Aktien-Ratings
Qualen mit Qualitätsaktien
Wenn Fondsmanager erklären, sie investierten ausschließlich in Qualitätsaktien, klingt dies verdächtig nach einem platten Marketingslogan. Schließlich ist Qualität auch im Hinblick auf Aktien ein dehnbarer Begriff: Für manche Investoren ist Substanz ein Qualitätsmerkmal, für andere Gewinnwachstum, für wieder andere beides. Und welcher Manager würde schon zugeben, er investiere in Aktien minderer Qualität?
FRANKFURT. Akzeptiert man indes die von Ratingagenturen gemessene Finanzstärke eines Unternehmens als Qualitätsmerkmal, war dies zuletzt eine lohnenswerte Strategie. Denn die Aktien von Unternehmen mit einer exzellenten Finanzsituation profitierten in den letzten zwölf Monaten weit weniger vom Börsentrend als Unternehmen mit einem schlechten Rating.
Insgesamt legten in den letzten zwölf Monaten die Aktienkurse von Unternehmen aus dem Euro Stoxx 50 mit einem S&P-Bonitätsrating von „BBB“ oder schlechter im Schnitt um 20,8 Prozent zu. Das sind sechs Prozentpunkte mehr als der Index selbst.
Für Euro-Stoxx-Unternehmen mit einem Rating von mindestens „AA“ beträgt das Plus hingegen nur durchschnittlich 14,2 Prozent. Dabei rettet vor allem die Übernahmephantasie im Bankensektor die Bilanz. Ohne die mehrheitlich mit einer Top-Bonität ausgestatten Finanztitel schmilzt das durchschnittliche Kursplus der Aktien mit einem Rating von „AA“ oder besser auf gerade einmal fünf Prozent. Die rote Laterne über zwölf Monate hält der Software-Konzern SAP, ein Unternehmen, das kein Fremdkapital benötigt, daher auch kein Rating besitzt und in die Kategorie der exzellent finanzierten Unternehmen eingeordnet werden kann.
Die Zusammenhänge sind umso bemerkenswerter, als dass die Rahmenbedingungen eigentlich trotz der Schwemme billigen Fremdkapitals das Gegenteil suggerieren. Denn erstens klettern seit Ende 2005 die Zinsen und verteuern somit generell die Refinanzierung. Zweitens dürften die Risikoaufschläge für Unternehmen mit schwacher Kreditwürdigkeit nach jahrelanger Talfahrt künftig eher steigen. Drittens wird die Finanzstärke eines Unternehmens um-so wichtiger, je schneller sich in Zeiten eines eher flachen Gewinnwachstums das Karussell der Fusionen und Übernahmen dreht.
Für Anleger, die noch immer auf der Suche nach Einstiegsgelegenheiten in den Aktienmarkt sind, hat dies wichtige Implikationen. Denn ihnen ist im Jahr fünf der Hausse der Schutz vor Verlusten in Krisenszenarien zunächst wichtiger als möglichst hohe Kursgewinne. Sie tun daher gut daran, einen Blick auf die Bonität der Unternehmen zu werfen, statt blind Trends zu folgen. Die Alternative ist, ihr Geld Verwaltern anzuvertrauen, die ein be-sonderes Augenmerk auf eine exzellente Finanzsituation von Unternehmen werfen. Die sind zwar im aktuellen Umfeld nicht in der Spitzengruppe gängiger Performanceranglisten zu finden, dürften aber spätestens in der nächsten Krise den längeren Atem haben.
Quelle: HANDELSBLATT, Donnerstag, 10. Mai 2007, 06:49 Uhr
Euer
Einsamer Samariter
Qualen mit Qualitätsaktien
Wenn Fondsmanager erklären, sie investierten ausschließlich in Qualitätsaktien, klingt dies verdächtig nach einem platten Marketingslogan. Schließlich ist Qualität auch im Hinblick auf Aktien ein dehnbarer Begriff: Für manche Investoren ist Substanz ein Qualitätsmerkmal, für andere Gewinnwachstum, für wieder andere beides. Und welcher Manager würde schon zugeben, er investiere in Aktien minderer Qualität?
FRANKFURT. Akzeptiert man indes die von Ratingagenturen gemessene Finanzstärke eines Unternehmens als Qualitätsmerkmal, war dies zuletzt eine lohnenswerte Strategie. Denn die Aktien von Unternehmen mit einer exzellenten Finanzsituation profitierten in den letzten zwölf Monaten weit weniger vom Börsentrend als Unternehmen mit einem schlechten Rating.
Insgesamt legten in den letzten zwölf Monaten die Aktienkurse von Unternehmen aus dem Euro Stoxx 50 mit einem S&P-Bonitätsrating von „BBB“ oder schlechter im Schnitt um 20,8 Prozent zu. Das sind sechs Prozentpunkte mehr als der Index selbst.
Für Euro-Stoxx-Unternehmen mit einem Rating von mindestens „AA“ beträgt das Plus hingegen nur durchschnittlich 14,2 Prozent. Dabei rettet vor allem die Übernahmephantasie im Bankensektor die Bilanz. Ohne die mehrheitlich mit einer Top-Bonität ausgestatten Finanztitel schmilzt das durchschnittliche Kursplus der Aktien mit einem Rating von „AA“ oder besser auf gerade einmal fünf Prozent. Die rote Laterne über zwölf Monate hält der Software-Konzern SAP, ein Unternehmen, das kein Fremdkapital benötigt, daher auch kein Rating besitzt und in die Kategorie der exzellent finanzierten Unternehmen eingeordnet werden kann.
Die Zusammenhänge sind umso bemerkenswerter, als dass die Rahmenbedingungen eigentlich trotz der Schwemme billigen Fremdkapitals das Gegenteil suggerieren. Denn erstens klettern seit Ende 2005 die Zinsen und verteuern somit generell die Refinanzierung. Zweitens dürften die Risikoaufschläge für Unternehmen mit schwacher Kreditwürdigkeit nach jahrelanger Talfahrt künftig eher steigen. Drittens wird die Finanzstärke eines Unternehmens um-so wichtiger, je schneller sich in Zeiten eines eher flachen Gewinnwachstums das Karussell der Fusionen und Übernahmen dreht.
Für Anleger, die noch immer auf der Suche nach Einstiegsgelegenheiten in den Aktienmarkt sind, hat dies wichtige Implikationen. Denn ihnen ist im Jahr fünf der Hausse der Schutz vor Verlusten in Krisenszenarien zunächst wichtiger als möglichst hohe Kursgewinne. Sie tun daher gut daran, einen Blick auf die Bonität der Unternehmen zu werfen, statt blind Trends zu folgen. Die Alternative ist, ihr Geld Verwaltern anzuvertrauen, die ein be-sonderes Augenmerk auf eine exzellente Finanzsituation von Unternehmen werfen. Die sind zwar im aktuellen Umfeld nicht in der Spitzengruppe gängiger Performanceranglisten zu finden, dürften aber spätestens in der nächsten Krise den längeren Atem haben.
Quelle: HANDELSBLATT, Donnerstag, 10. Mai 2007, 06:49 Uhr
Euer
Einsamer Samariter