RoplandLEuschel, der ewige OPtimist !boerse.de

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jack303:

RoplandLEuschel, der ewige OPtimist !boerse.de

 
14.10.02 09:10
Roland Leuschel

« Der ewige Optimist » - R. Leuschel

Jetzt werden anscheinend in der internationalen Presse und bei vielen Experten langsam « die Messer gewetzt », um den Mythos Greenspan entsprechend schlachten zu können. Als Beispiel zitiere ich den Leitartikel von Martin Wolf in der Financial Times London « Greenspan goes on trial for complacency about bubbles ». Es gilt den Schuldigen zu finden, nicht für das Platzen der grössten Aktienblase der Geschichte, sondern dafür was danach kommt. Und alle die sich in den letzten Jahren ein wenig gesunden Menschenverstand bewahrt haben, sind davon überzeugt, dass die grösste Kapitalvernichtung aller Zeiten (seit Mârz 2000 wurden weltweit rund 12.000 Milliarden Dollar, d.h. etwas mehr als das Bruttosozialprodukt Amerikas von 2001 vernichtet) realwirtschaftliche Folgen haben wird. Zwar gibt es immer noch Optimisten, die kein Abgleiten der Weltwirtschaft in eine zweite Rezession (Double Dip) vorhersagen. An der Spitze steht Alan Greenspan, der wörtlich erklärte : « Trotz der Auswirkungen des Wertverlusts von acht Billionen (= 8.000 Milliarden) Dollar am Aktienmarkt, des scharfen Rückgangs der Investitionen und natürlich der tragischen Ereignisse vom 11. September 2001 hat sich unsere Wirtschaft stabil gehalten. » Auch die Chefvolkswirtin, Gail Fosler, des Conference Board glaubt an eine starke Wiederbelebung und erwartet eine Zinsanhebung als nächsten Schritt der Fed. Sie sagt ein Wirtschaftswachstum von 4% im Jahre 2003 für die USA voraus.

Präsident Bush wirds schon richten, und er hat ja hinter sich eine überstarke Rüstungs- bzw. Öllobby, mit anderen Worten ein Krieg gegen den Irak scheint in dieser Logik immer wahrscheinlicher, um die Wirtschaft wieder in Schwung zu bringen. Der Berater des früheren US-Präsidenten Ronald Reagan, Lawrence Kudlow, hat es auf den Punkt gebracht : « Den Markt mit Gewalt zurückerobern ! » Er geht davon aus, der Krieg könnte den Dow Jones « um ein paar Tausend Punkte » nach oben bringen. Andere US-Ökonomen stimmen mit Kudlow überein, und nicht umsonst werden in den Medien die Ergebnisse einer US-Studie zitiert, wonach die Gesamtkosten einer Militäroperation rund 200 Milliarden Dollar betragen würden, das heisst rund 2% des Bruttosozialprodukts. Der Präsident der Federal Reserve von Richmond, Alfred Broaddus, erklärte : « Die Folgen eines kurzen Krieges könnten sehr milde, wenn nicht sogar positiv sein. Nach dem ersten Golfkrieg Anfang der 90er Jahre hätten die Märkte von der militärischen Auseinandersetzung profitiert, weil die Unsicherheiten verschwunden seien. » Und was geschieht, wenn der Krieg längere Zeit andauern sollte, und die arabische Welt ihre Ölproduktion reduziert ?, fragen sich zu Recht realistische Anleger.

In der letzten Ausgabe der Welt am Sonntag wurde ein Interview mit Heiko Thieme und mir veröffentlicht. Heiko Thieme sieht den Dow bei 12.000 und den Dax bei 5.000 bereits im Jahre 2004. Ich habe dagegen die Befürchtung geäussert, der Dow könnte binnen Jahresfrist auf einen « fairen » Kurs von 4.500 bis 5.000 Punkte fallen und den Dax in einer Übertreibung auf 2.000 bis 2.200 runterziehen, und die Ihnen längst bekannte Meinung wiederholt : Wir müssen mit einer 10- bis 12-jährigen Seitwärtsbewegung der Börse rechnen und unser Verhalten darauf einstellen, das heisst Kurserholungen, die durchaus kräftig ausfallen können (15 bis 20%), nützen, um mit Qualitätsaktien eine halbwegs einträgliche Performance zu erreichen (6 bis 8% pro Jahr). Ein Beispiel gab ich in meiner Kolumne « Zinssenkung der Fed ante portas ? » am 2.7.02, in der ich eine Rallye von 10 bis 15% und im August das Ende derselben mit der Kolumne « Das brutale Ende der Kursrallye des Dow Jones an der Fall Street » ankündigte : In den Perioden des Tradings muss der Anleger die Börse wie eine kalte Dusche nach der Sauna ansehen, schnell rein, schnell wieder raus.

Meine in der WamS gemachten Prognosen mögen pessimistisch erscheinen, aber am letzten Wochenende veröffentlichte der Präsident der Elliott Wave International, für die Charttechniker ein alter Bekannter, der Dow werde erheblich die 5.000er Grenze unterschreiten, und er malte sogar das Schreckgespenst eines Dow Jones unter 1.000 an die Wand. « By the time the washout is over, the Dow will be under 1.000. » Sie sehen mit meinen 4.500 bis 5.000 bin ich nach wie vor der « ewige Optimist », wie mich einmal in den 80er Jahren eine Zeitung betitelte. Das mögen Sie auch daran erkennen, dass ich zum Kauf einer Allianz unter 100, einer IBM unter 65, einer Daimler oder Siemens unter 40 geraten habe, während uns die Realität noch erheblich tiefere Kurse bescherte. Aus diesem Grunde empfehle ich nach wie vor mit mutigen Kauf- und Verkaufslimits zu arbeiten ; denn die Volatilität des Marktes ist inzwischen so gross wie seit 10 Jahren nicht mehr, und beim Dax wurde sogar die Spitze von 1998 erreicht. Vergessen Sie nicht, während in den 90er Jahren bis zum Jahr 1996 der Dax eine Volatilität von 10 hatte, ist sie inzwischen 6 mal höher. Wenn Ihnen die Prognosen von Bob Prechter wirklich zu pessimistisch erscheinen, vergessen Sie bitte nicht, der Neue Markt gemessen am Nemax Allshare in Deutschland hat inzwischen mehr als 95% seines Wertes gegenüber dem Höchstpunkt vor zwei Jahren verloren, und die umsatzstärkste Börse der Welt, die Nasdaq, büsste rund 80% ein ! Auch die vorrübergehend wertmässig grösste Börse der Welt in Tokio hat mittlerweile über 80% an Wert verloren. Ich hätte es auch für kaum möglich gehalten, dass ein grundsolider Traditionswert der Verischerungsbranche, die Allianz Aktie, mehr als 80% ihres Kurswertes innerhalb von 2 Jahren verlieren kann. In der Periode nach dem Börsenkrach von 1929 waren Wertverluste von 80 bis 90% die Regel.

Wer ein Realist ist, sollte sich den Leitartikel von John Plender in der Financial Times vom 4.10. anschauen « Bubble , bubble, default trouble ». Darin erklärt der Autor, dass auch in Amerika und Grossbritannien eine « japanese style deflation » spürbar ist, und weist auf die Gefahren in unserem Pensionssystem hin. Wenn also die Pensionsverbindlichkeiten vergleichbar sind mit den Schulden des Unternehmens, dann hat sich mittlerweile durch die Kursverluste ein Riesenschuldenproblem aufgetan, das sich in einem Teufelskreis befindet, und selbst grosse, bekannte Gesellschaften in einen « highly leveraged hedge fund » verwandeln. Übrigens auch die renommierte Bank HSBC hat in ihrer letzten Studie auf eine mögliche Deflation in Deutschland hingewiesen : « The country may eventually face deflationary problems à la Japan. » Und HSBC hat sich in letzter Zeit mit äusserst prägnanten und akkuraten Prognosen hervorgetan.

Bleiben Sie ruhig, und verändern Sie die Struktur Ihres Portefeuilles nicht. Seit Jahren empfehle ich 70% in Triple A Anleihen und Cash und 30% in Qualitätsaktien. Versuchen Sie weiterhin die Markterholungen mit den Ihnen bekannten Werten auszunutzen. Ich glaube, in diesem Oktober 2002 wird wieder eine Kursrallye starten, die eine Aktie wie Allianz auf 120 katapultieren könnte, nur vergessen Sie dabei nicht, Ihren Gewinn glattzustellen (von jetzt 80 auf 120 wären 50% !), auch wenn Ihnen Analysten glaubwürdig vorrechnen, dass der « faire Wert » dieser Aktie zwischen 150 und 180 Euro liegt. Trösten Sie sich mit dem Spruch « An einem mitgenommenen Gewinn ist noch keiner gestorben ! », und holen Sie sich die Allianz-Aktie bei 80 wieder zurück.

Roland Leuschel

09.10.2002
Slater:

wenn Super Bullen wie Heiko Thieme

 
14.10.02 09:26
plötzlich vorsichtig werden und von einer 10 bis 12jährigen Seitwärtsbewegung sprechen, ist das dann nicht ein Indiz für die Wende?
Kicky:

Leuschel hatte den Börsenkrach 1987 vorausgesagt

 
21.10.02 17:10
...weist auf die Gefahren in unserem Pensionssystem hin. Wenn also die Pensionsverbindlichkeiten vergleichbar sind mit den Schulden des Unternehmens, dann hat sich mittlerweile durch die Kursverluste ein Riesenschuldenproblem aufgetan, das sich in einem Teufelskreis befindet, und selbst grosse, bekannte Gesellschaften in einen « highly leveraged hedge fund » verwandeln. Übrigens auch die renommierte Bank HSBC hat in ihrer letzten Studie auf eine mögliche Deflation in Deutschland hingewiesen : « The country may eventually face deflationary problems à la Japan. » Und HSBC hat sich in letzter Zeit mit äusserst prägnanten und akkuraten Prognosen hervorgetan.
Vorsicht bei Allianz und Daimler ?
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