Sparpläne weniger lukrativ

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Sparpläne weniger lukrativ Nassie

Sparpläne weniger lukrativ

 
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Baisse macht Sparpläne weniger lukrativ

Es gilt in der Branche und auch in der Wissenschaft als unverrückbares Credo: Auf lange Frist schlagen Aktien Renten. Doch die jüngste Statistik der Bundesverbandes Asset Management (BVI) läßt auch die hartgesottensten Anhänger an dieser These zweifeln: Sie zeigt, daß Sparpläne mit Aktien hinsichtlich ihrer jährlichen Rendite den Anleihen unterlegen sind. Und das nicht nur auf zehn, sondern auch auf zwanzig und dreißig Jahre. So errechnet der BVI beispielsweise für einen Sparplan in europäischen Aktien auf dreißig Jahre eine jährliche Rendite von 6,3 Prozent - wer in EU-weite Rentenfonds gespart hätte, hätte 6,8 Prozent jährlich eingestrichen.

Noch finsterer wird es auf eine Frist von 20 Jahren: Da hätte ein Sparplan in europäische Aktien 4,2 Prozent erbracht, der Anleiheninhaber hätte 6,1 Prozent verdient. Sogar mit offenen Immobilienfonds hätte man in dieser Zeitspanne mehr Rendite erwirtschaftet - stolze 5,1 Prozent. Und auf zehn Jahre waren die Aktienfonds im Gegensatz zu ihren Konkurrenten sogar ein Minusgeschäft.

Aktien risikoreicher als Renten

Theoretisch ist der Fall eindeutig: Da Aktien ein höheres Risiko für den Anleger bedeuten als Renten, müssen sie auf lange Frist mehr Rendite abwerfen, sonst würde niemand mehr Aktien kaufen. Was ist also schiefgelaufen? Die erste Vermutung besteht natürlich darin, daß dreißig Jahre eben noch nicht lang genug sind, um die theoretische Überlegenheit der Aktien auch zur praktischen Entfaltung zu bringen. Doch dieses Argument geht an den Bedürfnissen eines Anlegers glatt vorbei: Welcher Sparer hat einen Anlagehorizont von mehr als 30 Jahren?

Schaffen es die Aktien auf diese Frist nicht, so wird aus der theoretischen Überlegenheit der Dividendenpapiere eine akademische Trockenübung ohne praktischen Nutzwert. Argument Nummer zwei: Die Gebühren. Der BVI berechnet die Sparpläne inklusive Gebühren, was die Erträge aus den Sparplänen schmälert. Und da zudem Rentenfonds sowohl hinsichtlich der Ausgabeaufschläge als auch bei den Verwaltungsvergütungen billiger sind, kommen sie bei diesem Vergleich billiger weg. Das sind zwar nur wenige Basispunkte, doch über dreißig Jahre wird selbst aus einem Cent ein Schein. Doch auch dieses Argument dürfte unter dem Strich nicht ausreichen, um die theoretischen Ergebnisse der BVI-Berechnungen zu erklären. Der Grund für diese Ergebnisse dürfte wohl eher in der Kursentwicklung der vergangenen drei Jahre liegen.

„Ein dramatischer Absturz der Aktien“

"Das ist eine absolute Ausnahmesituation: Ein dramatischer Absturz der Aktien in den vergangenen drei Jahren und hochfliegende Rentenmärkte", sagt Siegfried Trautmann, Professor für Finanzwissenschaft an der Universität Mainz. Berechne man das 30-Jahres-Intervall über andere Zeitspannen, so würden die Aktien in der Regel die Anleihen schlagen.Mit anderen Worten: Die vergangenen drei Jahre haben Sparplanbesitzer um viel Geld gebracht, das sie zuvor in mühseliger Kleinarbeit angespart haben. Wer über 20 Jahre Geld angespart hat, konnte sich noch im Jahr 2000 über ein stattliches Vermögen erfreuen - doch das wurde dann innerhalb von drei weiteren Jahren mehr als halbiert. Die schlechte Situation an den Börsen hat damit innerhalb kürzester Zeit den Vermögensaufbau von zwanzig oder dreißig Jahren vernichtet.

"Es gibt durchaus eine Diskussion darüber, ob ein Sparplan effizient ist", sagt auch Raimond Maurer, Professor für Alterssicherung an der Universität Frankfurt. Unter Umständen könne der Anleger mit einem Einmalinvestment besser fahren. Ob ein Einmalinvestment oder ein Sparplan besser ist, hängt natürlich wie immer von den Umständen ab. Im Normalfall unterstellt man, daß ein Sparplan attraktiver ist, weil er über das sogenannte "cost-averaging" den durchschnittlichen Einstandspreis des Anlegers senkt: In Zeiten hoher Kurse kauft der Anleger wenig Anteile, bei niedrigen Kursen viele Anteile, da er ja immer die gleiche Summe spart. Dadurch wird im Durchschnitt der Einstandspreis gesenkt, sagen Verfechter dieser These. Doch es lassen sich rasch Beispiele konstruieren, in denen das nicht der Fall ist. "Nehmen sie einmal an, daß während der Laufzeit des Sparplanes die Kurse beständig steigen - und in den letzten Perioden stürzen sie dann ab. Das ist der schlimmste Fall für einen Sparplan", sagt Maurer. Das Ergebnis dieses Pfades läßt sich jetzt in der Tat in den Statistiken des BVI ablesen.

Und die Lehren für die Anleger?

Genauso dramatisch erwischt es jetzt auch die Anleger, deren Auszahlungspläne laufen. Wer beispielsweise 25 000 Euro angespart hatte, monatlich 8 Prozent der gesparten Summe - 2000 Euro - entnehmen wollte, der muß jetzt miterleben, wie seine Entnahmen die Substanz aufzehren. Zuvor glaubte er, daß sein Vermögen trotz der Entnahmen noch steigen werde, nämlich dann, wenn die Aktienkurse um mehr als 8 Prozent steigen - dann hätte der Vermögenszuwachs via Kursgewinne die Vermögensabnahme durch die Entnahmen locker kompensiert. Und statt wie geplant 8 Prozent macht die in glücklichen Zeiten berechnete Auszahlungsrate nicht mehr 8, sondern eher 16 Prozent der angesparten Summe aus, weil sich die 2000 Euro nun nicht mehr auf 25 000, sondern auf 12 500 Euro beziehen, da sich das angesparte Vermögen in der Baisse halbiert hat.

Und die Lehren für die Anleger? Die Entwicklung der Sparpläne zeigt deutlich, wie wichtig es ist, die Auflösung des Sparplans sorgfältig vorzubereiten. Vermögensverwalter raten, bereits fünf bis sieben Jahre vor Ablauf des Sparplanes damit zu beginnen, jedes Jahr einen Teil des Depots in sichere Anleihen umzuschichten - mit dieser Strategie entgeht man der Gefahr, mit seinem Sparplan unglücklich zu werden, weil man zum falschen Zeitpunkt das Kapital abziehen will. Lehre Nummer zwei wäre Optimismus: "Zeiten, in denen die Kurse seitwärts laufen, sind optimal für Sparpläne", meint Maurer. Man sammelt zu konstanten Kursen seine Sparraten und hofft, daß spätestens gegen Ende der Laufzeit das Credo der Branche doch wieder stimmt: Daß Aktien die Renten dann doch schlagen.



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