HINTERGRUND:Rennen zwischen Continental und T-Online um möglichen DAX-Aufstieg
FRANKFURT (dpa-AFX) - Auch zwei Tage vor dem entscheidenden Stichtag bleibt das Rennen zwischen dem Autozulieferer Continental (CON) und dem Internetdienstleister T-Online (TOI) um einen möglichen Aufstieg in den deutschen Leitindex DAX (DAX) offen. Marktexperten sind sich uneinig, welches der beiden Unternehmen den Platz des Finanzdiensleisters MLP (MLP), der die Kriterien für den DAX höchstwahrscheinlich nicht mehr erfüllt, einnehmen könnte. Im Frühjahr hatte MLP schon einmal der Rauswurf aus dem Deutschen Aktienindex gedroht.
Ausschlaggebend für den Verbleib im DAX sind vor allem Marktkapitalisierung und Börsenumsatz der Unternehmen. Der Schlusskurs an diesem Donnerstag (31. Juli) wird die Basis für die Entscheidung der Deutschen Börse AG (DB1) am 19. August sein. Die Änderungen in der Zusammensetzung des Börsenbarometers werden dann im September in Kraft treten. Andere Kandidaten für den potenziellen Aufstieg in den Deutschen Aktienindex sehen die Experten derzeit nicht. Zwar erfülle beispielsweise auch Beiersdorf (BEI) die Bedingungen, T-Online und Continental seien aber deutlich stärker.
RANGLISTEN
"In Prozent ausgedrückt sehe ich einen 70 zu 30 Prozent-Vorteil für T-Online", sagt Stephan Appelhans, Index-Experte bei der Investmentbank Dresdner Kleinwort Wasserstein (DrKW). T-Online sei von der Marktkapitalisierung ähnlich stark wie Continental und liege gleichzeitig beim Börsenumsatz vorne. Die Experten von DrKW sehen derzeit T-Online auf Platz 28 der Marktkapitalisierungs-Rangliste, knapp hinter Continental (Platz 27). Beim Börsenumsatz belege T-Online Platz 32, hier deutlich vor Continental (Platz 35).
Andere Experten wie Aktienstratege Berndt Fernow von der Landesbank Baden-Württemberg sehen hingegen grundsätzliche Gründe, die für Continental sprechen. "Die wichtige Branche der Automobilzulieferer ist noch nicht im DAX vertreten." T-Online sei hingegen eine Tochter des DAX-Schwergewichts Deutsche Telekom (DTE). "Entwicklung bei T-Online werden also indirekt schon durch den Kurs der Telekom abgebildet", sagte Fernow.
Umstritten ist auch, wie sich der unterschiedliche Streubesitz der beiden Unternehmen auf die Entscheidung auswirkt. Die einen betonen, dass Continental nach dem jüngst erfolgten Verkauf seiner restlichen eigenen Aktien einen Streubesitz von 100 Prozent erreicht hat und daher attraktiver für Anleger sei als T-Online. An dem Interdienstleister hält die Mutter Deutsche Telekom noch rund 70 Prozent. Andere Experten sehen es wiederum als Vorteil, dass der Streubesitz bei T-Online noch weiter erhöht werden kann, denn dadurch würden auch Börsenumsatz und Marktkapitalisierung nach oben getrieben.
"Das Rennen ist so knapp, dass die Entscheidung über die Positionierung bei der Marktkapitalisierung wirklich erst in den letzten Tagen fällt", sagte Georg Elsässer, Aktienexperte bei HSBC Trinkaus & Burkhardt. Er sieht unter dem Strich wiederum einen kleinen Vorteil für den Internetanbieter: "Continental erfüllt erst seit kurzem die Bedingungen beim Börsenumsatz, T-Online hingegen schon länger."
STRATEGIE
Viele Experten sehen auch die strategische Ausrichtung der Deutschen Börse als mögliches Entscheidungskriterium. So betonen Aktienstrategen und Analysten, dass T-Online das Aushängeschild des neuen TecDAX (TDXP) sei. Continental könnte deshalb möglicherweise davon profitieren, dass die Börse die Attraktivität des Neuen-Markt-Nachfolgers nicht einschränken wolle.
Ob nun der Automobilzulieferer oder der Internetdienstleister in den DAX aufrückt - profitieren können beide Titel von den Spekulationen. "In der Hoffnung auf einen Aufstieg in den DAX werden die Aktien beider Unternehmen im Vorfeld verstärkt gekauft - die Börse bildet eben erwartete zukünftige Entwicklungen ab", sagt Roland Ziegler, Aktienstratege bei der ING BHF-Bank. Dahinter steht die Hoffnung, dass die Aktie eines im DAX notierten Unternehmens von mehr Investoren wie beispielsweise Index-orientierten Fonds gekauft wird.
Allerdings wird am Tag der Entscheidung die Aktie des möglichen DAX-Aufsteigers auch wieder unter Druck geraten. "Dann werden diese Gewinne schnell wieder eingestrichen", sagte Ziegler. "Anleger, die auf eine Indexzusammengehörigkeit einer Aktie spekulieren, haben keine langfristigen Absichten."/sit/zb/sbi
--- Von Simon Thiel, dpa-AFX ---
FRANKFURT (dpa-AFX) - Auch zwei Tage vor dem entscheidenden Stichtag bleibt das Rennen zwischen dem Autozulieferer Continental (CON) und dem Internetdienstleister T-Online (TOI) um einen möglichen Aufstieg in den deutschen Leitindex DAX (DAX) offen. Marktexperten sind sich uneinig, welches der beiden Unternehmen den Platz des Finanzdiensleisters MLP (MLP), der die Kriterien für den DAX höchstwahrscheinlich nicht mehr erfüllt, einnehmen könnte. Im Frühjahr hatte MLP schon einmal der Rauswurf aus dem Deutschen Aktienindex gedroht.
Ausschlaggebend für den Verbleib im DAX sind vor allem Marktkapitalisierung und Börsenumsatz der Unternehmen. Der Schlusskurs an diesem Donnerstag (31. Juli) wird die Basis für die Entscheidung der Deutschen Börse AG (DB1) am 19. August sein. Die Änderungen in der Zusammensetzung des Börsenbarometers werden dann im September in Kraft treten. Andere Kandidaten für den potenziellen Aufstieg in den Deutschen Aktienindex sehen die Experten derzeit nicht. Zwar erfülle beispielsweise auch Beiersdorf (BEI) die Bedingungen, T-Online und Continental seien aber deutlich stärker.
RANGLISTEN
"In Prozent ausgedrückt sehe ich einen 70 zu 30 Prozent-Vorteil für T-Online", sagt Stephan Appelhans, Index-Experte bei der Investmentbank Dresdner Kleinwort Wasserstein (DrKW). T-Online sei von der Marktkapitalisierung ähnlich stark wie Continental und liege gleichzeitig beim Börsenumsatz vorne. Die Experten von DrKW sehen derzeit T-Online auf Platz 28 der Marktkapitalisierungs-Rangliste, knapp hinter Continental (Platz 27). Beim Börsenumsatz belege T-Online Platz 32, hier deutlich vor Continental (Platz 35).
Andere Experten wie Aktienstratege Berndt Fernow von der Landesbank Baden-Württemberg sehen hingegen grundsätzliche Gründe, die für Continental sprechen. "Die wichtige Branche der Automobilzulieferer ist noch nicht im DAX vertreten." T-Online sei hingegen eine Tochter des DAX-Schwergewichts Deutsche Telekom (DTE). "Entwicklung bei T-Online werden also indirekt schon durch den Kurs der Telekom abgebildet", sagte Fernow.
Umstritten ist auch, wie sich der unterschiedliche Streubesitz der beiden Unternehmen auf die Entscheidung auswirkt. Die einen betonen, dass Continental nach dem jüngst erfolgten Verkauf seiner restlichen eigenen Aktien einen Streubesitz von 100 Prozent erreicht hat und daher attraktiver für Anleger sei als T-Online. An dem Interdienstleister hält die Mutter Deutsche Telekom noch rund 70 Prozent. Andere Experten sehen es wiederum als Vorteil, dass der Streubesitz bei T-Online noch weiter erhöht werden kann, denn dadurch würden auch Börsenumsatz und Marktkapitalisierung nach oben getrieben.
"Das Rennen ist so knapp, dass die Entscheidung über die Positionierung bei der Marktkapitalisierung wirklich erst in den letzten Tagen fällt", sagte Georg Elsässer, Aktienexperte bei HSBC Trinkaus & Burkhardt. Er sieht unter dem Strich wiederum einen kleinen Vorteil für den Internetanbieter: "Continental erfüllt erst seit kurzem die Bedingungen beim Börsenumsatz, T-Online hingegen schon länger."
STRATEGIE
Viele Experten sehen auch die strategische Ausrichtung der Deutschen Börse als mögliches Entscheidungskriterium. So betonen Aktienstrategen und Analysten, dass T-Online das Aushängeschild des neuen TecDAX (TDXP) sei. Continental könnte deshalb möglicherweise davon profitieren, dass die Börse die Attraktivität des Neuen-Markt-Nachfolgers nicht einschränken wolle.
Ob nun der Automobilzulieferer oder der Internetdienstleister in den DAX aufrückt - profitieren können beide Titel von den Spekulationen. "In der Hoffnung auf einen Aufstieg in den DAX werden die Aktien beider Unternehmen im Vorfeld verstärkt gekauft - die Börse bildet eben erwartete zukünftige Entwicklungen ab", sagt Roland Ziegler, Aktienstratege bei der ING BHF-Bank. Dahinter steht die Hoffnung, dass die Aktie eines im DAX notierten Unternehmens von mehr Investoren wie beispielsweise Index-orientierten Fonds gekauft wird.
Allerdings wird am Tag der Entscheidung die Aktie des möglichen DAX-Aufsteigers auch wieder unter Druck geraten. "Dann werden diese Gewinne schnell wieder eingestrichen", sagte Ziegler. "Anleger, die auf eine Indexzusammengehörigkeit einer Aktie spekulieren, haben keine langfristigen Absichten."/sit/zb/sbi
--- Von Simon Thiel, dpa-AFX ---