Liegt das Messer schon am Boden oder fällt es noch?
News - 05.12.07 20:57
Staatsanwalt befragt Deutsche Bank
Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann steht neuer Ärger ins Haus: Die New Yorker Staatsanwaltschaft hat ihre Untersuchung im Zuge der Kreditkrise Berichten zufolge auch auf das deutsche Institut ausgeweitet. Generalstaatsanwalt Yndrew Cuomo soll bei führenden Finanzhäusern Informationen angefordert haben. Der Verdacht gegen die Banken wiegt schwer.
NEW YORK. Die großen Wall-Street-Banken geraten im Zuge der Hypothekenkrise jetzt auch ins Visier der Staatsanwaltschaft. Der New Yorker Generalstaatsanwalt Andrew Cuomo hat nach einem Bericht des "Wall Street Journals" mehrere Investmentbanken aufgefordert, Informationen über ihre Verbriefungspraktiken von Hypothekenprodukten offenzulegen. Es besteht offenbar der Verdacht, die Banken hätten die äußerst riskanten Schuldtitel an Investoren in aller Welt weiterverkauft, obwohl ihnen die dubiosen Praktiken bei der Vergabe von Baudarlehen an Schuldner mit einer geringen Bonität (Subprime) bekannt waren. Post vom Staatsanwalt sollen unter anderem Merrill Lynch, Bear Stearns und auch die Deutsche Bank bekommen haben. Die Institute lehnten eine Stellungnahme ab.
Die bereits seit dem Sommer laufende Ermittlungen des New Yorker Staatsanwalts erinnern an das Vorgehen von Eliot Spitzer. Der als "Sheriff der Wall Street" bekannte Vorgänger Cuomos und heutige Gouverneur des Bundesstaates hatte die Finanzhäuser mit zahlreichen Ermittlungen überzogen und ihnen Strafen in Milliardenhöhe aufgebrummt. Unter anderem ging es dabei auch um geschönte Aktienanalysen für dubiose Internetfirmen während des Technologiebooms. In ähnlicher Weise versucht Cuomo heute herauszufinden, ob die Wall Street wider besseres Wissen die hohen Risiken der von ihr verbrieften Hypothekenanleihen verschwiegen hat.
Ein besonderes Augenmerk gilt dabei dem Zusammenspiel von Banken und Ratingagenturen. Die Kreditwächter stehen seit Monaten in der Kritik, weil sie angeblich viel zu spät auf die wachsenden Risiken der von ihnen benoteten Kreditderivate reagiert haben. Die Banken bewerten die Bonität der von ihnen verbrieften Finanzprodukte nicht selbst, sondern verlassen sich dabei meist auf das Urteil der Ratingagenturen. Die Rolle der Kreditwächter wird bereits von der Börsenaufsicht SEC und vom US-Kongress geprüft.
Viele der notleidenden Hypotheken, die im Zentrum der aktuellen Finanzkrise stehen, wurden von den großen Investmentbanken aufgekauft, als Kreditderivate verbrieft und an Investoren rund um den Globus weitergereicht. Zur gleichen Zeit haben jedoch einige Finanzhäuser wie Goldman Sachs bereits auf einen Einbruch auf dem amerikanischen Immobilienmarkt spekuliert und sich durch gegenläufige Wetten (Hedging) vor hohen Verlusten abgesichert.
Goldman ist zudem durch eine offene Attacke des "New-York-Times"-Kolumnisten Ben Stein stark in die Kritik geraten. Stein wirft der Bank vor, die Investoren beim Verkauf von Collateralized Mortgage Obligations (CMOs) bewusst hinters Licht geführt zu haben. Außerdem habe der Goldman-Chefökonom Jan Hatzius bewusst die Lage auf dem Immobilienmarkt in düsteren Farben dargestellt, um das Hedging (short selling) seiner Bank zu sekundieren. Goldman bestreitet die Vorwürfe vehement.
Hatzius hatte kürzlich vor einem dramatischen Verfall der Hauspreise und vor hohen Verlusten der Banken gewarnt. Der Ökonom schätzt das Risiko einer Rezession in Amerika auf mehr als 40 Prozent. Der gebürtige Deutsche beurteilt den US-Immobilienmarkt allerdings seit langem äußerst skeptisch. Die Vorwürfe von Stein bezeichnet Hatzius als "unerhört".
Was wie eine abstruse Konspirationstheorie klingt, wird im US-Kongress offenbar durchaus ernst genommen. So verlangt jetzt der demokratische Senator und Präsidentschaftskandidat Christopher Dodd aus Connecticut Auskunft darüber, warum der frühere Goldman-Sachs-Chef Henry Paulson als Finanzminister erst so spät auf die Subprime-Krise reagiert habe. "Die Untätigkeit der Regierung Anfang des Jahres mehr und mehr verdächtig", sagte der US-Senator. Mit der Vermarktung von Hypothekenprodukten hatte Goldman bereits unter der Führung von Paulson begonnen.
Quelle: Handelsblatt.com
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