News - 19.12.06 15:06
ROUNDUP 2: Aktionärsschützer kritisieren Verkauf von ALTANA Pharma an Nycomed
FRANKFURT (dpa-AFX) - Aktionärsschützer haben den Verkauf der ALTANA Pharma an die dänische Nycomed für 4,6 Milliarden Euro aus Bewertungsgründen kritisiert. 'Wir stimmen zwar dem Verkauf zu, aber nicht weil wir glauben, dass ein Verkauf notwendig war, sondern nur um weiteren Schaden von den Aktionären abzuwenden', sagte Wolfgang Kirn von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger SdK auf der außerordentlichen Hauptversammlung am Dienstag in Frankfurt. 'ALTANA Pharma ist ein Ein-Produkt-Unternehmen und die SdK hat gehofft, dass, wenn ALTANA Pharma schon verkauft wird, dann doch wenigstens mit einem deutlichen Aufschlag.
ALTANA-Chef Nikolaus Schweickart warb auf der Veranstaltung um die Zustimmung der Aktionäre für den Verkauf und kündigte für 2006 eine prozentual zweistellige Dividendenerhöhung auf 1,30 Euro pro Anteilsschein (2005: 1,10) an. Zudem soll wie bereits bekannt eine Sonderdividende gezahlt werden. Diese liege nun in einer Höhe von 32 Euro pro Aktie. Zuletzt wurden noch 31 Euro pro Anteilsschein genannt.
Die Bewertung von ALTANA Pharma im Verkaufsprozess sei fair, erklärte Schweickart. Nycomed habe den höchsten Preis für die Gesellschaft geboten. Ein Wertgutachten der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG kommt wegen der Probleme der ALTANA Pharma bei der Entwicklung neuer Medikamente auf einen Abschlag von rund 40 Prozent im Vergleich zur Konkurrenz. Während Bayer für Schering das 12-fache des EBITDA bezahlt habe, soll es bei ALTANA nur das siebenfache sein, kritisierte ein weiterer Aktionär. Analysten hatten das Pharmageschäft des bisherigen DAX-Konzerns maximal mit 4,3 bis 6,8 Milliarden Euro bewertet.
Bei einem Basiskaufpreis von bisher 4,2 Milliarden Euro sei man von liquiden Mitteln in Höhe von 300 Millionen Euro und damit von 4,5 Milliarden Euro Verkaufspreis ausgegangen. Da die liquiden Mittel nun auf 400 Milliarden Euro geschätzt würden, ergebe sich nun ein Kaufpreis von 4,6 Milliarden Euro, sagte Schweickart. Im Jahr 2005 erwirtschaftete ALTANA Pharma einen Umsatz von 2,4 Milliarden Euro.
PROBLEME DER PHARMASPARTE - NYCOMED BESTER PARTNER
Hintergrund des milliardenschweren Verkaufs von ALTANA Pharma seien die Verzögerungen bei der Zulassung neuer Produkte wie des Atemwegsmittels Daxas sowie die gestiegenen Forschungs- und Entwicklungskosten und die hohen Anforderungen der Zulassungsbehörden in den USA und Europa. ALTANAs Pharmasparte lebt vom Verkaufserfolg des Magenmittels Pantoprazol (USA: Protonix). In Europa läuft der Patentschutz für das Medikament, das 58 Prozent zum Konzernumsatz beiträgt, 2009 aus, in den USA 2010. Das Atemwegsmittel Alvesco entwickelt sich schlechter als erwartet und bei dem Entwicklungsprojekt Daxas musste ALTANA mehrfach Verzögerungen vermelden. 'Durch die Verzögerungen bei Daxas wird nach dem Patentablauf von Pantoprazol in den Jahren 2009/10 eine erhebliche Umsatz- und Nachschublücke entstehen, die zu einem wesentlichen Ergebnisrückgang führen wird', bekräftigte Schweickart frühere Aussagen.
FORSCHUNGSKOSTEN FÜR ALTANA PHARMA BELASTUNG
Der Forschungsaufwand habe sich in den vergangenen Jahren deutlich erhöht, sagte Schweickart. Man müsse heute davon ausgehen, dass die Forschungskosten für Blockbuster-Medikamente, also für Mittel mit einem Umsatz von 1 Milliarde Euro oder mehr zwischen 700 bis 800 Millionen Euro lägen. 'Für ein Unternehmen mit der Größe der ALTANA Pharma sind diese Forschungskosten nicht zu schultern', erklärte der Manager. Markus Hoffmann, Rechtsanwalt und Vertreter der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) kritisierte, dass ALTANA in der Vergangenheit zu wenig in die Pharmasparte investiert habe. 'Man hätte aus unserer Sicht sehr viel stärker darauf achten können, dass ein Nachfolgeprodukt die erwarteten Umsatzausfälle von Pantoprazol zum Ende des Jahreszehnts auffängt'. ALTANA-Chef Schweickart hatte immer wieder betont, rund 1 Milliarden Euro für die Stärkung der Pharmasparte ausgeben zu wollen.
HAUPTVERSAMMLUNG DAUERT AN
Für den Verkauf der Pharmasparte an Nycomed ist eine Zustimmung des anwesenden ALTANa-Grundkapitals von 75 Prozent erforderlich. Aufsichtsratschef Justus Mische gab die Präsenz während der Hauptveranstaltung mit 63,3 Prozent an. Großaktionärin Susanne Klatten hält 50,10 Prozent des Kapitals. Die Hauptversammlung dauert noch an. Sie wurde vorsorglich für zwei Tage einberufen./ep/mw
Quelle: dpa-AFX
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