatelang
hat man in den USA auf Praesident Bush herumgehackt: "Jobless
Recovery" hiess es: "Aufschwung ohne neue Jobs". Seit letztem
Freitag ist diese Kritik verstummt. Mit 302.000 neuen Jobs wur-
den im Monat Maerz dreimal soviel neue Jobs geschaffen, wie man
erwartet hatte.
Die Boerse honorierte die Arbeitsmarktdaten mit einem Kursfeuer-
werk. Mit Schwung trug der Nasdaq einen Tagesgewinn von 1,8 %
ins Wochenende. Dow Jones und S&P 500 folgten ihm dicht auf den
Fersen. Am Montag half ein positiver Index fuer den Dienstleis-
tungssektor, die Gewinne der Vorwoche weiter auszudehnen. Voll
freudiger Erwartung der Berichtssaison, die am Montag Abend
durch Alcoa's (AA) Ergebnis eroeffnet wurde, trieb man die Kurse
weiter in die Hoehe.
Die Party endete jaeh am Dienstag. Nokia (NOK) vermeldete, dass
eine zu grosse Abhaengigkeit von Billig-Handys in diesem Maerz
dazu fuehrte, dass Nokia nicht wie gewohnt von dem anziehenden
Fruehjahrsgeschaeft profitieren konnte. Der Quartalsumsatz werde
daher mit $8 Mrd. um 2 % unter dem Vorjahresniveau liegen. CEO
Ollila machte aus seiner Enttaeuschung kein Geheimnis und stell-
te in Aussicht, im weiteren Jahresverlauf dieses offensichtliche
Manko abzustellen.
Die Aktien von Nokia fielen von $21 auf $17 um 19 %! Eine ziem-
lich harte Strafe fuer einen Umsatzrueckgang von 2 % oder?
Nicht, wenn Sie verstehen, wie an der Boerse gedacht wird. Nokia
war ein Boersenliebling. In den vergangenen Jahren der Baisse
und der schwachen Absatzzahlen im Mobilfunkmarkt hatte Nokia mit
aggressiven Preisen seinen Wettbewerbern stetig Marktanteile ab-
jagen koennen. Marktanteile jagt man den Wettbewerbern nur aus
einem Grund ab: Man will in guten Geschaeftszeiten umso mehr von
den hohen Gewinnmargen profitieren. Und seit einigen Monaten
bessern sich die Umsatzzahlen im Mobilfunkmarkt wieder. Dieses
Quartal haette Nokia seine aggressive Expansionspolitik durch
hohe Gewinne bei starken Umsaetzen rechtfertigen sollen, denn
nicht umsonst haben die Aktionaere in den vergangenen Quartalen
auf Gewinne verzichtet.
Schauen Sie sich jedoch die Bilanz an, so sieht der Kurssturz
absolut ueberzogen aus: Ein KGV 05e von 14 (fuer 2005 erwartetes
Kurs/Gewinn-Verhaeltnis)ist fuer den Marktfuehrer nicht zu hoch,
im Gegenteil: Noch nie war das KGV von Nokia so niedrig. Die Bi-
lanz ist sauber: Kaum Schulden, $14 Mrd. Barreserven und eine
operative Gewinnmarge von 12 %. Und auch fuer konservative Lang-
fristanleger bietet Nokia etwas: Eine Dividendenrendite von im-
merhin 2,2 %. Beim aktuellen Zinsniveau ist das nicht schlecht.
Dennoch kam es zu einem Kurssturz von 19 %! Und damit nicht ge-
nug, denn ich fuerchte, dass wir noch weitere Kursverluste sehen
werden. Im Wesentlichen gibt es zwei Gruende dafuer.
Nokia ist eine beliebte Aktie, denn das Unternehmen handelt so,
wie es sich Aktionaere wuenschen. In guten Zeiten wurden Barre-
serven angehaeuft. In schlechten Zeiten wurden Marktanteile er-
kaempft. Haeufig verlief das Geschaeft besser als man erwartet
hatte. Zuletzt gab es im Januar einen Kurssprung von 20 % auf
Grund von einem positiven Quartalsergebnis.
Folglich gibt es viele Trader, die diese Aktie kaufen und auf
eine positive Ueberraschung spekulieren. Auch gibt es nach eini-
gen Monaten mit positiver Kursentwicklung stets einige Tritt-
brettfahrer, die auf den fahrenden Zug aufspringen. Diese beiden
Arten von Aktionaeren wurden mit der Umsatzwarnung vom vergange-
nen Dienstag aus den Aktien von Nokia getrieben. Diese beiden
Arten von Aktionaeren werden die Nokia-Aktien in den naechsten
Monaten auch nicht mehr anfassen, da das Unternehmen sich fuer
solche Spekulationen nun selbst disqualifiziert hat. (Dies ist
uebrigens auch der gleiche Grund, warum Qlogic (QLGC) auf abseh-
bare Zeit nicht mehr zu den Wachstumsaktien gehoeren wird.)
Somit haben wir nun binnen zwei Tagen solche Aktionaere aus den
Nokia-Aktien geschwemmt. Dann kann es ja nun wieder bergauf ge-
hen, koennte man denken. Jedoch gibt es noch ein weiteres Hin-
dernis, das eine schnelle Kurserholung verzoegern koennte: Ana-
lysten.
Nokia wird derzeit von 30 Analysten verfolgt. Am Montag vor der
Umsatzwarnung gab es 27 Kaufempfehlungen und nur 3 neutrale Be-
wertungen. Eine der drei Bewertungen wurde erst vor wenigen Ta-
gen von "Kaufen" auf "Neutral" zurueckgenommen. Der Analyst Matt
Hoffman von Soundview schrieb am 29. Maerz, dass seinen Quellen
zufolge die Umsaetze mit hochpreisigen Nokia-Handys zu wuenschen
uebrig liessen.
Zunaechst einmal herzlichen Glueckwunsch, Mr. Hoffman. Von 30
Analysten war er der einzige, der sich die Muehe machte, nach
den persoenlichen Erfahrungen mit Nokia-Handys bei Vertriebs-
partnern nachzufragen. Und aus deren Aussagen hat er die rich-
tige Schlussfolgerung gezogen und konsequent die Bewertung he-
rabgestuft. Ich habe mir seinen Namen notiert und werde seine
Analysen kuenftig besonders gern lesen.
Uebrigens: Manchmal werde ich nach meinen Informationsquellen
gefragt. Im Internet gibt es fast alles! Und fuer wenig Geld
koennen Sie die besten Informationsquellen anzapfen. Jedoch:
Meiner Ansicht nach nutzt die beste Analyse nichts, wenn man
nichts ueber den Autor weiss. Ich verwende einen Teil meiner An-
strengungen darauf, meine Informationen nicht nur zu verifizie-
ren, sondern auch nachzuhalten und zu beurteilen, welche Infor-
manten Recht behielten und welche nicht. Schlechte Informanten
fallen hinten herunter, im iWatch erscheinen solche Informati-
onen hoechstens ab und zu zur Belustigung.
Aber zurueck zum Analysten Hoffman: Jeder von Ihnen kann sein
eigenes Research betreiben. Wenn Sie sich ein neues Handy kaufen
und feststellen, dass bei der Handyauswahl die Siemens-Menue-
fuehrung zu kompliziert ist, das Sony-Ericsson zu langsam und
dass das Motorola Sie zu sehr an Raumschiff Enterprise erinnert,
dann koennten Sie schon wissen, warum Nokia einen so grossen Er-
folg hat. Seit es nunmehr selbst Kameras in Handys fuer einen
Euro gibt, koennten Sie sich mit Recht fragen, was die High-End-
Geraete noch an Mehrwert zu bieten haben. Da gibt es Brokerhaeu-
ser, die ihren Analysten sechsstellige Summen auszahlen und nur
einer von ihnen ist in der Lage, seine Hausaufgaben ordentlich
zu machen.
Nun zurueck zu Nokia (Ich weiss, ich schweife heute weit aus,
aber ich halte dieses Beispiel fuer geeignet, Ihnen zu zeigen,
wie trivial die Arbeit eines Analysten sein kann und wie schwer
es gleichzeitig ist, sich von dem Denken der breiten Masse zu
loesen!): Von den 27 Analysten, die Nokia positiv bewerten, ha-
ben bislang drei ihre Bewertung in Folge der Umsatzwarnung von
"Kaufen" auf "Neutral" herab genommen. Weitere 24 stehen noch
immer auf "Kaufen".
Bis zur endgueltigen Bekanntgabe des Quartalsergebnisses am 16.
April koennten noch weitere Analysten weiche Knie bekommen und
die Bewertung herabstufen. Wenn das Quartalsergebnis dann be-
kannt gegeben wird, werden weitere Analysten eine Herabstufung
vornehmen. Heraufstufungen sind nicht zu erwarten, allein schon
weil ja fast alle bereits die hoechste Bewertungsstufe fuer No-
kia ausgerufen haben.
Somit erwarte ich fuer Nokias Aktien harte Zeiten bis ein paar
Tage nach der Bekanntgabe des Quartalsergebnisses. Falls das Er-
gebnis dann jedoch besaenftigend ausfaellt, koennte die Aktie
von dem dann erlangten neuen Niveau wieder einen soliden Auf-
waertstrend einschlagen. Das dann erreichte Niveau koennte bei
$15,5 bis $16 liegen.
Zu beruecksichtigen ist auch, dass Nokia noch einiges an Re-
strukturierungskosten in der Bilanz unterbringen muss. Es kann
also sogar schlimmstenfalls passieren, dass das Quartalsergebnis
nochmals eine negative Ueberraschung bereit haelt. Anschliessend
jedoch sollten die schlechten Nachrichten ein Ende haben und ich
erwarte von Nokia, dass es sich mit innovativen Modellen viel-
leicht schon bis zum Sommer wieder Marktanteile zurueckerobern
kann - selbst wenn der Hauptwettbewerber in Muenchen seine Ange-
stellten nun 42 Stunden pro Woche arbeiten laesst.
Alcoa vermochte es nicht, seine Aktionaere positiv zu ueberra-
schen. Im Gegenteil, Alcoa konnte die angestiegenen Aluminium-
preise nicht fuer einen hoeheren Gewinn nutzen. Typischerweise
schlagen sich Preisaenderungen mit einem Monat Verzoegerung in
der Bilanz von Rohstoff verarbeitenden Unternehmen nieder. Alcoa
jedoch gab bekannt, dass man durch ein ausgekluegeltes Vertrags-
werk diese Frist auf 6 Monate ausgedehnt hat.
So gut dies bei fallenden Rohstoffpreisen ist, so schlecht ist
es bei steigenden. Alcoa wird also erst mit 6 Monaten Verzoege-
rung von dem angestiegenen Aluminiumpreis profitieren.
Aktionaere waren enttaeuscht, hatten sie doch bereits in diesem
Ergebnis mit dicken Gewinnen gerechnet. Die Aktien fielen in
Folge des Quartalsergebnisses um 5 %.
Also: Nokia und Alcoa drueckten auf die Stimmung der Anleger.
Gleichzeitig war das Thema Arbeitslosigkeit nicht mehr aktuell,
ich habe keine Ahnung, warum die lang ersehnte Erholung am Ar-
beitsmarkt schon so schnell als selbstverstaendlich aufgenommen
wurde.
Stattdessen nahm der Irak wieder eine wichtige Stellung im Ta-
gesgespraech ein. Die Kampfhandlungen im Irak nahmen in den
letzten Tagen wieder zu. So gut es Praesident Bush in den letz-
ten Monaten gelang, das Thema Irak als Erfolgsstory zu verkaufen
und schlechte Meldungen von der Presse kaum in die Breite getre-
ten wurden, so stuerzte sich die Presse nun auf die Unruhen der
letzten Tage, die mehr Opfer forderten, als die letzten Monate
zusammen.
Und ploetzlich ist Bush in den Umfragen (Erinnerung: Praesident-
schaftswahlen im November) wieder hinter seinem Herausforderer
Kerry.
Diese negativen Ereignisse, gepaart mit den starken Kursgewinnen
der beiden letzten Wochen fuehrten dann schliesslich dazu, dass
Dienstag und Mittwoch Kursgewinne mitgenommen wurden und die In-
dizes eine Kehrtwende einschlugen.
Ich bin kein Terrorist und ich bin auch keine unterdrueckte Min-
derheit. Auch habe ich kein Interesse, politisch Einfluss zu
nehmen - oder besser gesagt, ich halte mich darin zurueck, da
dies ein Boersenbrief ist. Ich halte jedoch eine Spekulation
fuer die naechsten Monate fuer notwendig. Nicht, dass ich mit
schrecklichen Terroranschlaegen spekulieren moechte, jedoch hal-
te ich es inzwischen fuer blauaeugig und fuer die eigene Vermoe-
gensplanung fuer unverantwortlich, wenn man das Risiko solcher
Ereignisse nicht zumindest einmal durchdenkt.
Ich habe daher im folgenden Kapitel ein paar Gedanken fuer die
kuenftigen Entwicklungen erarbeitet.
**************************************************
04. ERSTER SHORTKANDIDAT FUER STEIGENDE ZINSEN
**************************************************
Auch diese Empfehlung ist exklusiv für iWatch.Pro Abonnenten.
**************************************************
05. DURCHHALTEN: TECHNISCH INDUZIERTER KURSAUSBRUCH ERWARTET
**************************************************
...und eigentlich auch diese Analyse. Als kleinen
Apetitanreger gibt es heute die Analyse zu Charter für Sie
als iWatch.Free Leser kostenfrei. Vielleicht kann ich Sie ja
hiermit zu einem Abonnement überzeugen - denn solche Analysen
gibt es eigentlich nur im iWatch.Pro.
Charter Communications (CHTR, $4,6)
Charter ist bereits seit sieben Wochen in unseren Tradingideen
enthalten. Seither hat der Kurs regelrecht Achterbahnfahrten
unternommen. Es scheint, dass die Aktie immer wieder von Hiobs-
botschaften in den Keller getrieben wird, obwohl es kaum Neuig-
keiten gibt.
Meiner Einschaetzung nach steht nun ein Kursausbruch unmittelbar
bevor und ich wollte Sie mit diesem Update zum "Durchhalten" be-
wegen.
Die wesentliche Neuigkeit der vergangenen Wochen war, dass es
Charter gelungen ist, seine Schulden zu refinanzieren. Als
drittgroesster Anbieter von Kabelzugaengen hat Charter in den
letzten Jahren zu viel investiert und war an den Rand der Insol-
venz geschliddert. Chairman und Grossaktionaer Paul Allen, der
gemeinsam mit Bill Gates Microsoft aufgebaut hat und dadurch zu
einem der reichsten Maenner dieser Welt wurde, hatte sich Ge-
ruechten zufolge mit dem neuen CEO Carl Vogel gestritten, so
dass keine rechte Loesung fuer die Versorgung der $18 Mrd.
Schulden von Charter gefunden werden konnte.
Einige alte Wandelanleihen, die Charter noch im Expansionsfieber
zu hoher Verzinsung ausgegeben hatte, spiegelten diese Queroli-
taeten wider und notierten infolge des grossen Risikos der In-
solvenz teilweise bei nur 30 %.
Fuer konservative Anleger war dies ein gefundenes Fressen: Sie
kauften diese hochverzinslichen Unternehmensanleihen und erfreu-
en sich seither ueber die regelmaessigen Zinszahlungen. Diese
Anleger waeren jedoch nicht konservativ, wenn sie sich nicht
gleichzeitig gegen den drohenden Verlust im Falle einer Insol-
venz von Charter absichern wuerden. Zu diesem Zweck wurden Char-
ter-Aktien leerverkauft, also geshortet.
Sollte nun also das Unternehmen in die Insolvenz gehen, so
muesste man zwar die Wandelanleihen abschreiben, koennte sich
jedoch ueber den Gewinn aus dem Leerverkauf der Aktien freuen.
Sollte das Unternehmen jedoch ueberleben, so wuerde man am Ende
der Laufzeit nicht nur die Zinsen der Wandelanleihen erhalten
haben, sondern sogar noch 100 % des Nennwertes, ein stattlicher
Kursgewinn.
Die offenen Leerverkaeufe koennte man dann ja eindecken, die
Verluste waeren dann sicherlich von den Gewinnen aus der Wandel-
anleihe getragen.
Nun hat sich das Blatt jedoch gewendet: Charter kann heute schon
sagen, dass es bis zum Jahre 2009 keine weiteren Tilgungslasten
mehr zu tragen hat. Charter hat das niedrige Zinsniveau genutzt
und hat die offenen Verbindlichkeiten refinanziert. Nebenbei ge-
sagt: Eine solche Regelung haette Charter niemals gefunden, wenn
sich CEO Vogel und Chairman Allen noch immer uneinig waeren.
Nun freuen sich die Besitzer der Charter Wandelanleihen zwar
ueber ihre erfolgreiche Wandelanleihe, sitzen jedoch gleichzei-
tig noch auf erheblichen Leerbestaenden. Derzeit werden taeglich
rund 5,8 Mio. Charter-Aktien gehandelt, es gibt jedoch offene
Leerpositionen in Hoehe von 38,7 Mio. Das Short-Ratio betraegt
somit 4,7, es werden also 4,7 Tage benoetigt, um alle offenen
Leerpositionen bei derzeitigem Handelsvolumen einzudecken, so-
fern ausschliesslich Deckungskaeufe stattfinden wuerden.
Schlimmer noch: Vor einem Monat betrugen die offenen Leerposi-
tionen nur 29,2 Mio. Stueck. Das heisst, in den letzten 4 Wochen
wurden 10 Mio. Aktien mehr verkauft als eigentlich vorhanden wa-
ren. Und dennoch ist der Kurs trotz dieses Verkaufsdrucks leicht
angestiegen.
Somit gibt es bei Charter nun folgende Situation: Das Damokles-
schwert der Insolvenz ist auf absehbare Zeit verschwunden. Paul
Allen und Carl Vogel, deren Streit das Unternehmen ebenfalls in
den Ruin haette treiben koennen, haben sich vertragen. Charter
verkauft mehr Kabelboxen denn je und die Kabelindustrie erfreut
sich reger Nachfrage. Was kann in den naechsten Monaten schief
gehen? Nicht viel. Es koennte jedoch die Erkenntnis durchsi-
ckern, dass Charter fuer die Zukunft bestens geruestet ist - und
dann gaebe es einen Short Squeeze.
Schlimmstenfalls koennte Charters Finanzierung platzen und Paul
Allen schickt Carl Vogel nach Hause - oder wirft selbst das
Handtuch und schmeisst seine Beteiligung auf den Markt. Was
wuerde dann geschehen?
Meiner Einschaetzung nach gibt es ein paar Investoren, die sich
nach einem Unternehmen wie Charter die Finger lecken wuerden:
Niedriges Bewertungsniveau eines Unternehmens im Zukunftmarkt
Kabel. Schauen Sie sich einmal Ihren Kabelanschluss zu Hause an:
Durch diese eine Kabel koennen Sie Fernsehen. Versuchen Sie das
einmal mit Ihrem DSL-Anschluss. Sie koennen auch Kinofilme an-
schauen und bezahlen. Sie koennen diese Filme auch auf Ihre Ka-
belbox herunterladen und speichern. Weiterhin koennen Sie auch
einen Breitband-Internetanschluss ueber den Kabelanschluss lau-
fen lassen und dann sogar darueber telephonieren.
Klar, das alles geht auch ueber den DSL-Anschluss, aber es ist
meiner Einschaetzung nach einfacher, dem Kabelanschluss ein Te-
lephon zu verpassen als dem DSL-Zugang einen Fernseher. IP-Tele-
phonieren ist heute schoen moeglich, jedoch qualitativ noch
nicht richtig ausgereift.
Also: Vielleicht ist es noch zu frueh, um zu entscheiden, ob
sich DSL oder Kabel durchsetzen wird. Sicher jedoch ist, dass
beide noch eine recht lange Zeit nebeneinander existieren wer-
den. Und dann wird derjenige gewinnen, der seine Kunden besser
zum Zahlen bewegen kann.
Mit einem KUV von 0,28 notiert Charter auf einem Bewertungsni-
veau, welches nach unten sicher nicht mehr viel Platz bietet.
Der naechste Schritt waere die Insolvenz - und die scheint nun
ja abgewendet zu sein.
Ich koennte mir also einen Short Squeeze vorstellen. Dies wuerde
bedeuten, dass bei langsam steigendem Kurs von Charter immer
mehr Leerverkaeufer ihre Leerpositionen eindecken. Je mehr sie
eindecken desto staerker steigt der Kurs und desto mehr muessen
wieder eindecken. Schliesslich werden einige nicht ausreichend
Sicherheiten fuer die Shortposition haben und Broker werden be-
ginnen, deren Positionen ohne Ruecksicht auf Kursniveau einzu-
decken. Durch solche Vorgaenge kommt es zu einem Short Squeeze,
die Shorts oder auch Leerverkaeufer, werden durch steigende Kur-
se aus dem Markt gequetscht.
Ich weiss nicht, wann es losgeht. Ich weiss auch nicht, wie hoch
der Kurs dadurch steigen koennte. Aber: Wenn es so eintritt, wie
von mir erwartet, dann sollten Sie sich von dem Kursgewinn das
eine oder andere warme Abendessen leisten koennen.
**************************************************
06. LESERFRAGEN
**************************************************
FRAGE 1: MICROSOFT
Hallo H. Heibel
wie ist Einschaetzung zu Microsoft im Bezug der beigelegten
Streitigkeiten mit Sun als Langfristanlage plus EU-Strafe?
Herzlichen Dank im voraus, Rudolf aus Oesterreich
ANTWORT 1:
zweifellos sind somit nun zwei Damoklesschwerter, die den Kurs
von Microsoft lange Zeit belastet haben, verschwunden: Die EU-
Kartellbehoerde erhaelt eine halbe Millarde US-Dollar, ein Be-
trag, der Microsoft zwar wurmen wird, jedoch aus der Portokasse
gezahlt wird.
Ausserdem eine Einigung mit Sun Micro, einem Wettbewerber, der
in den letzten Jahren nicht mehr viel auf die Beine stellen
konnte. Ich sehe diese Streitbeilegung eher als Bestaetigung
meiner Analyse von vor zwei Wochen (iWatch 04/13 vom 27.3.04,
schauen Sie im Archiv unter www.ekip.de nach): Der
einstig ueberaus streitbare Quasi-Monopolist hat die Zeichen der
Zeit erkannt, denn seine harte Gangart stoesst allerorten auf
Missgunst. Es wurde nun ein Schmusekurs eingeschlagen, der dem
Wettbewerb foerderlich sein duerfte, der Ertragskraft von Micro-
soft jedoch nicht mehr die gewohnten Zuwachsraten bescheren
duerfte.
Schauen Sie sich die Kursentwicklung von IBM in den spaeten
70ern bis Anfang der 90er an. Dieses Schicksal duerfte meiner
Einschaetzung nach auch Microsoft bevorstehen (naemlich eine
lang anhaltende Seitwaertsbewegung).
FRAGE 2: MarchFIRST
Sehr geehrte Damen und Herren,
ich besitze noch 3750 Stueck Aktien der Fa.Marchfirst (USA) WKN:
900523
Was soll ich hier machen, was raten Sie mir ??? Im Depot sind
sie nicht geloescht, meine Bank ist auch ratlos.
Fuer eine aussagefaehige Antwort in der Beurteilung waere ich
Ihnen sehr dankbar.
Mit freundlichen Gruessen, Herbert
ANTWORT 2:
MarchFIRST befindet sich in Liquidation nach Chapter 7. Es gibt
mehrere Moeglichkeiten, seine Zahlungsunfaehigkeit beim Gericht
kund zu tun. Wer dies nach Chapter 7 tut, der hat normalerweise
zum Ziel, so schnell wie moeglich den Laden zu liquidieren.
Unter
www.ilnb.uscourts.gov/BankruptcyChptMenu/Chapter7.htm
koennen Sie eine genauere Beschreibung zu Chapter 7 finden.
Ob am Ende dieses Prozesses, nachdem alle offenen Verbindlich-
keiten, alle Glaeubiger ausbezahlt wurden, noch Kapital uebrig
ist, das unter den Aktionaeren verteilt werden kann, das ist
fraglich. Zu MarchFIRST gibt es keine detaillierten Informati-
onen fuer Aktionaere. Sie koennen sich jedoch direkt per eMail
an den Treuhaender der Liquidation wenden:
marchfirst_trustee@hotmail.com. Er sollte Ihnen genauere Aus-
kunft erteilen koennen.
Bis die Liquidation beendet ist, werden die Aktien wohl noch pro
forma in Ihrem Depot notiert bleiben. Irgendwann wird Ihre Bank
dann vermutlich, sofern nicht doch noch etwas Geld aus der Li-
quidationsmasse fuer Sie uebrig ist, eine Nachricht erhalten,
dass die Aktien ausgebucht werden koennen.
FRAGE 3: J2 Global Comm.
Guten Abend Herr Heibel
Erlauben Sie mir bitte eine Frage:
Ich wuerde nach einem schoenen Gewinn gerne erneut in SHS J2
Global Comm. investieren. Allerdings muesste ich im Moment die
Aktie in Euro (Frankfurter Boerse) kaufen. Besteht da ein gros-
ser Unterschied? Ich finde keinen Chart in Euro von dieser
Aktie.
Vielen herzlichen Dank im voraus fuer Ihre Antwort.
Freundliche Gruesse, Yvonne aus der Schweiz
ANTWORT 3:
unter www.comdirect.de/ finden Sie J2 Global unter der
Wertpapierkennummer 626300. Heute (Dienstag) notiert der Kurs
bei €19. Bei einem aktuellen Euro-US-Dollar Umrechnungskurs von
1,208 ergibt sich ein Wert von $22,76. Der Preis der JCOM-Ak-
tien an der Nasdaq lag heute zum Boersenschluss bei genau diesen
$22,76.
Also: Die Kurse der Aktien in Europa und den USA laufen paral-
lel. Es kann jedoch zu kleineren Abweichungen kommen, die auf
das geringere Handelsvolumen in diesen Aktien in Europa zurueck-
zufuehren sind. Versehen Sie daher bitte unbedingt all Ihre Or-
ders in solchen Aktien mit einem Limit!
FRAGE 4: TYCO
Sehr geehrter Herr Heibel,
vor wenigen Wochen hatte ich Sie bereits einmal zur weiteren
Einschaetzung Tyco's befragt. Der Aufwaertstrend scheint nach
wie vor gegeben zu sein und auch die Korrekturen der letzten Ta-
ge hat Tyco gut ueberstanden.
Wie wuerden Sie Tyco aktuell einschaetzen ?
Viele Gruesse, Arnd aus Herbrechtingen
ANTWORT 4:
zum Neukauf wuerde ich entsprechend der letzten Ausgabe GE be-
vorzugen.
Wenn Sie bereits Tyco haben, dann nutzen Sie doch den Aufwaerts-
trend, so lange er anhaelt, mit einem Trailing-Stopp von 15 %.
Ein Trailing-Stopp richtet sich stets nach dem letzten Hoechst-
kurs, bei Tyco also $30,26. Die Stopp-Order laege also bis zum
naechsten Hoch bei $25,72. Wenn es ein neues Hoch gibt, dann
koennen Sie diesen Trailing-Stopp entsprechend nachziehen, Ihr
Gewinn wuerde sich dann erhoehen.
**************************************************
07. TRADINGIDEEN UND BILANZ
**************************************************
BILANZ:
Die drei schlechtesten abgeschlossenen Tradinideen waren:
General Motors (GM) -10,70 % in 4 Wochen
JetBlue (JBLU) -8,93 % in 4 Wochen
Maverick Tubes (MVK) -8,33 % in 2 Wochen
Die drei besten abgeschlossenen Tradingideen waren:
Netflix (NFLX) + 60,8 % in 18 Wochen
Yahoo! (YHOO) + 39,5 % in 12 Wochen
Novastar (NFI) + 25,4 % in 1 Woche
Nach der kraeftigen Erholung haben sich ie meisten unserer
Tradingideen wieder ins Plus gerettet. Von unseren 28
offenen Positionen befinden sich vier leicht im Minus
(mfG rübe
- US-BOERSENBRIEF -
4. Jahrgang - Ausgabe 15
______________________________________________
DEUTSCHE BIBLIOTHEK : ISSN 1616-1521
Erscheinungsweise: woechentlich Freitag/Samstag
I N H A L T
01. IWATCH ABSTRACT
02. RUECKBLICK: NOKIA UND IRAKKONFLIKT DRUECKEN AUF AKTIENKURSE
03. AUSBLICK: NEUE STRATEGIE FUER DIE NAECHSTEN MONATE
04. ERSTER SHORTKANDIDAT FUER STEIGENDE ZINSEN
05. DURCHHALTEN: TECHNISCH INDUZIERTER KURSAUSBRUCH ERWARTET
06. LESERFRAGEN
FRAGE 1: MICROSOFT
FRAGE 2: MarchFIRST
FRAGE 3: J2 Global Comm.
FRAGE 4: TYCO
07. TRADINGIDEEN UND BILANZ
08. TERMINE DER NAECHSTEN WOCHE
09. CHARTTECHNIK DOW JONES, NASDAQ & GOLD
10. BROKER- UND HANDELSPLATTFORMEMPFEHLUNGEN
11. DISCLAIMER / HAFTUNGSAUSSCHLUSS UND RISIKOHINWEISE
12. AN-/ABMELDUNG
**************************************************
01. IWATCH ABSTRACT
**************************************************
Liebe Boersenfreunde,
am morgigen Karfreitag bleiben die US-Boersen geschlossen. Am
Montag hingegen wird in den USA wieder gehandelt. Den iWatch er-
halten Sie bereits heute, damit Sie gegebenenfalls noch vor dem
verlaengerten Wochenende entsprechende Dispositionen vornehmen
koennen.
Heute hat Ihr Autor fuer Sie die Hintergruende zu der Umsatzwar-
nung von Nokia ausgearbeitet und leitet seine Prognose fuer die
naechsten Monate davon ab. Ausserdem koennen Sie sich ueber das
typische Kursverhalten von Yahoo!-Aktien nach dem Quartalsbe-
richt informieren.
Weiterhin wird heute die Handelsstrategie der vergangenen 12 Mo-
nate, kaufen und halten, verabschiedet. In den naechsten Monaten
muessen Sie wieder etwas aktiver am Ball bleiben, um bessere Er-
gebnisse zu erzielen als die Boersenindizes.
Daher gibt es auch wieder einmal eine Shortempfehlung in der
heutigen Ausgabe. Naeheres dazu im Kapitel 04. Eine Durchhalte-
parole gibt es fuer einen Longkandidaten, der aktuell mit 8 % im
Plus steht: Weitere Kursgewinne in Sicht.
Die Leserfragen beschaeftigen sich heute mit der langweiligen
Microsoft-Aktie, dem insolventen MarchFIRST, der aussichtsrei-
chen J2 Global Comm.-Aktie und dem wie Phoenix aus der Asche
auferstandenen Tyco, dem jedoch andere Aktien vorzuziehen sind.
Wie immer dann die wichtigsten Termine der naechsten Woche in
einer Uebersicht und anschliessend die charttechnischen Unter-
und Obergrenzen im Kapitel 09.
Viel Anregendes bei der Lektuere wuenscht
Stephan Heibel
**************************************************
02. RUECKBLICK: NOKIA UND IRAKKONFLIKT DRUECKEN AUF AKTIENKURSE
**************************************************
Index Aenderung z. Aenderung z. 07.04. Aenderung
52/W-Tief 52/W-Hoch Schlusskurs zum 01.04.
Internet 86% -3% 156,48 2,44%
S&P 500 32% -2% 1,140,53 0,74%
Nasdaq 52% -5% 2,050,24 1,75%
Nasdaq-QQQ 46% -5% 36,94 2,16%
Dow Jones 29% -3% 10,480,15 1,03%
Gold 30% -2% 419,00 -1,93%
Oel 46% -8% 32,66 3,52%
30-Jahr Anl 21% -9% 5,01 0,19
Volatilitaet 14% -45% 15,76 -0,89
Euro-Dollar 13% -6% 1,21 -0,02
Yiiihaaa oder sollte ich besser rufen: Yahooooo! Gestern Abend
hat das Internetportal wieder einmal die optimistischsten Er-
wartungen der Analysten fuer das 1. Quartal 2004 uebertroffen.
Yahoo! (YHOO, $48,35) bestaetigt damit wieder einmal seine Posi-
tion als eines der fuehrenden Internetunternehmen. Warum wurde
nicht Yahoo!, sondern ein Versicherer und ein Pharmawert in den
Dow Jones Index aufgenommen, wo solche Werte doch in einem Zins-
anhebungszyklus meist schlechter laufen als beispielsweise Cash-
Flow starke Technologieunternehmen?
Yahoo! hat somit nun 10 Quartale in Folge einen Gewinn ausgewor-
fen. Ich sehe keinen Grund, warum sich dies in absehbarer Zu-
kunft aendern sollte. Leider hat die Aktie unseren Wunschpreis
von $40 vor zwei Wochen knapp verfehlt. Nachboerslich sprang der
Kurs gestern ueber $53! Wer langfristig in diese Aktie investie-
ren moechte, der sollte nun auf den inzwischen schon traditio-
nellen Ausverkauf nach dem Quartalsergebnis warten, der den Ya-
hoo!-Kurs nochmals unter $48, vielleicht sogar unter $45 drue-
cken koennte.
Aber die letzte Woche begann nicht gestern Abend, sondern be-
reits vergangenen Freitag mit den Arbeitsmarktdaten. Monatelang
hat man in den USA auf Praesident Bush herumgehackt: "Jobless
Recovery" hiess es: "Aufschwung ohne neue Jobs". Seit letztem
Freitag ist diese Kritik verstummt. Mit 302.000 neuen Jobs wur-
den im Monat Maerz dreimal soviel neue Jobs geschaffen, wie man
erwartet hatte.
Die Boerse honorierte die Arbeitsmarktdaten mit einem Kursfeuer-
werk. Mit Schwung trug der Nasdaq einen Tagesgewinn von 1,8 %
ins Wochenende. Dow Jones und S&P 500 folgten ihm dicht auf den
Fersen. Am Montag half ein positiver Index fuer den Dienstleis-
tungssektor, die Gewinne der Vorwoche weiter auszudehnen. Voll
freudiger Erwartung der Berichtssaison, die am Montag Abend
durch Alcoa's (AA) Ergebnis eroeffnet wurde, trieb man die Kurse
weiter in die Hoehe.
Die Party endete jaeh am Dienstag. Nokia (NOK) vermeldete, dass
eine zu grosse Abhaengigkeit von Billig-Handys in diesem Maerz
dazu fuehrte, dass Nokia nicht wie gewohnt von dem anziehenden
Fruehjahrsgeschaeft profitieren konnte. Der Quartalsumsatz werde
daher mit $8 Mrd. um 2 % unter dem Vorjahresniveau liegen. CEO
Ollila machte aus seiner Enttaeuschung kein Geheimnis und stell-
te in Aussicht, im weiteren Jahresverlauf dieses offensichtliche
Manko abzustellen.
Die Aktien von Nokia fielen von $21 auf $17 um 19 %! Eine ziem-
lich harte Strafe fuer einen Umsatzrueckgang von 2 % oder?
Nicht, wenn Sie verstehen, wie an der Boerse gedacht wird. Nokia
war ein Boersenliebling. In den vergangenen Jahren der Baisse
und der schwachen Absatzzahlen im Mobilfunkmarkt hatte Nokia mit
aggressiven Preisen seinen Wettbewerbern stetig Marktanteile ab-
jagen koennen. Marktanteile jagt man den Wettbewerbern nur aus
einem Grund ab: Man will in guten Geschaeftszeiten umso mehr von
den hohen Gewinnmargen profitieren. Und seit einigen Monaten
bessern sich die Umsatzzahlen im Mobilfunkmarkt wieder. Dieses
Quartal haette Nokia seine aggressive Expansionspolitik durch
hohe Gewinne bei starken Umsaetzen rechtfertigen sollen, denn
nicht umsonst haben die Aktionaere in den vergangenen Quartalen
auf Gewinne verzichtet.
Schauen Sie sich jedoch die Bilanz an, so sieht der Kurssturz
absolut ueberzogen aus: Ein KGV 05e von 14 (fuer 2005 erwartetes
Kurs/Gewinn-Verhaeltnis)ist fuer den Marktfuehrer nicht zu hoch,
im Gegenteil: Noch nie war das KGV von Nokia so niedrig. Die Bi-
lanz ist sauber: Kaum Schulden, $14 Mrd. Barreserven und eine
operative Gewinnmarge von 12 %. Und auch fuer konservative Lang-
fristanleger bietet Nokia etwas: Eine Dividendenrendite von im-
merhin 2,2 %. Beim aktuellen Zinsniveau ist das nicht schlecht.
Dennoch kam es zu einem Kurssturz von 19 %! Und damit nicht ge-
nug, denn ich fuerchte, dass wir noch weitere Kursverluste sehen
werden. Im Wesentlichen gibt es zwei Gruende dafuer.
Nokia ist eine beliebte Aktie, denn das Unternehmen handelt so,
wie es sich Aktionaere wuenschen. In guten Zeiten wurden Barre-
serven angehaeuft. In schlechten Zeiten wurden Marktanteile er-
kaempft. Haeufig verlief das Geschaeft besser als man erwartet
hatte. Zuletzt gab es im Januar einen Kurssprung von 20 % auf
Grund von einem positiven Quartalsergebnis.
Folglich gibt es viele Trader, die diese Aktie kaufen und auf
eine positive Ueberraschung spekulieren. Auch gibt es nach eini-
gen Monaten mit positiver Kursentwicklung stets einige Tritt-
brettfahrer, die auf den fahrenden Zug aufspringen. Diese beiden
Arten von Aktionaeren wurden mit der Umsatzwarnung vom vergange-
nen Dienstag aus den Aktien von Nokia getrieben. Diese beiden
Arten von Aktionaeren werden die Nokia-Aktien in den naechsten
Monaten auch nicht mehr anfassen, da das Unternehmen sich fuer
solche Spekulationen nun selbst disqualifiziert hat. (Dies ist
uebrigens auch der gleiche Grund, warum Qlogic (QLGC) auf abseh-
bare Zeit nicht mehr zu den Wachstumsaktien gehoeren wird.)
Somit haben wir nun binnen zwei Tagen solche Aktionaere aus den
Nokia-Aktien geschwemmt. Dann kann es ja nun wieder bergauf ge-
hen, koennte man denken. Jedoch gibt es noch ein weiteres Hin-
dernis, das eine schnelle Kurserholung verzoegern koennte: Ana-
lysten.
Nokia wird derzeit von 30 Analysten verfolgt. Am Montag vor der
Umsatzwarnung gab es 27 Kaufempfehlungen und nur 3 neutrale Be-
wertungen. Eine der drei Bewertungen wurde erst vor wenigen Ta-
gen von "Kaufen" auf "Neutral" zurueckgenommen. Der Analyst Matt
Hoffman von Soundview schrieb am 29. Maerz, dass seinen Quellen
zufolge die Umsaetze mit hochpreisigen Nokia-Handys zu wuenschen
uebrig liessen.
Zunaechst einmal herzlichen Glueckwunsch, Mr. Hoffman. Von 30
Analysten war er der einzige, der sich die Muehe machte, nach
den persoenlichen Erfahrungen mit Nokia-Handys bei Vertriebs-
partnern nachzufragen. Und aus deren Aussagen hat er die rich-
tige Schlussfolgerung gezogen und konsequent die Bewertung he-
rabgestuft. Ich habe mir seinen Namen notiert und werde seine
Analysen kuenftig besonders gern lesen.
Uebrigens: Manchmal werde ich nach meinen Informationsquellen
gefragt. Im Internet gibt es fast alles! Und fuer wenig Geld
koennen Sie die besten Informationsquellen anzapfen. Jedoch:
Meiner Ansicht nach nutzt die beste Analyse nichts, wenn man
nichts ueber den Autor weiss. Ich verwende einen Teil meiner An-
strengungen darauf, meine Informationen nicht nur zu verifizie-
ren, sondern auch nachzuhalten und zu beurteilen, welche Infor-
manten Recht behielten und welche nicht. Schlechte Informanten
fallen hinten herunter, im iWatch erscheinen solche Informati-
onen hoechstens ab und zu zur Belustigung.
Aber zurueck zum Analysten Hoffman: Jeder von Ihnen kann sein
eigenes Research betreiben. Wenn Sie sich ein neues Handy kaufen
und feststellen, dass bei der Handyauswahl die Siemens-Menue-
fuehrung zu kompliziert ist, das Sony-Ericsson zu langsam und
dass das Motorola Sie zu sehr an Raumschiff Enterprise erinnert,
dann koennten Sie schon wissen, warum Nokia einen so grossen Er-
folg hat. Seit es nunmehr selbst Kameras in Handys fuer einen
Euro gibt, koennten Sie sich mit Recht fragen, was die High-End-
Geraete noch an Mehrwert zu bieten haben. Da gibt es Brokerhaeu-
ser, die ihren Analysten sechsstellige Summen auszahlen und nur
einer von ihnen ist in der Lage, seine Hausaufgaben ordentlich
zu machen.
Nun zurueck zu Nokia (Ich weiss, ich schweife heute weit aus,
aber ich halte dieses Beispiel fuer geeignet, Ihnen zu zeigen,
wie trivial die Arbeit eines Analysten sein kann und wie schwer
es gleichzeitig ist, sich von dem Denken der breiten Masse zu
loesen!): Von den 27 Analysten, die Nokia positiv bewerten, ha-
ben bislang drei ihre Bewertung in Folge der Umsatzwarnung von
"Kaufen" auf "Neutral" herab genommen. Weitere 24 stehen noch
immer auf "Kaufen".
Bis zur endgueltigen Bekanntgabe des Quartalsergebnisses am 16.
April koennten noch weitere Analysten weiche Knie bekommen und
die Bewertung herabstufen. Wenn das Quartalsergebnis dann be-
kannt gegeben wird, werden weitere Analysten eine Herabstufung
vornehmen. Heraufstufungen sind nicht zu erwarten, allein schon
weil ja fast alle bereits die hoechste Bewertungsstufe fuer No-
kia ausgerufen haben.
Somit erwarte ich fuer Nokias Aktien harte Zeiten bis ein paar
Tage nach der Bekanntgabe des Quartalsergebnisses. Falls das Er-
gebnis dann jedoch besaenftigend ausfaellt, koennte die Aktie
von dem dann erlangten neuen Niveau wieder einen soliden Auf-
waertstrend einschlagen. Das dann erreichte Niveau koennte bei
$15,5 bis $16 liegen.
Zu beruecksichtigen ist auch, dass Nokia noch einiges an Re-
strukturierungskosten in der Bilanz unterbringen muss. Es kann
also sogar schlimmstenfalls passieren, dass das Quartalsergebnis
nochmals eine negative Ueberraschung bereit haelt. Anschliessend
jedoch sollten die schlechten Nachrichten ein Ende haben und ich
erwarte von Nokia, dass es sich mit innovativen Modellen viel-
leicht schon bis zum Sommer wieder Marktanteile zurueckerobern
kann - selbst wenn der Hauptwettbewerber in Muenchen seine Ange-
stellten nun 42 Stunden pro Woche arbeiten laesst.
Alcoa vermochte es nicht, seine Aktionaere positiv zu ueberra-
schen. Im Gegenteil, Alcoa konnte die angestiegenen Aluminium-
preise nicht fuer einen hoeheren Gewinn nutzen. Typischerweise
schlagen sich Preisaenderungen mit einem Monat Verzoegerung in
der Bilanz von Rohstoff verarbeitenden Unternehmen nieder. Alcoa
jedoch gab bekannt, dass man durch ein ausgekluegeltes Vertrags-
werk diese Frist auf 6 Monate ausgedehnt hat.
So gut dies bei fallenden Rohstoffpreisen ist, so schlecht ist
es bei steigenden. Alcoa wird also erst mit 6 Monaten Verzoege-
rung von dem angestiegenen Aluminiumpreis profitieren.
Aktionaere waren enttaeuscht, hatten sie doch bereits in diesem
Ergebnis mit dicken Gewinnen gerechnet. Die Aktien fielen in
Folge des Quartalsergebnisses um 5 %.
Also: Nokia und Alcoa drueckten auf die Stimmung der Anleger.
Gleichzeitig war das Thema Arbeitslosigkeit nicht mehr aktuell,
ich habe keine Ahnung, warum die lang ersehnte Erholung am Ar-
beitsmarkt schon so schnell als selbstverstaendlich aufgenommen
wurde.
Stattdessen nahm der Irak wieder eine wichtige Stellung im Ta-
gesgespraech ein. Die Kampfhandlungen im Irak nahmen in den
letzten Tagen wieder zu. So gut es Praesident Bush in den letz-
ten Monaten gelang, das Thema Irak als Erfolgsstory zu verkaufen
und schlechte Meldungen von der Presse kaum in die Breite getre-
ten wurden, so stuerzte sich die Presse nun auf die Unruhen der
letzten Tage, die mehr Opfer forderten, als die letzten Monate
zusammen.
Und ploetzlich ist Bush in den Umfragen (Erinnerung: Praesident-
schaftswahlen im November) wieder hinter seinem Herausforderer
Kerry.
Diese negativen Ereignisse, gepaart mit den starken Kursgewinnen
der beiden letzten Wochen fuehrten dann schliesslich dazu, dass
Dienstag und Mittwoch Kursgewinne mitgenommen wurden und die In-
dizes eine Kehrtwende einschlugen.
Ich bin kein Terrorist und ich bin auch keine unterdrueckte Min-
derheit. Auch habe ich kein Interesse, politisch Einfluss zu
nehmen - oder besser gesagt, ich halte mich darin zurueck, da
dies ein Boersenbrief ist. Ich halte jedoch eine Spekulation
fuer die naechsten Monate fuer notwendig. Nicht, dass ich mit
schrecklichen Terroranschlaegen spekulieren moechte, jedoch hal-
te ich es inzwischen fuer blauaeugig und fuer die eigene Vermoe-
gensplanung fuer unverantwortlich, wenn man das Risiko solcher
Ereignisse nicht zumindest einmal durchdenkt.
Ich habe daher im folgenden Kapitel ein paar Gedanken fuer die
kuenftigen Entwicklungen erarbeitet.
**************************************************
04. ERSTER SHORTKANDIDAT FUER STEIGENDE ZINSEN
**************************************************
Auch diese Empfehlung ist exklusiv für iWatch.Pro Abonnenten.
**************************************************
05. DURCHHALTEN: TECHNISCH INDUZIERTER KURSAUSBRUCH ERWARTET
**************************************************
...und eigentlich auch diese Analyse. Als kleinen
Apetitanreger gibt es heute die Analyse zu Charter für Sie
als iWatch.Free Leser kostenfrei. Vielleicht kann ich Sie ja
hiermit zu einem Abonnement überzeugen - denn solche Analysen
gibt es eigentlich nur im iWatch.Pro.
Charter Communications (CHTR, $4,6)
Charter ist bereits seit sieben Wochen in unseren Tradingideen
enthalten. Seither hat der Kurs regelrecht Achterbahnfahrten
unternommen. Es scheint, dass die Aktie immer wieder von Hiobs-
botschaften in den Keller getrieben wird, obwohl es kaum Neuig-
keiten gibt.
Meiner Einschaetzung nach steht nun ein Kursausbruch unmittelbar
bevor und ich wollte Sie mit diesem Update zum "Durchhalten" be-
wegen.
Die wesentliche Neuigkeit der vergangenen Wochen war, dass es
Charter gelungen ist, seine Schulden zu refinanzieren. Als
drittgroesster Anbieter von Kabelzugaengen hat Charter in den
letzten Jahren zu viel investiert und war an den Rand der Insol-
venz geschliddert. Chairman und Grossaktionaer Paul Allen, der
gemeinsam mit Bill Gates Microsoft aufgebaut hat und dadurch zu
einem der reichsten Maenner dieser Welt wurde, hatte sich Ge-
ruechten zufolge mit dem neuen CEO Carl Vogel gestritten, so
dass keine rechte Loesung fuer die Versorgung der $18 Mrd.
Schulden von Charter gefunden werden konnte.
Einige alte Wandelanleihen, die Charter noch im Expansionsfieber
zu hoher Verzinsung ausgegeben hatte, spiegelten diese Queroli-
taeten wider und notierten infolge des grossen Risikos der In-
solvenz teilweise bei nur 30 %.
Fuer konservative Anleger war dies ein gefundenes Fressen: Sie
kauften diese hochverzinslichen Unternehmensanleihen und erfreu-
en sich seither ueber die regelmaessigen Zinszahlungen. Diese
Anleger waeren jedoch nicht konservativ, wenn sie sich nicht
gleichzeitig gegen den drohenden Verlust im Falle einer Insol-
venz von Charter absichern wuerden. Zu diesem Zweck wurden Char-
ter-Aktien leerverkauft, also geshortet.
Sollte nun also das Unternehmen in die Insolvenz gehen, so
muesste man zwar die Wandelanleihen abschreiben, koennte sich
jedoch ueber den Gewinn aus dem Leerverkauf der Aktien freuen.
Sollte das Unternehmen jedoch ueberleben, so wuerde man am Ende
der Laufzeit nicht nur die Zinsen der Wandelanleihen erhalten
haben, sondern sogar noch 100 % des Nennwertes, ein stattlicher
Kursgewinn.
Die offenen Leerverkaeufe koennte man dann ja eindecken, die
Verluste waeren dann sicherlich von den Gewinnen aus der Wandel-
anleihe getragen.
Nun hat sich das Blatt jedoch gewendet: Charter kann heute schon
sagen, dass es bis zum Jahre 2009 keine weiteren Tilgungslasten
mehr zu tragen hat. Charter hat das niedrige Zinsniveau genutzt
und hat die offenen Verbindlichkeiten refinanziert. Nebenbei ge-
sagt: Eine solche Regelung haette Charter niemals gefunden, wenn
sich CEO Vogel und Chairman Allen noch immer uneinig waeren.
Nun freuen sich die Besitzer der Charter Wandelanleihen zwar
ueber ihre erfolgreiche Wandelanleihe, sitzen jedoch gleichzei-
tig noch auf erheblichen Leerbestaenden. Derzeit werden taeglich
rund 5,8 Mio. Charter-Aktien gehandelt, es gibt jedoch offene
Leerpositionen in Hoehe von 38,7 Mio. Das Short-Ratio betraegt
somit 4,7, es werden also 4,7 Tage benoetigt, um alle offenen
Leerpositionen bei derzeitigem Handelsvolumen einzudecken, so-
fern ausschliesslich Deckungskaeufe stattfinden wuerden.
Schlimmer noch: Vor einem Monat betrugen die offenen Leerposi-
tionen nur 29,2 Mio. Stueck. Das heisst, in den letzten 4 Wochen
wurden 10 Mio. Aktien mehr verkauft als eigentlich vorhanden wa-
ren. Und dennoch ist der Kurs trotz dieses Verkaufsdrucks leicht
angestiegen.
Somit gibt es bei Charter nun folgende Situation: Das Damokles-
schwert der Insolvenz ist auf absehbare Zeit verschwunden. Paul
Allen und Carl Vogel, deren Streit das Unternehmen ebenfalls in
den Ruin haette treiben koennen, haben sich vertragen. Charter
verkauft mehr Kabelboxen denn je und die Kabelindustrie erfreut
sich reger Nachfrage. Was kann in den naechsten Monaten schief
gehen? Nicht viel. Es koennte jedoch die Erkenntnis durchsi-
ckern, dass Charter fuer die Zukunft bestens geruestet ist - und
dann gaebe es einen Short Squeeze.
Schlimmstenfalls koennte Charters Finanzierung platzen und Paul
Allen schickt Carl Vogel nach Hause - oder wirft selbst das
Handtuch und schmeisst seine Beteiligung auf den Markt. Was
wuerde dann geschehen?
Meiner Einschaetzung nach gibt es ein paar Investoren, die sich
nach einem Unternehmen wie Charter die Finger lecken wuerden:
Niedriges Bewertungsniveau eines Unternehmens im Zukunftmarkt
Kabel. Schauen Sie sich einmal Ihren Kabelanschluss zu Hause an:
Durch diese eine Kabel koennen Sie Fernsehen. Versuchen Sie das
einmal mit Ihrem DSL-Anschluss. Sie koennen auch Kinofilme an-
schauen und bezahlen. Sie koennen diese Filme auch auf Ihre Ka-
belbox herunterladen und speichern. Weiterhin koennen Sie auch
einen Breitband-Internetanschluss ueber den Kabelanschluss lau-
fen lassen und dann sogar darueber telephonieren.
Klar, das alles geht auch ueber den DSL-Anschluss, aber es ist
meiner Einschaetzung nach einfacher, dem Kabelanschluss ein Te-
lephon zu verpassen als dem DSL-Zugang einen Fernseher. IP-Tele-
phonieren ist heute schoen moeglich, jedoch qualitativ noch
nicht richtig ausgereift.
Also: Vielleicht ist es noch zu frueh, um zu entscheiden, ob
sich DSL oder Kabel durchsetzen wird. Sicher jedoch ist, dass
beide noch eine recht lange Zeit nebeneinander existieren wer-
den. Und dann wird derjenige gewinnen, der seine Kunden besser
zum Zahlen bewegen kann.
Mit einem KUV von 0,28 notiert Charter auf einem Bewertungsni-
veau, welches nach unten sicher nicht mehr viel Platz bietet.
Der naechste Schritt waere die Insolvenz - und die scheint nun
ja abgewendet zu sein.
Ich koennte mir also einen Short Squeeze vorstellen. Dies wuerde
bedeuten, dass bei langsam steigendem Kurs von Charter immer
mehr Leerverkaeufer ihre Leerpositionen eindecken. Je mehr sie
eindecken desto staerker steigt der Kurs und desto mehr muessen
wieder eindecken. Schliesslich werden einige nicht ausreichend
Sicherheiten fuer die Shortposition haben und Broker werden be-
ginnen, deren Positionen ohne Ruecksicht auf Kursniveau einzu-
decken. Durch solche Vorgaenge kommt es zu einem Short Squeeze,
die Shorts oder auch Leerverkaeufer, werden durch steigende Kur-
se aus dem Markt gequetscht.
Ich weiss nicht, wann es losgeht. Ich weiss auch nicht, wie hoch
der Kurs dadurch steigen koennte. Aber: Wenn es so eintritt, wie
von mir erwartet, dann sollten Sie sich von dem Kursgewinn das
eine oder andere warme Abendessen leisten koennen.
**************************************************
06. LESERFRAGEN
**************************************************
FRAGE 1: MICROSOFT
Hallo H. Heibel
wie ist Einschaetzung zu Microsoft im Bezug der beigelegten
Streitigkeiten mit Sun als Langfristanlage plus EU-Strafe?
Herzlichen Dank im voraus, Rudolf aus Oesterreich
ANTWORT 1:
zweifellos sind somit nun zwei Damoklesschwerter, die den Kurs
von Microsoft lange Zeit belastet haben, verschwunden: Die EU-
Kartellbehoerde erhaelt eine halbe Millarde US-Dollar, ein Be-
trag, der Microsoft zwar wurmen wird, jedoch aus der Portokasse
gezahlt wird.
Ausserdem eine Einigung mit Sun Micro, einem Wettbewerber, der
in den letzten Jahren nicht mehr viel auf die Beine stellen
konnte. Ich sehe diese Streitbeilegung eher als Bestaetigung
meiner Analyse von vor zwei Wochen (iWatch 04/13 vom 27.3.04,
schauen Sie im Archiv unter www.ekip.de nach): Der
einstig ueberaus streitbare Quasi-Monopolist hat die Zeichen der
Zeit erkannt, denn seine harte Gangart stoesst allerorten auf
Missgunst. Es wurde nun ein Schmusekurs eingeschlagen, der dem
Wettbewerb foerderlich sein duerfte, der Ertragskraft von Micro-
soft jedoch nicht mehr die gewohnten Zuwachsraten bescheren
duerfte.
Schauen Sie sich die Kursentwicklung von IBM in den spaeten
70ern bis Anfang der 90er an. Dieses Schicksal duerfte meiner
Einschaetzung nach auch Microsoft bevorstehen (naemlich eine
lang anhaltende Seitwaertsbewegung).
FRAGE 2: MarchFIRST
Sehr geehrte Damen und Herren,
ich besitze noch 3750 Stueck Aktien der Fa.Marchfirst (USA) WKN:
900523
Was soll ich hier machen, was raten Sie mir ??? Im Depot sind
sie nicht geloescht, meine Bank ist auch ratlos.
Fuer eine aussagefaehige Antwort in der Beurteilung waere ich
Ihnen sehr dankbar.
Mit freundlichen Gruessen, Herbert
ANTWORT 2:
MarchFIRST befindet sich in Liquidation nach Chapter 7. Es gibt
mehrere Moeglichkeiten, seine Zahlungsunfaehigkeit beim Gericht
kund zu tun. Wer dies nach Chapter 7 tut, der hat normalerweise
zum Ziel, so schnell wie moeglich den Laden zu liquidieren.
Unter
www.ilnb.uscourts.gov/BankruptcyChptMenu/Chapter7.htm
koennen Sie eine genauere Beschreibung zu Chapter 7 finden.
Ob am Ende dieses Prozesses, nachdem alle offenen Verbindlich-
keiten, alle Glaeubiger ausbezahlt wurden, noch Kapital uebrig
ist, das unter den Aktionaeren verteilt werden kann, das ist
fraglich. Zu MarchFIRST gibt es keine detaillierten Informati-
onen fuer Aktionaere. Sie koennen sich jedoch direkt per eMail
an den Treuhaender der Liquidation wenden:
marchfirst_trustee@hotmail.com. Er sollte Ihnen genauere Aus-
kunft erteilen koennen.
Bis die Liquidation beendet ist, werden die Aktien wohl noch pro
forma in Ihrem Depot notiert bleiben. Irgendwann wird Ihre Bank
dann vermutlich, sofern nicht doch noch etwas Geld aus der Li-
quidationsmasse fuer Sie uebrig ist, eine Nachricht erhalten,
dass die Aktien ausgebucht werden koennen.
FRAGE 3: J2 Global Comm.
Guten Abend Herr Heibel
Erlauben Sie mir bitte eine Frage:
Ich wuerde nach einem schoenen Gewinn gerne erneut in SHS J2
Global Comm. investieren. Allerdings muesste ich im Moment die
Aktie in Euro (Frankfurter Boerse) kaufen. Besteht da ein gros-
ser Unterschied? Ich finde keinen Chart in Euro von dieser
Aktie.
Vielen herzlichen Dank im voraus fuer Ihre Antwort.
Freundliche Gruesse, Yvonne aus der Schweiz
ANTWORT 3:
unter www.comdirect.de/ finden Sie J2 Global unter der
Wertpapierkennummer 626300. Heute (Dienstag) notiert der Kurs
bei €19. Bei einem aktuellen Euro-US-Dollar Umrechnungskurs von
1,208 ergibt sich ein Wert von $22,76. Der Preis der JCOM-Ak-
tien an der Nasdaq lag heute zum Boersenschluss bei genau diesen
$22,76.
Also: Die Kurse der Aktien in Europa und den USA laufen paral-
lel. Es kann jedoch zu kleineren Abweichungen kommen, die auf
das geringere Handelsvolumen in diesen Aktien in Europa zurueck-
zufuehren sind. Versehen Sie daher bitte unbedingt all Ihre Or-
ders in solchen Aktien mit einem Limit!
FRAGE 4: TYCO
Sehr geehrter Herr Heibel,
vor wenigen Wochen hatte ich Sie bereits einmal zur weiteren
Einschaetzung Tyco's befragt. Der Aufwaertstrend scheint nach
wie vor gegeben zu sein und auch die Korrekturen der letzten Ta-
ge hat Tyco gut ueberstanden.
Wie wuerden Sie Tyco aktuell einschaetzen ?
Viele Gruesse, Arnd aus Herbrechtingen
ANTWORT 4:
zum Neukauf wuerde ich entsprechend der letzten Ausgabe GE be-
vorzugen.
Wenn Sie bereits Tyco haben, dann nutzen Sie doch den Aufwaerts-
trend, so lange er anhaelt, mit einem Trailing-Stopp von 15 %.
Ein Trailing-Stopp richtet sich stets nach dem letzten Hoechst-
kurs, bei Tyco also $30,26. Die Stopp-Order laege also bis zum
naechsten Hoch bei $25,72. Wenn es ein neues Hoch gibt, dann
koennen Sie diesen Trailing-Stopp entsprechend nachziehen, Ihr
Gewinn wuerde sich dann erhoehen.
**************************************************
07. TRADINGIDEEN UND BILANZ
**************************************************
BILANZ:
Die drei schlechtesten abgeschlossenen Tradinideen waren:
General Motors (GM) -10,70 % in 4 Wochen
JetBlue (JBLU) -8,93 % in 4 Wochen
Maverick Tubes (MVK) -8,33 % in 2 Wochen
Die drei besten abgeschlossenen Tradingideen waren:
Netflix (NFLX) + 60,8 % in 18 Wochen
Yahoo! (YHOO) + 39,5 % in 12 Wochen
Novastar (NFI) + 25,4 % in 1 Woche
Nach der kraeftigen Erholung haben sich ie meisten unserer
Tradingideen wieder ins Plus gerettet. Von unseren 28
offenen Positionen befinden sich vier leicht im Minus
(mfG rübe
us.i1.yimg.com/us.yimg.com/i/mesg/emoticons/28.gif" style="max-width:560px" border=0>