Der Goldpreis ist gestern deutlich gesunken. Auch der Kurs der Futures für Öl der Sorten Light Crude (leichtes US-Öl), für Heating Oil und der führenden Nordseesorte Brent Crude ging im New Yorker Terminhandel (Nymex) zurück.
Diese Ölpreisentwicklung geht auf die Charttechnik zurück, in welcher der Aufwärtstrend dominiert. Nachdem in den vergangenen Tagen immer neue Rekordhöhen erreicht wurden, entschlossen sich viele Investoren, ihre Gewinne mitzunehmen. Hinzu kommt, dass der Irak seinen Ausstoß im September deutlich erhöhen konnte, so dass das Ölangebot nach Meinung vielen Händler ausreichen müsste.
Ursache für den Ölpreisanstieg in den vergangenen Tagen waren die Schäden, welche die Wirbelstürme "Ivan" "Jeanne" und anrichteten und damit neue Versorgungslücken auslösten. Da die Raffinerien noch immer nicht ihre volle Leistung bringen können fehlt rund ein Drittel der Ölförderung aus dem Golf von Mexiko. Hinzu kommt die Gefahr von Lieferausfällen infolge des Steuerstreits bei Yukos sowie der Streiks in Nigeria und Norwegen. Dagegen erhöhte das DOE seine Nachfrageprognose für das vierte Quartal auf 84,4 Millionen Barrel pro Tag.
In Nigeria kündigten Gewerkschaftsvertreter landesweite Streiks der Ölarbeiter an, die voraussichtlich die Ölproduktion mindern. Zuvor scheiterten die Verhandlungen mit der Regierung über die staatlich festgelegten Benzinpreise. Das größte afrikanische Ölförderland fördert täglich rund 2,5 Millionen Barrel Öl.
Das OPEC-Kartell hielt am 15. September in Wien seine reguläre Ministersitzung ab, um über eine Fördermengenausweitung sowie eine Erhöhungen des Preisbands zu beraten. Hierbei beschlossen sie, die Förderung ab November um 1 Million Barrel pro Tag zu erhöhen. Bedeutende Marktauswirken wird dies aber nicht haben, da die tatsächliche Fördermenge rund 2 Mio. Barrel pro Tag über der offiziellen Förderquote liegt. Die Diskussion über ein neues Preisband wurde ergebnislos abgebrochen. Inzwischen ist das Kartell mit über 30 Millionen Barrel an der Grenze seiner Förderkapazitäten angelangt.
Das Umfeld für hohe Preise besteht weiterhin. Die Aussichten auf deutlich sinkende Preise sind somit gering. Ursache ist auch die anhaltende Terrorangst. US-Heimatschutzminister Tom Ridge hatte gewarnt, El Kaida bereite im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen am 2. November neue Anschläge in den USA vor. Auch die anhaltenden Terroranschläge auf Öleinrichtungen sprechen in der langfristigen Betrachtung für einen fortgesetzten Aufwärtstrend. Der Unsicherheitsaufschlag kann sich nur langsam auflösen, wenn sich die geopolitischen Umstände entspannen.
In der kurz- und mittelfristigen Betrachtung verhindert jedoch die angespannte Lage um die US-Heizölversorgung einen deutlichen Preisrückgang. So mehren sich die Sorgen über eine Heizölverknappung zum Winter. Die weltweiten Raffineriekapazitäten für die Verarbeitung des Rohöls sind zu gering, um den steigenden Bedarf zu decken. Infolge der häufigen Raffinerieausfälle in den USA gerät das Land zunehmend in die Abhängigkeit von Öl- und nun auch von Heizölproduzenten im Ausland. Der Bau neuer Raffinerien wird sehr viel Zeit und Geld kosten.
Längerfristig besteht die Möglichkeit steigender Preise, da der Ölbedarf in den kommenden Jahren rasant wachsen wird. Neue Märkte wie China verursachen eine zusätzliche Verknappung des Ölangebots. China benötigt für sein beeindruckendes Wirtschaftswachstum viel Öl. Zudem wächst im Reich der Mitte der Autoabsatz beträchtlich und dementsprechend auch der Benzinbedarf. Durch seine Verschwendung ist das Reich der Mitte, die mittlerweile sechstgrößte Wirtschaft der Erde, zum zweitgrößten Ölverbraucher aufgestiegen. Allein in den ersten acht Monaten 2004 importierte China rund 70,63 Millionen Tonnen Rohöl, was einem Zuwachs von 39,3 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum entsprach.
Der Kurs des Euro sank von 1,232 Dollar am letzten Handelstag auf nun 1,2325 Dollar. Mitte Februar erreichte der Euro ein Rekordhoch von 1,2927 Dollar, und liegt heute über seinem Kurs bei der Einführung der Gemeinschaftswährung am 04. Januar 1999 von 1,1886 Dollar. Ein schwächerer Dollar macht das in US-Dollar angeschriebene Gold und Öl für Anleger aus anderen Währungsräumen billiger und damit attraktiver. Allerdings führt er auch dazu, dass die OPEC nichts gegen die hohen Preise unternimmt, da die Einnahmen des Kartells an Wert verlieren.
- Feinunze Gold: 416,60 Dollar (-6,80 Dolllar)
- Feinunze Silber: 7,055 Dollar (-0,197 Dollar)
- Light Crude: 52,18 Dollar (-1,16 Dollar)
- Brent Crude: 48,45 Dollar (-0,14 Dollar)
- Heating Oil: 1,4545 Dollar (-0,0162 Dollar)
Die unterschiedlichen Preise werden durch die Qualität des Öls gerechtfertigt. Je höherwertiger das Öl ist, um so kostengünstiger ist seine Weiterverarbeitung.
Quelle: Finanzen.de vom 13.10.2004 / 12:21:00
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Der Einsame Samariter