Die tagtägliche Flut der Prognosen und Meinungen, stapelweise Leitfäden und Handbücher, Faustregeln en gros und eine Nonstop-Werbung die uns suggeriert, an der Börse Geld zu verdienen sei eine der leichtesten Übungen, solange man auf Guru X und Legende Y hört, sind eine der Hauptursachen dafür, dass die Mehrheit der Anleger genau dort nie ankommt: bei dauerhaftem Erfolg. Natürlich möchte man gerne den angenehmsten, schnellsten und direktesten Weg zum Erfolg gehen, keine Frage. Aber da ist man bei der Börse nun einmal schief gewickelt, denn...
...Börse ist knüppelharte Arbeit. Für den Kopf ebenso wie für die Nerven. Was im täglichen Leben hilfreich ist, kann an der Börse fatal sein. Beharrlichkeit, mit dem Strom schwimmen, planvolles Zurechtlegen der Vorgehensweise, ab und an ein wenig Wagemut ... klingen gut, gehen meist aber übel aus. Der weltweite Ameisenhaufen aus kleinen und großen Investoren, die jeder für sich aus eigenen Überlegungen und Notwendigkeiten heraus individuell und Tag um Tag neu entscheiden was sie tun werden ebenso wie die nie abreißende Flut der Konjunkturdaten und Unternehmensmeldungen erzeugen ein sich permanent veränderndes Gebilde aus Käufen und Verkäufen. Ja selbst das Wetter kann die Börse massiv beeinflussen. Nicht durch die Mondphasen, nein. Aber wenn Dürre die Weizenernte ruiniert oder die Maisernte in Überschwemmungen untergeht, wenn Hurrikans Ölbohrplattformen beschädigen, dann bewegen sich wichtige Rohstoffe und mit ihnen oft Aktien, Währungen und Anleihen.
Wer das erst einmal erkannt hat versteht: Die Börse ist kein Picknick. Sie ist auch nicht auf eine Formel reduzierbar, bei welcher man nach hinreichend vielen Ableitungen und Kürzungen die simple Zukunft der Aktienmärkte vor sich hat. Denn das dumme ist: Die vielen Variablen verändern sich, während man versucht, die Gleichung zu lösen. So kann man zwar grundsätzlich feststellen, dass der aktuell fast 30 Dollar unter dem Höchststand notierende Ölpreis eine Entlastung für die weltweite Konjunktur ist und damit im Prinzip positiv zu sehen sei. Das stimmt. Aber wie stark fällt diese Entlastung aus, nachdem das aktuelle Kursniveau immer noch deutlich über dem Schnitt der letzten 12 Monate liegt und bislang also nur eine irrationale Übertreibung korrigiert wurde? Und, vor allem: Bleibt der Ölpreis denn nun auf diesem Niveau? Das ist völlig offen, was bedeutet: Die Erleichterung der Investoren von heute kann sich schon morgen in blankes Entsetzen verwandeln, wenn Öl wieder anzieht. Und der Ölpreis ist nur eine von zahlreichen Größen, die momentan auf alle Assetklassen der Börsen einwirken.
Und damit noch lange nicht genug. Denn immer wieder erleben wir, dass z.B. der Ölpreis steigt, während Euro/Dollar fällt und die Aktien dennoch zulegen. Laut „Handbuch für den findigen Allesversteher“ ist das so eigentlich nicht vorgesehen. Ebenso wenig, dass plötzlich das Angstbarometer Gold einbricht, während Öl steigt und Aktien massiv fallen. Dennoch kommt es vor. Und nicht in aller Ruhe, sondern blitzschnell und ohne Vorwarnung. Wer da nicht permanent vor dem Kursmonitor sitzt, erlebt, gerade in der momentan sehr hektischen Phase, ein ums andere Mal böse Überraschungen. Aber auch denen, die das Geschehen fast nonstop überwachen, ist dadurch alleine wenig geholfen. Denn wenn die Kurse plötzlich Vollgas geben ... ist das eine Bewegung, die trägt? Oder nur ein kurzer Spike, der schnell wieder in sich zusammen fällt? Soll man mitlaufen, dagegenhalten, sich raushalten?
Sehr viele kurzfristig agierende Trader machen mit. Da sie in der Regel nur intraday agieren, arbeiten sie mit engen Stopps und kurzfristigen Indikatoren, was letztlich bedeutet: Hier wird in der Regel nicht „dagegengehalten“, sondern „mitgelaufen“, solange die Bewegung erhalten bleibt. Das kann, wenn man es geschickt anstellt, durchaus recht erfolgreich sein. Und weit genug führen, um mittel- und längerfristig handelnde Anleger zu irritieren und sie immer und immer wieder an ihren Investments zweifeln zu lassen. Und fällt ein solcher kurzfristiger Kursrutsch oder eine blitzschnelle Rallye ausreichend groß aus, werden hinreichend viele Investoren so nervös, dass sie ihre Positionen abstoßen ... obwohl Rahmenbedingungen und übergeordnete Trends klar unterstreichen, dass sie eigentlich auf der richtigen Seite standen.
Von einer Falle in die nächste
Ein gutes Beispiel ist der letzte große Abwärtstrend zwischen 2000 und 2003. Immer wieder traten während dieser Baisse kräftige Aufwärtsbewegungen auf. Und nicht selten wurden dadurch auch kurzfristig charttechnische Kaufsignale erzeugt. Doch der übergeordnete Trend blieb abwärts gerichtet. Immer wieder erwies sich im nachhinein, dass es in solchen Rallyes besser gewesen wäre erneut a la Baisse zu spekulieren, statt Puts (meist in der Spätphase einer Rallye und dann oft mit Verlust) zu verkaufen und mit Calls auf die Wende zu setzen. Nur einmal hätte man damit goldrichtig gelegen: Als die Wende wirklich kam. Es ist eigentlich also logisch, dass, solange man normalerweise mehrfach richtig liegt, wenn man Rallyes zum Put-Kauf nutzt und die Rahmenbedingungen dies unterstützen, dies auch umsetzt:
Stoppkurse setzen, abwarten, ob der Trend wieder aufgenommen wird und erneut a la Baisse investieren. Die Wahrscheinlichkeiten stehen einem zur Seite: x-mal richtig gelegen und nur einmal falsch ... und auch dann würde man ja durch den Einsatz von Stoppkursen nicht ewig mitgeschleift, sondern wäre draußen und kann abwarten, ob sich tatsächlich ein Aufwärtstrend etabliert. Schließlich muss man nicht dauernd die ersten und letzten Punkte eines Trends mitnehmen. Die am wenigsten riskanten Gewinne erzielt man bekanntlich mitten während eines Trends – und nicht am Wendepunkt, den sowieso kaum einer erwischt.
Das wäre also alles einigermaßen machbar ... wären da nicht die Emotionen. Verluste sind unschön. Gewinne, die sich verringern, werden aber als weitaus schlimmer empfunden. Hinzu kommt die Angst, etwas zu verpassen. Und je schneller die Kurse sich bewegen, desto weniger Zeit bleibt, um zu überlegen, das Geschehen richtig einzuordnen und Chancen und Risiken in Ruhe abzuwägen. Bei der Komplexität der Börsen braucht es dazu Zeit. Und wenn wie gestern der Dax plötzlich in Minuten um 150 Punkte nach oben schießt, gerät man in eine Stresssituation. Bis klar wird, was warum passiert, vergeht Zeit. Aber die scheint dann genau das zu sein, was man nicht hat. Genau das nutzen die Kursmacher aus.
Die Kurse im Griff der Kursmacher
Diese Adressen verstehen ganz genau, wie die Börse funktioniert und die Börsianer ticken. Und sie nutzen dieses Wissen, um mit Hilfe des riesigen Ameisenhaufens der anderen Investoren ihren Gewinn zu mehren. Die Rahmenbedingungen der Börse lassen sich nicht steuern. Aber die Akteure schon, wenn man weiß, wie man es anzustellen hat UND das nötige Werkzeug besitzt: Geld.
Ein Kursmacher kann nur sein, wer ausreichend Kapital an den Start bringen kann, um die Kurse kurzzeitig zu dominieren. Fonds, Banken im Eigenhandel, Hedge Funds, Pensionskassen sind allesamt ausreichend „große Adressen“, um dies erreichen zu können.
Aber es Bedarf weniger Kapitals, als man auf den ersten Blick meinen könnte, denn ein Kursmacher, der sein Handwerk versteht, muss nur im rechten Moment den Kursen den entscheidenden „Schubs“ geben. Den Rest erledigen die anderen Marktteilnehmer für ihn.
Nehmen wir den gestrigen Dienstag als Beispiel, denn der ist zur Erläuterung dessen, was die Kursmacher tun, ideal:
Hier ein Schubs, da ein kleiner Tritt ...
Sie erinnern sich – am Dienstag war US-Notenbank-Sitzung. Naturgemäß gehen da am Tag der Entscheidung ebenso wie einen Tag vorher die Umsätze zurück. Die Volatilität nimmt ebenso ab, denn niemand möchte unbedingt im Vorfeld einer solchen Entscheidung etwas tun, da er weiß, dass oft direkt nach dieser Entscheidung starke Kursausschläge auftreten. Sich im Vorfeld zu positionieren ist ein Vabanque-Spiel und jeder, der oft genug nicht widerstehen konnte, vorher Calls oder Puts zu kaufen, ist oft genug auf der Nase gelandet, um es irgendwann bleiben zu lassen. Dementsprechend war der Montag ein relativ ruhiger Tag und bis 10 Uhr sah es so aus, als würde es ihm der Dienstag gleichtun.
Schlag 10 Uhr aber fiel plötzlich der Ölpreis deutlich und die Aktienmärkte starteten durch. Bemerkenswert war dabei allerdings vieles, wenn man genau hinsah. Zum einen war das Minus im Öl nicht so riesig, um eine Zwei-Prozent-Rallye im Dax binnen einer Stunde zu rechtfertigen. Hinzu kam: Drei Stunden später, um 13 Uhr, notierte der Ölpreis wieder punktgenau auf dem selben Niveau wie vor dem Kursrutsch ... der Dax aber war immer noch oben. Das alleine machte bereits ein genaues Hinsehen erforderlich.
Was dürfte passiert sein? „Dürfte“ deswegen, weil natürlich an Börsenorders weder ein Zettel mit dem Namen des Initiators noch mit dem Zweck, der dahintersteht, hängt. Es ist immer nur möglich zu beobachten und daraus Schlüsse zu ziehen. Doch am gestrigen Dienstag musste man nicht allzu intensiv spekulieren, denn die einzelnen Bausteinchen passten einfach zu gut ineinander. Fangen wir mit der Rahmenhandlung an:
Der Kursmacher-Dienstag: das Vorspiel
Die vor wenigen Tagen auf CNBC veröffentlichten Ergebnisse diverser großer Hedge Funds im Juli bestätigten eine in einer der vorherigen Kolumnen angeführte Problematik: Wer bei riskanten Spielchen als erster die Reißleine zieht, kommt heil davon. Wer zögert, kommt unter die Räder. Fast alle Hedge Funds spielten bis dahin das selbe Spiel: Long in Öl und Gas, Short in Aktien, vor allem in Finanztiteln.
Dann aber zogen plötzlich einige diese besagte Reißleine, was den deutlichen Kursrutsch bei den Energierohstoffen und eine Rallye am Aktienmarkt auslöste. Die Resultate zeigten: Die schnellsten (und damit besten) konnten alleine im Juli um 20% Gewinn erzielen, die schwächsten erlitten vergleichbar große Verluste. Wenn man mit Futures agiert, kein Wunder.
Dadurch, dass nun das Momentum plötzlich komplett in die Gegenrichtung wies – Energie runter, Aktien rauf – haben nun die meisten Hedge Funds einen sofortigen Richtungswechsel vorgenommen. Sie setzen nun auf steigende Aktien und fallende Energiepreise. Dabei ist meist das Momentum der entscheidende Faktor. Und das Momentum kennt, anders als Stochastik oder RSI, keine überkaufte und überverkaufte Zone.
Das heißt, diese Akteure machen immer weiter, solange das Momentum in diese Richtung weist. Andere große Adressen aber sehen kurzfristig überkaufte Aktien, kurzfristig überverkaufte Energie-Rohstoffe und verkaufen am Aktienmarkt und decken bei den Rohstoffen – ebenso wie bei Gold – eventuelle Short-Positionen ein oder fangen an, ein wenig Öl und Gas zu kaufen. Das wurde zudem dadurch unterstützt, dass Öl nahe einer wichtigen Unterstützung und Aktienindizes mit Masse unmittelbar vor wichtigen kurzfristigen Widerständen notierte.
Das kann natürlich nicht im Sinne der Momentum-Player sein, die selbstredend wollen, dass die bisherige kurzfristige Richtung erhalten bleibt (was mittelfristig passiert, ist ihnen egal, es geht nur um kurzfristige Horizonte). Was tun?
Der Kursmacher-Dienstag: Der 1. Akt im Öl
Wer sein Handwerk versteht, setzt nun sein Kapital genau dann und dort ein, wo es dazu führt, dass andere den Löwenanteil der Arbeit erledigen. Am Dienstag hieß das konkret:
Da der Fokus der Akteure momentan vor allem auf dem Ölpreis als Hoffnungsträger lag, galt es, diesen unter die Unterstützung 120/122 Dollar zu befördern. Das wurde am Dienstag gegen 10 Uhr erledigt. Dazu galt es, entsprechend genug Verkäufe im Future in kurzer Zeit einzusetzen, um hier im noch relativ dünnen frühen Handel diese Linie zu brechen. Das kostet dennoch mehrere Millionen, keine Frage. Aber ein Hedge Funds hat sie ... und:
Als diese Unterstützung fiel, wurden natürlich viele dort liegende Stop-Loss-Verkäufe ausgelöst, andere Trader gingen unter dieser Linie neue Shortpositionen ein. Dadurch fielen die Kurse also von alleine weiter. Und derjenige, der hier mit seinen Shortpositionen für den Bruch der 120 Dollar-Marke gesorgt hatte, konnte so bequem wieder eindecken. Denn SEINE Shortpositionen, die er für diese Attacke gebraucht hatte, wurden durch die unter 120 initiierten Verkäufe und neue Shorts der Trader ja in die Gewinnzone katapultiert.
Natürlich bedeutet das Eindecken einer Short-Position, dass man Long gehen muss, um sich dadurch neutral zu stellen. Sprich: Es treibt die Kurse wieder nach oben. Und siehe da: Genau das sahen wir dann auch in den zwei Stunden danach. Auf einmal stand Öl dort, wo es vor dieser Brechstangen-Short-Attacke auch schon war. Aber das war nicht problematisch. Der Kursmacher hatte sich eingedeckt, ein Gewinn wurde dennoch erzielt ... und zudem der eigentliche Zweck erfüllt: Den Aktienmarkt nach oben zu bringen!
Der Kursmacher-Dienstag: Der 2. Akt im Dax
Denn dieser begann in den Tagen zuvor ja sofort wieder abzubröckeln, als sich im Öl eine Bodenbildung etablierte. Beides war für die Momentum-Player gefährlich. Und auch am Aktienmarkt bot sich der Augenblick an. Vor der Notenbank-Entscheidung waren die Umsätze geringer, das machte es billiger. Und genau am Dienstagmorgen hatte der Dax – und mehrere andere Indizes – seinen kurzfristig wichtigen 20 Tage-Durchschnitt erreicht und gegen 10 Uhr leicht unterschritten.
Würde er verteidigt, die Kurzfrist-Trader würden wieder Long gehen – also genau das, was die Momentum-Player gerne hätten. Durch den genau richtig getimten Tritt auf die Ölpreise wurde dieser Impuls gesetzt, sicherlich auch mit einer schnellen und großen Welle an Kauforders in FTSE-, DAX- und Euro Stoxx-Future noch nachgeholfen.
Trader, die Short waren, sahen Öl blitzschnell unter 120 fallen, die Aktienindizes anziehen - und reagierten. Stopps wurden ausgelöst, eingedeckt, Intraday-Trader gingen Long. Durch die geringe Umsatzdichte ging der Anstieg besonders rasant vonstatten ... und als der Dax dadurch wieder über 6.500 und damit aus der Gefahrenzone heraus war, wurde einfach ein Brett drunter genagelt.
Denn Sie erinnern sich vielleicht: Kaum war der Dax um 11 Uhr über 6.500 angekommen, bewegte er sich die folgenden sechs Stunden nahezu gar nicht mehr, sondern pendelte in einer engen Spanne von 40 Punkten – obwohl die US-Börsen schwankten, obwohl Öl wieder anstieg. Warum? Der oder die Kursmacher, die hier ihre Kunstgriffe ansetzten, hatten ja ihre nur als Mittel zum Zweck dienenden Öl-Positionen wieder eingedeckt und somit Kapital frei. Also tut man folgendes:
Man platziert im Dax Future mit diesem Kapital eine riesige Kauforder (in dem Fall lag sie auf den Dax selbst umgerechnet bei 6.485), durch die bei diesen geringen Umsätzen niemand durchkam. Damit war der Dax nach unten abgesichert. Was ihnen beim Versuch anderer Akteure, dort nach unten durchzukommen, angedient wurde, wurde einfach 40 Punkte höher als Verkaufsorder wieder abgegeben. Daher der Deckel nach oben. Im Zuge der vorherigen Rallye konnte man auch die als Treibsatz gekauften Dax-Future Long-Positionen an andere, die auf die Rallye aufsprangen, wieder loswerden, sodass als Fazit blieb:
Ordentliche Gewinne erzielt und Ziel erreicht: Aktien rauf ... und Öl zumindest am Ausbruch nach oben gehindert. Perfekt. Und damit konnte man den zweiten Akt in Ruhe ansehen, ohne selbst eingreifen zu müssen:
Der Kursmacher-Dienstag: 3. Akt an Wall Street
Die US-Börsen pflegen entsprechende Vorgaben aus Europa meist dann zu übernehmen, wenn keine andere Impulse auftreten. Und da außer dem ISM-Service-Index keine Konjunkturdaten anstanden, am Abend dafür aber die Notenbank-Entscheidung, konnte man zu Recht darauf hoffen, dass die US-Börsen erst einmal konform zu Europa steigen würden. Und da die Akteure sich zudem ausrechnen konnten, dass die Notenbank wahrscheinlich keine Überraschungen präsentieren würden, sagte ihnen die Erfahrung, dass die vorherige Tendenz – steigende Aktienkurse – danach fortgeführt würde. Uns so kam es auch.
Strategische Überlegungen, perfekt umgesetzt ... und schon tun die Börsen, was diejenigen wünschen, die nur genug Geld im richtigen Moment am richtigen Ort einsetzen. Das mag für den normalen Investor wie Manipulation und Mogelei aussehen, aber:
Das ist es nicht. Die Kurse werden so zwar dominiert, aber nicht manipuliert. Wenn viel Geld im Kauf wenig Geld im Verkauf gegenüber steht, steigen die Kurse nun einmal. Und wer mit viel Geld genau zu dem Zeitpunkt und an der Stelle antritt, wo die Kurse verwundbar sind, erzielt das gewünschte Ergebnis und in der Regel auch noch Gewinn. Und das mit großem, aber doch überschaubarem Kapitaleinsatz, denn durch geschicktes Timing erledigen die Trader für ihn den Rest.
Der Tag danach
Fazit: Börse ist Leistungssport für Kopf und Nerven Um so etwas zu erkennen und einzuordnen, muss man schon genau aufpassen. Aber auch wenn man erkennt, was passiert und warum ... weiß man noch lange nicht, wie es weitergeht.
Es ist durchaus möglich, dass hier Akteure am Werk waren, die den kurzfristigen Trend „Aktien rauf, Ölpreis runter“ am Leben erhalten und fortsetzen wollten. Es ist aber ebenso denkbar, dass die Initiatoren dieser Aktion ihre eigenen Positionen dadurch zu guten Kursen verringern wollten. Denn dieses Szenario wäre geeignet gewesen, dem „Schubser“ einen deutlichen Abbau der Aktienmarkt-Long-Positionen und Energie-Short-Positionen zu ermöglichen. Was also über den Tag hinaus an Intention dahinter steckte, ist nicht erkennbar. Aber eines ist klar:
Das Interesse der Kursmacher ist bei diesen Aktionen immer kurzfristiger Natur. Es geht hier keineswegs darum, mittelfristige Trendwenden zu erzeugen. Das klappt nicht, und die Kursmacher wissen das auch. Sollten die Aktienmärkte über ihre nun erreichten kurzfristigen Hürden hinaus steigen – gut. Wenn nicht, wird entweder noch mal „geschubst“ – oder man steigt aus ... das werden die kommenden Tage weisen.
Die Kursmacher agieren nicht für das „übermorgen“!
Für Sie als Anleger aber lässt sich aus diesem Tag einiges mitnehmen: Wer Intraday-Trader ist, kann dabei natürlich mit engen Stopps und begrenztem Kapitaleinsatz mitlaufen. Wer aber einen mittelfristigen Zeithorizont hat, darf diesen Kursmachern nicht auf den Leim gehen. Solche Tage wirken beeindruckend, die Bewegungen vollziehen sich blitzschnell und erzeugen Stress. Und genau deswegen geraten viele Anleger ins Wanken, obgleich sie eigentlich wissen, dass die Rahmenbedingungen, um die es mittelfristig letztlich geht, weiter unverändert sind. Und dieser Stress erhöht sich um einiges mehr, wenn die Aktienmärkte jetzt noch über die nun angelaufenen Widerstände steigen würden. Doch bedenken Sie eines:
In dem Moment, an dem Sie dann entnervt ihre Puts verkaufen oder in Aktien einsteigen aus Angst, die Wende zu verpassen, steigen die Kursmacher gut gelaunt und mit satten Gewinnen aus ihren Long-Positionen aus. Denn gerade kurzfristige Kaufsignale bedeuten kurzzeitig deutlich höheres Kaufinteresse und so eine Gelegenheit, große Long-Positionen zu guten Kursen loszuwerden! Daher:
Wer mittelfristig investiert ist, muss sich einfach zwingen, sich von dem Stress blitzartiger starker Kursbewegungen nicht anstecken zu lassen. Börse ist kompliziert, spannend und anstrengend. Aber, wenn Sie die Nerven behalten, vor allem SPANNEND!
Herzliche Grüße
Ihr
Ronald Gehrt,
www.system22.de "Wenn Sie nicht wissen, wer Sie sind, ist die Börse ein verdammt kostspieliger Ort, es herauszufinden." (David Dreman)