Der gestrige 5teilige Mega-Artikel in der Frankfurter Allgemeine FAZ "Griechenland in der Schuldenkrise" ( www.faz.net/s/...188CFF38F3DCC40A63~ATpl~Ecommon~Sspezial.html , ) endete mit dem Griechenland-Szenario 4: "Der Euro zerfällt" ( www.faz.net/s/...5284B8868B0A44B9C1~ATpl~Ecommon~Sspezial.html ) und folgender Feststellung:
"Die Folgen: Es würde sicherlich einiges Chaos geben, politische Verwerfungen und Verunsicherung der Bürger. „Full Argentina“, ganz wie in Argentinien, nennt der amerikanische Ökonom Paul Krugman den Fall, in dem nach einem Staatsbankrott die Währung als Band zwischen Schuldner- und Gläubigerländern gesprengt wird. Argentinien hatte seinerzeit nach einer Staatspleite nicht nur seine Staatsanleihen mit einem Abschlag umgeschuldet. Es hatte auch die Koppelung seiner Währung an den Dollar abgeschafft. Der Peso verlor gegenüber dem Dollar daraufhin mehr als zwei Drittel seines Wertes. Für Argentinien war das nicht schlecht: Das machte seine Produkte im Ausland billiger. Ein Austritt aus dem Euro wäre nicht ganz vergleichbar. Trotzdem könnten Länder an der Peripherie Europas auch davon profitieren, wenn sie ihre Währung abwerten könnten. Dem stünden allerdings Umstellungskosten gegenüber - und Nachteile im Handel. Man müsste wieder mit unterschiedlichen Kursen rechnen."
Also dieser Schlussfolgerung im obigen Artikel, dass die Periphery Europas durch eine Abwertung einer eigener Währung fast nichts zu profitieren häte, kann man beim besten Willen nicht einfach so zustimmen. Dies wäre doch der wesentlichste Punkt eines Ausscheidens aus dem Euro, gäbe es da einen anderer Grund für die PIIGS?
Aber wie real sind solche Szenarien?
Bei einer Umschuldung eines oder mehreren PIIGS oder eines hair-cuts bei ihnen, über was sprechen wir denn? Wer Wird Was verlieren von den Euroländer? Ist man sich da klar? Da fragt man sich e.g. am Beispiel Griechenlands
Aber fangen wir von Vorne an. Die Staatschulden (2009) Griechenlands sind 298,032 Mrd Euro, Irlands 104,592 Mrd Euro und Portugals 127,907 Mrd Euro bzw. ca. 205.300 Mrd Euro (der Oppositions Chef Peder Passos Coelho sagte im portuguisischen Parlament am 22.10.10 das die reale Staatsschulden/BIP-Quote Portugals nicht 86% sondern 122% des BIPs sei und klagte die Regierung für fiktive Buchhaltung an).
Nehmen wir mal die "Verlierer" in einem solchen Fall den einen nach dem anderen.
Die Verteilung der PIGs Anleihe-Besitzer ist momentan:
1). 20% der Anleihen Griechenlands, Portugals und Irlands hat schon die ECB erworben.
2). 110 Mrd Euro Schulden Griechenlands, 85 Mrd Euro Schulden Irlands an, 55 Mrd Euro Schulden (kommt noch) Portugals an Rettungschirm-ESFE (bzw. an die anderen Euroländer (bis 2013))
3). Anleihen bei EU Banken (und Privatpersonen ins Ausland)
4). Anleihen in Griechenland, Irland und Portugal selbst (Banken, Versicherungen, usw.)
In Griechenland z.B., gemäss Grafik unten lagen im Portofolio Anfang 2010 nur 29% der griechischen Anleihen. Und diese Zahl ist noch viel kleiner da die ECB inzwischen auch von dort Anleihen erworben hat und durch das 110 Mrd Euro Rettungschirms-Programm ein roll-over stattfindet. Also mehr als 20% von ihren Anleihen haben die Griechen nicht mehr. Bei den Irländer oder der Portuguisen sollte es auch nicht viel anders sein.
Also rechnen wir es uns aus, z.B. für Griechenland: Staatschulden 2011 bei einer Schulden-Quote 150% des BIPs ungefähr 329,928 Mrd Euro. Eine Umschuldung von 20% bedeutet Verlust von 65,985 Mrd Euro (0,2x329,928), und ein Hair-Cut von 50% bedeutet 164,964 Mrd Euro (0,5x164,964). An diesen Verlusten würden sich die Sünder-Griechen selbst nur mit 20% beteiligen müssen, 80% davon entfällt an die anderen der Eurogruppe/EU....