Blue Chips verschieben Rekordjagd
27.09.2006
Die US-Börsen waren am frühen Mittwoch lange in Rekordlaune, hielten am Ende aber nicht durch. Nach durchwachsenen Konjunkturdaten schlossen die Märkte kaum verändert: Der Dow-Jones-Index holte letztlich 19 Zähler oder 0,2 Prozent auf 11 689 Punkte, die Nasdaq verbesserte sich um bescheidene 2 Zähler auf 2263 Punkte.
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Lars Halter - Wall Street CorrespondentsAm Vormittag hatte die Wall Street deutlich besser dagestanden. Die Blue Chips hatten sich bis auf zweieinhalb Punkte an ihr Allzeit-Hoch gekämpft, konnten die Bestmarke von 11 722 Punkten, die seit sechseinhalb Jahren unerreicht ist, aber letztlich nicht knacken. Der Enthusiasmus angesichts des nahen Rekords reichte eben doch nicht aus, zumal es schon früh sehr uneinheitliche Konjunkturdaten gegeben hatte.
So kamen ausgerechnet aus dem Immobiliensektor starke Zahlen. Die Zahl der verkauften Neubauten ist im August um 4 Prozent gestiegen und damit deutlich stärker als erwartet. Doch nach mehreren Monaten schwacher Daten aus dem Immobilienbereich ist klar, dass dieser Sektor weiter die Achillesferse für die US-Konjunktur bleibt, der Markt profitierte entsprechend nicht nachhaltig.
Dazu gab es unerwartet schlechte Daten: Die Bestellungen langlebiger Güter sind im vergangenen Monat um 0,5 Prozent eingebrochen, nachdem Analysten mit einem Zuwachs in gleicher Höhe gerechnet hatten. Rückläufig sind die Bestellungen bei Flugzeugen, Maschinen und Elektroartikeln, aufwärts geht es nur im angeschlagenen Automobilsektor.
Der stand auch am Mittwoch unter Beobachtung. In Paris haben sich Rick Wagoner von General Motors und Carlos Ghosn von Renault/Nissan getroffen, es deutet aber nicht mehr viel auf eine mögliche Fusion der beiden Unternehmen hin. GM verlang vom französisch-japanischen Konglomerat neben einem Aktienkauf eine Zahlung von "mehreren Milliarden Dollar", um die bessere globale Marktposition auszugleichen. Das entspricht nicht den Plänen von Ghosn.
Nach dessen jüngstem bekenntnis zu "einem amerikanischen Autobauer" ist allerdings offen, ob der Branchenstar vielleicht in nächster Zeit noch mit Ford verhandeln wird.
Größter Gewinner im Dow war die Aktie von Intel nach einem positiven Urteil. Ein Richter hat eine Klage des Konkurrenten AMD abgewiesen. AMD hatte geklagt, Intel habe Kunden wettbewerbswidrig am Kauf von AMD-Produkten gehindert. Es geht aber um Transaktionen mit Prozessoren, die in Deutschland hergestellt, in Asien zusammengebaut und an andere Kunden außerhalb der USA verkauft worden sind, weshalb sich die US-Justiz nicht zuständig fühlte.
Einen Prozess hat auch Merck gewonnen. Der Pharmazeut soll am Herztod eines Patienten, der das mittlerweile vom Markt genommene Schmerzmittel Vioxx eingenommen hat, nicht schuld sein. Jedes positive Urteil stärkt die Position des Unternehmens in weiteren Prozessen - 14 000 Klagen stehen noch aus.
Unter den Gewinnern schloss auch [c] McDonald's[/c]. Der Fastfood-Riese hebt wieder einmal die Dividende an, und zwar um 50 Prozent auf 1 Dollar pro Aktie. Darüberhinaus verspricht das Management, in den nächsten zwei Jahren 10 Milliarden Dollar für Dividendenzahlungen und Aktienrückkäufe auszugeben. Nicht zuletzt weil sich das Papier in den letzten drei Jahren mehr als verdreifacht hat, ist das ein starkes Bekenntnis zur Aktie, das Anleger in Kauflust versetzt.
Die beiden größten Dow-Verlierer kamen aus dem Telekomsektor: Verizon gibt erstmals bekannt, dass man bis zu 18 Milliarden Dollar in eine Glasfaser-Infrastruktur stecken will. Analysten halten das zwar für notwendig, glauben angesichts des hohen Betrages aber, dass sich die Investition erst nach langer Zeit lohnen wird. Dem Konkurrenten AT&T stehen ähnliche Ausgaben bevor, weshalb die Aktie ebenfalls mit Verlusten schloss.
Beste Grüße vom Gesellen