"Wir brauchen ein gnadenloses Delisting der Pennystocks"
Thiel-Logistik-Chef schlägt Nemax-20-Index vor
Das Luxemburger Logistik-Unternehmen Thiel gehört zu den erfolgreichsten Neuemissionen des vergangenen Jahres. Mit dem Vorstandsvorsitzenden Günter Thiel sprach Matthias Iken.
DIE WELT: Sie haben Ihr Unternehmen im vergangenen Jahr im Zuge der Logistikbegeisterung an den Markt gebracht. Inzwischen scheint die Luft aus der Branche aber heraus zu sein. Auch ihre Aktien kamen unter die Räder...
Günter Thiel: Sicherlich gab es im vergangenen Sommer im Vorfeld des Post-Börsenganges eine Sonderkonjunktur für Logistik-Werte. Inzwischen unterscheidet der Markt aber sehr genau. Zwar ist der Kursverfall am Neuen Markt nicht spurlos an unserer Aktie vorüber gegangen. Mit einem Plus von 50 Prozent gegenüber dem Emissionspreis stehen wir aber immer noch ganz gut da. Und bei der Marktkapitalisierung sind wir immerhin die Nummer sieben am Markt. Unser Ziel ist es, unter den Top 10 zu verbleiben.
DIE WELT: Sie haben ehrgeizige Wachstumsziele ausgegeben. Bis zum Jahr 2002 prognostizieren Sie ein durchschnittliches jährliches Wachstum von 100 Prozent. Nach der Gewinnwarnung des britischen Logistikunternehmens Hays sind die Investoren skeptisch geworden.
Thiel: Mit Hays sind wir nicht zu vergleichen. Mit der Fokussierung auf die Bereiche Healthcare-Logistik und IT-Lösungen arbeiten wir sehr konjunkturunabhängig. Unser Unternehmen existiert seit 15 Jahren und hat seine Wachstumsstärke unter Beweis gestellt. In der Vergangenheit sind wir bereits um mehr als 50 Prozent gewachsen. Wir wachsen nicht nur organisch, sondern auch durch Übernahmen. Aufgrund der Übernahme der Logistiktöchter der Heidelberger Zement konnten wir unsere Finanzplanung bis 2003 deutlich anheben.
DIE WELT: Nun zeigt aber gerade der Neue Markt, dass sich viele Unternehmen bei Übernahmen deutlich verhoben haben.
Thiel: Gerade auf dem fragmentierten Logistik-Markt machen Übernahmen Sinn. Wir kaufen aber nur gezielt Unternehmen, die zu uns passen, leicht zu integrieren sind und uns voranbringen.
DIE WELT: Ist für Sie auch eine Expansion in den USA vorstellbar?
Thiel: Wir konzentrieren uns auf Europa. Hier ist der Logistikmarkt noch längst nicht so weit entwickelt wie etwa in den Vereinigten Staaten. So haben dort schon 70 Prozent der Unternehmen ihren Logistikbereich ausgegliedert, in Europa sind es erst 29 Prozent. Das Wachstumspotenzial ist hier also enorm.
DIE WELT: Gegenwärtig ist der Neue Markt aber permanent in der Kritik. Bereuen Sie, dieses Marktsegment gewählt zu haben.
Thiel: Nein, ich halte den Neuen Markt weiterhin für eine wichtige und gute Sache. Allerdings sind zu viele Fehler gemacht worden. Bei manchen Unternehmen verstehe ich nicht, wie sie die Zulassung überhaupt bekommen konnten. Reformen sind nun bitter nötig. Wir brauchen nicht nur ein gnadenloses Delisting der Pennystocks, sondern auch eine bessere Strukturierung mit mehreren Indizes. Vielleicht würde es Sinn machen einen Nemax-20 für die Blue-Chips einzurichten, darunter einen Nemax für die mittleren Werte und einen für Kleinsttitel. Zwischen diesen Indizes könnten sich dann die Unternehmen hocharbeiten.
Thiel-Logistik-Chef schlägt Nemax-20-Index vor
Das Luxemburger Logistik-Unternehmen Thiel gehört zu den erfolgreichsten Neuemissionen des vergangenen Jahres. Mit dem Vorstandsvorsitzenden Günter Thiel sprach Matthias Iken.
DIE WELT: Sie haben Ihr Unternehmen im vergangenen Jahr im Zuge der Logistikbegeisterung an den Markt gebracht. Inzwischen scheint die Luft aus der Branche aber heraus zu sein. Auch ihre Aktien kamen unter die Räder...
Günter Thiel: Sicherlich gab es im vergangenen Sommer im Vorfeld des Post-Börsenganges eine Sonderkonjunktur für Logistik-Werte. Inzwischen unterscheidet der Markt aber sehr genau. Zwar ist der Kursverfall am Neuen Markt nicht spurlos an unserer Aktie vorüber gegangen. Mit einem Plus von 50 Prozent gegenüber dem Emissionspreis stehen wir aber immer noch ganz gut da. Und bei der Marktkapitalisierung sind wir immerhin die Nummer sieben am Markt. Unser Ziel ist es, unter den Top 10 zu verbleiben.
DIE WELT: Sie haben ehrgeizige Wachstumsziele ausgegeben. Bis zum Jahr 2002 prognostizieren Sie ein durchschnittliches jährliches Wachstum von 100 Prozent. Nach der Gewinnwarnung des britischen Logistikunternehmens Hays sind die Investoren skeptisch geworden.
Thiel: Mit Hays sind wir nicht zu vergleichen. Mit der Fokussierung auf die Bereiche Healthcare-Logistik und IT-Lösungen arbeiten wir sehr konjunkturunabhängig. Unser Unternehmen existiert seit 15 Jahren und hat seine Wachstumsstärke unter Beweis gestellt. In der Vergangenheit sind wir bereits um mehr als 50 Prozent gewachsen. Wir wachsen nicht nur organisch, sondern auch durch Übernahmen. Aufgrund der Übernahme der Logistiktöchter der Heidelberger Zement konnten wir unsere Finanzplanung bis 2003 deutlich anheben.
DIE WELT: Nun zeigt aber gerade der Neue Markt, dass sich viele Unternehmen bei Übernahmen deutlich verhoben haben.
Thiel: Gerade auf dem fragmentierten Logistik-Markt machen Übernahmen Sinn. Wir kaufen aber nur gezielt Unternehmen, die zu uns passen, leicht zu integrieren sind und uns voranbringen.
DIE WELT: Ist für Sie auch eine Expansion in den USA vorstellbar?
Thiel: Wir konzentrieren uns auf Europa. Hier ist der Logistikmarkt noch längst nicht so weit entwickelt wie etwa in den Vereinigten Staaten. So haben dort schon 70 Prozent der Unternehmen ihren Logistikbereich ausgegliedert, in Europa sind es erst 29 Prozent. Das Wachstumspotenzial ist hier also enorm.
DIE WELT: Gegenwärtig ist der Neue Markt aber permanent in der Kritik. Bereuen Sie, dieses Marktsegment gewählt zu haben.
Thiel: Nein, ich halte den Neuen Markt weiterhin für eine wichtige und gute Sache. Allerdings sind zu viele Fehler gemacht worden. Bei manchen Unternehmen verstehe ich nicht, wie sie die Zulassung überhaupt bekommen konnten. Reformen sind nun bitter nötig. Wir brauchen nicht nur ein gnadenloses Delisting der Pennystocks, sondern auch eine bessere Strukturierung mit mehreren Indizes. Vielleicht würde es Sinn machen einen Nemax-20 für die Blue-Chips einzurichten, darunter einen Nemax für die mittleren Werte und einen für Kleinsttitel. Zwischen diesen Indizes könnten sich dann die Unternehmen hocharbeiten.