US-Wirtschaft beweist StärkeHintergrund der Krise war die Vergabe von kaum gesicherten Immobilienkrediten an Hauskäufer, die sich solche Kredite eigentlich nicht leisten konnten. Steigende Zinsbelastungen und sinkende Immobilienwerte haben dazu geführt, dass viele Kredite nicht mehr zurückgezahlt werden konnten.
Spielraum für eine Senkung hätte Bernanke, sagten Experten, der Inflationsdruck nehme ab. Die von der Fed bevorzugte Kerninflationsrate (PCE-Deflator), die am Freitag veröffentlicht wurde, lag im Juli mit einem Plus von 0,1 Prozent gegenüber dem Vormonat und 1,9 Prozent ihm Jahresvergleich leicht unter den Erwartungen. Der Konsum legte um 0,4 Prozent etwas stärker zu als erwartet, und die Einkommen lagen mit 0,5 Prozent ebenfalls über der Konsensschätzung.
Allerdings schlägt sich die Kreditkrise noch nicht in der Wirtschaftsstatistik nieder. Mit dem regionalen Einkaufsmanagerindex Chicago, dem finalen Wert des Konsumklimas der Universität von Michigan und den Auftragseingängen für die Industrie wurden am Freitag weitere Indikatoren veröffentlicht, die insgesamt positiv überraschten. "Bis zu den Juli-Daten machte die US-Konjunktur einen guten Eindruck, das bestätigen die heutigen Daten. Die Indikatoren für August und September werden im Lichte der Beeinträchtigung durch die Kreditmarktkrise von besonderer Bedeutung sein", schrieben die Volkswirte der Deka-Bank.
Märkte reagieren ernüchtertDie Märkte nahmen Bernankes Äußerungen am Freitag mit Enttäuschung auf. Nach turbulenten Wochen hofften die Investoren darauf, dass sowohl die Fed als auch die US-Regierung stützend eingreifen würde. Aktien büßten Gewinne ein, Staatsanleihen dämmten ihre Verluste des Vormittages ein.
Positiv reagierte aber der Dollar. Der Greenback fiel zwischenzeitlich gegenüber dem Euro auf den tiefsten Stand seit drei Wochen, konnte sich aber nach der Bernanke-Rede wieder berappeln. In den vergangenen Wochen hatte der Greenback wegen der Subprime-Krise deutlich zugelegt. Am Freitagnachmittag notierte der Euro bei 1,3635 $. Zwischenzeitlich lag in der Spitze bei 1,3719 $.
Neben Bernanke stand auch US-Präsident George W. Bush im Fokus. Am Freitag präsentierte er eine Reihe von Reformvorschlägen zur Überwindung der Hypothekenkrise. Sie reichten von Kredithilfen für Hausbesitzer mit Zahlungsschwierigkeiten über Steuererleichterungen bis hin zu strengeren Bedingungen für die Kreditvergabe. "Ich plane, Hausbesitzern in dieser Situation zu helfen. Aber es ist nicht die Aufgabe der Regierung, Spekulanten oder Bürger herauszupauken, die sich Häuser gekauft haben, die sie sich nicht leisten konnten", sagte Bush.
Bush schlug dem Kongress unter anderem eine Reform der Wohnungsbaubehörde des Bundes (Federal Housing Administration) vor, damit sie Kreditnehmern mit Zahlungsproblemen flexibler helfen könne. So solle die Behörde mit Kreditbürgschaften einspringen können, wenn Schuldner in Zahlungsverzug gerieten. Die Federal Housing Administration wurde während der großen Depression in den 30er Jahren geschaffen, als das Bankensystem in den USA zusammenbrach und Millionen Menschen obdachlos wurden. Jetzt besteht seine Aufgabe darin, den Immobilienerwerb vor allem ärmerer Amerikaner zu fördern.
Bush bat den Kongress außerdem um Steuererleichterungen für Hausbesitzer mit Zahlungsschwierigkeiten. So sollen die zuständigen Ministerien zudem Hilfsprogramme für Kreditnehmer mit Zahlungsproblemen ausarbeiten, um Insolvenzen zu vermeiden. Desweiteren sprach sich Bush für strengere Regeln bei der Kreditvergabe aus. Der US-Präsident will außerdem Immobilienmaklern strengere Transparenzauflagen verordnen und sie dazu zwingen, verständliche Dokumente vorzulegen.
Fitch erwartet Ergebnisverschlechterung bei BankenDie Ratingagentur Fitch gab Entwarnung für das europäische Bankensystem. Nach den Schieflagen der Deutschen Industriebank IKB und der Sachsen LB seien keine weiteren großen negativen Effekte zu befürchten, schrieb Fitch in einem am Freitag veröffentlichten Bericht. Allerdings sei mit schlechteren Ergebnissen ab dem dritten Quartal zu rechnen. "Kurzfristig werden die Ergebnisse unter Druck stehen. Die Ertragssituation wird mittelfristig aller Voraussicht nach anspruchsvoller als in den Jahren zuvor", sagte Gerry Rawcliffe, Managing Director bei Fitch.
Die Bonitätswächter betonten, dass derzeit der Mangel an Information das Hauptproblem sei. Viele Marktteilnehmer würden sich zurückhalten und abwarten, bis sie Klarheit über die Risiken bekämen, sagte Fitch.
Von Tobias Bayer (Frankfurt)
Quelle: Financial Times Deutschland
J.B.