Strategen laufen dem Dax hinterher

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Strategen laufen dem Dax hinterher

 
29.08.03 23:51
Banken heben Jahresendziele um bis zu 25 Prozent an - Nachhaltigkeit des Aufschwungs wird weiter bezweifelt
von Holger Zschäpitz

Berlin  -  So langsam werfen auch die eingefleischtesten Bären unter den Strategen ihr Fell ab und lassen sich Hörner aufsetzen - zumindest börsenmäßig. Die gute Stimmung an den Märkten hat sich mittlerweile bis in die Büros der Bankprofis vorgearbeitet. Viele Auguren haben nach der jüngsten Rallye ihre Dax-Prognosen noch einmal kräftig angehoben. Ganz vorne mit dabei ist Volker Borghoff. Der Stratege bei HSBC hat zum Wochenschluss sein Jahresendkursziel für das deutsche Marktbarometer um fast ein Viertel hochgeschraubt. Zwar traut er dem Dax Ende Dezember lediglich 3200 Punkte zu, was immer noch elf Prozent unter dem aktuellen Niveau liegt. Jedoch zählt Borghoff mit seinen Prognosen seit jeher zu den absoluten Pessimisten, der vor Freitag noch einen Dax-Sturz auf 2600 Zähler orakelte. Dies zeigt auch eine WELT-Umfrage unter 15 Geldhäusern. Die Experten sehen den Dax am Jahresende im Schnitt bei 3650 Zählern und damit fünf Prozent höher als heute. Sollten die Profis Recht bekommen, gäbe es mit einem Anstieg von knapp 26 Prozent erstmals seit 1999 wieder ein positives Aktienjahr. Und selbst für Späteinsteiger gäbe es noch etwas zu verdienen.


"Gerade die amerikanische Konjunktur hat sich in den vergangenen Monaten dramatisch erholt", sagt Hendrik Garz, Stratege von der WestLB Panmure. Seines Erachtens dürften viele Marktteilnehmer überrascht sein, wie stark die Kurse bis zum Jahresende nach oben schießen werden. "4000 Punkte beim Dax sind da durchaus drin", zeigt sich Garz optimistisch.


Mit Genugtuung beobachten viele Experten dabei auch erste Anzeichen einer konjunkturellen Wende in Deutschland. So ist der Ifo-Index zum vierten Mal hintereinander gestiegen. Mit 90,8 Punkten ist das Wirtschaftsbarometer zwar noch weit vom Hoch bei 101,7 im Boomjahr 2000 entfernt. Jedoch notiert der Ifo auf dem höchsten Stand seit 14 Monaten. Überwiegend positive Überraschungen hielt auch die jüngste Quartalssaison bereit. So konnte das Gros der Dax-Gesellschaften die Analystenschätzungen übertreffen. Und nicht nur das. Nach dem ersten Halbjahr haben die Unternehmen nach Berechnungen von Sal. Oppenheim bereits über die Hälfte der erwarteten Jahresgewinne eingefahren. Damit sind weitere Ergebniswarnungen unwahrscheinlich. "Unsere Dax-Prognose von 3800 Punkten erscheint uns mittlerweile fast schon konservativ", sagt Dierk Schaffer, Stratege der WGZ-Bank. "Wir wollen jedoch erst das dritte Quartal abwarten, bevor wir die Schätzungen nach oben nehmen."


Trotz der wieder etwas offensiveren Prognosen ist die Skepsis noch längst nicht vollständig verflogen. Zwei Punkte treiben die Profis um. Zum einen gilt das Augenmerk den Bewertungen. Nachdem der Dax vom Tiefpunkt um knapp 60 Prozent zugelegt hat, sind viele Aktien nicht mehr billig. Zum anderen wird die Nachhaltigkeit des amerikanischen Wirtschaftsaufschwungs von vielen Experten noch infrage gestellt. "Der derzeitige Aufschwung ist wirtschafts- und geldpolitisch erzwungen", sagt Richard Zellmann, Stratege bei Helaba Trust in Frankfurt. Er spielt auf die äußerst expansive Geld- und Fiskalpolitik an. Doch bereits im kommenden Jahr könnten die Steuervergünstigungen auslaufen und zudem höhere Zinsen den erhofften Aufschwung ausbremsen. "Es besteht die Gefahr, dass die jetzige Stütze des US-Aufschwungs, der Konsument, unter die Räder kommt."


Doch frühestens zum Ende des vierten Quartals dürften diese Probleme ins Blickfeld rücken. Kurzfristig räumt Zellmann dem Dax sogar noch Potenzial ein. "Der Dax könnte zwischenzeitlich noch bis 4000 Punkte nach oben laufen."

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