Krug sagt leise "Sorry"
Der bekannte Schauspieler wirft Asche auf sein Haupt und bedauert sein Werbe-Engagement für die Telekom. Zum sechsten Geburtstag der Volksaktie zeigt er sich "bestürzt" über die Kursverluste. Er hätte keine Ahnung von Aktien, sagt Krug. Den Aktionären nützt dies wenig.
Berlin - Nach dem Ende des Börsenbooms bedauert der Schauspieler Manfred Krug (65) seine Werbung für die Telekom-Aktien. In einem Interview der "Bild am Sonntag" (BamS) zeigte er sich bestürzt über den Kursverfall und die Verluste der Anleger. "Ich kann mich überhaupt nicht darüber freuen, dass ich mich verwendet habe für eine Sache, die nicht geklappt hat. Das ist kein gutes Gefühl." Er habe "keine Ahnung von Aktien und die T-Aktie selbst gekauft". Die Aktie sei sein erstes und bislang einziges Wertpapier.
Strafe muss sein" - Manfred Krug hat seine T-Aktien nicht verkauft.
Als "Selbstbestrafung" habe er seine T-Aktien behalten. "Das ist die Watschen, die ich mir selbst verpasst habe", sagte Krug. Er wirbt seit 1996 für die Telekom. Der Schauspieler hatte mit dazu beigetragen, dass weite Bevölkerungsteile ihre Skepsis gegen riskante Spekulationspapiere aufgaben und zu Aktionären wurden.
Sechster Geburtstag – Kein Grund zum Feiern
Zum sechsten Geburtstag der T-Aktie haben indes auch alle anderen Telekom-Aktionäre kein Grund zum Feiern. Neben dramatischen Kursverlusten müssen sie nun die nächste bittere Pille schlucken. Nach dem bislang höchsten Verlust eines Unternehmens im Deutschen Aktienindex Dax streicht das Management die Dividende für 2002.
Schlechte Nachrichten von der Börse kommen täglich, doch Hiobsbotschaften von der Telekom rütteln die Bundesbürger immer noch auf. "Die T-Aktie hat für Deutschland eine nationale Bedeutung wie keine andere", erkannte schon Ex-Telekom-Chef Ron Sommer. Dies war auch die eigentliche Ursache für den Rausschmiss des einst gefeierten Managers.
Börsengang galt als Initialzündung für die Aktienkultur
Der Börsengang am 18. November 1996 gilt als Initialzündung für die neue Aktienkultur in Deutschland. "Die Telekom hat durch ihre Öffentlichkeitsarbeit die Aktie ins Bewusstsein der Deutschen gerückt", betont Franz-Josef Leven, Direktor beim Deutschen Aktieninstitut (DAI). "Aber jetzt hat sie auch einen erheblichen Anteil am Niedergang der Aktienkultur", hält Reinhild Keitel von der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK) entgegen. "Was da mit einem DAX-Wert passiert ist, der auch noch als Volksaktie angepriesen wurde, hat es so noch nie gegeben".
Chronik des Niedergangs
Durch den Absturz der "Volksaktie" nach dem Rekordhoch von März 2000 wurde ein Vermögen von über 300 Milliarden Euro vernichtet. ...mehr
Am ersten Börsentag der T-Aktie floss der Champagner an der Frankfurter Wertpapierbörse in Strömen. Zum Debüt der Volksaktie hatte sich fast alles versammelt, was in der Finanzwelt Rang und Namen besaß. Die Spitzen der Großbanken und Politprominenz gaben sich ein Stelldichein. "Das ist ein wunderbarer Tag für die Telekom, für die Börse und den Finanzplatz Deutschland", schwärmte der damalige Chef der Deutschen Bank, Hilmar Kopper.
Der Einstiegspreis von 28,50 DM (14,57 Euro) explodierte im Taumel der Begeisterung für moderne Technologien in nicht einmal vier Jahren auf den historischen Höchststand von 103,50 Euro. Heute dümpelt die Aktie Lichtjahre davon entfernt bei elf Euro.
Nicht zuletzt der Tatort-Kommissar Krug brach die Skepsis weiter Bevölkerungsteile gegen riskante Spekulationspapiere. Damals wurden in der Bundesrepublik lediglich 3,7 Millionen Aktionäre gezählt. Vier Jahre später waren es schon 6,2 Millionen. Zum Höhepunkt der Euphorie hielt beinahe jeder zehnte Bundesbürger Anteile an Aktiengesellschaften.
Doch es folgte ein böses Erwachen: Die Börsenkurse brachen weltweit ein. Bei der Telekom schlugen - neben schmilzenden Gewinnen - viel zu hoch bewertete Immobilien zusätzlich ins Kontor.
Aufgebrachte Aktionäre brachten die ersten Strafanzeigen gegen die Konzernspitze auf den Weg. Die Enttäuschten hegten den Verdacht, die Führungsetage habe schon viel früher von den Immobilienproblemen gewusst.
Für einen weiteren Tiefschlag sorgte im August 2001 die Deutsche Bank. Das Kreditinstituts empfahl die Aktie zum Kauf. Wenig später verkaufte das Geldhaus im Auftrag eines Großaktionärs ein riesiges Paket von rund 44 Millionen Papieren. Kurz darauf wurde bekannt, dass der finnische Konzern Sonera vor Ablauf seiner Haltefrist in aller Heimlichkeit 22 Millionen Aktien abgestoßen hatte - mit Wissen der Telekom.
September 2001: Aktie erstmals unter Ausgabepreis
Erstmals einen Tag vor den Anschlägen des 11. Septembers 2001 in den USA fiel der Aktienkurs unter den Ausgabepreis. Der Unmut der Anleger erreichte seinen vorläufigen Höhepunkt, als das Management einerseits die Dividende kürzte, sich selbst aber eine kräftige Gehaltserhöhung genehmigte.
Auf der legendären Hauptversammlung 2002 entlud sich die Empörung in Buhrufen und Tiraden gegen Ron Sommer. Mit dem neuen Chef Kai-Uwe Ricke probt die Telekom nun den Neuanfang.
Der bekannte Schauspieler wirft Asche auf sein Haupt und bedauert sein Werbe-Engagement für die Telekom. Zum sechsten Geburtstag der Volksaktie zeigt er sich "bestürzt" über die Kursverluste. Er hätte keine Ahnung von Aktien, sagt Krug. Den Aktionären nützt dies wenig.
Berlin - Nach dem Ende des Börsenbooms bedauert der Schauspieler Manfred Krug (65) seine Werbung für die Telekom-Aktien. In einem Interview der "Bild am Sonntag" (BamS) zeigte er sich bestürzt über den Kursverfall und die Verluste der Anleger. "Ich kann mich überhaupt nicht darüber freuen, dass ich mich verwendet habe für eine Sache, die nicht geklappt hat. Das ist kein gutes Gefühl." Er habe "keine Ahnung von Aktien und die T-Aktie selbst gekauft". Die Aktie sei sein erstes und bislang einziges Wertpapier.
Strafe muss sein" - Manfred Krug hat seine T-Aktien nicht verkauft.
Als "Selbstbestrafung" habe er seine T-Aktien behalten. "Das ist die Watschen, die ich mir selbst verpasst habe", sagte Krug. Er wirbt seit 1996 für die Telekom. Der Schauspieler hatte mit dazu beigetragen, dass weite Bevölkerungsteile ihre Skepsis gegen riskante Spekulationspapiere aufgaben und zu Aktionären wurden.
Sechster Geburtstag – Kein Grund zum Feiern
Zum sechsten Geburtstag der T-Aktie haben indes auch alle anderen Telekom-Aktionäre kein Grund zum Feiern. Neben dramatischen Kursverlusten müssen sie nun die nächste bittere Pille schlucken. Nach dem bislang höchsten Verlust eines Unternehmens im Deutschen Aktienindex Dax streicht das Management die Dividende für 2002.
Schlechte Nachrichten von der Börse kommen täglich, doch Hiobsbotschaften von der Telekom rütteln die Bundesbürger immer noch auf. "Die T-Aktie hat für Deutschland eine nationale Bedeutung wie keine andere", erkannte schon Ex-Telekom-Chef Ron Sommer. Dies war auch die eigentliche Ursache für den Rausschmiss des einst gefeierten Managers.
Börsengang galt als Initialzündung für die Aktienkultur
Der Börsengang am 18. November 1996 gilt als Initialzündung für die neue Aktienkultur in Deutschland. "Die Telekom hat durch ihre Öffentlichkeitsarbeit die Aktie ins Bewusstsein der Deutschen gerückt", betont Franz-Josef Leven, Direktor beim Deutschen Aktieninstitut (DAI). "Aber jetzt hat sie auch einen erheblichen Anteil am Niedergang der Aktienkultur", hält Reinhild Keitel von der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK) entgegen. "Was da mit einem DAX-Wert passiert ist, der auch noch als Volksaktie angepriesen wurde, hat es so noch nie gegeben".
Chronik des Niedergangs
Durch den Absturz der "Volksaktie" nach dem Rekordhoch von März 2000 wurde ein Vermögen von über 300 Milliarden Euro vernichtet. ...mehr
Am ersten Börsentag der T-Aktie floss der Champagner an der Frankfurter Wertpapierbörse in Strömen. Zum Debüt der Volksaktie hatte sich fast alles versammelt, was in der Finanzwelt Rang und Namen besaß. Die Spitzen der Großbanken und Politprominenz gaben sich ein Stelldichein. "Das ist ein wunderbarer Tag für die Telekom, für die Börse und den Finanzplatz Deutschland", schwärmte der damalige Chef der Deutschen Bank, Hilmar Kopper.
Der Einstiegspreis von 28,50 DM (14,57 Euro) explodierte im Taumel der Begeisterung für moderne Technologien in nicht einmal vier Jahren auf den historischen Höchststand von 103,50 Euro. Heute dümpelt die Aktie Lichtjahre davon entfernt bei elf Euro.
Nicht zuletzt der Tatort-Kommissar Krug brach die Skepsis weiter Bevölkerungsteile gegen riskante Spekulationspapiere. Damals wurden in der Bundesrepublik lediglich 3,7 Millionen Aktionäre gezählt. Vier Jahre später waren es schon 6,2 Millionen. Zum Höhepunkt der Euphorie hielt beinahe jeder zehnte Bundesbürger Anteile an Aktiengesellschaften.
Doch es folgte ein böses Erwachen: Die Börsenkurse brachen weltweit ein. Bei der Telekom schlugen - neben schmilzenden Gewinnen - viel zu hoch bewertete Immobilien zusätzlich ins Kontor.
Aufgebrachte Aktionäre brachten die ersten Strafanzeigen gegen die Konzernspitze auf den Weg. Die Enttäuschten hegten den Verdacht, die Führungsetage habe schon viel früher von den Immobilienproblemen gewusst.
Für einen weiteren Tiefschlag sorgte im August 2001 die Deutsche Bank. Das Kreditinstituts empfahl die Aktie zum Kauf. Wenig später verkaufte das Geldhaus im Auftrag eines Großaktionärs ein riesiges Paket von rund 44 Millionen Papieren. Kurz darauf wurde bekannt, dass der finnische Konzern Sonera vor Ablauf seiner Haltefrist in aller Heimlichkeit 22 Millionen Aktien abgestoßen hatte - mit Wissen der Telekom.
September 2001: Aktie erstmals unter Ausgabepreis
Erstmals einen Tag vor den Anschlägen des 11. Septembers 2001 in den USA fiel der Aktienkurs unter den Ausgabepreis. Der Unmut der Anleger erreichte seinen vorläufigen Höhepunkt, als das Management einerseits die Dividende kürzte, sich selbst aber eine kräftige Gehaltserhöhung genehmigte.
Auf der legendären Hauptversammlung 2002 entlud sich die Empörung in Buhrufen und Tiraden gegen Ron Sommer. Mit dem neuen Chef Kai-Uwe Ricke probt die Telekom nun den Neuanfang.