Kienle hatte Recht !!!
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Je nach klimatischen Bedingungen können aus einem Hektar Stevia-Pflanzen bis zu 500 Kilogramm Süßstoff gewonnen werden. In Europa werden zurzeit in Spanien, Belgien und, unter Glas, auch in Großbritannien Stevia-Pflanzen angebaut. „Es gab auch Versuche in Deutschland, die waren sehr ordentlich, doch die Pflanzen lieben es eigentlich wärmer“, erklärt Kienle.
Udo Kienle glaubt, dass die Europäische Union mittelfristig ein großes Interesse daran haben müsste, Stevia offiziell als Lebensmittelergänzung zuzulassen, da die EU-Subventionen für Tabakanbau in Südeuropa schrittweise gestrichen werden sollen. Noch fehlt in den betroffenen Regionen eine wirtschaftliche Alternative zum Tabak. Diese Lücke soll Stevia rebaudiana füllen. „Speziell die Kleinbauern in den Mittelmeerstaaten, die auf durchschnittlich eineinhalb Hektar Land Tabak pflanzen, könnten mit dem Stevia-Anbau Einkommen erzielen, die Subventionen unnötig machen“, ist Kienle überzeugt.
Stevia statt Tabak spart Millionen von Euro
Für die Europäische Union wäre die Einführung von Stevia in mehrfacher Hinsicht vorteilhaft. Jedes Jahr bezahlt die EU eine Milliarde Euro, um den Tabaksektor zu stützen. Beim kompletten Ersatz der künstlichen Süßstoffe durch Stevia könnten jährlich rund 360 Millionen Euro an Tabaksubventionen gespart werden. Auch der Import von Süßstoffen, insbesondere aus Japan und den USA, der die EU jährlich über 160 Millionen Euro an Devisenabfluss kostet, könnte zurückgefahren werden.
Nachdem die Arbeitsgruppe um Udo Kienle die Anbaubedingungen in Spanien und Portugal untersucht hat, fehlen für die Zulassung nach EU-Recht lediglich noch wissenschaftliche Daten auf den Gebieten der Lebensmitteltoxikologie, der Lebensmitteltechnologie und der Ernährungswissenschaft. „Da diese Untersuchungen sehr kostspielig sind, scheuen viele hiesige Unternehmen den Aufwand“, sagt Udo Kienle. „Es wäre aber schade für die EU, wenn sich ein japanischer oder amerikanischer Großkonzern die Stevia-Zulassung für Europa holen würde, vor allem wenn man bedenkt, dass die EU bereits eine Million Euro in unser Projekt gesteckt hat.“
Im Juni 2004 wird in Rom ein internationaler Expertenausschuss der Weltgesundheitsorganisation WHO darüber entscheiden, ob Steviosid als Lebensmittelzusatzstoff empfohlen werden soll.