So ein Schmerzensgeld-Zubrot ist ja auch nicht zu verachten. Pressefreiheit? Was war das noch?
Affären-Gerüchte
Wie viel Schmerzensgeld
kriegt der Kanzler?
Berlin – Jetzt reicht’s dem Kanzler! Gerhard Schröder (SPD) will die Verantwortlichen für die Berichte über eine angebliche Affäre juristisch belangen!
Kanzler-Anwalt Michael Nesselhauf bestätigte gestern gegenüber BILD, dass Gerhard Schröder u. a Schmerzensgeld für einen Bericht in der englischen „Mail on Sunday“ haben will. Das Blatt hatte dem Kanzler unter der Überschrift „TV-Frau könnte Kanzler den Job kosten“ eine Affäre mit einer bekannten deutschen TV-Moderatorin angedichtet.
Schröders Anwalt begründet das juristische Vorgehen damit, dass der Artikel ausschließlich auf Gerüchten beruhe und die Intimsphäre des Kanzlers schwerwiegend verletze.
Auch deutsche Zeitungen, die die Gerüchte aus Großbritannien weiter verbreiteten, müssen mit einer saftigen Schmerzensgeldklage rechnen, so Nesselhauf. Unter anderen hatten die „Westdeutsche Zeitung“ und die „Westdeutsche Allgemeine Zeitung“ das Gerücht ungeprüft aufgegriffen. Die „Westdeutsche Allgemeine Zeitung“ (Geschäftsführer des Verlages ist ausgerechnet Schröders Ex-Kanzleramtsminister Bodo Hombach!) hatte sich dafür einen Tag später auf Seite 1 beim Kanzler entschuldigt.
Für die Verlage könnte ein Prozess teuer werden: „Schröder ist tief getroffen, er kann eine Menge verlangen“, meint der Essener Presseanwalt Dr. Frank Roeser, „ich würde nicht unter 100000 Euro gehen.“
Kommentatoren führender deutscher Zeitungen sehen Schröders Kampf gegen die Affärengerüchte dagegen in anderem Licht. Die „Berliner Zeitung“ gestern: „Ausgerechnet dieser Kanzler, der das Spiel mit den Medien beherrscht wie keiner vor ihm, beschwert sich jetzt so mimosenhaft, als sei er selbst stets diskret.“
Die Zeitung analysiert: „Mit welchem Recht also beklagt er sich? Wenn das Private von seiner Politik nicht zu trennen ist, dann muss die Öffentlichkeit wissen dürfen, ob er eine großartige Frau betrügt, ohne die er doch nicht wüsste, was in den Familien los ist und die seine Partei, die SPD, zur heimlichen Vorsitzenden erklärt hat. Schröder wurde mit – vielleicht sogar wegen seines Privatlebens gewählt. Also verdient jede mögliche Veränderung Aufmerksamkeit.“