Trader und Emmis - eine Haßliebe ?

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jonker:

Trader und Emmis - eine Haßliebe ?

 
06.06.04 11:23
Einerseits stellen uns die Emmis Zertis mit großen Gewinnchancen zur Verfügung, andererseits wollen sie auch Geld verdienen - mit welchen Methoden auch immer...

Ich stelle hier mal zwei sehr interessante Artikel zur Diskussion...
PS: Danke für den "Grünen" im TTT-Threat

Zertifikate: So tricksen die Emittenten
Von Michael Vaupel
Zunächst einmal der Blick auf das am Mittwoch von mir empfohlene Rohstoff-Zertifikat (ISIN DE000SAL1AG8): Das hat sich in den vergangenen 24 Stunden nicht bewegt, liegt aktuell an der Börse Stuttgart bei 1.037,00 Euro (Geldkurs) zu 1.047,00 Euro (Briefkurs).

Sie wissen ja: Bei diesem Schein springt der Emittent fortlaufend ein, wenn Sie kaufen oder verkaufen wollen. Wenn Sie verkaufen wollen, zahlt Ihnen der Emittent 1.037,00 Euro je Zertifikat - das ist der Geldkurs. Wenn Sie kaufen wollen, müssen Sie 1.047,00 auf den Tisch legen - das ist der Briefkurs.

Sie sind also nicht von tatsächlichen Umsätzen abhängig, wenn Sie an der Börse Stuttgart (Euwax) handeln. Das ist der Grund, warum ich immer empfehle, dort zu traden! Ich möchte Sie aber an dieser Stelle darauf hinweisen, dass einige Emittenten "tricksen". Trader's Daily Leser Gunter K. hat mir dies geschrieben:

"Es gibt zwei Arten, wie sich Emittenten der Ausführung 'widersetzen': Obwohl man auf den Briefkurs eingeht, wird dieser, in dem Moment in dem die Order an der EUWAX eingeht, durch den Emittenten einfach erhöht. Will dieser auch in der Folge nicht ausführen, stellt er geschickt seine Kurse stundenlang um den gewünschten Kauf-/Briefkurs 'herum'. Er verhindert, obwohl es die Sachlage nicht hergibt, so eine Ausführung. Gerne nenne ich Ihnen WKN, die ich manchmal in einer Woche nahezu mit mir allein handelte."

Genau diese Erfahrung habe ich auch selbst schon gemacht. Offensichtlich haben die Emittenten bei der Kursstellung einen gewissen Preissetzungsspielraum, den sie ausnutzen. In ihrem eigenen Sinne. Leider kann man da nichts machen (auf einen Rechtsstreit habe ich nun wirklich keine Lust).

Aber so dramatisch ist das eigentlich auch gar nicht, denn es geht nur um einige Cents. Mein Rat: Kalkulieren Sie das am besten ein und geben Sie dann, wenn Sie zu aktuellem Kurs einsteigen wollen, am besten ein Kauflimit ein, das ein paar Cents über dem aktuellen Briefkurs liegt. Die aktuellen Geld-/Briefkurse können Sie am besten auf der Homepage der Börse Stuttgart selbst kostenlos einsehen.

Also: Geben Sie dort im Feld "Kurssuche" die WKN oder ISIN des betreffenden Scheins ein und schlagen Sie auf den dann angezeigten Briefkurs ein paar Cents drauf! Dann hat der Emittent es schwerer, zu "tricksen", und er wird Ihren Auftrag mit hoher Wahrscheinlichkeit ausführen!


"Tricksende" Emittenten? So wehren Sie sich!

von Michael Vaupel

Na, mit dem Thema "tricksende Emittenten" habe ich wohl in ein Wespennest gestochen! Das Thema fand bei Ihnen große Resonanz, ich habe zahlreiche E-Mails von Ihnen erhalten (für Nachzügler: Es ging um die Kursstellungen der Emittenten für Zertifikate). Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass ich nicht alle Emails beantworten kann – ich lese aber jede einzelne!

So schrieb mir Trader's Daily Leser Siegfried M.:

"Am 7.5.04 habe ich dann kurz vor Bekanntgabe der Arbeitsmarktdaten einen stop buy Auftrag zu 6,20 erteilt (13:24 Uhr), nachdem der Kurs deutlich darunter lag. Ausgeführt wurde dieser Auftrag 1 Minute später zu 6,29, trotzdem der Kurs wie er im Internet angezeigt wurde, vorher deutlich unter 6,20 lag. Einige Minuten später sackte der Kurs wieder ab und zwar recht tief (ich glaube unter 6,00)."

Ich habe das schön öfter beobachten müssen – und zwar besonders dann, wenn ich bei von mir empfohlenen Scheinen einen Stoppkurs empfohlen habe. Dann hat der Emittent merkwürdigerweise einmal den Kurs genau auf Stopp gestellt (vorher und danach lag die Kursstellung einige Prozente darüber), so dass umfangreiche Positionen ausgestoppt wurden. Der Basiswert hatte währenddessen überhaupt nichts gemacht.

Natürlich haben entsprechende Nachfragen nichts ergeben. Komischerweise wurden auf Nachfrage einige Trades "aus Kulanzgründen" dann doch rückgängig gemacht.

Um eins klar zu stellen: Das ist die AUSNAHME! Normalerweise läuft mit den Emittenten immer alles glatt – aber diese Ausnahmen sind schon ärgerlich.

Was für Schlussfolgerungen lassen sich daraus ziehen? Meine Empfehlungen für Sie:

1.) Ich hatte Ihnen gestern empfohlen, das immer einzukalkulieren und deshalb ausschließlich mit Limits zu arbeiten, mit ein paar Cents Luft für diese möglichen "Tricksereien".

2.) Dann gibt es natürlich noch die Möglichkeit des Direkthandels mit den Emittenten: Dabei wird Ihnen ein Kurs genannt, zu dem Sie dann verbindlich kaufen oder verkaufen können (keine Kursänderung nach Zusage). Der Nachteil: Beim Direkthandel können Sie weder Kauflimits noch Stopps eingeben!

3.) Sollte es z.B. bei der Ausübung von Stoppkursen zu größeren Diskrepanzen kommen (unberechtigte Kurssprünge von über 3 % beim Schein, obwohl der Basiswert sich nicht bewegt hat oder sogar in die Richtung gelaufen ist, die zu einer gegenteiligen Kursbewegung beim Schein hätte führen müssen), dann beschweren Sie sich! Und zwar wenden Sie sich dazu am besten direkt an die Börse Stuttgart (die "Euwax"). Diese überprüft dann die Kursstellung des Emittenten, und ggf. wird der Trade annulliert.

Hier die Nummer der Euwax-Beschwerdehotline: 0800 / 22 688 55

Diese Nummer ist übrigens eine KOSTENLOSE Servicenummer der Börse Stuttgart, und börsentäglich von 9 bis 20 Uhr aktiv.

Im Zweifelsfall sollen Sie dort am besten einfach einmal anrufen. Bitte lassen Sie sich nicht alles gefallen! Nur wenn die Emittenten merken, dass sie nicht mit allem durchkommen und die Börsenaufsicht aufmerksam wird, wird sich etwas verändern!


Trader und Emmis - eine Haßliebe ? 1529385
jonker:

Tricksende Emmitenten

 
21.06.04 12:52
von Michael Vaupel

Ich bleibe heute noch einmal beim Thema "tricksende Emittenten" – denn ich habe gemerkt, dass dieses Thema bei Ihnen großen Anklang gefunden hat. So schrieb mir Trader's Daily Leser Nikolaus F. "aus dem sonnigen Wien":

"Kann es sein, dass Emittenten versuchen das Underlying zu manipulieren um den Verfall von Zertifikaten auszulösen??? Ich bin kurz vor Weihnachten mit einem Dax-Zertifikat auf die Nase gefallen, das um genau einen Punkt (!!) im Dax die Verfallsschwelle unterschritten hat. Danach ist der Dax ja bekanntlich gestiegen. Den Frust muss ich ja nicht beschreiben, oder? Auch in anderen Situationen ist mir immer wieder aufgefallen, dass das Underlying ganz knapp unter die Verfallsschwelle läuft um dann promt zu drehen. Was meinen Sie dazu??"

Meine Antwort dazu ist eindeutig: Natürlich "manipulieren" die Emittenten die Kurse des Basiswertes (des sogenannten Underlyings)! Das ist mir bereits mehrfach aufgefallen – aber daraus kann man den Emittenten rechtlich keinen Strick drehen. Denn wenn Sie sich die Verkaufsprospekte z.B. zu Turbo-Optionsscheinen ansehen, finden Sie Formulierungen wie diese:

" Bitte beachten Sie in diesem Zusammenhang auch, dass die Anbieterin und mit ihr verbundene Unternehmen im Rahmen ihrer üblichen Geschäftstätigkeit bzw. zur Absicherung von Risikopositionen aus den begebenen Optionsscheinen Geschäfte in dem Basiswert bzw. in auf den Basiswert bezogenen Derivaten tätigen, und dass insbesondere unter ungünstigen Umständen (niedrige Liquidität des Basiswertes) ein solches Geschäft den Eintritt eines Stopp-Loss-Ereignisses auslösen kann."

Das habe ich im Verkaufsprospekt zu einem Nokia Turbo-Zertifikat gefunden. Die WKN dieses Scheins lautet 817366, der Emittent ist die Société Générale. Sie können meine Angaben leicht überprüfen und auch bei anderen Zertifikaten nachsehen – solche Formulierungen finden sich in leicht abgewandelter Form bei vielen Scheinen.

Was bedeutet jetzt diese Formulierung? Nichts anderes, als dass die Société Générale oder "ein mit ihr verbundenes Unternehmen" den Kurs des Basiswertes beeinflussen kann. Das wird sie natürlich insbesondere dann tun, wenn der Kurs des Basiswertes unmittelbar vor der Knock-Out-Barriere notiert.

Sie wissen: Es gibt Turbo-Optionsscheine, die bei Erreichen der Knock-Out-Barriere WERTLOS verfallen. Stellen Sie sich so einen Optionsschein auf die Nokia-Aktie vor, mit Knock-Out-Barriere 11,00 Euro. Wenn jetzt der Kurs der Nokia-Aktie bei 11,05 Euro notiert – dann darf der Emittent vorhandene Bestände an Nokia-Aktien kurzfristig verkaufen, um den Kurs der Nokia-Aktie einmal auf genau 11,00 Euro oder darunter fallen zu lassen. Das reicht aus, um alle entsprechenden Nokia Turbo-Optionsscheine mit Knock-Out-Barriere 11,00 Euro verfallen zu lassen. Ein lohnendes Geschäft – für den Emittenten.

Dieses Spiel funktioniert natürlich besonders leicht, wenn es sich um einen kleineren Wert handelt, denn da lassen sich bereits mit relativ geringen Beträgen Kursveränderungen im gewünschten Sinne erzielen.

Und Sie können sicher sein, dass die Emittenten das in ihrem Sinne ausnutzen! Nicht ohne Grund nehmen Emittenten die entsprechenden Formulierungen in die Verkaufsprospekte auf – so können sie sich rechtlich absichern.

Das können wir leider nicht ändern – aber zur Kenntnis nehmen können wir es! Und daraus unsere Schlüsse ziehen.

Mit diesem Fazit: Turbo-Zertifikate, bei denen der Basiswert in der Nähe der Knock-Out-Barriere notiert, sind TABU! Ich weiß, dass viele Trader gerade von solchen Scheinen angezogen werden, da diese auch den höchsten Hebel haben. Aber diese Trader müssen jederzeit damit rechnen, dass der Emittent den Kurs des Basiswertes so beeinflusst, dass die Knock-Out-Barriere erreicht wird.



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