Reuters HANNOVER. Nach dem bereits für den Neunmonats-Zeitraum ausgewiesenen Konzernfehlbetrag von 24,5 Milliarden Euro habe der Verlust im vierten Quartal nur noch 0,1 Milliarden Euro (Vorjahreszeitraum minus 2,5 Milliarden Euro) betragen, teilte die Telekom am Montag in Hannover mit. Der Umsatz sei im Schlussquartal auf 14,5 (Vorjahr: 13,3) Milliarden Euro gestiegen. Das operative Ergebnis (Ebitda) erhöhte sich von Oktober bis Dezember auf 4,4 Milliarden Euro von 3,8 Milliarden Euro im Vorjahreszeitraum. An der Börse legte der Kurs der Telekom-Aktie zunächst zu, drehte anschließend aber deutlich ins Minus. Analysten sagten, die Zahlen für das vierte Quartal seien besser als erwartet. Falls dieser Trend nachhaltig sei, könnte die Telekom auch nach Steuern bereits 2004 profitabel werden.
Wachstumstreiber waren im vierten Quartal nach Telekom-Angaben neben der im Konzern dominierenden Festnetzsparte die Mobilfunkbeteiligungen, deren operatives Ergebnis und Umsatz um mehr als 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum stieg. Die verlustreiche US-Mobilfunktochter erwirtschaftete trotz starken Kundenwachstums ein höheres operatives Ergebnis als im Vorquartal.
Die Finanzschulden der Telekom sanken im vierten Quartal auf 61,1 Milliarden Euro, da das Unternehmen wie bereits bekannt gegeben Aktien seiner Internet-Tochter T-Online und weitere Vermögenswerte wie etwa Immobilien veräußerte. Auch der schwache Dollar-Kurs bescherte der Telekom einen Mittelzufluss. Ende September 2002 hatten die Nettoschulden des größten europäischen Telekom-Konzerns noch 64,3 Milliarden Euro betragen. Bis Ende dieses Jahres sollen die Schulden auf 50 bis 53 Milliarden Euro sinken. Das Erreichen dieser Marke dürfte der Telekom eine konstante Bonitätsbewertung durch Ratingagenturen sichern. Nach Angaben des Unternehmens ist für das Erreichen des Schuldenziels der Verkauf weiterer Werte von 1,8 bis 4,1 Milliarden Euro nötig. Eine Kapitalerhöhung sei nicht notwendig.
"Zahlen besser als erwartet"
An der Börse kletterten die Telekom-Aktien zu Handelsbeginn zunächst um rund ein Prozent, drehten im Handelsverlauf jedoch deutlich mit knapp drei Prozent auf 9,83 Euro in die Verlustzone. „Die Zahlen sind besser als erwartet. Vor allem das starke Umsatzwachstum ist angesichts des konjunkturellen Umfeldes sehr ermutigend, denn Kosten sparen allein kann jeder“, sagte DZ-Bank-Analyst Robert Vinall. Ein Aktienhändler bezeichnete den Kursrückgang als nicht verständlich. „Vielleicht haben sich einige noch bessere Ergebnisse erhofft“, ergänzte er.
Von Reuters befragte Analysten hatten im Durchschnitt nur mit einem Quartalsumsatz von 13,965 Milliarden Euro und mit einem Ebitda (Ergebnis vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Amortisationen) in Höhe von 4,236 Milliarden Euro gerechnet. Für das Gesamtjahr 2002 hatten die Analysten im Schnitt einen Konzernfehlbetrag von 25,3 Milliarden Euro erwartet. Der Nettoverlust resultiert vor allem aus Wertberichtigungen auf Mobilfunklizenzen und Unternehmenswerte in Höhe von 19,3 Milliarden Euro nach Steuern. Wie die Telekom hatten auch die Konkurrenten France Telecom und Vodafone im zurückliegenden Jahr wegen Sonderabschreibungen hohe Nettoverluste von über 20 Milliarden Euro ausgewiesen.
Holger Bosse, Analyst bei Helaba Trust, erwartet, dass der zuletzt positive Trend beim Nettoergebnis der Telekom anhalten wird. „Vor Abschreibungen wird die Telekom im laufenden Geschäftsjahr keinen Verlust mehr schreiben“, sagte Bosse. Telekom-Analyst Ralf Hallmann von der Bankgesellschaft Berlin sagte: „Der Trend bei der Telekom zeigt nach oben.“ Die zuletzt vom Unternehmen für 2003 abgebene Prognose für das operative Ergebnis von 16,7 bis 17,7 Milliarden Euro erscheine beinahe pessimistisch. „Ihr Schuldenziel wird die Telekom erreichen, da die freien Finanzmittel weiterhin hoch sein werden“, fügte der Analyst hinzu.