T-Online: Ein "Beipackzettel" voller Risiken und Nebenwirkungen
2000-04-05 um 14:15:20
Von vwd Korrespondent Stefan Paul Mechnig
Düsseldorf (vwd) - Wäre es eines der modischen Biotechnologieunternehmen, das Robert T-Online an den Neuen Markt bringen will - seinen Werbeauftritten ließe sich hinzufügen: "Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie den Verkaufsprospekt oder fragen Sie Ihre Banken oder Anlageberater." Doch nicht nur bei Gen-Schmieden, auch im Internetbereich ist das Geschäft im wesentlichen ein Versprechen für Zukünftiges. Das jedenfalls geht aus dem "Beipackzettel" der T-Online International AG, Darmstadt, hervor, der rund ein Zehntel den mit dem Börsengang verbundenen Unwägbarkeiten widmet. Die Kernaussagen: Keine Gewähr für Profitabilität, auf mindestens drei Jahre erhebliche Verluste, "in absehbarer Zukunft" keine Dividende.
Auf zehn Seiten breitet der Börsenkandidat in seinem unvollständigen Verkaufsprospekt Risiken aus, die mit der eigenen Geschäftstätigkeit, der Einbindung in den Konzern der Deutschen Telekom AG und den regulatorischen Rahmenbedigungen verbunden sind oder aus der Aktienausgabe selbst entstehen könnten. Was Robert T-Online alles verschweigt: Der Kurs der künftigen T-Online-Aktien werde wahrscheinlich sehr großen Schwankungen unterliegen. Die historischen Wachstumsraten der seit September 1996 operierenden Gesellschaft seien auf längere Sicht nicht haltbar. Der Markt für elektronischen Handel und Bannerwerbung im Web, auf den T-Online bei seinen Umsatzplanungen stark setzt, könnte sich langsamer entwickeln als erwartet.
"Sollte die Expansion von Werbung und E-Commerce im Internet ausbleiben, sind die Wachstumsaussichten von T-Online begrenzt", wird gewarnt. Außerdem: Der Neue-Markt-Aspirant hat keine exklusiven Verträge mit den Anbietern der Inhalte auf seinem Portal. Falls konkurrierende Onlinedienste mit ähnlichem oder besserem Content oder mit Exklusiv-Verträgen aufwarten, bestehe die Gefahr der Abwanderung von Kunden. Davon hat T-Online inzwischen 5,3 Millionen und brüstet sich stets, hinter AOL zweitgrößter Internetdienst der Welt zu sein. Kleinlaut dagegen der Börsenprospekt: Auf den meisten ausländischen Märkten sei die Marke T-Online nicht besonders bekannt.
Zur Expansion, die zunächst auf Westeuropa beschränkt ist, muss das Unternehmen einräumen, es habe zur Zeit "wenig Erfahrung mit internationalen Märkten und ist unter Umständen nicht imstande, auf internationaler Ebene wirksam zu konkurrieren". Weil demnächst die globale Verwaltung der Internet-Domainnamen geändert werde, bestehe die Möglichkeit, dass T-Online seine Bezeichnung nicht in allen Zielländern erwerben oder beibehalten könne. Ferner heißt es, die Gesellschaft wäre womöglich gar nicht in der Lage, Übernahmekandidaten zu finden oder Zukäufe, Allianzen und Joint Venture zu verwirklichen.
Zu Risiken aus dem Verbund mit dem Mutterkonzern Telekom wird vermerkt, T-Online sei auf deren Netzinfrastruktur angewiesen und daher von deren Preisgestaltung abhängig. Erheblichen Raum macht außerdem der Punkt Haftung aus: Da T-Online den unterschiedlichen Gesetzen praktisch jedes Landes unterliegen könne, könnten User diverse Ansprüche geltend machen. Fazit: Mag der virtuelle Robert auch bei T-Online noch so sehr "mehr Zukunft" sehen, der Börsenprospekt hält für möglich, dass Geschäftsergebnis oder Aussichten des Unternehmens hinter den Erwartungen zurückblieben. "In diesen Fällen könnte der Kurs der Aktien von T-Online stark fallen."
vwd/5.4.2000/stm/zwi
2000-04-05 um 14:15:20
Von vwd Korrespondent Stefan Paul Mechnig
Düsseldorf (vwd) - Wäre es eines der modischen Biotechnologieunternehmen, das Robert T-Online an den Neuen Markt bringen will - seinen Werbeauftritten ließe sich hinzufügen: "Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie den Verkaufsprospekt oder fragen Sie Ihre Banken oder Anlageberater." Doch nicht nur bei Gen-Schmieden, auch im Internetbereich ist das Geschäft im wesentlichen ein Versprechen für Zukünftiges. Das jedenfalls geht aus dem "Beipackzettel" der T-Online International AG, Darmstadt, hervor, der rund ein Zehntel den mit dem Börsengang verbundenen Unwägbarkeiten widmet. Die Kernaussagen: Keine Gewähr für Profitabilität, auf mindestens drei Jahre erhebliche Verluste, "in absehbarer Zukunft" keine Dividende.
Auf zehn Seiten breitet der Börsenkandidat in seinem unvollständigen Verkaufsprospekt Risiken aus, die mit der eigenen Geschäftstätigkeit, der Einbindung in den Konzern der Deutschen Telekom AG und den regulatorischen Rahmenbedigungen verbunden sind oder aus der Aktienausgabe selbst entstehen könnten. Was Robert T-Online alles verschweigt: Der Kurs der künftigen T-Online-Aktien werde wahrscheinlich sehr großen Schwankungen unterliegen. Die historischen Wachstumsraten der seit September 1996 operierenden Gesellschaft seien auf längere Sicht nicht haltbar. Der Markt für elektronischen Handel und Bannerwerbung im Web, auf den T-Online bei seinen Umsatzplanungen stark setzt, könnte sich langsamer entwickeln als erwartet.
"Sollte die Expansion von Werbung und E-Commerce im Internet ausbleiben, sind die Wachstumsaussichten von T-Online begrenzt", wird gewarnt. Außerdem: Der Neue-Markt-Aspirant hat keine exklusiven Verträge mit den Anbietern der Inhalte auf seinem Portal. Falls konkurrierende Onlinedienste mit ähnlichem oder besserem Content oder mit Exklusiv-Verträgen aufwarten, bestehe die Gefahr der Abwanderung von Kunden. Davon hat T-Online inzwischen 5,3 Millionen und brüstet sich stets, hinter AOL zweitgrößter Internetdienst der Welt zu sein. Kleinlaut dagegen der Börsenprospekt: Auf den meisten ausländischen Märkten sei die Marke T-Online nicht besonders bekannt.
Zur Expansion, die zunächst auf Westeuropa beschränkt ist, muss das Unternehmen einräumen, es habe zur Zeit "wenig Erfahrung mit internationalen Märkten und ist unter Umständen nicht imstande, auf internationaler Ebene wirksam zu konkurrieren". Weil demnächst die globale Verwaltung der Internet-Domainnamen geändert werde, bestehe die Möglichkeit, dass T-Online seine Bezeichnung nicht in allen Zielländern erwerben oder beibehalten könne. Ferner heißt es, die Gesellschaft wäre womöglich gar nicht in der Lage, Übernahmekandidaten zu finden oder Zukäufe, Allianzen und Joint Venture zu verwirklichen.
Zu Risiken aus dem Verbund mit dem Mutterkonzern Telekom wird vermerkt, T-Online sei auf deren Netzinfrastruktur angewiesen und daher von deren Preisgestaltung abhängig. Erheblichen Raum macht außerdem der Punkt Haftung aus: Da T-Online den unterschiedlichen Gesetzen praktisch jedes Landes unterliegen könne, könnten User diverse Ansprüche geltend machen. Fazit: Mag der virtuelle Robert auch bei T-Online noch so sehr "mehr Zukunft" sehen, der Börsenprospekt hält für möglich, dass Geschäftsergebnis oder Aussichten des Unternehmens hinter den Erwartungen zurückblieben. "In diesen Fällen könnte der Kurs der Aktien von T-Online stark fallen."
vwd/5.4.2000/stm/zwi