Zweites Halbjahr 2006
So viele Börsengänge wie seit dem Jahr 2000 nicht
Mehr als ein Dutzend Unternehmen bereiten sich darauf vor, noch bis zum Jahresende den Gang an die Deutsche Börse anzutreten. Derzeit herrscht zwar wegen der Urlaubszeit und der bevorstehenden traditionell schwächsten Börsenwochen des Jahres Emissionspause; doch hinter den Kulissen treiben viele Unternehmen ihre Börsenpläne voran. Die Größenordnung des Jahres 2001 könnte erstmals wieder übertroffen werden. Damals fanden 26 Unternehmen den Weg an die Deutsche Börse, nachdem es in den Boom-Jahren 1999 und 2000 mehr als 100 gewesen waren. Im Jahr 2003 gab es dann überhaupt keinen Börsengang in Frankfurt.
Nun knüpft die Deutsche Börse an bessere Zeiten an. Allein im Prime Standard, dem am härtesten regulierten Aktiensegment in Frankfurt, gab es in diesem Jahr schon 16 Aktienneuemissionen. Weitere 29 kleine Unternehmen sind seit Jahresanfang neu im Entry Standard, dem wenig regulierten Nachfolger des Neuen Marktes. Davon sind 19 „echte“ Neuemissionen, neun Notierungsaufnahmen ohne Kapitalerhöhung und eine Privatplazierung.
Anleger werden vorsichtig bleiben
Doch seitdem im Mai der langjährige Aufschwung am Aktienmarkt ins Stocken kam, tun sich auch neue Unternehmen an der Börse schwer. Im Frühjahr noch fanden die Aktien sogar von sich etwas merkwürdig präsentierenden Unternehmen wie dem österreichisch-zypriotischen Öldienstleister Catoil reißenden Absatz. Im Juni dann mußten Unternehmen wie Demag Cranes und Klöckner & Co ihre Preisvorstellungen deutlich senken, um ihren gefährdeten Börsengang zustande zu bringen. Wacker Construction mußte seinen Börsengang sogar ganz abblasen. Inzwischen hat sich der Aktienmarkt wieder etwas beruhigt.
Gleichwohl werden die Anleger vorsichtig bleiben. „Auch wenn die Märkte weiterhin herausfordernd sind, ist ein gutes Dutzend Börsengänge im zweiten Halbjahr aber drin“, sagt Andreas Bernstorff, Leiter Aktienemissionen in Deutschland von Dresdner Kleinwort. Sein Widerpart Klaus Hessberger von JP Morgan erwartet mehr als zehn Unternehmen mit dreistelligem Emissionsvolumen. Wichtig sei indes, daß die Kandidaten vorzeigbare Halbjahresgeschäftszahlen vorlegten.
Hauptaugenmerk auf institutionellen Großanlegern
Achim Schäcker, Leiter des Aktienkapitalmarktgeschäfts der Credit Suisse in Deutschland, ist skeptischer. Er hält „maximal acht bis zehn weitere Börsengänge bis Jahresende“ für realistisch. Das Hauptaugenmerk der Investmentbanker dürfte weiterhin weniger auf den Privatanlegern, sondern auf den institutionellen Großanlegern liegen. Schäcker meint, daß die Erwartungen dieser Investoren an die Größe des Streubesitzes und die Aussichten auf eine künftige Aktien-Index-Zugehörigkeit zunehmen werden.
Immerhin haben es von den Neuzugängen des Jahres 2006 schon Wacker-Chemie in den M-Dax und Patrizia Immobilien in den S-Dax geschafft. Neu im S-Dax ist auch das seit längerem börsennotierte Immobilienunternehmen DIC Asset, das im Frühjahr mit einer Kapitalerhöhung in den Prime Standard wechselte.
Schwierige Abstimmung unter Investmentbankern
Ohnehin ist der Immobiliensektor die Branche, die die Phantasien der Investmentbanker auf gute Geschäfte in den kommenden Monaten am meisten beflügelt. Investmentbanker berichten von einer Handvoll Immobiliengesellschaften, die einen Börsengang prüfen. Der größte Börsengang des Jahres dürften die von der Beteiligungsgesellschaft Fortress in einer Holding gebündelten 160000 Wohnungen der Immobiliengesellschaften Gagfah, Nileg und Woba Ende Oktober werden. Um die Emission zwischen einer und 1,5 Milliarden Euro bei Anlegern unterzubringen, sind immerhin vier Banken als Konsortialführer beauftragt.
Dies dürfte die Abstimmung unter den Investmentbankern schwierig gestalten. Auf längere Sicht könnte Gagfah ein Dax-Kandidat werden, nach der Plazierung von zunächst 25 Prozent des Grundkapitals reicht es aber erst nur für den M-Dax. Im Schatten von Fortress treiben die Eigentümer der Sparkassen-Immobiliengesellschaft Corpus, von AVW und der Deutschen Grundvermögen ihre Börsenpläne voran.
Schmack Biogas läßt alle anderen hinter sich
Einige Börsenkandidaten stammen auch aus der Branche Erneuerbare Energien. Die Chancen dieses Sektors bei den Anlegern wird maßgeblich davon bestimmt, ob der Ölpreis wieder steigt und ob die gesetzlichen Rahmenbedingungen vorteilhaft bleiben. Mit der Wertentwicklung des Biogasanlagenbauers Schmack Biogas, neben dem bisher enttäuschenden Solarunternehmen Aleo der einzige Börsengang aus dieser Branche im ersten Halbjahr, können die Anleger jedenfalls sehr zufrieden sein. Mit einem Zuwachs von mehr als 30 Prozent läßt Schmack Biogas alle anderen Börsengänge hinter sich.
Insgesamt hat es sich ohnehin bei den meisten Börsengängen gelohnt zu zeichnen. Von 16 Neuemissionen des Jahres 2006 liegen neun deutlich im Plus. „Daß aufgrund des Börsenumfelds schwierig verlaufene Emissionen wie zum Beispiel Klöckner sich seither gut entwickelt haben, sollte den Anlegern Mut machen, auch künftig Neuemissionen zu zeichnen“, hofft Hessberger von JP Morgan.
Quelle: faz.net
Euer
Einsamer Samariter
So viele Börsengänge wie seit dem Jahr 2000 nicht
Mehr als ein Dutzend Unternehmen bereiten sich darauf vor, noch bis zum Jahresende den Gang an die Deutsche Börse anzutreten. Derzeit herrscht zwar wegen der Urlaubszeit und der bevorstehenden traditionell schwächsten Börsenwochen des Jahres Emissionspause; doch hinter den Kulissen treiben viele Unternehmen ihre Börsenpläne voran. Die Größenordnung des Jahres 2001 könnte erstmals wieder übertroffen werden. Damals fanden 26 Unternehmen den Weg an die Deutsche Börse, nachdem es in den Boom-Jahren 1999 und 2000 mehr als 100 gewesen waren. Im Jahr 2003 gab es dann überhaupt keinen Börsengang in Frankfurt.
Nun knüpft die Deutsche Börse an bessere Zeiten an. Allein im Prime Standard, dem am härtesten regulierten Aktiensegment in Frankfurt, gab es in diesem Jahr schon 16 Aktienneuemissionen. Weitere 29 kleine Unternehmen sind seit Jahresanfang neu im Entry Standard, dem wenig regulierten Nachfolger des Neuen Marktes. Davon sind 19 „echte“ Neuemissionen, neun Notierungsaufnahmen ohne Kapitalerhöhung und eine Privatplazierung.
Anleger werden vorsichtig bleiben
Doch seitdem im Mai der langjährige Aufschwung am Aktienmarkt ins Stocken kam, tun sich auch neue Unternehmen an der Börse schwer. Im Frühjahr noch fanden die Aktien sogar von sich etwas merkwürdig präsentierenden Unternehmen wie dem österreichisch-zypriotischen Öldienstleister Catoil reißenden Absatz. Im Juni dann mußten Unternehmen wie Demag Cranes und Klöckner & Co ihre Preisvorstellungen deutlich senken, um ihren gefährdeten Börsengang zustande zu bringen. Wacker Construction mußte seinen Börsengang sogar ganz abblasen. Inzwischen hat sich der Aktienmarkt wieder etwas beruhigt.
Gleichwohl werden die Anleger vorsichtig bleiben. „Auch wenn die Märkte weiterhin herausfordernd sind, ist ein gutes Dutzend Börsengänge im zweiten Halbjahr aber drin“, sagt Andreas Bernstorff, Leiter Aktienemissionen in Deutschland von Dresdner Kleinwort. Sein Widerpart Klaus Hessberger von JP Morgan erwartet mehr als zehn Unternehmen mit dreistelligem Emissionsvolumen. Wichtig sei indes, daß die Kandidaten vorzeigbare Halbjahresgeschäftszahlen vorlegten.
Hauptaugenmerk auf institutionellen Großanlegern
Achim Schäcker, Leiter des Aktienkapitalmarktgeschäfts der Credit Suisse in Deutschland, ist skeptischer. Er hält „maximal acht bis zehn weitere Börsengänge bis Jahresende“ für realistisch. Das Hauptaugenmerk der Investmentbanker dürfte weiterhin weniger auf den Privatanlegern, sondern auf den institutionellen Großanlegern liegen. Schäcker meint, daß die Erwartungen dieser Investoren an die Größe des Streubesitzes und die Aussichten auf eine künftige Aktien-Index-Zugehörigkeit zunehmen werden.
Immerhin haben es von den Neuzugängen des Jahres 2006 schon Wacker-Chemie in den M-Dax und Patrizia Immobilien in den S-Dax geschafft. Neu im S-Dax ist auch das seit längerem börsennotierte Immobilienunternehmen DIC Asset, das im Frühjahr mit einer Kapitalerhöhung in den Prime Standard wechselte.
Schwierige Abstimmung unter Investmentbankern
Ohnehin ist der Immobiliensektor die Branche, die die Phantasien der Investmentbanker auf gute Geschäfte in den kommenden Monaten am meisten beflügelt. Investmentbanker berichten von einer Handvoll Immobiliengesellschaften, die einen Börsengang prüfen. Der größte Börsengang des Jahres dürften die von der Beteiligungsgesellschaft Fortress in einer Holding gebündelten 160000 Wohnungen der Immobiliengesellschaften Gagfah, Nileg und Woba Ende Oktober werden. Um die Emission zwischen einer und 1,5 Milliarden Euro bei Anlegern unterzubringen, sind immerhin vier Banken als Konsortialführer beauftragt.
Dies dürfte die Abstimmung unter den Investmentbankern schwierig gestalten. Auf längere Sicht könnte Gagfah ein Dax-Kandidat werden, nach der Plazierung von zunächst 25 Prozent des Grundkapitals reicht es aber erst nur für den M-Dax. Im Schatten von Fortress treiben die Eigentümer der Sparkassen-Immobiliengesellschaft Corpus, von AVW und der Deutschen Grundvermögen ihre Börsenpläne voran.
Schmack Biogas läßt alle anderen hinter sich
Einige Börsenkandidaten stammen auch aus der Branche Erneuerbare Energien. Die Chancen dieses Sektors bei den Anlegern wird maßgeblich davon bestimmt, ob der Ölpreis wieder steigt und ob die gesetzlichen Rahmenbedingungen vorteilhaft bleiben. Mit der Wertentwicklung des Biogasanlagenbauers Schmack Biogas, neben dem bisher enttäuschenden Solarunternehmen Aleo der einzige Börsengang aus dieser Branche im ersten Halbjahr, können die Anleger jedenfalls sehr zufrieden sein. Mit einem Zuwachs von mehr als 30 Prozent läßt Schmack Biogas alle anderen Börsengänge hinter sich.
Insgesamt hat es sich ohnehin bei den meisten Börsengängen gelohnt zu zeichnen. Von 16 Neuemissionen des Jahres 2006 liegen neun deutlich im Plus. „Daß aufgrund des Börsenumfelds schwierig verlaufene Emissionen wie zum Beispiel Klöckner sich seither gut entwickelt haben, sollte den Anlegern Mut machen, auch künftig Neuemissionen zu zeichnen“, hofft Hessberger von JP Morgan.
Quelle: faz.net
Euer
Einsamer Samariter