08.08.2006 15:34"Kampf um DSL wird härter"
Der DSL-Markt ist heiß umkämpft. Schwierige Zeiten für die Anbieter. Wer für den Wettbewerb am besten gewappnet ist, verrät Thomas Friedrich, Analyst der HypoVereinsbank.
Thomas Friedrich, HypoVereinsbank
boerse.ARD.de: Der DSL-Markt boomt. Wird das schnelle Internet in Deutschland weiter wachsen?
Friedrich: Ich denke, wir werden noch ein paar Jahre lang ein starkes Wachstum sehen. Das liegt insgesamt an dem Erfolg des Internet, das jetzt das erreicht hat, was man sich schon im Jahr 2000 erhofft hat. Stichwort: Web 2.0 (Begriff: siehe Link zu Wikipedia). Viele Dinge können mit Schmalband-Internetzugängen nicht mehr genutzt werden. Entsprechend bin ich sehr zuversichtlich, dass wir weiter hohe DSL-Wachstumsraten in den nächsten Jahren sehen werden.
boerse.ARD.de: Sprechen die Quartalszahlen von United Internet (UI) oder Mobilcom/Freenet nicht eher für eine beginnende Marktsättigung?
Friedrich: Das würde ich im Moment noch nicht sagen. Zwar zeigen die Geschäftszahlen von Freenet zum zweiten Quartal, dass man bei den DSL-Neukunden hinter dem Vorjahresquartal zurückbleibt. United Internet hat seine Prognose für das DSL-Wachstum im Gesamtjahr reduziert. Bei beiden Playern reduziert sich also das Wachstum.
Der DSL-Markt wächst weiter rasant.
Das ist meiner Einschätzung nach aber eher ein Zeichen dafür, dass der Wettbewerb zunimmt. Denn einige Unternehmen haben ihre Aktivitäten im DSL-Bereich stark ausgeweitet, andere sind neu dazu gekommen.
boerse.ARD.de: Können sich dann noch Anbieter wie United Internet und Freenet behaupten?
Friedrich: UI hat darauf hingewiesen, dass man sehr viele qualitativ hochwertige Kunden habe. Das scheinen also die richtigen Kunden zu sein, um hohe Umsätze und Ergebnisse zu erzielen. Schließlich hat das Unternehmen ja auch Umsatz- und Ergebnisziel bestätigt. Aber schwieriger wird es auf jeden Fall.
Im europäischen Vergleich ist Deutschland bei der DSL-Marktdurchdringung noch unter Durchschnitt.
Ab Herbst drängt O2 neu in den Markt, die gehören zu Telefonica, die eines der größten alternativen Breitbandnetzte in Deutschland haben. Tele 2 hat sich mit QSC verbündet. Es ist ein ähnlicher Trend wie im Mobilfunk zu beobachten. Unternehmen, die einen großen Kundenstamm haben, treten am Markt als DSL-Anbieter meist mit Partnern auf. Der Wettbewerb wird härter, aber die starken Player werden sich halten. Größe ist ein Wettbewerbsvorteil. Außerdem haben einige von ihnen bisher gezeigt, besonders effektiv im Marketing zu sein.
boerse.ARD.de: Wer ist am deutschen Markt am besten aufgestellt?
T-Online ist Marktführer bei DSL-Anschlüssen mit einem Marktanteil von gut 60 Prozent. Ende 2005 gab es mehr als 60 Anbieter.
Friedrich: In den letzten 12 Monaten haben wir eine sehr starke Performance von United Internet und Arcor gesehen. Insbesondere United Internet hat durch Produkt- und Preisinnovationen auf sich aufmerksam gemacht. Gegen Ende des vergangenen Jahres hat T-Online wieder an Stärke gewonnen. Falls das VDSL/IPTV-Projekt von Deutscher Telekom und T-Online relativ zeitnah startet, könnte es T-Online im weiteren Verlauf des Jahres einen Schub geben.
Das Interview führte Bettina Seidl.
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