Erstaunlich ist es immer wieder. Die Leidensfähigkeit der Marktteilnehmer. Seit Tagen werden Gewinnmitnahmen verkündet. Kommen sie nicht, werden sie wenigstens als unmittelbar bevorstehend erwartet. Gibt es die Gewinnmitnahmen? Betrachtet man die Charts der Indizes, klare Antwort: Nein. Sie fallen nicht.
Betrachtet man die Indikatoren: vielleicht stehen die Gewinnmitnahmen tatsächlich bevor. Immerhin der RSI z.B. liegt bei 65. Was handelt man in einer solchen Situation? Den realen Chart oder die Indis? Hier trennt sich vermutlich die Spreu vom Weizen. Die Hausfrau handelt im vollen Vertrauen auf die "mathematisch bewiesene" Zukunftserwartung -Indis erinnern immerhin an die mächtige Mutter der Erkenntnis, die Mathematik- die zukünftigen Gewinnmitnahmen.
Die Neubären per se so einzuschätzen wie ich es oben tue, ist vielleicht etwas gewagt.
Aber betrachten wir doch einmal ein Beispiel.
Seit Tagen werden alle BMW Foren mit Shortempfehlungen nach dem Motto "BMW ist gut gelaufen, jetzt ist es an der Zeit für einen Rücksetzer" zugemüllt.
Praktisch täglich werden die Shorties geschlachtet. Dies tut ihrer Besserwisserei keinen Abbruch. Im Gegenteil. Reaktion vielmehr: Jetzt gibt es noch bessere Einkaufspreise für Shorts. Ich stocke die Shorts auf.
Was ist falsch an dieser Herangehensweise?
Der Ansatz, ich shorte gut gelaufene Aktien, da wir uns in einer Seitwärtsbewegung befinden, ist es wohl nicht. Auch ich gehe von einer Seitwärtsbewegung (mit leicht positiver Tendenz) aus.
Auch ist BMW grundsätzlich ein guter Kandidat. Ich habe BMW für einen Ausbruch nach oben und als Swing-Aktie im Depot. Reiner Swing läuft bei mir über MAN.
Aber definitiv falsch ist das grenzenlose Vertrauen in die Indis.
Jeder kennt das Sprichwort wonach man nicht in ein fallendes Messer greifen soll. Eine gut laufende Aktie zu shorten, nur weil sie gut lief, ist dasselbe in Grün.
Alle Swing-Systeme, die ich kenne, funktionieren nach folgenden Prinzipien:
Suche Aktien mit einer übertriebenen Wertsteigerung von X Prozent. Fällt die Aktie an dem darauffolgen Tag (den darauffolgenden Tagen, midterm) um Y Prozent, dann gehe short.
Fällt die Aktie nicht, verfällt das Signal.
Es ist immer wieder erstaunlich wie oft gegen den Grundsatz verstoßen wird nur das zu traden was man real im Chartbild sehen kann und nicht das was einen die Indis erwarten lassen. Auch eher bearish gestimmte User des Threads (Cullen, flat) wiederholen dies gebetsmühlenartig. Flat wies auf die Gefahr RSI 65 hin. Völlig zurecht. Keineswegs würde es ihm aber einfallen nur aufgrund der magischen 65 zu shorten.
Fazit für mich nach dem Mittwoch:
Schlechte, zum Teil grottenschlechte, Zahlen. Der Markt reagiert kaum. Ein Zeichen dafür, daß der Markt eigentlich noch ein Stück nach oben will. Es ist noch Luft nach oben da. Zumindest sollte man nicht voreilig shorten. Weder BMW noch den DAX. Entweder an die Außenlinie und das Ergebnis der Kampfhandlungen abgewartet oder moderat long.
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