Der Deutsche Aktienmarkt dürfte am Montag nach guten Vorgaben der amerikanischen Börsen vom Freitag und einer festen Tendenz an den asiatischen Märkten behauptet eröffnen. Experten gehen für diese Woche indes nicht davon aus, daß große Kursgewinne zu erwarten sind. Nach den Bombenattentaten von London am Donnerstag werde langsam wieder Ruhe am Markt einkehren, sagten Börsianer.
„Der Dax wird wohl mit angezogener Handbremse voranschreiten”, sagte Markus Reinwand, Marktstratege bei Helaba Trust. „Die Einschätzung setzt sich durch, daß sich die unmittelbaren ökonomischen Auswirkungen in Grenzen halten werden. Der Markt versucht, zur Tagesordnung zurückzukehren”.
Auch Aktienstratege Michael Köhler von der Landesbank Rheinland-Pfalz erwartet weder deutliche Kursgewinne noch -verluste. „So schlimm sich das anhört: Die Finanzmärkte gehen mit Anschlägen von Mal zu Mal routinierter um”, sagte er. So werde der Markt sich wieder Fundamentaldaten und der amerikanischen Berichtssaison zuwenden. „Der Dax dürfte sich eher seitwärts bewegen, vorausgesetzt es kommt jetzt nicht im Wochenrhythmus zu Anschlägen.”
Frank Schallenberger, Aktienstratege bei der Landesbank Baden-Württemberg, verwies darauf, daß sich auch nach den Attentaten in Madrid 2004 die Märkte nach einer mehrtägigen Talfahrt wieder erholt hätten. „Die Anschläge in London haben bei weitem nicht die Dimension von New York 2001”, ergänzte er. Daher zögen sie auch nicht die wirtschaftlichen Konsequenzen von damals mit sich.
„Wir sind ein bißchen vorsichtig, was die Unternehmensberichte in Amerika angeht”, sagt Aktienstratege Köhler. „Nicht mit Blick auf die aktuellen Quartalszahlen, sondern eher was den Ausblick angeht.” Die Anleger blickten vor allem auf die Quartalszahlen des Mischkonzerns General Electric (GE) am kommenden Freitag. „Diese sind immer eine ganz guter Indikator”, sagt Köhler. Auch sein Kollege Reinwand rechnet kaum mit positiven Impulsen aus der Berichtssaison. Neben GE stehen noch die Quartalsberichte des Computerkonzerns Appel und des Chipherstellers AMD (beide Mittwoch) an.
Optimistischer sind die Aktienexperten dagegen für die Berichtssaison in Europa gestimmt. „Der starke Dollar hilft den europäischen Unternehmen ungemein”, sagt Reinwand. Zuversichtlich zeigt sich auch Köhler. „In Europa dürften wir höhere Gewinnsteigerungen sehen als in Amerika. Deshalb könnten sich die europäischen Börsen in ihrer Entwicklung auch weiter abkoppeln von den amerikanischen Börsen.”
Rentenmarkt leichter erwartet
Leichter wird zu Wochenbeginn der Rentenmarkt erwartet. Nachdem die Anschläge von London den richtungsweisenden Bund-Future am Donnerstag zunächst auf ein neues Hoch getrieben hatten, hatten die Kurse am Freitag bereits wieder nachgegeben und der Index zwei Basispunkte tiefer geschlossen. Zudem gaben am Freitag die amerikanischen Anleihen nach, wohingegen sich die Aktienmärkte in den Vereinigten Staaten am Freitag und in Asien am Montag fester zeigten.
Euro fester erwartet
Fester dürfte der Euro am Montag gegenüber dem Dollar eröffnen. Im asiatischen Handel notiert die Gemeinschaftswährung fester mit 1,1998 Dollar fester nach 1,1953 am Freitag. Zum Yen notiert der Euro fester mit 134,25 Yen nach 133,78-82 Yen am Freitag. Ein enttäuschender Arbeitsmarktbericht in den Vereinigten Staaten hatte den Kurs des Euro am Freitag wieder in Richtung der Marke von 1,20 Dollar getrieben. „Der Stellenzuwachs in den USA ist enttäuschend und paßt nicht zum Bild eines kräftigen Wirtschaftswachstums, das auch von der amerikanischen Notenbank permanent gezeichnet wird', sagte Folker Hellmeyer, Chefstratege bei der Bremer Landesbank. Die amerikanische Wirtschaft hat im Juni nicht so viele Stellen geschaffen wie erwartet. Die Zahl der Beschäftigten außerhalb der Landwirtschaft ist nach Angaben des Arbeitsministeriums um 146.000 zum Vormonat gestiegen. Ökonomen hatten im Durchschnitt mit 190.000 neuen Stellen gerechnet. Vor diesem Hintergrund sei der kräftige Kursanstieg des Euro wenig verwunderlich, sagte Hellmeyer. Die in der kommenden Woche zur Veröffentlichung anstehenden amerikanischen Handelsbilanzdaten dürften die globalen Ungleichgewichte wieder verstärkt ins Blickfeld rücken lassen, nachdem in jüngster Zeit der Zinsabstand zwischen den Vereinigten Staaten und der Eurozone das bestimmende Thema gewesen sei. Am Markt wird nach Einschätzung von Hellmeyer mit einem Defizit von 55 bis 60 Milliarden Dollar gerechnet. „Nachhaltige Besserungstendenzen” seien nach wie vor nicht zu erkennen. Dies eröffne dem Euro Spielraum bis auf 1,22 Dollar.
Andere Währungsexperten spekulieren darauf, daß die amerikanische Notenbank Fed ihre Strategie der maßvollen Zinsanhebungen weiter fortsetzt und dadurch den Dollar stützt. Auch der größte Teil der internationalen Devisenhändler rät laut der Nachrichtenagentur Bloomberg zum Kauf von Dollar. Diese hatten allerdings bereits in der vergangenen Woche den Kurs des Euro zum Dollar nicht korrekt vorhergesagt.
Aktien Tokio im Verlauf fester
Fester tendiert die Börse in Tokio am Montag in der zweiten Sitzungshälfte. Der Nikkei gewinnt gegen 12.48 Uhr Ortszeit 1,1 Prozent bzw. 130 Punkte auf 11.696 Punkte, während der Topix um 0,8 Prozent bzw. 10 Zähler auf 1.188 vorrückt. Technologie- und Exportwerte würden am Berichtstag nach den positiven Vorgaben aus Wall Street vom Freitag favorisiert, heißt es im Handel. Allerdings dürfte es für den Nikkei-Index schwer werden, den Bereich um 11.700 Punkte zu überwinden, denn auf dem Dreimonatshoch bei 11.668 seien immer wieder Positionsanpassungen in Form von Gewinnmitnahmen zu beobachten. Allerdings sei es angebracht, nun den Markt in einer neuen Handelsspanne von 11.500 bis 12.000 Punkte zu sehen nach zuvor 11.000 bis 11.500 Punkten.
Aktien Hongkong am Mittag freundlich
Freundlich zeigen sich die Aktienkurse am Montagmittag (Ortszeit) in Hongkong. Der Markt vollziehe die Kursgewinne an Wall Street vom Freitag nach, sagen Händler. Der Hang-Seng-Index notiert zum Ende der ersten Sitzungshälfte mit einem Plus von 0,8 Prozent bzw. 115 Punkten bei 14.080. Allein 68 Punkte tragen HSBC, China Mobile und Hutchison zum Anstieg des Index bei. Gestützt wird der Markt vor allem von Index-Schwergewicht HSBC, das um 0,7 Prozent auf 123,90 Hongkong-Dollar zulegt. China Mobile verbessern sich um 1,6 Prozent auf 28 Hongkong-Dollar und Hutchison um 1,1 Prozent auf 71,05 Hongkong-Dollar.
Neuigkeiten und Kursbewegungen nach Börsenschluß
Nachbörslich tendierten amerikanische Aktien am Donnerstag minimal fester. Der Nasdaq-100 After Hours Indicator schloß um 0,02 Prozent höher bei 1.533,63 Punkten.
Walt Disney haben sich mit einem Plus im nachbörslichen Handel am Freitag gezeigt. Die Titel legten um 1,4 Prozent auf 25,36 Dollar zu. Zuvor hatten Roy Disney und Stanley Gold zugestimmt, alle anhängigen Klagen gegen das Unternehmen fallen zu lassen. Dies sei Teil eines Schlichtungsverfahrens, um ”die Differenzen, die die Beziehungen über die vergangnen sieben Jahren charakterisierten, aus dem Weg zu räumen”, hieß es.
Cruzan International stiegen um 3,6 Prozent auf 27,15 Dollar. Zuvor hatte das Unternehmen mitgeteilt, dass das schwedische Unternehmen V&S Vin & Spirit ein Gebot abgegeben habe, das Cruzan mit 28,37 Dollar je Aktie bewertet.
Die Aktie von Able Laboratories stürzte um 37,5 Prozent auf 1,80 Dollar ab, nachdem das Unternehmen bekannt gab, daß es von den Gesundheitsbehörden eine Liste „inspektorische Beobachtungen” in Verbindung mit dem Rückruf von Produkten und der Produktionseinstellung vom Mai diesen Jahres erhalten hat.
Konjunkturoptimismus treibt US-Börsenkurse
Konjunkturoptimismus und der deutliche Rückgang des Ölpreises haben am Freitag an der Wall Street eine Kursexplosion ausgelöst. Der Dow Jones stieg um 146,85 Zähler oder 1,4 Prozent auf 10.449,14 Punkte.
„Der Markt legt die Grundlage für einen Aufschwung”, sagte Vermögensmanager Lascio Birinyi. „Irgendwann werden die Investoren einsehen, daß der Dow Jones von der Marke 10.000 längst Abschied genommen hat.”
Auch die anderen führenden Indizes legten kräftig zu. Der Standard & Poor's 500 gewann 13,99 Zähler oder 1,2 Prozent auf 1.211,85 Punkte. Der Nasdaq Composite kletterte 37,22 Zähler oder 1,8 Prozent auf 2.112,88 Punkte. Auf Wochensicht hat der Dow in den vier Börsensitzungen 1,4 Prozent gewonnen (Montag war Feiertag), der S&P 1,5 Prozent und der Nasdaq Composite 2,7 Prozent.
Obwohl die amerikanische Wirtschaft im Juni weniger Arbeitsplätze geschaffen hat als erwartet, konzentrierten sich die Anleger auf die positiven Aspekte dieser Entwicklung. Schwächere Arbeitsmarktzahlen seien ein Argument für die Notenbank Federal Reserve, die Zinsen nach neun Erhöhungen innerhalb eines Jahres nicht weiter anzuheben, hieß es.
An der New York Mercantile Exchange verbilligte sich das Barrel Öl um 1,10 Dollar oder 1,8 Prozent auf 59,62 Dollar. Händler spekulierten, der in der Karibik wütende Hurrikan Dennis werde an den Bohrinseln und Plattformen im Golf von Mexiko vorbeibrausen, ohne Schäden anzurichten.
Zu den Dow-Jones-Gewinnern gehörten die Aktien des größten Aluminiumproduzenten Alcoa. Das Unternehmen hatte sein Quartalsergebnis vorgelegt, das über den Analystenerwartungen lag. Alcoa gab den Auftakt für die Ergebnissaison, in der amerikanische Unternehmen ihre Bilanzahlen für das zurückliegende Quartal mitteilen. Das höher als erwartete Alcoa-Ergebnis hätte die Anleger allgemein optimistisch gestimmt, sagten Beobachter.
Gesucht waren ferner General Electric (GE). Die Investmentbank Smith Barney glaubt, daß GEs Auftragseingänge im zweiten Quartal um 15 Prozent gestiegen sind und für diesen Berichtszeitraum auch solide Ergebnisse zu erwarten seien. Der Aktienkurs war seit dem 23. Mai bis Donnerstag um 8,1 Prozent gefallen.
Amerikanische Anleihen nach Konjunkturdaten leichter
Nach einer positiven Entwicklung an den amerikanischen Aktienmärkten infolge der jüngsten Arbeitsmarktdaten haben sich am Freitag die Anleihen leichter gezeigt. Positiv auf die Aktienmärkte und belastend für die Renten war die auf den tiefsten Stand seit September 2001 gesunkenen Arbeitslosenquote. Zehnjährige Titel verloren 12/32 auf 100-8/32 und rentierten mit 4,09 Prozent. Der 30 Jahre laufende Longbond sank 24/32 auf 115-25/32. Seine Rendite lag bei 4,35 Prozent.
Nach Bekanntgabe der Daten zum Beschäftigungszuwachs in den Vereinigten Staaten hatten sich die amerikanischen Staatsanleihen von ihren Verlusten aus dem frühen Geschäft teilweise erholt. Der Beschäftigungszuwachs ist im Juni etwas enttäuschend ausgefallen, wobei die Angaben für die beiden Vormonate jeweils nach oben revidiert wurden. Wie das Arbeitsministerium der Vereinigten Staaten von Amerika berichtet, stieg die Zahl der Beschäftigten außerhalb der Landwirtschaft um 146.000, während Volkswirte einen Stellenzuwachs um 190.000 erwartet hatten. Zugleich wurden die Angaben für Mai und April nach oben korrigiert.
Die Lagerbestände im amerikanischen Großhandel sind im Mai deutlich langsamer gewachsen als erwartet. Wie das Handelsministerium mitteilte, stiegen sie verglichen mit dem Vormonat um 0,1 Prozent auf saisonbereinigt 350,13 Milliarden Dollar. Ökonomen hatten einen Zuwachs um 0,5 Prozent erwartet. Wie das Ministerium weiter mitteilte, wurde für April ein Anstieg von revidiert 0,7 Prozent nach vorläufig plus 0,8 Prozent registriert.
Quellen: FAZ.NET, vwd, dpa, AP, AFP, Bloomberg, Reuters.