Türkische Banken stecken in der Zinsfalle

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Türkische Banken stecken in der Zinsfalle

 
11.06.01 10:55
Türkische Banken stecken in der Zinsfalle
Von Karsten Huhn, Frankfurt

Die türkischen Banken erleben schwierige Zeiten. Eine Studie der Investmentbank Credit Suisse First Boston (CSFB) sieht auf mittlere Sicht keine der vier größten türkischen Banken als attraktives Investment.

Die Gewinne fielen im ersten Quartal verglichen mit dem Vorjahresquartal um durchschnittlich 53 Prozent.
Dabei wurden in den Bilanzen nicht alle eingetretenen Wertminderungen berücksichtigt. So wurde ein großer Teil der Staatsanleihen nicht mit den aktuellen Marktpreisen bilanziert. Im Devisengeschäft wurden ebenfalls Bewertungsansätze gewählt, die über den aktuellen Wechselkursen liegen. Auf Grund der enttäuschenden Zahlen senkte die CSFB die Kursziele für die nächsten zwölf Monate um bis zu 14 Prozent. Damit besteht kaum noch Aufwärtspotenzial für Bankaktien.


Für den türkischen Bankensektor folgt derzeit ein schwerer Schlag auf den nächsten. Erst belastete die Liquiditätskrise die Bilanzen der Banken. Dann folgte die Abwertung der türkischen Lira, die Verluste im kurzfristigen Devisengeschäft hervorrief. Der reale Außenwert der türkischen Lira, gewichtet nach der Bedeutung der Handelspartner, hat inzwischen nahezu sein Rekordtief vom Januar 1994 erreicht. Jedoch dürfte die vom Weltwährungsfonds beschlossene finanzielle Unterstützung kurzfristig etwas Druck von der Währung nehmen. So hat sich die türkische Lira seit dem Ende des ersten Quartals etwas erholen können. Den Banken mit hohen kurzfristigen Devisenpositionen dürfte dies einen kleinen Auftrieb geben.


Hauptsorge bleiben die Termingeschäfte sowie das Ungleichgewicht in der Fälligkeitenstruktur von lang- und kurzfristigen Krediten. Problematisch ist auch die Fristentransformation in den Bilanzen. Die Banken hatten niedrig verzinsliche Anleihen gekauft und relativ teuer refinanziert.


Jetzt sitzen sie in der Zinsfalle: Die Kapitalanlagen erfolgten mit langen Laufzeiten, die Refinanzierung jedoch eher mit kurzlaufenden Papieren. Durch die steigenden Zinsen hat sich die Refinanzierung stark verteuert. Seit der Novemberkrise haben die Banken deshalb versucht, die Fälligkeiten ihrer Anlagen soweit zu verkürzen wie nur möglich.


Nach Ansicht des CSFB-Analysten Afa Boran wird es ein langer und schwieriger Weg bis die Türkei wirtschaftliche Stabilität erreicht. "Türkische Aktien bleiben deshalb Investments mit hohem Risiko", so Boran.

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