S I G N A T U R Einlass für Trojanische Pferde

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S I G N A T U R Einlass für Trojanische Pferde

 
18.01.02 15:21
18.01.2002


Die elektronische Unterschrift stößt bei Verbrauchern wie Experten auf Vorbehalte.


Berlin - Die von der Bundesregierung beschlossenen neuen Rahmenbedingungen für die digitale Signatur im Internet stoßen auf Vorbehalte. Nach Angaben der Stiftung Warentest in Berlin sind die derzeit erhältlichen Signaturprodukte nicht vor Missbrauch sicher. Außerdem sei bislang der tatsächliche Nutzen des E-Government für die Verbraucher fraglich. Der Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (Bitkom) kritisiert dagegen nicht den Zweck, sondern ihm geht die Initiative der Bundesregierung nicht weit genug.

Bis zum Jahr 2005 will die Bundesregierung mit ihrer Initiative "BundOnline 2005" alle ihre Dienstleistungen auch über das Internet anbieten. Der Kabinettsbeschluss schaffe dafür die Voraussetzungen, so die Staatssekretärin im Bundesinnenministerium, Brigitte Zypries.

Zunächst erhalten die mehr als 200.000 Beschäftigten der Ministerien und Bundesbehörden die Möglichkeit, per Internet Dokumente elektronisch zu unterschreiben oder zu empfangen. Der Bund geht davon aus, dass Länder und Kommunen nachziehen werden. Zugleich soll der Vorstoß aber auch Modellcharakter für Wirtschaft und Bürger haben.

Verschlüsselt und identifiziert

Der Schutz der elektronischen Unterschrift vor Missbrauch werde durch eine eindeutige Identifizierung und Verschlüsselung gewährleistet, so Zypries. Der Kabinettsbeschluss sehe hierfür keine Formvoraussetzungen vor. Sowohl "fortgeschrittene Signaturen" auf Softwarebasis als auch "qualifizierte Signaturen" seien möglich.

Bei letzterem Verfahren werden die persönlichen Daten extern auf Chipkarten gespeichert und per Lesegerät zum Computer übertragen. Es wird bereits beim Homebanking mit dem so genannten HBCI-Verfahren (Home Banking Computer Interface) verwendet und gilt unter Experten als sicherer als Softwarelösungen. Laut Zypries soll es bei E-Government-Projekten nur dann zur Anwendung kommen, wenn es unbedingt erforderlich ist. Die Softwarelösung wird also bevorzugt.

Bauchweh bei Sicherheitsfragen

Ausreichenden Schutz vor Missbrauch biete allerdings keines der derzeit erhältlichen Signaturprodukte, gibt Daniel Gläser, EDV- und Internetexperte bei der Stiftung Warentest in Berlin, zu bedenken. So sei etwa bei mehreren Produkten das Problem möglichen Missbrauchs durch Trojanische Pferde nachgewiesen - und bislang noch nicht behoben worden. "Wir haben noch etwas Bauchweh, was die Sicherheit dieser Anwendungen anbelangt. Da ist noch Handlungsbedarf."

Das vorgesehene abgestufte Sicherheitsniveau beim E-Government hält Gläser trotzdem für eine vernünftige und pragmatische Lösung: "Man muss ja nicht überall ein Hochsicherheitsschloss anbringen. Bei der herkömmlichen Post reicht schließlich auch oft eine Postkarte aus, und nur manchmal ist ein Einschreiben erforderlich."

Abschied von der "Rennerei" zu Ämtern

Das größere Problem sieht der Experte darin, einen gewissen Sicherheitsstandard mit einfacher Handhabung zu vereinen. Viele Computernutzer seien bereits mit der Installation ihres Kartenlesegerätes beim Homebanking überfordert. Dieses Problem stelle sich auch beim E-Government. Zudem sei nicht geklärt, woher die Verbraucher die nötigen Geräte bekommen sollen: "Die Aktivierungshürde schreckt viele Verbraucher ab."

 
   
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Die Einführung der Online-Dienstleistungen des Bundes hält Gläser grundsätzlich für eine gute Idee. Bürger könnten sich damit einige "Rennerei" zu Ämtern sparen. Allerdings stellt er den tatsächlichen Nutzen noch in Frage: "Die bisherigen Erfahrungen mit dem E-Government sind nicht so ermutigend." Das Beispiel Elektronische Steuererklärung zeige, dass der Verwaltungsvorgang komplizierter statt einfacher werde. So verlängere sich die Bearbeitungszeit, da die oft überforderten Beamten die Daten nicht bearbeiten könnten. Zudem müssten Bürger ihre Belege immer noch schriftlich einreichen.

Für die Bitkom als Interessenvertretung der deutschen Telekommunikationsindustrie ist der Beschluss des Bundeskabinetts nur ein kleiner Schritt in die richtige Richtung. Hier wird kritisiert, dass die Länder und Kommunen noch nicht erfasst werden. Die meisten Vorgänge zwischen Bürgern und Verwaltung fänden gerade dort statt. Auch fehlten Vorschläge, wie die Nutzer der Technologie zu gewinnen sind. Nach Ansicht der Bitkom wäre die Einführung einer "Bürgerkarte" für jedermann mit Chip und digitaler Signatur sinnvoller.

Von Felix Rehwald, dpa
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