04.03.2008 15:58
CEBITCEBIT/ROUNDUP/SAP: Pause nach Milliarden-Zukauf und Mittelstandsoffensive
Europas größter Softwarekonzern SAP (News/Aktienkurs) will nach dem milliardenschweren Zukauf von Business Objects und der Mittelstandsoffensive eine Verschnaufpause einlegen. Vorerst werde es keine neuen, großen Baustellen geben, sagte SAP-Chef Henning Kagermann am Dienstag auf der CeBIT in Hannover. "Wir werden ab diesem Jahr die erneuerte Produktpalette konsolidieren."
Von der der verbreiterten Produktpalette verspricht sich Kagermann größere Marktchancen. "Mit den Ergänzungen wächst der für uns adressierbare Markt über die 75 Milliarden Dollar, die wir für 2010 in Aussicht gestellt haben." SAP hatte für Business Objects 4,8 Milliarden Euro ausgegeben und damit den Marktführer für sogenannte Business-Intelligence-Software erworben. Diese Software ermöglicht dem Management eines Unternehmens einen Überblick über die Entwicklung in verschiedenen Sparten und Weltregionen. Es war der größte Zukauf in der Geschichte des Walldorfer Unternehmens.
HOFFNUNGSTRÄGER MITTELSTANDSSOFTWARE
Zweiter Hoffnungsträger ist die Mittelstandssoftware Business byDesign. SAP setzt auf das Geschäft mit dem Mittelstand, da der Löwenanteil der Großkonzerne bereits Kunden von SAP sind. Neu ist neben der Software auch der Vertriebsweg. SAP vermietet die Software an ihre Kunden, statt sie als Lizenzen zu verkaufen. Die Walldorfer wollen den Anteil der Mittelstandskunden von derzeit 65 Prozent auf 75 bis 80 Prozent erhöhen. Bis 2010 peilt SAP an, die Kundenzahl auf 100.000 zu verdreifachen.
Von diesem Jahr an will sich Kagermann nun von den großen Baustellen abwenden und sich auf die Verbesserung der Gewinnmarge konzentrieren. Nach einem Rückgang der EBIT-Marge auf 26,5 Prozent 2007 stellt er für das laufende Jahr eine Rückkehr zu früheren Höhen zwischen 27,5 und 28 Prozent in Aussicht.
KOOPERATION MIT INTEL
Um das Geschäft anzukurbeln setzt SAP neben neuen Produkten auch auf neue Vertriebswege. So planen die Walldorfer mit dem weltgrößten Chipbauer Intel (News/Aktienkurs) ein Paket von Hardware und Software. Auf Basis des Intel-Chips will SAP eigene standardisierte Mittelstandssoftware gemeinsam mit einem Betriebssystem von Novell als Gesamtpaket anbieten. Dieser Partnerschaft sollen andere folgen. "Wir verschließen uns niemanden, wenn es sinnvoll ist", sagte Kagermann.
Mit dem Intel-Konkurrenten AMD (News/Aktienkurs) plant SAP allerdings kein ähnliches Paket. "Wir wollen insgesamt vielleicht zwei oder drei Kombinationen zu Paketen schnüren", sagte Kagermann. "Mehr Vielfalt an Wahlmöglichkeiten eignet sich nur für Großkunden. Für den Mittelstand stehen ein rascher Einbau und niedrige Kosten im Vordergrund. Daher setzen wir auf standardisierte Lösungen." Die Wahl des ersten Partners fiel nicht zufällig auf Intel. "Mit Intel haben wir angefangen, weil der Marktführer einen breiten Kundenkreis hat. Davon geht Signalwirkung aus."
VON FINANZKRISE NICHT BETROFFEN
In den USA, dem weltgrößten Software-Markt, setzt Kagermann aber weiterhin auf Großkunden. Dort, wo der Konkurrent Oracle dominiert, ist für SAP noch Potenzial. Dagegen fällt das Mittelstandsgeschäft, welches in Europa und in Asien Hoffnungsträger der SAP ist, in den USA kaum ins Gewicht. Von der in den USA entstandenen Finanzkrise sieht sich der SAP-Chef nicht betroffen. "Wir erleben in der Nachfrage in den Vereinigten Staaten keine Veränderungen", sagte Kagermann. "Wir sehen schon seit zwei, drei Quartalen eine gewisse Kaufzurückhaltung. Die Stärken von SAP liegen auch woanders."
Die Walldorfer erzielen im Finanzsektor nur einen geringen Anteil des Umsatzes. Zudem ist SAP im weltgrößten Softwaremarkt weiterhin weniger präsent als in anderen Weltregionen. Daher sieht Kagermann das größte Wachstum weiterhin in den Schwellenländern Asiens, also China und Indien./fn/DP/fj
ISIN
DE0007164600 US4581401001