Sehr robust - Leerverkäufer gehen leer aus

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Sehr robust - Leerverkäufer gehen leer aus

 
20.11.03 17:49
Die Wall Street zeigt sich nach schwachem Start sehr robust. Konjunkturdaten nähren die Hoffnung, dass die Märkte die Terrorangst erneut wegstecken können. Leerverkäufer, die auf fallende Kurse setzen, würden dann leer ausgehen.

Frankfurt am Main - Zunächst sah es düster aus. Unmittelbar nach Bekanntwerden der Anschläge wenige Minuten nach 10 Uhr war der Dax  steil nach unten gerutscht. Binnen dreissig Minuten gab der Index rund 80 Punkte ab und durchschlug die Marke von 3600 Punkten. Nach der zunächst schwachen Eröffnung der US-Börsen baute der Dax seine Verluste weiter aus und fiel zeitweise um 1,9 Prozent auf 3681 Zähler.

Doch mit der langsamen Erholung der US-Leitbörse reduzierte auch der Dax seine Verluste deutlich: In New York notierte der Dow Jones  nach einer Stunde Handel nur noch 0,3 Prozent im Minus, während der Nasdaq Composite  sogar leicht zulegen konnte.

Evakuierung des Weißen Hauses belastet nur kurz

Die Nachricht, dass das Weiße Haus in Washington evakuiert worden sei, hatte den US-Märkten zum Auftakt zunächst einen Tiefschlag versetzt. Allerdings stellte sich bald heraus, dass der Luftraum über dem Weißen Haus lediglich durch einen verirrten Piloten verletzt worden sei, was für Erleichterung sorgte. Stabilisierung kam auch durch die neuen US-Arbeitsmarktdaten, die erneut besser als erwartet ausgefallen sind.

Konjunkturdaten stützen den Markt

Der Vier-Wochen-Durchschnitt bei den Erstanträgen auf Arbeitslosigkeit ist nach den jüngsten Zahlen um weitere 9000 auf 367.000 gefallen, das ist der niedrigste Stand seit Februar 2001 und deutlich unter der wichtigen Marke von 400.000. "Vielleicht ist der Markt angesichts der Konjunktur-Erholung in der Lage, die Terrorangst wie in der Sitzung am Montag wieder abzuschütteln", gab sich ein Händler in New York optimistisch. Auch nach den Anschlägen vom Wochenende in Istanbul waren die Märkte nur kurzzeitig in die Knie gegangen.

Flucht in Rentenmärkte - Lufthansa und Tui unter Druck

Vorsichtige Anleger suchen dennoch zunächst Schutz in den Bond-Märkten. Der Bund-Future, der für Staatsanleihen die Richtung weist, ist am Donnerstag gestiegen. Auch die Krisenwährungen Gold und Schweizer Franken legten zu.

Zu den größten Verlierern im Dax gehörten der Reisekonzern Tui  und die Lufthansa . Bereits am Montag hatten Tui  nach den Anschlägen vom Samstag auf zwei Synagogen in Istanbul stark verloren. Im Sommer 2003 gehörte die Türkei als Tourismusziel zu den größten Verlierern bei der Tui. Im Kernmarkt Deutschland verzeichnete TUI einen Buchungsrückgang in die Türkei von 22,8 Prozent.

Schwächer tendierten auch die Autoaktien, allen voran mal wieder DaimlerChrysler , der der unter dem erneut anziehenden Euro litt. Die Gemeinschaftswährung hielt sich am Nachmittag deutlich über der Marke von 1,19 US-Dollar.

Versicherer: "Terrorschäden kaum noch versichert"

Auch die Finanztitel Allianz  und Münchener Rück  konnten ihre Verluste am Nachmittag begrenzen. Analyst Konrad Becker von Merck Finck betonte: "Die Verluste hängen nicht direkt mit den Terrorschäden zusammen, zumal auch Versicherer wie die Allianz , Münchener Rück und Hannover Rück nicht so stark auf dem türkischen Markt engagiert sind." Terrorschäden seien zumeist aus den Policen der Versicherer heraus genommen worden. "Und wenn sie versichert sind, dann nur zu sehr hohen Prämien, so dass die Belastung nicht so groß ist."
 
Grund für die Verluste sei eher die hohe Abhängigkeit der Versicherer von den Aktienmärkten, sagte Becker. Mit den Börsen-Verlusten steige die Gefahr, dass die Versicherer zusätzliche Abschreibungen auf Aktienpakte vornehmen müssten und dies den Gewinn mindere. "Die Verluste bei Finanztiteln hängen eher mit der hohen so genannten Beta-Kennzahl zusammen, also der Entwicklung einer Aktie im Vergleich zum Gesamtmarkt", ergänzte Analyst Frank Stoffel von der WestLB. "Versicherungswerte machen jede Bewegung des Gesamtmarktes überproportional stark mit."

HSBC und britisches Konsulat betroffen

Dem Nachrichtensender CNN Türk zufolge gab es Explosionen nahe der örtlichen Zentrale der britisch-asiatischen Großbank HSBC. Auch das britische Konsulat ist von den Anschlägen betroffen: Der britische Generalkonsul Roger Short wurde getötet. Bereits nach den ersten Anschlägen in Istanbul am Wochenende, als mehr als 20 Menschen ums Leben kamen, waren die Angst vor Terroranschlägen an die Märkte zurückgekehrt. Hinzu kam die Sorge, dass sich die Serie von Guerilla-Angriffen auch im Irak forsetzen wird.

Euro klettert, Franken sehr fest

An den Devisenmärkten sorgten die Anschläge ebenfalls für Bewegung. Der Euro kletterte unmittelbar nach den Anschlägen um rund 30 Ticks auf 1,1930 Dollar. Auch der Schweizer Franken legte stark zu. Er hat einen traditionellen Status als Krisenwährung.

www.manager-magazin.de/geld/artikel/0,2828,274811-2,00.html
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