Bei mancher Solaraktie droht ein Sonnenbrand
02. September 2005 Was läuft und läuft und läuft? Nein - nicht der Käfer, nicht der „New Beetle” und schon gar nicht die VW-Aktie. Des Rätsels Lösung: Solaraktien. Der von den Verlagen Öko-Invest und Solar erstellte Photovoltaik-Index PPVX ist seit Jahresanfang um 118,5 Prozent gestiegen und liegt damit währungsbereinigt fast 72 Prozentpunkte vor dem Ölaktienindex, der um 46,9 Prozent zulegte.
Spitzenwerte seit Anfang 2005 sind dabei die Aktien der amerikanischen DayStar Technologies (ISIN: US23962Q1004) mit einem Plus von 356 Prozent, von Motech Industries aus Taiwan (plus 261 Prozent) und der deutschen Solarworld (ISIN: DE0005108401, plus162%). Nicht eine der 18 Aktien hat einen Verlust zu verzeichnen.
Viele Start-Ups im Photovoltaik-Index
Indes ist die Wertentwicklung höchst unterschiedlich. Denn das Schlußtrio des Index kommt lediglich auf eine einstellige Wertentwicklung. Die Aktie der australischen Solco (ISIN: AU000000SOO7), die wie Solarworld Photovoltaikmodule und -pumpen herstellt, notiert praktisch unverändert. Der im März aufgenommene thailändische Hersteller von Solarzellen Solartron (ISIN: TH0831010010) hat seitdem sechs Prozent zugelegt und der kanadische Großhändler Carmanah Technologies bringt es auf gerade mal acht Prozent.
Indes sind die Solaraktien des PPVX zum Teil mit Vorsicht zu genießen. Gerade die Daystar-Aktie hat es in sich. Die gute Wertentwicklung ist Resultat eines Kurssprungs, den die Aktie Anfang Juni vollführte, als Daystar seinen ersten Verkaufsvertrag bekanntgab. Das ist das Problem nicht nur bei Daystar. Viele Solar-Unternehmen, besonders ausländischer Provenienz, befinden sich noch im Aufbaustadium.
Das bedeutet, daß ihre Umsätze ausgesprochen volatil sind, sie noch längere Zeit Verluste schreiben werden. Beispiel Worldwater: Der amerikanische Hersteller von Solarwasserpumpen hat in den vergangenen viereinhalb Jahren einen kumulierten Umsatz von 8,3 Millionen Dollar verbucht - davon 3,4 Millionen im zweiten Quartal des vergangenen Jahres.
Oder Evergreen Solar (ISIN: US30033R1086): dem amerikanischen Solarzellenhersteller ist es gelungen, in sechs Quartalen hintereinander den Umsatz zu steigern. Dennoch will der Verlust pro Aktie seit mittlerweile vier Quartalen nicht geringer werden.
Deutsche Unternehmen sind die größten
Wenn es daher um Solar-Aktien geht, so kommen eigentlich fast ausschließlich deutsche Unternehmen auf größere und stabilere Unternehmensumsätze. Auch sind sie in der Regel die einzigen, die in nennenswertem Umfang von Analysten beobachtet werden.
Legt man die Prognosen er Analysten zugrunde kommen die Unternehmen durchweg auf hohe Bewertungen mit Kurs-Gewinn-Verhältnissen (KGV) zwischen 25 und 50 auf Basis der Gewinnschätzungen für das laufende Jahr. Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel: der Modulhersteller Solarfabrik kommt auf ein KGV von stolzen 137.
Am preiswertesten ist auf dieser Basis die thailändische Solartron-Aktie mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 11 auf Basis der Gewinnschätzungen für das laufende Jahr am günstigsten. Jedoch rechnen die Analysten für das kommende Jahr wieder mit geringeren Gewinnen und einem KGV von 25.
Phönix Sonnenstrom ist günstig - vergleichsweise
Vergleichsweise günstig bewertet sind mit KGVs von 17 bzw. 18 auch noch die Phönix Sonnenstrom und die Motech-Aktie. Letztere wird jedoch in Deutschland nicht gehandelt.
Phönix Sonnenstrom gilt dagegen als einer der führenden deutschen Photovoltaik-Anbieter mit einem Marktanteil von sechs bis sieben Prozent und ist rein auf die Branche fokussiert. Die Analysten der Deutschen Bank rechnen bis 2007 mit einem durchschnittlichen Umsatz-Wachstum von 30 und einem Wachstum des Vorsteuerergebnisses von fast 50 Prozent. Auch andere Analysten teilen den Optimismus in ähnlicher Weise. Für 2006 rechnet die Citigroup mit einem KGV von 14,5.
Auch charttechnisch macht die Aktie keinen schlechten Eindruck. Anfang August erreichte sie beim Kurs von 15,18 Euro ein Allzeithoch und hat seitdem etwas konsolidiert. Indes ist die eher schubweise Entwicklung des Papiers so etwas wie ein Markenzeichen.
Solarworld, Solon, Conergy: Megaheiß - und teuer
Charttechnisch ansprechender sind dagegen die Papiere von Solon und vor allem Solarworld. Indes kommen sie auf KGVs von 31 und 20,5 bzw. 32,6 und 25,6. Das sind natürlich Versprechen auf zukünftige Gewinne, die erst einmal eingehalten werden müssen. Solon arbeitet erst seit vergangenem Jahr profitabel. Im Zuge einer Kapitalerhöhung fiel der Gewinn je Aktie indes im ersten Halbjahr deutlich unter die Werte des Vorjahres auf nur 29 Cents. Insofern muß Solon die verbleibenden Lücke von 78 Cents je Aktie zur durchschnittlichen Analystenprognose erst einmal erwirtschaften.
Sonst könnte es der Aktie ergehen wie derzeit dem Papier von Conergy. Die Aktie schwächelt derzeit, da es Zweifel gibt, ob die hochgesteckten Ziel für dieses Jahr erreicht werden können. Markierte Conergy Anfang Juli noch ein Allzeithoch von 90,50 Euro, so fiel sie danach bis unter 80 Euro. Aktuell hat sich das Papier wieder auf 85,63 Euro erholt, nachdem es im Nebenwerte Journal empfohlen wurde.
Sunways und Solarfabrik enttäuschten
Günstigere Bewertungen für 2006 von unter 20 haben derzeit vier deutsche Solaraktien. Reinecke + Pohl kommen derzeit auf ein KGV von 13,3 für das kommende Jahr, da das Unternehmen noch vergleichsweise. Allerdings ist das Unternehmen noch vergleichsweise jung, da es sich um die aus der Plambeck AG 2002 ausgelagerten Photovotaik-Aktivitäten handelt. Es tritt auch nur als Kozeptions- und Vermarktungsunternehmen auf. Damit dürfte die Unternehmensentwicklung unter Umständen relativ sprunghaft und wenig planbar werden.Das verleiht der Aktie ein höheres Risiko.
Größer und länger etabliert ist die Sunways AG. Der Hersteller von Solarzellen und Wechselrichtern enttäuschte aber bislang in diesem Jahr auf der Gewinnseite, weil eben diese bisher ausblieben. Insofern ist auch das hohe 2005er KGV von 44 fast schon Makulatur. Und ob das KGV von 17 für 2006 eingehalten wird, ist auch fraglich. Seit April geht es auch mit dem Kurs unverkennbar abwärts. Sollte er unter zehn Euro fallen, sollte man sich auch besser von der Aktie trennen, da es dann noch stärker abwärts gehen kann.
Enttäuscht hat im ersten Halbjahr auch die Solarfabrik., die im ersten Halbjahr wieder in die roten Zahlen rutschte, nachdem sie im Vorjahr erstmals den Break-even geschafft hatte. Auch hier muß das für 2006 prognostizierte KGV von 19 mit einiger Skepsis betrachtet werden- vom 2005er KGV von 137 ganz zu schweigen. Auch hier sind die Anleger bereits im Zweifel. Seit Ende 2004 hat sich die Volatilität deutlich erhöht . Auch liegen die beiden letzten Hochs deutlich unter dem davor liegenden Allzeithoch von 15,70 Euro im November 2004. Das spricht eine eher negative Sprache.
Hohe Bewertung, aber keine Blase
Zwiespältig präsentiert sich auch die S.A.G. Solarstrom. Zwar wird sich der Umsatz in diesem Jahr aller Voraussicht nach mehr als verdoppeln. Doch auch hier läßt die Ertragsseite zweifeln. Pro Aktie fiel im ersten Halbjahr ein Verlust von 11 Cents an - fast dreimal soviel wie im Vorjahr und trotz eines zweieinhalb mal so hohen Umsatzes. Um die von Analysten prognostizierten 25 Cents je Aktie in diesem Jahr zu erreichen, muß das Unternehmen doch noch eine größere Schippe drauflegen. Auch hier spricht der Chart seit März eine deutlich negative Sprache.
Insgesamt zeigt sich bei Solaraktien zwar eine durchaus hohe Bewertung. Es gibt aber auch deutliche Anzeichen, daß von einzelnen Aktien wie Daystar abgesehen, keine generelle Spekulationsblase vorzuliegen scheint, da die Anleger offenbar deutlich differenzieren.
Indes zeigen die Aktien auch deutlich, daß sie von spekulativen Einflüssen wie Analystenprognosen stark beeinflußt werden. Das führt dazu, daß Anleger mit hohen Volatilitäten leben müssen, besonders wenn es Zweifel an der zukünftigen Unternehmensentwicklung gibt.
faz