Neuer Höchststand
Schwellenländer treiben Ölpreis
Der Energiehunger der aufstrebenden Industriestaaten treibt den Ölpreis auf neue Rekordhöhen. "Wenn der Winter etwas kühler wird, geht der Preis auf 85 Dollar", fürchtet Eberhard Unger, Experte des unabhängigen Analysehauses "fairesearch". Schuld daran sei vor allem die unerwartet starke Nachfrage in China, Indien und Russland. „Sie brauchen unbedingt Öl“, sagt Unger, „egal zu welchem Preis“.
agr/doh/mbr/rp/tom DÜSSELDORF. Die anhaltende Dynamik dieser Länder sorge dafür, dass die Weltwirtschaft trotz der schwächelnden US-Konjunktur stark bleibe und gleichzeitig die Nachfrage nach Öl weiter steige und damit die Preise für den Rohstoff treibe, beobachtet auch die Morgan-Stanley-Ökonomin Elga Bartsch. Ohne die neue Rolle der Schwellenländer wäre es "verwunderlich", sagte sie, dass über eine mögliche Rezession in den USA diskutiert werde und gleichzeitig der Ölpreis weiter steige. Denn in der Vergangenheit war es der stetig steigende Verbrauch in den USA, der als Treibstoff für die Hausse auf dem Ölmarkt diente.
Der Ölpreis ist am Donnerstag wegen des Hurrikans "Humberto" erneut auf ein Rekordhoch geklettert. Der über Texas und den Ölanlagen am Golf von Mexiko wütende Wirbelsturm schürte am Markt die Furcht vor Versorgungsengpässen in der beginnenden Heizsaison. Ein Barrel (159 Liter) US-Leichtöl kostete bis zu 80,20 Dollar und damit so viel wie noch nie zuvor. Zum Handelsschluss notierte der Oktoberkontrakt auf ein Barrel der Sorte Light Sweet Crude an der Nymex bei 80,09 Dollar. Seit Jahresbeginn hat sich Öl um rund 30 Prozent verteuert, seit 2002 hat sich der Preis vervierfacht. Damit haben sich die realen Ölpreise der seinerzeit utopisch anmutenden Prognose der Goldman-Sachs-Analysten weiter angenähert. Sie hatten im März vergangenen Jahres Rohölnotierungen von 105 Dollar je Barrel vorhergesagt.
Wegen des steigenden Wohlstands geht das Wirtschaftswachstum in China und Indien inzwischen einher mit einem deutlich höheren Energieverbrauch, betonte BP-Chefökonom Christof Rühl. Früher sei das Wirtschaftswachstum dort zwar auch stark gewesen, aber lag noch deutlich über der Zunahme des Energiekonsums. Das habe sich jetzt geändert.
Die angekündigte Ausweitung der Opec-Förderung um 500 000 Barrel von November an ist da nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Zumal die Opec-Staaten selbst ihren Ölverbrauch in den vergangenen Jahren nach Berechnungen der IEA stärker gesteigert haben als ihre Förderung. Die Opec-Mitglieder, aber auch andere Ölförderer wie Russland und Mexiko "kannibalisieren ihre Erdölausfuhr", meint Jeff Rubin, Chefökonom von CIBC World Markets in Toronto.
Der Ölverbrauch der Opec-Staaten sei seit dem Jahr 2000 zweieinhalbmal so stark gestiegen wie der Ölkonsum in anderen Teilen der Welt, rechnet Leo Drollas vom Londoner Zentrum für Globale Energiestudien vor: von 6,3 Mill. Barrel pro Tag in 2000 auf erwartete 8,5 Mill. in 2007. "Der wachsende Eigenbedarf frisst alle möglichen Produktionssteigerungen auf", so Drollas.
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Quelle: HANDELSBLATT, Donnerstag, 13. September 2007, 21:30 Uhr
¡hasta pronto!
Einsamer Samariter
Schwellenländer treiben Ölpreis
Der Energiehunger der aufstrebenden Industriestaaten treibt den Ölpreis auf neue Rekordhöhen. "Wenn der Winter etwas kühler wird, geht der Preis auf 85 Dollar", fürchtet Eberhard Unger, Experte des unabhängigen Analysehauses "fairesearch". Schuld daran sei vor allem die unerwartet starke Nachfrage in China, Indien und Russland. „Sie brauchen unbedingt Öl“, sagt Unger, „egal zu welchem Preis“.
agr/doh/mbr/rp/tom DÜSSELDORF. Die anhaltende Dynamik dieser Länder sorge dafür, dass die Weltwirtschaft trotz der schwächelnden US-Konjunktur stark bleibe und gleichzeitig die Nachfrage nach Öl weiter steige und damit die Preise für den Rohstoff treibe, beobachtet auch die Morgan-Stanley-Ökonomin Elga Bartsch. Ohne die neue Rolle der Schwellenländer wäre es "verwunderlich", sagte sie, dass über eine mögliche Rezession in den USA diskutiert werde und gleichzeitig der Ölpreis weiter steige. Denn in der Vergangenheit war es der stetig steigende Verbrauch in den USA, der als Treibstoff für die Hausse auf dem Ölmarkt diente.
Der Ölpreis ist am Donnerstag wegen des Hurrikans "Humberto" erneut auf ein Rekordhoch geklettert. Der über Texas und den Ölanlagen am Golf von Mexiko wütende Wirbelsturm schürte am Markt die Furcht vor Versorgungsengpässen in der beginnenden Heizsaison. Ein Barrel (159 Liter) US-Leichtöl kostete bis zu 80,20 Dollar und damit so viel wie noch nie zuvor. Zum Handelsschluss notierte der Oktoberkontrakt auf ein Barrel der Sorte Light Sweet Crude an der Nymex bei 80,09 Dollar. Seit Jahresbeginn hat sich Öl um rund 30 Prozent verteuert, seit 2002 hat sich der Preis vervierfacht. Damit haben sich die realen Ölpreise der seinerzeit utopisch anmutenden Prognose der Goldman-Sachs-Analysten weiter angenähert. Sie hatten im März vergangenen Jahres Rohölnotierungen von 105 Dollar je Barrel vorhergesagt.
Wegen des steigenden Wohlstands geht das Wirtschaftswachstum in China und Indien inzwischen einher mit einem deutlich höheren Energieverbrauch, betonte BP-Chefökonom Christof Rühl. Früher sei das Wirtschaftswachstum dort zwar auch stark gewesen, aber lag noch deutlich über der Zunahme des Energiekonsums. Das habe sich jetzt geändert.
Die angekündigte Ausweitung der Opec-Förderung um 500 000 Barrel von November an ist da nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Zumal die Opec-Staaten selbst ihren Ölverbrauch in den vergangenen Jahren nach Berechnungen der IEA stärker gesteigert haben als ihre Förderung. Die Opec-Mitglieder, aber auch andere Ölförderer wie Russland und Mexiko "kannibalisieren ihre Erdölausfuhr", meint Jeff Rubin, Chefökonom von CIBC World Markets in Toronto.
Der Ölverbrauch der Opec-Staaten sei seit dem Jahr 2000 zweieinhalbmal so stark gestiegen wie der Ölkonsum in anderen Teilen der Welt, rechnet Leo Drollas vom Londoner Zentrum für Globale Energiestudien vor: von 6,3 Mill. Barrel pro Tag in 2000 auf erwartete 8,5 Mill. in 2007. "Der wachsende Eigenbedarf frisst alle möglichen Produktionssteigerungen auf", so Drollas.
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Quelle: HANDELSBLATT, Donnerstag, 13. September 2007, 21:30 Uhr
¡hasta pronto!
Einsamer Samariter