Strategen nehmen Dax-Jahresziele zurück
Konsens-Prognose liegt jetzt unter 7000 Punkte. Standardwerte rauschen in die Tiefe. Anleger hoffen auf Greenspan
Die Wirkung der vielen EZB-Leitzinssnkungen auf den Dax lässt auf sich warten
Montage: DWO
Frankfurt/Main - Die letzte Hoffnung bleibt für die meisten Börsianer Alan Greenspan. Wenn der US-Notenbankpräsident am Mittwoch seine Zinsentscheidung verkündet, hat er gleich an mehreren Fronten zu kämpfen: Die Konjunktur schrumpft, die Unternehmensgewinne gehen zurück und die Aktienkurse fallen wie Steine. So krachte der Dax gestern zwischenzeitlich gleich durch die 5900- und 5800-Punkte und damit durch zwei wichtige Marken. Und nun senken die Experten auch noch ihre Dax-Prognosen für das Jahresende.
Nach einer WELT-Umfrage unter zehn Bankinstituten reduzierten die Strategen im Schnitt ihre Dax-Erwartungen um elf Prozent auf nicht einmal mehr 7000 Zähler. Gleich um 30 Prozent rasierten die Strategen der Deutschen Bank ihre Prognose. Rechneten sie noch im Januar mit einem Jahresendziel von 8500 Punkten, senkten sie ihre Schätzung zunächst auf 7700 und jetzt auf 6800 Punkte. Auch die Experten der Hypo-Vereinsbank stuften den Dax von 7300 auf 6800 Zählern kräftig zurück.
Einmal mehr wurden die Strategen auf dem falschen Fuß erwischt. So galt zwar die US-Konjunktur als Risikofaktor für die Märkte. Dass Deutschland selbst in einen Abschwung schlittern könnte, hatte jedoch niemand ernsthaft auf der Rechnung. Gingen die Strategen zu Jahresbeginn noch von einem Wirtschaftswachstum von weit über zwei Prozent aus, sind jetzt gerade noch 1,5 Prozent oder weniger im Gespräch. Und das schwächere Wachstum schlägt auch auf die Unternehmensgewinne durch.
Die positiven Effekte von Zinssenkungen wurden hingegen offenkundig überschätzt. "Zinswendejahre sind Haussejahre", hieß es etwa bei den Strategen der Berenberg-Bank noch im Januar. Doch obwohl die US-Notenbank im laufenden Jahr in der aggressivsten Zinspolitik seit 14 Jahren gleich fünf mal die Leitzinsen um insgesamt 2,5 Prozentpunkte nach unten schleuste und auch die Europäische Zentralbank (EZB) mit einem Minischritt von 25 Basispunkten die Geldzügel lockerte, verpuffte jede Satzänderung schon nach wenigen Tagen. Heute steht der Dax weit unter dem Niveau des ersten und zweiten US-Zinsschrittes sowie der EZB-Satzsenkung.
"Im Kampf zwischen den positiven Signalen von den Zentralbanken und negativen von den Unternehmen dominieren klar die schlechten Nachrichten wie Gewinnwarnungen oder Konjunktursorgen", begründet Bernd Meyer, Stratege der Deutschen Bank. So dürfte es für Greenspan nicht leicht werden, die Stimmung an den Börsen zu wenden.
Als Medizin für die Märkte rechnen die Experten für die heutige Notenbanksitzung unisono mit einer Zinssenkung, wobei die Dosis umstritten ist. Börsianer sympathisieren mit einem Zinsschritt um 25 Basispunkte. Dies ließe Raum für eine weitere Lockerung. Aber auch 0,5 Prozentpunkte wären kein Beinbruch, sollte Greenspan in seinem Ausblick weitere Zinsfantasie nicht zerstören.
"Es muss klar werden, das noch mehr von der US-Notenbank zu erwarten ist", sagt Matthias Jörss, Stratege bei Oppenheim Research. Er erhofft sich von der heutigen Zinssenkung zumindest eine Stabilisierung des Marktes. Denn die Stimmung sei inzwischen deutlich schlechter als die fundamentale Lage. "Das meiste an schlechten Nachrichten dürfte inzwischen in den Kursen enthalten sein, so dass selbst spektakuläre Gewinnwarnungen keinen größeren Schaden mehr anrichten können", so Jörss. "Wenn die negativsten Gewinnrevisionen kommen, liegt aber der Tiefpunkt bereits hinter uns."
Eine nachhaltige Trendwende an den Börsen erwarten die meisten Experten erst zum Ende der Quartalsberichtssaison im August. Dann dürfte größere Klarheit über die Gewinnsituation der Unternehmen herrschen. Mit dem Startschuss für eine länger anhaltende Aktienrallye ist indes nicht zu rechnen. Deutschbanker Meyer stellt die zentrale Frage: "Warum sollte der heutige Schritt der finale Auslöser für eine Erholung sein, wenn bisher fünf Schritte nichts bewirken konnten?"
Konsens-Prognose liegt jetzt unter 7000 Punkte. Standardwerte rauschen in die Tiefe. Anleger hoffen auf Greenspan
Die Wirkung der vielen EZB-Leitzinssnkungen auf den Dax lässt auf sich warten
Montage: DWO
Frankfurt/Main - Die letzte Hoffnung bleibt für die meisten Börsianer Alan Greenspan. Wenn der US-Notenbankpräsident am Mittwoch seine Zinsentscheidung verkündet, hat er gleich an mehreren Fronten zu kämpfen: Die Konjunktur schrumpft, die Unternehmensgewinne gehen zurück und die Aktienkurse fallen wie Steine. So krachte der Dax gestern zwischenzeitlich gleich durch die 5900- und 5800-Punkte und damit durch zwei wichtige Marken. Und nun senken die Experten auch noch ihre Dax-Prognosen für das Jahresende.
Nach einer WELT-Umfrage unter zehn Bankinstituten reduzierten die Strategen im Schnitt ihre Dax-Erwartungen um elf Prozent auf nicht einmal mehr 7000 Zähler. Gleich um 30 Prozent rasierten die Strategen der Deutschen Bank ihre Prognose. Rechneten sie noch im Januar mit einem Jahresendziel von 8500 Punkten, senkten sie ihre Schätzung zunächst auf 7700 und jetzt auf 6800 Punkte. Auch die Experten der Hypo-Vereinsbank stuften den Dax von 7300 auf 6800 Zählern kräftig zurück.
Einmal mehr wurden die Strategen auf dem falschen Fuß erwischt. So galt zwar die US-Konjunktur als Risikofaktor für die Märkte. Dass Deutschland selbst in einen Abschwung schlittern könnte, hatte jedoch niemand ernsthaft auf der Rechnung. Gingen die Strategen zu Jahresbeginn noch von einem Wirtschaftswachstum von weit über zwei Prozent aus, sind jetzt gerade noch 1,5 Prozent oder weniger im Gespräch. Und das schwächere Wachstum schlägt auch auf die Unternehmensgewinne durch.
Die positiven Effekte von Zinssenkungen wurden hingegen offenkundig überschätzt. "Zinswendejahre sind Haussejahre", hieß es etwa bei den Strategen der Berenberg-Bank noch im Januar. Doch obwohl die US-Notenbank im laufenden Jahr in der aggressivsten Zinspolitik seit 14 Jahren gleich fünf mal die Leitzinsen um insgesamt 2,5 Prozentpunkte nach unten schleuste und auch die Europäische Zentralbank (EZB) mit einem Minischritt von 25 Basispunkten die Geldzügel lockerte, verpuffte jede Satzänderung schon nach wenigen Tagen. Heute steht der Dax weit unter dem Niveau des ersten und zweiten US-Zinsschrittes sowie der EZB-Satzsenkung.
"Im Kampf zwischen den positiven Signalen von den Zentralbanken und negativen von den Unternehmen dominieren klar die schlechten Nachrichten wie Gewinnwarnungen oder Konjunktursorgen", begründet Bernd Meyer, Stratege der Deutschen Bank. So dürfte es für Greenspan nicht leicht werden, die Stimmung an den Börsen zu wenden.
Als Medizin für die Märkte rechnen die Experten für die heutige Notenbanksitzung unisono mit einer Zinssenkung, wobei die Dosis umstritten ist. Börsianer sympathisieren mit einem Zinsschritt um 25 Basispunkte. Dies ließe Raum für eine weitere Lockerung. Aber auch 0,5 Prozentpunkte wären kein Beinbruch, sollte Greenspan in seinem Ausblick weitere Zinsfantasie nicht zerstören.
"Es muss klar werden, das noch mehr von der US-Notenbank zu erwarten ist", sagt Matthias Jörss, Stratege bei Oppenheim Research. Er erhofft sich von der heutigen Zinssenkung zumindest eine Stabilisierung des Marktes. Denn die Stimmung sei inzwischen deutlich schlechter als die fundamentale Lage. "Das meiste an schlechten Nachrichten dürfte inzwischen in den Kursen enthalten sein, so dass selbst spektakuläre Gewinnwarnungen keinen größeren Schaden mehr anrichten können", so Jörss. "Wenn die negativsten Gewinnrevisionen kommen, liegt aber der Tiefpunkt bereits hinter uns."
Eine nachhaltige Trendwende an den Börsen erwarten die meisten Experten erst zum Ende der Quartalsberichtssaison im August. Dann dürfte größere Klarheit über die Gewinnsituation der Unternehmen herrschen. Mit dem Startschuss für eine länger anhaltende Aktienrallye ist indes nicht zu rechnen. Deutschbanker Meyer stellt die zentrale Frage: "Warum sollte der heutige Schritt der finale Auslöser für eine Erholung sein, wenn bisher fünf Schritte nichts bewirken konnten?"