Und nun?
News - 24.01.08 10:58
Händler verzockt fast 5 Milliarden Euro
Bei der Société Générale wurde ein Betrugsfall bekannt, dessen finanzielle Folgen die der Subprime-Krise für das Unternehmen in den Schatten stellt. Die französische Bank muss wegen Fehlern eines einzigen Mitarbeiters fast fünf Milliarden Euro abschreiben. Weil dessen Long-Positionen verkauft werden mussten, haben sich vermutlich die größten europäischen Indizes schlechter als die US-Börsenbarometer entwickelt.
HB PARIS. Société Générale hat einen Betrug bei einem ihrer Händler aufgedeckt, der negative Auswirkungen auf das Geschäft von 4,9 Mrd. Euro hat. Das gab die zweitgrößte börsennotierte Bank Frankreichs am Donnerstag Bank bekannt.
Das Geldhaus teilte außerdem mit, es werde den in Paris ansässigen Händler entlassen. Seine Vorgesetzten würden das Kreditinstitut ebenfalls verlassen. Ein Rücktrittsgesuch des Chefs Daniel Bouton sei abgelehnt worden.
Die derzeit vom Handel an der Euronext ausgesetzten Aktien der Société Générale werden außerbörslich 71 zu 72 Euro gestellt nach 79,08 Euro zum Mittwochschluss. Die Bank hatte am Morgen mitgeteilt, egen der Subprimes-Krise 2,05 Mrd. Euro zusätzlich abschreiben zu müssen und zusätzlich einen Verlust von 4,9 Mrd Euro eingefahren zu haben, den sie auf einen "Betrug" eines Händlers zurückführt. Spekulationen über eine anstehende Milliardenabschreibung bei der Société Générale hatten den Kurs am Mittwoch um zwischenzeitlich mehr als sechs Prozent abstürzen lassen.
Im Handel wird unterdessen davon ausgegangen, dass es sich bei dem Vorgang um Long-Positionen im Dax- und Euro-Stoxx-50-Future gehandelt haben dürfte, die in den vergangenen Tagen aufgelöst worden seien. Dies würde die deutliche Underperformance dieser beiden Indizes gegenüber dem US-Markt erklären. Nachdem die erwartete Position aus dem Markt sei, dürften die Indizes einen Teil der Underperformance zurückgewinnen, so die Vermutung.
Darüber hinaus müsse Société Générale zusätzliche Abschreibungen von 2,05 Mrd. Euro im vierten Quartal vornehmen, die auf die Immobilienkrise zurückzuführen seien Société Générale von einem Nettogewinn zwischen 0,6 und 0,8 Mrd. Euro aus.
Die Bank will die Löcher in der Bilanz mit einer Kapitalerhöhung stopfen. In den kommenden Wochen benötige man deswegen 5,5 Milliarden Euro an frischem Kapital, hieß es.
Nach Angaben der französischen Zentralbank wird umgehend eine Untersuchung eingeleitet. Die Banque de France sei sofort über die Vorgänge bei Societe informiert worden. Zu dem Betrugsfall ist eine Pressekonferenz am Donnerstag um 14.30 Uhr angesetzt.
Bei Händlern löste die Nachricht Stirnrunzeln aus. Nachdem in den vergangenen Tagen immer wieder über hohe Abschreibungen im Zusammenhang mit der Subprime-Krise spekuliert worden sei, werde nun darüber gesprochen, dass der Verlust im Anleihehandel angefallen sein soll. Sollte dieser Verlust im direkten Zusammenhang mit einer Handelsposition stehen, werfe dies die Frage auf, warum die Alarmglocken des Risiko-Managements nicht früher Alarm gegeben hätten.
Im Zusammenhang mit den Subprime-Abschreibungen der Bank sind Händler nun leicht skeptisch, nachdem das Risiko-Management bei der Handelsposition anscheinend erst sehr spät Alarm geschlagen habe. Nun bleibe abzuwarten, wie die angekündigte Kapitalerhöhung aufgenommen werde.
Ein Analyst sagte indes, er bezweifle, dass die Bank erst jetzt von dem Betrug erfahren haben will. "Ich finde es schwer zu verstehen, dass ein Händler in der Lage gewesen sein soll, ein "geheimes Geschäft' von 4,9 Mrd. getätigt zu haben, ohne dass jemand davon gewusst hat", sagte Ion-Marc Valahu von der Amas-Bank in der Schweiz.
Aktuelle Berichte von den internationalen Börsen finden Sie hier
Quelle: Handelsblatt.com
News druckenName Aktuell Diff.% Börse
SOCIETE GENERALE 79,08 -4,15% Paris