Investieren in Unternehmensanleihen: Worauf Anleger achten sollten
Eine Alternative zu Aktien und Staatspapieren
Gebühren drücken die Rendite / Filialbanken und einige Discount-Broker bieten Bonds zu Festpreisen an / Vorsicht Steuerfalle
Von Jochen Hägele
München – Im Zuge der Krise an den internationalen Finanzmärkten flüchten viele Anleger aus Aktien-Investments in Anleihen. Dabei sind gerade Unternehmensanleihen bei Anlegern besonders gefragt, weil hier die Zinsen oft deutlich höher liegen als bei Staatspapieren. Privatanleger sollten jedoch einige wichtige Grundregeln beachten.
Auf Deutschlands Zinsmärkten scheint sich wenig zu tun – auf den ersten
Blick. Bundesanleihen und Pfandbriefe dominieren das Geschehen. Doch hinter dieser Kulisse findet eine Revolution statt: Immer mehr Unternehmen drängen an den Markt und finanzieren sich durch die Ausgabe von festverzinslichen Schuldverschreibungen. Im zweiten Quartal dieses Jahres nahmen sie auf diese Weise insgesamt 55,8 Milliarden Euro an Krediten auf, 45 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres.
Auch Anleger können von der zunehmenden Verbreitung der unter Experten als „Corporates“ bekannten Unternehmensanleihen profitieren. Die Zinsen liegen je nach Bonität des Schuldners rund 0,5 bis drei Prozent über denen deutscher Staatstitel. „Eine echte Alternative zu Bundesanleihen“, sagt Renten- Fondsmanager Thomas Schneider von Frankfurt Trust Investment. Doch spätestens beim ersten Kaufversuch gibt es allzu oft lange Gesichter – schlecht informierte Berater und überforderte Servicemitarbeiter lassen den entnervten Kunden nicht selten auf dem Weg zum Extrazins kapitulieren.
Dabei sind die Zeiten vorüber, als Unternehmensanleihen nur etwas für Exoten waren. „Wir verdienen gut mit der Aktienflaute“, heißt es bei den Händlern. Da die überwältigende Mehrheit der Emissionen heute an der Börse eingeführt wird, sind Preisabfragen und Orders für alle Interessenten eigentlich problemlos bei Angabe der Wertpapierkennummer möglich. Gehandelt werden die Titel in einer Stückelung von meist 100 oder 1000 Euro. Filial- und Direktbanken bieten ihren Kunden eine mehr oder weniger breite Palette an Unternehmensbonds. Leider beschränkt sich das Angebot oft immer noch auf Papiere, die an deutschen Börsen notieren oder in Euro ausgestellt sind. Die Discountbroker berechnen dabei Gebühren, die weitgehend denen für Aktienorders entsprechen – bei Transaktionen bis 10000 Euro also
etwa neun bis 20 Euro. Filialbanken berechnen in der Regel prozentuale Sätze, rund 0,5 bis ein Prozent des Nennwertes zuzüglich Courtage, diese Maklergebühr beträgt an deutschen Börsen etwa 0,075 Prozent. Bei niedrigem Volumen kann es also durchaus günstiger sein, bei der Hausbank zu ordern. Bei Anleihenkäufen an ausländischen Börsen entstehen Extrakosten. Vor allem die Hauptumschlagplätze Luxemburg und London gelten als teuer. An der Luxemburger Börse fallen 0,2 Prozent des Nennwertes als Maklergebühr an – mit Clearing- und Liefergebühr kostet die Order damit mindestens 40 Euro mehr als im Inland.
Sowohl Filialbanken als auch einige Discountbroker bieten Anleihen zu Festpreisen. Die Kauf- oder auch Briefkurse beinhalten dann bereits Spesen und Courtage. Bei der angegebenen Effektivverzinsung handelt es sich somit um die Nettorendite. Solche Angebote entstammen meist millionenschweren Paketen aus Eigenbeständen, die die Banken bei der Emission erworben haben. Ob sie für den Anleger vorteilhaft sind, lässt sich allerdings erst nach Vergleich mit dem aktuellen Börsenkurs und der entsprechenden Rendite sagen. Chancen auf zusätzliche Erträge bietet die Zeichnung von Neuemissionen. Da es infolge des kollektiven Anzapfens des Kapitalmarktes immer schwieriger wird, Kredite zu platzieren, bieten private Schuldner teils sehr hohe Emissionszinsen. „Diese attraktiven Zinsaufschläge gegenüber risikolosen Bundesanleihen laufen oft schon kurz nach der Börseneinführung wieder zusammen. Wer die Anleihe in der Zeichnungsfrist erworben hat, macht dann rasch Kursgewinne“, sagt Schneider.
Rating beachten
Ebenso wichtig wie der Kaufzeitpunkt ist der Verkauf. Idealerweise sollten Anleihen bis zur Fälligkeit gehalten werden. In aller Regel fallen bei Tilgung durch den Schuldner, anders als beim vorzeitigen Verkauf, keine erneuten Gebühren an. Soll das Papier doch vor Laufzeitende abgestoßen werden, empfiehlt es sich, ähnlich wie bei Aktien ein Limit zu setzen. Denn oft sind die Emissionen recht klein; bei dadurch bedingt geringen Handelsvolumina schwanken die Kurse sehr stark, was den Verkauf rasch zum Roulettespiel geraten lässt. Zudem sind die Unterschiede zwischen An- und Verkaufskurs bei Corporates oft deutlich höher als bei liquiden Staatsanleihen.
Sicherheitsbewusste Anleger sollten sich auf Papiere beschränken, deren Rating mindestens „BBB“ beträgt. Unterhalb dieser Kreditbenotung steigen auch die meisten Institutionellen aus. Anlageberater Jürgen Koch von der Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen rät seinen Kunden zu den Blue Chips unter den Schuldnern: „DaimlerChrysler, Telekom oder Bosch sind guten Gewissens zu empfehlen.“
Investoren, die steuerliche Aspekte beachten, sollten bei der Auswahl ihrer Unternehmenstitel besonders Acht geben. Vor allem Schuldner aus der Telekommunikationsbranche statten ihre
Papiere immer häufiger mit Gläubigerschutzklauseln aus, die bei Verschlechterung der Bonität in Form einer Herabstufung des Ratings einen höheren Zinskupon versprechen. Das Finanzamt stuft diese Papiere durchweg als Finanzinnovation ein. Die Folge: Kursgewinne aus diesen Anleihen bleiben auch nach Ablauf der einjährigen Spekulationsfrist als Einkommen aus Kapitalvermögen steuerpflichtig.
Quelle: Süddeutsche Zeitung
Gruss
V2000
Eine Alternative zu Aktien und Staatspapieren
Gebühren drücken die Rendite / Filialbanken und einige Discount-Broker bieten Bonds zu Festpreisen an / Vorsicht Steuerfalle
Von Jochen Hägele
München – Im Zuge der Krise an den internationalen Finanzmärkten flüchten viele Anleger aus Aktien-Investments in Anleihen. Dabei sind gerade Unternehmensanleihen bei Anlegern besonders gefragt, weil hier die Zinsen oft deutlich höher liegen als bei Staatspapieren. Privatanleger sollten jedoch einige wichtige Grundregeln beachten.
Auf Deutschlands Zinsmärkten scheint sich wenig zu tun – auf den ersten
Blick. Bundesanleihen und Pfandbriefe dominieren das Geschehen. Doch hinter dieser Kulisse findet eine Revolution statt: Immer mehr Unternehmen drängen an den Markt und finanzieren sich durch die Ausgabe von festverzinslichen Schuldverschreibungen. Im zweiten Quartal dieses Jahres nahmen sie auf diese Weise insgesamt 55,8 Milliarden Euro an Krediten auf, 45 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres.
Auch Anleger können von der zunehmenden Verbreitung der unter Experten als „Corporates“ bekannten Unternehmensanleihen profitieren. Die Zinsen liegen je nach Bonität des Schuldners rund 0,5 bis drei Prozent über denen deutscher Staatstitel. „Eine echte Alternative zu Bundesanleihen“, sagt Renten- Fondsmanager Thomas Schneider von Frankfurt Trust Investment. Doch spätestens beim ersten Kaufversuch gibt es allzu oft lange Gesichter – schlecht informierte Berater und überforderte Servicemitarbeiter lassen den entnervten Kunden nicht selten auf dem Weg zum Extrazins kapitulieren.
Dabei sind die Zeiten vorüber, als Unternehmensanleihen nur etwas für Exoten waren. „Wir verdienen gut mit der Aktienflaute“, heißt es bei den Händlern. Da die überwältigende Mehrheit der Emissionen heute an der Börse eingeführt wird, sind Preisabfragen und Orders für alle Interessenten eigentlich problemlos bei Angabe der Wertpapierkennummer möglich. Gehandelt werden die Titel in einer Stückelung von meist 100 oder 1000 Euro. Filial- und Direktbanken bieten ihren Kunden eine mehr oder weniger breite Palette an Unternehmensbonds. Leider beschränkt sich das Angebot oft immer noch auf Papiere, die an deutschen Börsen notieren oder in Euro ausgestellt sind. Die Discountbroker berechnen dabei Gebühren, die weitgehend denen für Aktienorders entsprechen – bei Transaktionen bis 10000 Euro also
etwa neun bis 20 Euro. Filialbanken berechnen in der Regel prozentuale Sätze, rund 0,5 bis ein Prozent des Nennwertes zuzüglich Courtage, diese Maklergebühr beträgt an deutschen Börsen etwa 0,075 Prozent. Bei niedrigem Volumen kann es also durchaus günstiger sein, bei der Hausbank zu ordern. Bei Anleihenkäufen an ausländischen Börsen entstehen Extrakosten. Vor allem die Hauptumschlagplätze Luxemburg und London gelten als teuer. An der Luxemburger Börse fallen 0,2 Prozent des Nennwertes als Maklergebühr an – mit Clearing- und Liefergebühr kostet die Order damit mindestens 40 Euro mehr als im Inland.
Sowohl Filialbanken als auch einige Discountbroker bieten Anleihen zu Festpreisen. Die Kauf- oder auch Briefkurse beinhalten dann bereits Spesen und Courtage. Bei der angegebenen Effektivverzinsung handelt es sich somit um die Nettorendite. Solche Angebote entstammen meist millionenschweren Paketen aus Eigenbeständen, die die Banken bei der Emission erworben haben. Ob sie für den Anleger vorteilhaft sind, lässt sich allerdings erst nach Vergleich mit dem aktuellen Börsenkurs und der entsprechenden Rendite sagen. Chancen auf zusätzliche Erträge bietet die Zeichnung von Neuemissionen. Da es infolge des kollektiven Anzapfens des Kapitalmarktes immer schwieriger wird, Kredite zu platzieren, bieten private Schuldner teils sehr hohe Emissionszinsen. „Diese attraktiven Zinsaufschläge gegenüber risikolosen Bundesanleihen laufen oft schon kurz nach der Börseneinführung wieder zusammen. Wer die Anleihe in der Zeichnungsfrist erworben hat, macht dann rasch Kursgewinne“, sagt Schneider.
Rating beachten
Ebenso wichtig wie der Kaufzeitpunkt ist der Verkauf. Idealerweise sollten Anleihen bis zur Fälligkeit gehalten werden. In aller Regel fallen bei Tilgung durch den Schuldner, anders als beim vorzeitigen Verkauf, keine erneuten Gebühren an. Soll das Papier doch vor Laufzeitende abgestoßen werden, empfiehlt es sich, ähnlich wie bei Aktien ein Limit zu setzen. Denn oft sind die Emissionen recht klein; bei dadurch bedingt geringen Handelsvolumina schwanken die Kurse sehr stark, was den Verkauf rasch zum Roulettespiel geraten lässt. Zudem sind die Unterschiede zwischen An- und Verkaufskurs bei Corporates oft deutlich höher als bei liquiden Staatsanleihen.
Sicherheitsbewusste Anleger sollten sich auf Papiere beschränken, deren Rating mindestens „BBB“ beträgt. Unterhalb dieser Kreditbenotung steigen auch die meisten Institutionellen aus. Anlageberater Jürgen Koch von der Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen rät seinen Kunden zu den Blue Chips unter den Schuldnern: „DaimlerChrysler, Telekom oder Bosch sind guten Gewissens zu empfehlen.“
Investoren, die steuerliche Aspekte beachten, sollten bei der Auswahl ihrer Unternehmenstitel besonders Acht geben. Vor allem Schuldner aus der Telekommunikationsbranche statten ihre
Papiere immer häufiger mit Gläubigerschutzklauseln aus, die bei Verschlechterung der Bonität in Form einer Herabstufung des Ratings einen höheren Zinskupon versprechen. Das Finanzamt stuft diese Papiere durchweg als Finanzinnovation ein. Die Folge: Kursgewinne aus diesen Anleihen bleiben auch nach Ablauf der einjährigen Spekulationsfrist als Einkommen aus Kapitalvermögen steuerpflichtig.
Quelle: Süddeutsche Zeitung
Gruss
V2000