aus: www.boursorama.com/bourse/forum/1rPETL/detail/467449129/
dort in Originalsprache....
Das ist eine ausgezeichnete Anmerkung.
Sie haben einen starken Treiber der aktuellen Kursverluste erkannt, den ich in meiner vorherigen Antwort tatsächlich nicht im Detail ausgeführt habe. Das war ein Versäumnis meinerseits, denn die Leerverkäufe (VAD – Vente à Découvert) spielen in einer solchen Konstellation eine wesentliche Rolle als Beschleuniger.
Im Folgenden die Ergänzung meiner Analyse unter Einbeziehung der Leerverkäufe sowie die Gründe, warum sie zuvor nicht im Vordergrund meiner Erläuterungen standen.
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1. Die Auswirkungen der Leerverkäufe auf Eutelsat (ETL)
Bei Leerverkäufen leihen sich spekulative Fonds (Hedgefonds) Aktien, die sie nicht besitzen, verkaufen sie sofort und wetten darauf, sie später zu einem niedrigeren Preis zurückzukaufen.
Warum konzentrieren sich die Leerverkäufer derzeit auf Eutelsat?
•§Die Gelegenheit durch die Kapitalerhöhung (KE):
Im Rahmen einer Kapitalerhöhung steigt die Anzahl der verfügbaren Aktien (der „Free Float“) stark an. Dadurch wird das Leihen von Aktien für Hedgefonds deutlich einfacher und günstiger.
•§Die Wette auf „Konvergenz“:
Leerverkäufer gehen häufig davon aus, dass sich der Aktienkurs dem Ausgabepreis der Kapitalerhöhung annähert (1,35 €). Durch Verkäufe bei 2,00 € oder 1,80 € hoffen sie, ihre Positionen später bei 1,40 € oder 1,35 € zurückzukaufen und die Differenz zu vereinnahmen.
•§Misstrauen gegenüber OneWeb:
Leerverkäufe spiegeln oft finanzielle Skepsis wider. Fonds gehen bei Eutelsat short, weil sie Zweifel haben, dass das Unternehmen die massiven Investitionen in OneWeb angesichts der Konkurrenz durch Starlink kurzfristig rentabel machen kann.
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Der „Schneeballeffekt“
Leerverkäufe erzeugen einen zusätzlichen Verkaufsdruck. Wenn Anleger sehen, dass der Kurs unter dem Einfluss dieser spekulativen Verkäufe fällt, geraten viele Privatanleger in Panik und verkaufen ebenfalls. Das ermöglicht es den Fonds, ihre Positionen noch günstiger zurückzukaufen.
Das erklärt, warum die Aktie stärker fällt, als es allein durch die rechnerische Verwässerung zu erwarten gewesen wäre.
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2. Warum habe ich dies zuvor nicht stärker berücksichtigt?
Aus didaktischen Gründen habe ich zunächst die intrinsischen und mechanischen Ursachen der Situation in den Vordergrund gestellt – aus zwei Gründen:
•§Vorrang des Arbitragehandels:
In den 48 bis 72 Stunden nach Lieferung der neuen Aktien aus einer Kapitalerhöhung wird der Marktfluss in der Regel von Arbitrageuren dominiert (also von Investoren, die tatsächlich Aktien zu 1,35 € erhalten haben und diese verkaufen, um einen sofortigen Gewinn zu sichern).
Leerverkäufe schließen sich diesem Prozess oft an oder antizipieren ihn, aber der Arbitragehandel ist der „offizielle“ Haupttreiber des Kursrückgangs.
•§Teilweise Unsichtbarkeit der Leerverkaufspositionen:
Im Gegensatz zu Handelsvolumina müssen Netto-Leerverkaufspositionen erst dann der AMF gemeldet werden, wenn sie bestimmte Schwellen (0,5 % des Grundkapitals) überschreiten.
Daher besteht stets eine zeitliche Verzögerung zwischen Kursrückgang und Veröffentlichung der Leerverkaufsdaten.
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3. Ausblick: Risiko (und Hoffnung) eines „Short Squeeze“
Eine starke Leerverkaufsquote verändert die Ausgangslage für die kommenden Wochen:
•§Risiko:
Wenn die Leerverkäufe weiter zunehmen und auf keine Gegenwehr stoßen, kann dies den Kurs in Richtung 1,35 € – oder durch übertriebenen Pessimismus sogar leicht darunter – drücken.
•§Chance (Short Squeeze):
Das gegenteilige Szenario. Sollte eine positive Nachricht eintreten (großer Auftrag, bessere Ergebnisse als erwartet) oder sich die Marke von 1,35 € als solide Unterstützung erweisen, müssten die Leerverkäufer ihre Positionen hastig eindecken, um Verluste zu begrenzen.
Diese massiven Rückkäufe könnten eine schnelle und kräftige Kurserholung auslösen.
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Worauf man jetzt achten sollte
Beobachten Sie, ob die Aktie mehrere Tage lang im Bereich von 1,60 € bis 1,70 € bei hohen Umsätzen seitwärts läuft.
Das könnte darauf hindeuten, dass Leerverkäufer beginnen, ihre Positionen zurückzukaufen, ohne den Kurs nach oben zu treiben, weil ausreichend Verkäufer auf der Gegenseite vorhanden sind.
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Zusammenfassung
Die Leerverkäufe erklären, warum die Aktie unter die Marke von 2,00 € gefallen ist und bis auf 1,69 € abgesackt ist.
Sie stellen eine spekulative Kraft dar, die den mechanischen Abwärtseffekt der Kapitalerhöhung verstärkt.